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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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jedesmahl, wenn ich in den langen Alleen
wandelte, und bald bei dieser, bald bei je¬
ner üppigen Baumgruppe stehen blieb, in
neuer Schönheit zu erglänzen. -- Gerade in
diesem Garten traf ich den Prior Leonar¬
dus, als ich zum erstenmal das Kloster be¬
suchte, um mein Empfehlungsschreiben von
der Aebtissin abzugeben. -- Die dem Prior
eigne Freundlichkeit wurde noch erhöht, als
er den Brief las, und er wußte so viel an¬
ziehendes von der herrlichen Frau, die er
schon in frühen Jahren in Rom kennen ge¬
lernt, zu sagen, daß er schon dadurch im
ersten Augenblick mich ganz an sich zog.
Er war von den Brüdern umgeben, und
man durchblickte bald das ganze Verhältniß
des Priors mit den Mönchen, die ganze klö¬
sterliche Einrichtung und Lebensweise: die
Ruhe und Heiterkeit des Geistes, welche sich
in dem Aeußerlichen des Priors deutlich aus¬
sprach, verbreitete sich über alle Brüder.
Man sah nirgends eine Spur des Mißmuths

jedesmahl, wenn ich in den langen Alleen
wandelte, und bald bei dieſer, bald bei je¬
ner uͤppigen Baumgruppe ſtehen blieb, in
neuer Schoͤnheit zu erglaͤnzen. — Gerade in
dieſem Garten traf ich den Prior Leonar¬
dus, als ich zum erſtenmal das Kloſter be¬
ſuchte, um mein Empfehlungsſchreiben von
der Aebtiſſin abzugeben. — Die dem Prior
eigne Freundlichkeit wurde noch erhoͤht, als
er den Brief las, und er wußte ſo viel an¬
ziehendes von der herrlichen Frau, die er
ſchon in fruͤhen Jahren in Rom kennen ge¬
lernt, zu ſagen, daß er ſchon dadurch im
erſten Augenblick mich ganz an ſich zog.
Er war von den Bruͤdern umgeben, und
man durchblickte bald das ganze Verhaͤltniß
des Priors mit den Moͤnchen, die ganze kloͤ¬
ſterliche Einrichtung und Lebensweiſe: die
Ruhe und Heiterkeit des Geiſtes, welche ſich
in dem Aeußerlichen des Priors deutlich aus¬
ſprach, verbreitete ſich uͤber alle Bruͤder.
Man ſah nirgends eine Spur des Mißmuths

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[25/0041] jedesmahl, wenn ich in den langen Alleen wandelte, und bald bei dieſer, bald bei je¬ ner uͤppigen Baumgruppe ſtehen blieb, in neuer Schoͤnheit zu erglaͤnzen. — Gerade in dieſem Garten traf ich den Prior Leonar¬ dus, als ich zum erſtenmal das Kloſter be¬ ſuchte, um mein Empfehlungsſchreiben von der Aebtiſſin abzugeben. — Die dem Prior eigne Freundlichkeit wurde noch erhoͤht, als er den Brief las, und er wußte ſo viel an¬ ziehendes von der herrlichen Frau, die er ſchon in fruͤhen Jahren in Rom kennen ge¬ lernt, zu ſagen, daß er ſchon dadurch im erſten Augenblick mich ganz an ſich zog. Er war von den Bruͤdern umgeben, und man durchblickte bald das ganze Verhaͤltniß des Priors mit den Moͤnchen, die ganze kloͤ¬ ſterliche Einrichtung und Lebensweiſe: die Ruhe und Heiterkeit des Geiſtes, welche ſich in dem Aeußerlichen des Priors deutlich aus¬ ſprach, verbreitete ſich uͤber alle Bruͤder. Man ſah nirgends eine Spur des Mißmuths

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/41>, abgerufen am 25.04.2024.