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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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in meinen Armen, und diese stolze feind¬
liche Fürstin soll selbst das Hochzeitslager
bereiten, dem siegenden Mönch, den sie ver¬
achtet. -- In solchen Gedanken arbeitend,
rief ich oft laut Aureliens Namen und lachte
und heulte wie ein Wahnsinniger. Aber bald
legte sich der Sturm. Ich wurde ruhiger
und fähig, darüber Entschlüsse zu fassen, wie
ich nun mich Aurelien nähern wollte. --
Eben schlich ich eines Tages durch den Park,
nachsinnend, ob es rathsam sey, die Abend¬
gesellschaft zu besuchen, die der Fürst ansa¬
gen lassen, als man von hinten her auf mei¬
ne Schulter klopfte. Ich wandte mich um,
der Leibarzt stand vor mir. "Erlauben Sie
mir Ihren werthen Puls!" fing er sogleich
an, und griff, starr mir ins Auge blickend
nach meinem Arm. "Was bedeutet das?
frug ich erstaunt." Nicht viel, fuhr er fort:
es soll hier still und heimlich einige Tollheit
umherschleichen, die die Menschen recht ban¬
ditenmäßig überfällt und ihnen eins versetzt,

in meinen Armen, und dieſe ſtolze feind¬
liche Fuͤrſtin ſoll ſelbſt das Hochzeitslager
bereiten, dem ſiegenden Moͤnch, den ſie ver¬
achtet. — In ſolchen Gedanken arbeitend,
rief ich oft laut Aureliens Namen und lachte
und heulte wie ein Wahnſinniger. Aber bald
legte ſich der Sturm. Ich wurde ruhiger
und faͤhig, daruͤber Entſchluͤſſe zu faſſen, wie
ich nun mich Aurelien naͤhern wollte. —
Eben ſchlich ich eines Tages durch den Park,
nachſinnend, ob es rathſam ſey, die Abend¬
geſellſchaft zu beſuchen, die der Fuͤrſt anſa¬
gen laſſen, als man von hinten her auf mei¬
ne Schulter klopfte. Ich wandte mich um,
der Leibarzt ſtand vor mir. „Erlauben Sie
mir Ihren werthen Puls!“ fing er ſogleich
an, und griff, ſtarr mir ins Auge blickend
nach meinem Arm. „Was bedeutet das?
frug ich erſtaunt.“ Nicht viel, fuhr er fort:
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umherſchleichen, die die Menſchen recht ban¬
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[12/0020] in meinen Armen, und dieſe ſtolze feind¬ liche Fuͤrſtin ſoll ſelbſt das Hochzeitslager bereiten, dem ſiegenden Moͤnch, den ſie ver¬ achtet. — In ſolchen Gedanken arbeitend, rief ich oft laut Aureliens Namen und lachte und heulte wie ein Wahnſinniger. Aber bald legte ſich der Sturm. Ich wurde ruhiger und faͤhig, daruͤber Entſchluͤſſe zu faſſen, wie ich nun mich Aurelien naͤhern wollte. — Eben ſchlich ich eines Tages durch den Park, nachſinnend, ob es rathſam ſey, die Abend¬ geſellſchaft zu beſuchen, die der Fuͤrſt anſa¬ gen laſſen, als man von hinten her auf mei¬ ne Schulter klopfte. Ich wandte mich um, der Leibarzt ſtand vor mir. „Erlauben Sie mir Ihren werthen Puls!“ fing er ſogleich an, und griff, ſtarr mir ins Auge blickend nach meinem Arm. „Was bedeutet das? frug ich erſtaunt.“ Nicht viel, fuhr er fort: es ſoll hier ſtill und heimlich einige Tollheit umherſchleichen, die die Menſchen recht ban¬ ditenmaͤßig uͤberfaͤllt und ihnen eins verſetzt,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/20>, abgerufen am 19.04.2024.