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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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daß sie laut aufkreischen müssen, klingt das
auch zuweilen nur wie ein unsinnig' Lachen.
Indessen kann alles auch nur ein Fantasma,
oder jener tolle Teufel nur ein gelindes Fie¬
ber mit steigender Hitze seyn, darum erlauben
Sie Ihren werthen Puls, Liebster! -- "Ich
versichere Sie, mein Herr! daß ich von dem
Allen kein Wort verstehe!" So fiel ich ein,
aber der Leibarzt hatte meinen Arm gefaßt
und zählte den Puls mit zum Himmel ge¬
richtetem Blick -- eins -- zwei, drei. -- Mir
war sein wunderliches Betragen räthselhaft,
ich drang in ihn, mir doch nur zu sagen,
was er eigentlich wolle. "Sie wissen also
nicht, werther Herr Leonard, daß Sie neu¬
lich den ganzen Hof in Schrecken und Be¬
stürzung gesetzt haben? -- Die Oberhofmei¬
sterin leidet bis dato an Krämpfen, und der
Consistorial-Präsident versäumt die wichtig¬
sten Sessionen, weil es Ihnen beliebt hat,
über seine podagrischen Füße wegzurennen,
so daß er, im Lehnstuhl sitzend, noch über man¬

daß ſie laut aufkreiſchen muͤſſen, klingt das
auch zuweilen nur wie ein unſinnig' Lachen.
Indeſſen kann alles auch nur ein Fantasma,
oder jener tolle Teufel nur ein gelindes Fie¬
ber mit ſteigender Hitze ſeyn, darum erlauben
Sie Ihren werthen Puls, Liebſter! — „Ich
verſichere Sie, mein Herr! daß ich von dem
Allen kein Wort verſtehe!“ So fiel ich ein,
aber der Leibarzt hatte meinen Arm gefaßt
und zaͤhlte den Puls mit zum Himmel ge¬
richtetem Blick — eins — zwei, drei. — Mir
war ſein wunderliches Betragen raͤthſelhaft,
ich drang in ihn, mir doch nur zu ſagen,
was er eigentlich wolle. „Sie wiſſen alſo
nicht, werther Herr Leonard, daß Sie neu¬
lich den ganzen Hof in Schrecken und Be¬
ſtuͤrzung geſetzt haben? — Die Oberhofmei¬
ſterin leidet bis dato an Kraͤmpfen, und der
Conſiſtorial-Praͤſident verſaͤumt die wichtig¬
ſten Seſſionen, weil es Ihnen beliebt hat,
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[13/0021] daß ſie laut aufkreiſchen muͤſſen, klingt das auch zuweilen nur wie ein unſinnig' Lachen. Indeſſen kann alles auch nur ein Fantasma, oder jener tolle Teufel nur ein gelindes Fie¬ ber mit ſteigender Hitze ſeyn, darum erlauben Sie Ihren werthen Puls, Liebſter! — „Ich verſichere Sie, mein Herr! daß ich von dem Allen kein Wort verſtehe!“ So fiel ich ein, aber der Leibarzt hatte meinen Arm gefaßt und zaͤhlte den Puls mit zum Himmel ge¬ richtetem Blick — eins — zwei, drei. — Mir war ſein wunderliches Betragen raͤthſelhaft, ich drang in ihn, mir doch nur zu ſagen, was er eigentlich wolle. „Sie wiſſen alſo nicht, werther Herr Leonard, daß Sie neu¬ lich den ganzen Hof in Schrecken und Be¬ ſtuͤrzung geſetzt haben? — Die Oberhofmei¬ ſterin leidet bis dato an Kraͤmpfen, und der Conſiſtorial-Praͤſident verſaͤumt die wichtig¬ ſten Seſſionen, weil es Ihnen beliebt hat, uͤber ſeine podagriſchen Fuͤße wegzurennen, ſo daß er, im Lehnſtuhl ſitzend, noch uͤber man¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/21>, abgerufen am 20.04.2024.