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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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und er müsse mich daran erinnern, daß es
dem Criminalgericht nicht an Mitteln fehlen
würde, auch dem kleinsten von mir angege¬
benen Umstande nachzuspüren, weshalb ich
denn ja der strengsten Wahrheit treu bleiben
möge. Diese Ermahnung, die der Richter,
ein kleiner dürrer Mann mit fuchsrothen
Haaren, mit heiserer, lächerlich quäckender
Stimme mir hielt, indem er die grauen Au¬
gen weit aufriß, fiel auf einen fruchtbaren
Boden; denn ich erinnerte mich nun daß ich
in meiner Erzählung den Faden genau so
aufgreifen und fortspinnen müsse, wie ich ihn
angelegt, als ich bei Hofe meinen Namen
und Geburtsort angab. Auch war es wohl
nöthig, alles Auffallende vermeidend, meinen
Lebenslauf ins Alltägliche, aber weit Entfern¬
te, Ungewisse zu spielen, so daß die weitern
Nachforschungen dadurch auf jeden Fall weit
aussehend und schwierig werden mußten. In
dem Augenblicke kam mir auch ein junger
Pole ins Gedächtniß, mit dem ich auf dem

und er muͤſſe mich daran erinnern, daß es
dem Criminalgericht nicht an Mitteln fehlen
wuͤrde, auch dem kleinſten von mir angege¬
benen Umſtande nachzuſpuͤren, weshalb ich
denn ja der ſtrengſten Wahrheit treu bleiben
moͤge. Dieſe Ermahnung, die der Richter,
ein kleiner duͤrrer Mann mit fuchsrothen
Haaren, mit heiſerer, laͤcherlich quaͤckender
Stimme mir hielt, indem er die grauen Au¬
gen weit aufriß, fiel auf einen fruchtbaren
Boden; denn ich erinnerte mich nun daß ich
in meiner Erzaͤhlung den Faden genau ſo
aufgreifen und fortſpinnen muͤſſe, wie ich ihn
angelegt, als ich bei Hofe meinen Namen
und Geburtsort angab. Auch war es wohl
noͤthig, alles Auffallende vermeidend, meinen
Lebenslauf ins Alltaͤgliche, aber weit Entfern¬
te, Ungewiſſe zu ſpielen, ſo daß die weitern
Nachforſchungen dadurch auf jeden Fall weit
ausſehend und ſchwierig werden mußten. In
dem Augenblicke kam mir auch ein junger
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[23/0031] und er muͤſſe mich daran erinnern, daß es dem Criminalgericht nicht an Mitteln fehlen wuͤrde, auch dem kleinſten von mir angege¬ benen Umſtande nachzuſpuͤren, weshalb ich denn ja der ſtrengſten Wahrheit treu bleiben moͤge. Dieſe Ermahnung, die der Richter, ein kleiner duͤrrer Mann mit fuchsrothen Haaren, mit heiſerer, laͤcherlich quaͤckender Stimme mir hielt, indem er die grauen Au¬ gen weit aufriß, fiel auf einen fruchtbaren Boden; denn ich erinnerte mich nun daß ich in meiner Erzaͤhlung den Faden genau ſo aufgreifen und fortſpinnen muͤſſe, wie ich ihn angelegt, als ich bei Hofe meinen Namen und Geburtsort angab. Auch war es wohl noͤthig, alles Auffallende vermeidend, meinen Lebenslauf ins Alltaͤgliche, aber weit Entfern¬ te, Ungewiſſe zu ſpielen, ſo daß die weitern Nachforſchungen dadurch auf jeden Fall weit ausſehend und ſchwierig werden mußten. In dem Augenblicke kam mir auch ein junger Pole ins Gedaͤchtniß, mit dem ich auf dem

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/31>, abgerufen am 29.03.2024.