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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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"aufzuzeichnen; die Brieftasche lag vor mir
"auf dem Tische. Bald darauf kam ein Rei¬
"ter daher gesprengt, dessen sonderbare Klei¬
"dung und verwildertes Ansehen meine Auf¬
"merksamkeit erregte. Er trat ins Zimmer,
"forderte einen Trunk und setzte sich, finster
"und scheu mich anblickend, mir gegenüber
"an den Tisch. Der Mann war mir unheim¬
"lich, ich trat daher ins Freie hinaus. Bald
"darauf kam auch der Reiter, bezahlte den
"Wirth und sprengte, mich flüchtig grüßend,
"davon. Ich stand im Begriff, weiter zu ge¬
"hen, als ich mich der Brieftasche erinnerte,
"die ich in der Stube auf dem Tische liegen
"lassen; ich ging hinein und fand sie noch auf
"dem alten Platz. Erst des andern Tages, als ich
"die Brieftasche hervorzog, entdeckte ich, daß
"es nicht die meinige war, sondern daß sie wahr¬
"scheinlich dem Fremden gehörte, der gewiß aus
"Irrthum die meinige eingesteckt hatte. Nur
"einige mir unverständliche Notizen und
"mehrere an einen Grafen Viktorin gerich¬

„aufzuzeichnen; die Brieftaſche lag vor mir
„auf dem Tiſche. Bald darauf kam ein Rei¬
„ter daher geſprengt, deſſen ſonderbare Klei¬
„dung und verwildertes Anſehen meine Auf¬
„merkſamkeit erregte. Er trat ins Zimmer,
„forderte einen Trunk und ſetzte ſich, finſter
„und ſcheu mich anblickend, mir gegenuͤber
„an den Tiſch. Der Mann war mir unheim¬
„lich, ich trat daher ins Freie hinaus. Bald
„darauf kam auch der Reiter, bezahlte den
„Wirth und ſprengte, mich fluͤchtig gruͤßend,
„davon. Ich ſtand im Begriff, weiter zu ge¬
„hen, als ich mich der Brieftaſche erinnerte,
„die ich in der Stube auf dem Tiſche liegen
„laſſen; ich ging hinein und fand ſie noch auf
„dem alten Platz. Erſt des andern Tages, als ich
„die Brieftaſche hervorzog, entdeckte ich, daß
„es nicht die meinige war, ſondern daß ſie wahr¬
„ſcheinlich dem Fremden gehoͤrte, der gewiß aus
„Irrthum die meinige eingeſteckt hatte. Nur
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[30/0038] „aufzuzeichnen; die Brieftaſche lag vor mir „auf dem Tiſche. Bald darauf kam ein Rei¬ „ter daher geſprengt, deſſen ſonderbare Klei¬ „dung und verwildertes Anſehen meine Auf¬ „merkſamkeit erregte. Er trat ins Zimmer, „forderte einen Trunk und ſetzte ſich, finſter „und ſcheu mich anblickend, mir gegenuͤber „an den Tiſch. Der Mann war mir unheim¬ „lich, ich trat daher ins Freie hinaus. Bald „darauf kam auch der Reiter, bezahlte den „Wirth und ſprengte, mich fluͤchtig gruͤßend, „davon. Ich ſtand im Begriff, weiter zu ge¬ „hen, als ich mich der Brieftaſche erinnerte, „die ich in der Stube auf dem Tiſche liegen „laſſen; ich ging hinein und fand ſie noch auf „dem alten Platz. Erſt des andern Tages, als ich „die Brieftaſche hervorzog, entdeckte ich, daß „es nicht die meinige war, ſondern daß ſie wahr¬ „ſcheinlich dem Fremden gehoͤrte, der gewiß aus „Irrthum die meinige eingeſteckt hatte. Nur „einige mir unverſtaͤndliche Notizen und „mehrere an einen Grafen Viktorin gerich¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/38>, abgerufen am 28.03.2024.