ursacht, war nun vorüber und Peregrinus setzte sich an den Tisch, um ruhig die andern glänzenden Ga¬ ben in näheren Augenschein zu nehmen. Mit Wohl¬ behagen verzehrte Peregrinus einigen Marzipan, in¬ dem er diese, jene Gliederpuppe ihre Künste machen ließ, in dieses, jenes Bilderbuch kuckte, dann Heer¬ schau hielt über seine Armee, die er sehr zweckmäßig uniformirt und mit Recht deshalb unüberwindlich fand, weil kein einziger Soldat einen Magen im Leibe, zu¬ letzt aber fortschritt zum Jagdwesen. Mit Verdruß gewahrte er jetzt, daß nur eine Hasen- und Fuchs¬ jagd vorhanden, die Hirschjagd so wie die wilde Schweins¬ jagd aber durchaus fehlte. Auch diese Jagd mußte ja da seyn, keiner konnte das besser wissen als Peregri¬ nus, der alles selbst mit unsäglicher Mühe und Sorg¬ falt eingekauft. --
Doch! -- höchst nöthig scheint es, den günstigen Leser vor den ärgsten Mißverständnissen zu bewahren, in die er gerathen könnte, wenn der Autor ins Gelag hinein weiter erzählte, ohne daran zu denken, daß er wohl weiß, was es mit der ganzen Weihnachts-Aus¬ stellung, von der gesprochen wird, für ein Bewand¬ niß hat, nicht aber der gütige Leser, der eben erfah¬ ren will, was er nicht weiß.
urſacht, war nun vorüber und Peregrinus ſetzte ſich an den Tiſch, um ruhig die andern glänzenden Ga¬ ben in näheren Augenſchein zu nehmen. Mit Wohl¬ behagen verzehrte Peregrinus einigen Marzipan, in¬ dem er dieſe, jene Gliederpuppe ihre Künſte machen ließ, in dieſes, jenes Bilderbuch kuckte, dann Heer¬ ſchau hielt über ſeine Armee, die er ſehr zweckmäßig uniformirt und mit Recht deshalb unüberwindlich fand, weil kein einziger Soldat einen Magen im Leibe, zu¬ letzt aber fortſchritt zum Jagdweſen. Mit Verdruß gewahrte er jetzt, daß nur eine Haſen- und Fuchs¬ jagd vorhanden, die Hirſchjagd ſo wie die wilde Schweins¬ jagd aber durchaus fehlte. Auch dieſe Jagd mußte ja da ſeyn, keiner konnte das beſſer wiſſen als Peregri¬ nus, der alles ſelbſt mit unſäglicher Mühe und Sorg¬ falt eingekauft. —
Doch! — höchſt nöthig ſcheint es, den günſtigen Leſer vor den ärgſten Mißverſtändniſſen zu bewahren, in die er gerathen könnte, wenn der Autor ins Gelag hinein weiter erzählte, ohne daran zu denken, daß er wohl weiß, was es mit der ganzen Weihnachts-Aus¬ ſtellung, von der geſprochen wird, für ein Bewand¬ niß hat, nicht aber der gütige Leſer, der eben erfah¬ ren will, was er nicht weiß.
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urſacht, war nun vorüber und Peregrinus ſetzte ſich
an den Tiſch, um ruhig die andern glänzenden Ga¬
ben in näheren Augenſchein zu nehmen. Mit Wohl¬
behagen verzehrte Peregrinus einigen Marzipan, in¬
dem er dieſe, jene Gliederpuppe ihre Künſte machen
ließ, in dieſes, jenes Bilderbuch kuckte, dann Heer¬
ſchau hielt über ſeine Armee, die er ſehr zweckmäßig
uniformirt und mit Recht deshalb unüberwindlich fand,
weil kein einziger Soldat einen Magen im Leibe, zu¬
letzt aber fortſchritt zum Jagdweſen. Mit Verdruß
gewahrte er jetzt, daß nur eine Haſen- und Fuchs¬
jagd vorhanden, die Hirſchjagd ſo wie die wilde Schweins¬
jagd aber durchaus fehlte. Auch dieſe Jagd mußte ja
da ſeyn, keiner konnte das beſſer wiſſen als Peregri¬
nus, der alles ſelbſt mit unſäglicher Mühe und Sorg¬
falt eingekauft. —
Doch! — höchſt nöthig ſcheint es, den günſtigen
Leſer vor den ärgſten Mißverſtändniſſen zu bewahren,
in die er gerathen könnte, wenn der Autor ins Gelag
hinein weiter erzählte, ohne daran zu denken, daß er
wohl weiß, was es mit der ganzen Weihnachts-Aus¬
ſtellung, von der geſprochen wird, für ein Bewand¬
niß hat, nicht aber der gütige Leſer, der eben erfah¬
ren will, was er nicht weiß.
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/12>, abgerufen am 25.04.2024.
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