Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Chatten.
Ut primum adoleverint, crinem barbamque
submittere, nec nisi hoste caeso exuere vo¬
tivum obligatumque virtuli oris habitum.
ignavis et imbellibus manet squator.

Tacitus de Germ. cap. 31.
Sitte war's in alten Tagen
Bei der edlen Chattenschaar:
Bis man einen Feind erschlagen,
Ließ man wachsen Bart und Haar.
Auch noch heute giebt es Chatten,
Die mit langen Bärten gehn,
Weil sie noch das Glück nicht hatten,
Irgend einen Feind zu sehn. --
Wo die meisten Feinde waren,
Drang der Chatte wild hinein,
Von des Leibes Feigheitshaaren
Wollt' er zeitig sich befrein.
Wir auch haben heute Chatten,
Die mit langen Bärten gehn,
Doch sie wollen auch den Schatten
Eines Feindes nicht mal sehn.

Chatten.
Ut primum adoleverint, crinem barbamque
submittere, nec nisi hoste caeso exuere vo¬
tivum obligatumque virtuli oris habitum.
ignavis et imbellibus manet squator.

Tacitus de Germ. cap. 31.
Sitte war's in alten Tagen
Bei der edlen Chattenſchaar:
Bis man einen Feind erſchlagen,
Ließ man wachſen Bart und Haar.
Auch noch heute giebt es Chatten,
Die mit langen Bärten gehn,
Weil ſie noch das Glück nicht hatten,
Irgend einen Feind zu ſehn. —
Wo die meiſten Feinde waren,
Drang der Chatte wild hinein,
Von des Leibes Feigheitshaaren
Wollt' er zeitig ſich befrein.
Wir auch haben heute Chatten,
Die mit langen Bärten gehn,
Doch ſie wollen auch den Schatten
Eines Feindes nicht mal ſehn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0028" n="10"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Chatten.</hi><lb/>
          </head>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">Ut primum adoleverint, crinem barbamque<lb/>
submittere, nec nisi hoste caeso exuere vo¬<lb/>
tivum obligatumque virtuli oris habitum.<lb/>
ignavis et imbellibus manet squator.</hi><lb/>
            </quote>
            <bibl> <hi rendition="#aq #i">Tacitus de Germ. cap.</hi> <hi rendition="#i">31.</hi><lb/>
            </bibl>
          </cit>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Sitte war's in alten Tagen</l><lb/>
              <l>Bei der edlen Chatten&#x017F;chaar:</l><lb/>
              <l>Bis man einen Feind er&#x017F;chlagen,</l><lb/>
              <l>Ließ man wach&#x017F;en Bart und Haar.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Auch noch heute giebt es Chatten,</l><lb/>
              <l>Die mit langen Bärten gehn,</l><lb/>
              <l>Weil &#x017F;ie noch das Glück nicht hatten,</l><lb/>
              <l>Irgend einen Feind zu &#x017F;ehn. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Wo die mei&#x017F;ten Feinde waren,</l><lb/>
              <l>Drang der Chatte wild hinein,</l><lb/>
              <l>Von des Leibes Feigheitshaaren</l><lb/>
              <l>Wollt' er zeitig &#x017F;ich befrein.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Wir auch haben heute Chatten,</l><lb/>
              <l>Die mit langen Bärten gehn,</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;ie wollen auch den Schatten</l><lb/>
              <l>Eines Feindes nicht mal &#x017F;ehn.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0028] Chatten. Ut primum adoleverint, crinem barbamque submittere, nec nisi hoste caeso exuere vo¬ tivum obligatumque virtuli oris habitum. ignavis et imbellibus manet squator. Tacitus de Germ. cap. 31. Sitte war's in alten Tagen Bei der edlen Chattenſchaar: Bis man einen Feind erſchlagen, Ließ man wachſen Bart und Haar. Auch noch heute giebt es Chatten, Die mit langen Bärten gehn, Weil ſie noch das Glück nicht hatten, Irgend einen Feind zu ſehn. — Wo die meiſten Feinde waren, Drang der Chatte wild hinein, Von des Leibes Feigheitshaaren Wollt' er zeitig ſich befrein. Wir auch haben heute Chatten, Die mit langen Bärten gehn, Doch ſie wollen auch den Schatten Eines Feindes nicht mal ſehn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/28
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/28>, abgerufen am 24.04.2024.