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Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.

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Wiegenlied.
Vaterland, Fürsten, Verfassung u. dgl, scheinen nicht
die Hebel zu sein, das deutsche Volk emporzubringen;
es ist die Frage, was erfolgte, wenn die Religion
berührt würde.

Hegel, Werke 17, 628.

Mel. Ringe recht, wenn Gottes Gnade
Dich nun ziehet und bekehrt.

Schlafe, schlafe, schlafe, schlafe!
Wozu willst du wach noch sein?
Denn die Welt ist voller Schafe,
Böcke, Schöps' und Lämmelein.
Schlafe, schlafe! bleib doch länger
Noch in deiner Ruh' und Rast!
Schafe sind die besten Sänger
In der Hütt' und im Palast.
Wenn die frommen Schafe singen
Ihre süßen Melodein,
O so hüpfen, tanzen, springen
Alle lieben Lämmelein.
Schlafe! denn du kannst nicht werden
So ein gutes frommes Vieh;
Schlafe! denn es gilt auf Erden
Nur die Lämmelpoesie.

Wiegenlied.
Vaterland, Fürſten, Verfaſſung u. dgl, ſcheinen nicht
die Hebel zu ſein, das deutſche Volk emporzubringen;
es iſt die Frage, was erfolgte, wenn die Religion
berührt würde.

Hegel, Werke 17, 628.

Mel. Ringe recht, wenn Gottes Gnade
Dich nun ziehet und bekehrt.

Schlafe, ſchlafe, ſchlafe, ſchlafe!
Wozu willſt du wach noch ſein?
Denn die Welt iſt voller Schafe,
Böcke, Schöpſ' und Lämmelein.
Schlafe, ſchlafe! bleib doch länger
Noch in deiner Ruh' und Raſt!
Schafe ſind die beſten Sänger
In der Hütt' und im Palaſt.
Wenn die frommen Schafe ſingen
Ihre ſüßen Melodein,
O ſo hüpfen, tanzen, ſpringen
Alle lieben Lämmelein.
Schlafe! denn du kannſt nicht werden
So ein gutes frommes Vieh;
Schlafe! denn es gilt auf Erden
Nur die Lämmelpoeſie.

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[101/0121] Wiegenlied. Vaterland, Fürſten, Verfaſſung u. dgl, ſcheinen nicht die Hebel zu ſein, das deutſche Volk emporzubringen; es iſt die Frage, was erfolgte, wenn die Religion berührt würde. Hegel, Werke 17, 628. Mel. Ringe recht, wenn Gottes Gnade Dich nun ziehet und bekehrt. Schlafe, ſchlafe, ſchlafe, ſchlafe! Wozu willſt du wach noch ſein? Denn die Welt iſt voller Schafe, Böcke, Schöpſ' und Lämmelein. Schlafe, ſchlafe! bleib doch länger Noch in deiner Ruh' und Raſt! Schafe ſind die beſten Sänger In der Hütt' und im Palaſt. Wenn die frommen Schafe ſingen Ihre ſüßen Melodein, O ſo hüpfen, tanzen, ſpringen Alle lieben Lämmelein. Schlafe! denn du kannſt nicht werden So ein gutes frommes Vieh; Schlafe! denn es gilt auf Erden Nur die Lämmelpoeſie.

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Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/121>, abgerufen am 19.03.2024.