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Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.

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O Herr, wie hast du dich uns doch verwandelt
In einen, der sehr streng and grausam handelt?
Ach, wo ist doch dein väterlich Gemüthe
Und milde Güte?
Wir müssen zwar für unsrer Noth erblassen,
Daß wir so schändlich dein Gebot verlassen;
Aber wir kehren um und sind beflissen
Herzlich zu büßen.
So kehr auch du zu uns nun mit Genaden,
Wend' unsern Jammer und heil' unsern Schaden!
Sei unser Gott, wie du vor bist gewesen,
Daß wir genesen!
Die hier auf Erden deine Stelle halten,
Die wollen höher, als sie sollen, walten;
Die Seele, die dir Gott nur will gebüren,
Woll'n sie regieren.
Drum nimm dich dessen an, das dir gehöret!
Erhalt' uns das, was dein Mund uns gelehret!
Laß uns von dir durch Zwang, Gewalt und Leiden
Keinmal abscheiden!
Sondern tritt freundlich uns zu unser Seiten,
Hilf wider dein' und unsre Feinde streiten,
Die sich zusammenrotten und stark kämpfen,
Dein Wort zu dämpfen.
O Herr, wie haſt du dich uns doch verwandelt
In einen, der ſehr ſtreng and grauſam handelt?
Ach, wo iſt doch dein väterlich Gemüthe
Und milde Güte?
Wir müſſen zwar für unſrer Noth erblaſſen,
Daß wir ſo ſchändlich dein Gebot verlaſſen;
Aber wir kehren um und ſind befliſſen
Herzlich zu büßen.
So kehr auch du zu uns nun mit Genaden,
Wend' unſern Jammer und heil' unſern Schaden!
Sei unſer Gott, wie du vor biſt geweſen,
Daß wir geneſen!
Die hier auf Erden deine Stelle halten,
Die wollen höher, als ſie ſollen, walten;
Die Seele, die dir Gott nur will gebüren,
Woll'n ſie regieren.
Drum nimm dich deſſen an, das dir gehöret!
Erhalt' uns das, was dein Mund uns gelehret!
Laß uns von dir durch Zwang, Gewalt und Leiden
Keinmal abſcheiden!
Sondern tritt freundlich uns zu unſer Seiten,
Hilf wider dein' und unſre Feinde ſtreiten,
Die ſich zuſammenrotten und ſtark kämpfen,
Dein Wort zu dämpfen.
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[194/0214] O Herr, wie haſt du dich uns doch verwandelt In einen, der ſehr ſtreng and grauſam handelt? Ach, wo iſt doch dein väterlich Gemüthe Und milde Güte? Wir müſſen zwar für unſrer Noth erblaſſen, Daß wir ſo ſchändlich dein Gebot verlaſſen; Aber wir kehren um und ſind befliſſen Herzlich zu büßen. So kehr auch du zu uns nun mit Genaden, Wend' unſern Jammer und heil' unſern Schaden! Sei unſer Gott, wie du vor biſt geweſen, Daß wir geneſen! Die hier auf Erden deine Stelle halten, Die wollen höher, als ſie ſollen, walten; Die Seele, die dir Gott nur will gebüren, Woll'n ſie regieren. Drum nimm dich deſſen an, das dir gehöret! Erhalt' uns das, was dein Mund uns gelehret! Laß uns von dir durch Zwang, Gewalt und Leiden Keinmal abſcheiden! Sondern tritt freundlich uns zu unſer Seiten, Hilf wider dein' und unſre Feinde ſtreiten, Die ſich zuſammenrotten und ſtark kämpfen, Dein Wort zu dämpfen.

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Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/214>, abgerufen am 20.04.2024.