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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Ein bergwerck/ so nur gold der reinigkeit will leiden/
Und falsche rechnung heist von seinen grentzen scheiden.
Ein fluß/ der weder wind noch fremdes wasser trübt/
Und GOtt/ von dem er kommt/ sich wieder gantz ergiebt.
Ein etwas/ das fast nichts der freyheit gleiche schätzet/
Und keiner steine glantz vor dieses kleinod setzet;
Ein haus/ in dem der geist von oben hofstadt hält/
Und alles diesem wirth als magd zu fusse fällt.
Ein leit-stern zu der zucht/ ein sturm vor böse lüste/
Der tugend festes land/ der sünden eine wüste.
Itzt schließ ich dieses bild in keusche reimen ein/
Es ist ein heiligthum/ das nicht geküßt will seyn.


Streit der schwartzen augen/ rothen
lippen/ und weissen brüste.
Schwartze augen.
WIr schwartzen wolcken wir/ mit sonnen angefüllet/
Wir schönes finsterniß/ da Venus wache hält;
Wir duncklen brunnen wir/ da plitz und feuer qvillet/
Wir sind besiegerin der freyheit dieser welt.
Das eiß zerschmeltzt für uns/ das eisen muß uns weichen/
Die selsen geben nach/ es bricht der diamant;
Den purpur heissen wir durch unsre macht erbleichen/
Und manches hertz zerfleußt durch diesen süssen brand.
Rothe lippen.
Ihr augen thut gemach/ kan euer plitz entzünden/
So denckt/ daß auch der mund voll glut und feuer steckt;
Das rothe/ was sich will in diesen lippen finden/
Ist brand von reiner art mit rosen überdeckt.
Der athem/ so itzund aus diesem thale fähret/
Laufft jagens halber aus/ und rennet durch die welt.
Ich schwere/ daß er nicht von dar zurücke kehret/
Biß daß er einen geist hat in das garn gefällt.
Weisse
O

Vermiſchte Gedichte.
Ein bergwerck/ ſo nur gold der reinigkeit will leiden/
Und falſche rechnung heiſt von ſeinen grentzen ſcheiden.
Ein fluß/ der weder wind noch fremdes waſſer truͤbt/
Und GOtt/ von dem er kommt/ ſich wieder gantz ergiebt.
Ein etwas/ das faſt nichts der freyheit gleiche ſchaͤtzet/
Und keiner ſteine glantz vor dieſes kleinod ſetzet;
Ein haus/ in dem der geiſt von oben hofſtadt haͤlt/
Und alles dieſem wirth als magd zu fuſſe faͤllt.
Ein leit-ſtern zu der zucht/ ein ſturm vor boͤſe luͤſte/
Der tugend feſtes land/ der ſuͤnden eine wuͤſte.
Itzt ſchließ ich dieſes bild in keuſche reimen ein/
Es iſt ein heiligthum/ das nicht gekuͤßt will ſeyn.


Streit der ſchwartzen augen/ rothen
lippen/ und weiſſen bruͤſte.
Schwartze augen.
WIr ſchwartzen wolcken wir/ mit ſonnen angefuͤllet/
Wir ſchoͤnes finſterniß/ da Venus wache haͤlt;
Wir duncklen brunnen wir/ da plitz und feuer qvillet/
Wir ſind beſiegerin der freyheit dieſer welt.
Das eiß zerſchmeltzt fuͤr uns/ das eiſen muß uns weichen/
Die ſelſen geben nach/ es bricht der diamant;
Den purpur heiſſen wir durch unſre macht erbleichen/
Und manches hertz zerfleußt durch dieſen ſuͤſſen brand.
Rothe lippen.
Ihr augen thut gemach/ kan euer plitz entzuͤnden/
So denckt/ daß auch der mund voll glut und feuer ſteckt;
Das rothe/ was ſich will in dieſen lippen finden/
Iſt brand von reiner art mit roſen uͤberdeckt.
Der athem/ ſo itzund aus dieſem thale faͤhret/
Laufft jagens halber aus/ und rennet durch die welt.
Ich ſchwere/ daß er nicht von dar zuruͤcke kehret/
Biß daß er einen geiſt hat in das garn gefaͤllt.
Weiſſe
O
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[209/0253] Vermiſchte Gedichte. Ein bergwerck/ ſo nur gold der reinigkeit will leiden/ Und falſche rechnung heiſt von ſeinen grentzen ſcheiden. Ein fluß/ der weder wind noch fremdes waſſer truͤbt/ Und GOtt/ von dem er kommt/ ſich wieder gantz ergiebt. Ein etwas/ das faſt nichts der freyheit gleiche ſchaͤtzet/ Und keiner ſteine glantz vor dieſes kleinod ſetzet; Ein haus/ in dem der geiſt von oben hofſtadt haͤlt/ Und alles dieſem wirth als magd zu fuſſe faͤllt. Ein leit-ſtern zu der zucht/ ein ſturm vor boͤſe luͤſte/ Der tugend feſtes land/ der ſuͤnden eine wuͤſte. Itzt ſchließ ich dieſes bild in keuſche reimen ein/ Es iſt ein heiligthum/ das nicht gekuͤßt will ſeyn. Streit der ſchwartzen augen/ rothen lippen/ und weiſſen bruͤſte. C. H. V. H. Schwartze augen. WIr ſchwartzen wolcken wir/ mit ſonnen angefuͤllet/ Wir ſchoͤnes finſterniß/ da Venus wache haͤlt; Wir duncklen brunnen wir/ da plitz und feuer qvillet/ Wir ſind beſiegerin der freyheit dieſer welt. Das eiß zerſchmeltzt fuͤr uns/ das eiſen muß uns weichen/ Die ſelſen geben nach/ es bricht der diamant; Den purpur heiſſen wir durch unſre macht erbleichen/ Und manches hertz zerfleußt durch dieſen ſuͤſſen brand. Rothe lippen. Ihr augen thut gemach/ kan euer plitz entzuͤnden/ So denckt/ daß auch der mund voll glut und feuer ſteckt; Das rothe/ was ſich will in dieſen lippen finden/ Iſt brand von reiner art mit roſen uͤberdeckt. Der athem/ ſo itzund aus dieſem thale faͤhret/ Laufft jagens halber aus/ und rennet durch die welt. Ich ſchwere/ daß er nicht von dar zuruͤcke kehret/ Biß daß er einen geiſt hat in das garn gefaͤllt. Weiſſe O

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/253>, abgerufen am 16.04.2024.