Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Gedichte.
Wie er vielmehr verlangt dem todten nachzusterben/
Als nicht an seiner statt ihr hertze zu erwerben.
Er bat/ und ob sie gleich ihm wenig hoffnung gab/
Ließ er dennoch im traum nicht von dem bitten ab/
Biß Venus endlich selbst/ sie völlig zu versühnen/
In unsrer Churfürstin gestalt und glantz erschienen:
Die liebes-göttin kommt/ sprach Venus alsobald/
In deiner freundin pracht und herrlichen gestalt;
Theils/ daß ich nicht gewust was höhers anzulegen/
Theils auch durch ihren mund dich leichter zu bewegen.
Gib den verwirrten geist/ o Fürstin/ doch zur ruh/
Und schreibe diesen zug ja nicht den menschen zu.
Du must/ was du empfindst/ nur in den sternen lesen/
Und der auff deiner schooß ist nicht dein sohn gewesen.
Weil du mit deiner traur so lange widerstrebt/
Hat dir Cupido selbst verkleidt diß netz gewebt.
Wem endlich wilst du noch die besten jahre sparen?
Erwartest du zurück die in das grab gefahren?
Die todten kümmern sich um unsre treue nicht/
Lenck auff die lebenden dein himmlisches gesicht.
Es hat ein grosser Fürst mit ruhm um dich geworben/
Und der ersetzt zu wohl/ was dir ist abgestorben.
Er ist in dich verliebt/ er giebt dir hertz und Chur/
Die weißheit/ die ihn führt/ hält deiner tugend spuhr.
Und damit seine gunst nie wisse zu erkalten/
Will ich ihm deinen werth stets vor die augen halten;
Dein anmuth wird erst schön/ und gleichet dem granat/
Der/ wenn er erstlich reiff/ recht süsse körner hat.
Schienst du ihm/ wie du warst/ so schön bey deinem leide/
Was wirst du künfftig seyn bey der verjüngten freude?
Was man von andern wünscht/ ist schon von dir bekandt;
Wie glücklich dient dazu dein erster ehestand.
Dein Fürst darff nichts vorher auff gute hoffnung wagen;
Er sieht/ was du vermagst/ wie du dich wirst betragen.
Dein eheliche treu erkennt er durch dein leid;
Die erben/ die du hast/ stehn für die fruchtbarkeit.
Sein land wird sich für dir als einer göttin neigen/
Wenn du ihm engel wirst an deinen kindern zeigen.
Sein land hat insgemein mit seiner nachbarschafft/
Gar rühmlich mit der Marck vereinigt seine krafft.
Nun wird es Brandenburg auch darinn können gleichen/
Daß es gar keinem darff mit seiner Fürstin weichen.
Charlottens aug' und deins sind wunder dieser welt/
In welchen die natur sich zweyfach vorgestellt.

Ihr
G

Hochzeit-Gedichte.
Wie er vielmehr verlangt dem todten nachzuſterben/
Als nicht an ſeiner ſtatt ihr hertze zu erwerben.
Er bat/ und ob ſie gleich ihm wenig hoffnung gab/
Ließ er dennoch im traum nicht von dem bitten ab/
Biß Venus endlich ſelbſt/ ſie voͤllig zu verſuͤhnen/
In unſrer Churfuͤrſtin geſtalt und glantz erſchienen:
Die liebes-goͤttin kommt/ ſprach Venus alſobald/
In deiner freundin pracht und herrlichen geſtalt;
Theils/ daß ich nicht gewuſt was hoͤhers anzulegen/
Theils auch durch ihren mund dich leichter zu bewegen.
Gib den verwirrten geiſt/ o Fuͤrſtin/ doch zur ruh/
Und ſchreibe dieſen zug ja nicht den menſchen zu.
Du muſt/ was du empfindſt/ nur in den ſternen leſen/
Und der auff deiner ſchooß iſt nicht dein ſohn geweſen.
Weil du mit deiner traur ſo lange widerſtrebt/
Hat dir Cupido ſelbſt verkleidt diß netz gewebt.
Wem endlich wilſt du noch die beſten jahre ſparen?
Erwarteſt du zuruͤck die in das grab gefahren?
Die todten kuͤmmern ſich um unſre treue nicht/
Lenck auff die lebenden dein himmliſches geſicht.
Es hat ein groſſer Fuͤrſt mit ruhm um dich geworben/
Und der erſetzt zu wohl/ was dir iſt abgeſtorben.
Er iſt in dich verliebt/ er giebt dir hertz und Chur/
Die weißheit/ die ihn fuͤhrt/ haͤlt deiner tugend ſpuhr.
Und damit ſeine gunſt nie wiſſe zu erkalten/
Will ich ihm deinen werth ſtets vor die augen halten;
Dein anmuth wird erſt ſchoͤn/ und gleichet dem granat/
Der/ wenn er erſtlich reiff/ recht ſuͤſſe koͤrner hat.
Schienſt du ihm/ wie du warſt/ ſo ſchoͤn bey deinem leide/
Was wirſt du kuͤnfftig ſeyn bey der verjuͤngten freude?
Was man von andern wuͤnſcht/ iſt ſchon von dir bekandt;
Wie gluͤcklich dient dazu dein erſter eheſtand.
Dein Fuͤrſt darff nichts vorher auff gute hoffnung wagen;
Er ſieht/ was du vermagſt/ wie du dich wirſt betragen.
Dein eheliche treu erkennt er durch dein leid;
Die erben/ die du haſt/ ſtehn fuͤr die fruchtbarkeit.
Sein land wird ſich fuͤr dir als einer goͤttin neigen/
Wenn du ihm engel wirſt an deinen kindern zeigen.
Sein land hat insgemein mit ſeiner nachbarſchafft/
Gar ruͤhmlich mit der Marck vereinigt ſeine krafft.
Nun wird es Brandenburg auch darinn koͤnnen gleichen/
Daß es gar keinem darff mit ſeiner Fuͤrſtin weichen.
Charlottens aug’ und deins ſind wunder dieſer welt/
In welchen die natur ſich zweyfach vorgeſtellt.

Ihr
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0141" n="97"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wie er vielmehr verlangt dem todten nachzu&#x017F;terben/</l><lb/>
            <l>Als nicht an &#x017F;einer &#x017F;tatt ihr hertze zu erwerben.</l><lb/>
            <l>Er bat/ und ob &#x017F;ie gleich ihm wenig hoffnung gab/</l><lb/>
            <l>Ließ er dennoch im traum nicht von dem bitten ab/</l><lb/>
            <l>Biß Venus endlich &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;ie vo&#x0364;llig zu ver&#x017F;u&#x0364;hnen/</l><lb/>
            <l>In un&#x017F;rer Churfu&#x0364;r&#x017F;tin ge&#x017F;talt und glantz er&#x017F;chienen:</l><lb/>
            <l>Die liebes-go&#x0364;ttin kommt/ &#x017F;prach Venus al&#x017F;obald/</l><lb/>
            <l>In deiner freundin pracht und herrlichen ge&#x017F;talt;</l><lb/>
            <l>Theils/ daß ich nicht gewu&#x017F;t was ho&#x0364;hers anzulegen/</l><lb/>
            <l>Theils auch durch ihren mund dich leichter zu bewegen.</l><lb/>
            <l>Gib den verwirrten gei&#x017F;t/ o Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ doch zur ruh/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chreibe die&#x017F;en zug ja nicht den men&#x017F;chen zu.</l><lb/>
            <l>Du mu&#x017F;t/ was du empfind&#x017F;t/ nur in den &#x017F;ternen le&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und der auff deiner &#x017F;chooß i&#x017F;t nicht dein &#x017F;ohn gewe&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Weil du mit deiner traur &#x017F;o lange wider&#x017F;trebt/</l><lb/>
            <l>Hat dir Cupido &#x017F;elb&#x017F;t verkleidt diß netz gewebt.</l><lb/>
            <l>Wem endlich wil&#x017F;t du noch die be&#x017F;ten jahre &#x017F;paren?</l><lb/>
            <l>Erwarte&#x017F;t du zuru&#x0364;ck die in das grab gefahren?</l><lb/>
            <l>Die todten ku&#x0364;mmern &#x017F;ich um un&#x017F;re treue nicht/</l><lb/>
            <l>Lenck auff die lebenden dein himmli&#x017F;ches ge&#x017F;icht.</l><lb/>
            <l>Es hat ein gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t mit ruhm um dich geworben/</l><lb/>
            <l>Und der er&#x017F;etzt zu wohl/ was dir i&#x017F;t abge&#x017F;torben.</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t in dich verliebt/ er giebt dir hertz und Chur/</l><lb/>
            <l>Die weißheit/ die ihn fu&#x0364;hrt/ ha&#x0364;lt deiner tugend &#x017F;puhr.</l><lb/>
            <l>Und damit &#x017F;eine gun&#x017F;t nie wi&#x017F;&#x017F;e zu erkalten/</l><lb/>
            <l>Will ich ihm deinen werth &#x017F;tets vor die augen halten;</l><lb/>
            <l>Dein anmuth wird er&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n/ und gleichet dem granat/</l><lb/>
            <l>Der/ wenn er er&#x017F;tlich reiff/ recht &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ko&#x0364;rner hat.</l><lb/>
            <l>Schien&#x017F;t du ihm/ wie du war&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n bey deinem leide/</l><lb/>
            <l>Was wir&#x017F;t du ku&#x0364;nfftig &#x017F;eyn bey der verju&#x0364;ngten freude?</l><lb/>
            <l>Was man von andern wu&#x0364;n&#x017F;cht/ i&#x017F;t &#x017F;chon von dir bekandt;</l><lb/>
            <l>Wie glu&#x0364;cklich dient dazu dein er&#x017F;ter ehe&#x017F;tand.</l><lb/>
            <l>Dein Fu&#x0364;r&#x017F;t darff nichts vorher auff gute hoffnung wagen;</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;ieht/ was du vermag&#x017F;t/ wie du dich wir&#x017F;t betragen.</l><lb/>
            <l>Dein eheliche treu erkennt er durch dein leid;</l><lb/>
            <l>Die erben/ die du ha&#x017F;t/ &#x017F;tehn fu&#x0364;r die fruchtbarkeit.</l><lb/>
            <l>Sein land wird &#x017F;ich fu&#x0364;r dir als einer go&#x0364;ttin neigen/</l><lb/>
            <l>Wenn du ihm engel wir&#x017F;t an deinen kindern zeigen.</l><lb/>
            <l>Sein land hat insgemein mit &#x017F;einer nachbar&#x017F;chafft/</l><lb/>
            <l>Gar ru&#x0364;hmlich mit der Marck vereinigt &#x017F;eine krafft.</l><lb/>
            <l>Nun wird es Brandenburg auch darinn ko&#x0364;nnen gleichen/</l><lb/>
            <l>Daß es gar keinem darff mit &#x017F;einer Fu&#x0364;r&#x017F;tin weichen.</l><lb/>
            <l>Charlottens aug&#x2019; und deins &#x017F;ind wunder die&#x017F;er welt/</l><lb/>
            <l>In welchen die natur &#x017F;ich zweyfach vorge&#x017F;tellt.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Ihr</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0141] Hochzeit-Gedichte. Wie er vielmehr verlangt dem todten nachzuſterben/ Als nicht an ſeiner ſtatt ihr hertze zu erwerben. Er bat/ und ob ſie gleich ihm wenig hoffnung gab/ Ließ er dennoch im traum nicht von dem bitten ab/ Biß Venus endlich ſelbſt/ ſie voͤllig zu verſuͤhnen/ In unſrer Churfuͤrſtin geſtalt und glantz erſchienen: Die liebes-goͤttin kommt/ ſprach Venus alſobald/ In deiner freundin pracht und herrlichen geſtalt; Theils/ daß ich nicht gewuſt was hoͤhers anzulegen/ Theils auch durch ihren mund dich leichter zu bewegen. Gib den verwirrten geiſt/ o Fuͤrſtin/ doch zur ruh/ Und ſchreibe dieſen zug ja nicht den menſchen zu. Du muſt/ was du empfindſt/ nur in den ſternen leſen/ Und der auff deiner ſchooß iſt nicht dein ſohn geweſen. Weil du mit deiner traur ſo lange widerſtrebt/ Hat dir Cupido ſelbſt verkleidt diß netz gewebt. Wem endlich wilſt du noch die beſten jahre ſparen? Erwarteſt du zuruͤck die in das grab gefahren? Die todten kuͤmmern ſich um unſre treue nicht/ Lenck auff die lebenden dein himmliſches geſicht. Es hat ein groſſer Fuͤrſt mit ruhm um dich geworben/ Und der erſetzt zu wohl/ was dir iſt abgeſtorben. Er iſt in dich verliebt/ er giebt dir hertz und Chur/ Die weißheit/ die ihn fuͤhrt/ haͤlt deiner tugend ſpuhr. Und damit ſeine gunſt nie wiſſe zu erkalten/ Will ich ihm deinen werth ſtets vor die augen halten; Dein anmuth wird erſt ſchoͤn/ und gleichet dem granat/ Der/ wenn er erſtlich reiff/ recht ſuͤſſe koͤrner hat. Schienſt du ihm/ wie du warſt/ ſo ſchoͤn bey deinem leide/ Was wirſt du kuͤnfftig ſeyn bey der verjuͤngten freude? Was man von andern wuͤnſcht/ iſt ſchon von dir bekandt; Wie gluͤcklich dient dazu dein erſter eheſtand. Dein Fuͤrſt darff nichts vorher auff gute hoffnung wagen; Er ſieht/ was du vermagſt/ wie du dich wirſt betragen. Dein eheliche treu erkennt er durch dein leid; Die erben/ die du haſt/ ſtehn fuͤr die fruchtbarkeit. Sein land wird ſich fuͤr dir als einer goͤttin neigen/ Wenn du ihm engel wirſt an deinen kindern zeigen. Sein land hat insgemein mit ſeiner nachbarſchafft/ Gar ruͤhmlich mit der Marck vereinigt ſeine krafft. Nun wird es Brandenburg auch darinn koͤnnen gleichen/ Daß es gar keinem darff mit ſeiner Fuͤrſtin weichen. Charlottens aug’ und deins ſind wunder dieſer welt/ In welchen die natur ſich zweyfach vorgeſtellt. Ihr G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/141
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/141>, abgerufen am 28.03.2024.