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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Jch von dir fürchten muß/ o ungeheures lieben!
Du seyst nun leyder auch in mir!
Tirsis/ (muß ich sein gedencken!)
Tirsis scheint mein hertz zu lencken!
O Flora sieh mir bey!
Die armen Nymfen schreyen
Uber viel verräthereyen:
Vielleicht ist Tirsis auch nicht treu!
O Flora steh mir bey/
Und mache mich von diesen sorgen frey!

Sie singet ihre schäflein an:
WEide/ weide kleine heerde/
Sey vergnügter als ich bin.
Doris deine schäferinn/
Plaget sich mit viel beschwerde;
Aber du geliebte heerde/
Sey vergnügter als ich bin.
Kaum verliebt/ und gleich geliebet/
Jst nur euch ihr schäflein kund.
Bey den menschen liebt der mund/
Der offt falsche worte giebet;
Aber hertzlich seyn geliebet/
Jst nur euch ihr schäflein kund.
Tirsis stehet/ der Doris unwissend/ hinter ihr/ und
wiederholet die beyden letzten zeilen:

Aber hertzlich seyn geliebet/
Jst nur meiner Doris kund.
Doris beschämet/ daß sie gehöret worden/
entweichet/ und der aufzug der jäger und
gärtner kommet.
Andrer
Vermiſchte Gedichte.
Jch von dir fuͤrchten muß/ o ungeheures lieben!
Du ſeyſt nun leyder auch in mir!
Tirſis/ (muß ich ſein gedencken!)
Tirſis ſcheint mein hertz zu lencken!
O Flora ſieh mir bey!
Die armen Nymfen ſchreyen
Uber viel verraͤthereyen:
Vielleicht iſt Tirſis auch nicht treu!
O Flora ſteh mir bey/
Und mache mich von dieſen ſorgen frey!

Sie ſinget ihre ſchaͤflein an:
WEide/ weide kleine heerde/
Sey vergnuͤgter als ich bin.
Doris deine ſchaͤferinn/
Plaget ſich mit viel beſchwerde;
Aber du geliebte heerde/
Sey vergnuͤgter als ich bin.
Kaum verliebt/ und gleich geliebet/
Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund.
Bey den menſchen liebt der mund/
Der offt falſche worte giebet;
Aber hertzlich ſeyn geliebet/
Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund.
Tirſis ſtehet/ der Doris unwiſſend/ hinter ihr/ und
wiederholet die beyden letzten zeilen:

Aber hertzlich ſeyn geliebet/
Jſt nur meiner Doris kund.
Doris beſchaͤmet/ daß ſie gehoͤret worden/
entweichet/ und der aufzug der jaͤger und
gaͤrtner kommet.
Andrer
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[367/0383] Vermiſchte Gedichte. Jch von dir fuͤrchten muß/ o ungeheures lieben! Du ſeyſt nun leyder auch in mir! Tirſis/ (muß ich ſein gedencken!) Tirſis ſcheint mein hertz zu lencken! O Flora ſieh mir bey! Die armen Nymfen ſchreyen Uber viel verraͤthereyen: Vielleicht iſt Tirſis auch nicht treu! O Flora ſteh mir bey/ Und mache mich von dieſen ſorgen frey! Sie ſinget ihre ſchaͤflein an: WEide/ weide kleine heerde/ Sey vergnuͤgter als ich bin. Doris deine ſchaͤferinn/ Plaget ſich mit viel beſchwerde; Aber du geliebte heerde/ Sey vergnuͤgter als ich bin. Kaum verliebt/ und gleich geliebet/ Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund. Bey den menſchen liebt der mund/ Der offt falſche worte giebet; Aber hertzlich ſeyn geliebet/ Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund. Tirſis ſtehet/ der Doris unwiſſend/ hinter ihr/ und wiederholet die beyden letzten zeilen: Aber hertzlich ſeyn geliebet/ Jſt nur meiner Doris kund. Doris beſchaͤmet/ daß ſie gehoͤret worden/ entweichet/ und der aufzug der jaͤger und gaͤrtner kommet. Andrer

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/383>, abgerufen am 25.04.2024.