Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Ein alter/ so ein junges weib genom-
men.
EJn alter/ der nicht längst ein junges weib genommen/
Fragt einen/ wo doch sey des menschen dickste haut?
Dir wird sie/ sprach ein schalck/ in deiner stirn geschaut/
Sonst hättest du gewiß schon hörner überkommen.


Auf einen groß naß und naseweisen.
EJn nasen-könig ging in einer engen gaß/
Ein naßweiß rief: Macht raum? der groß-naas hörte das.
Sprung an die eine seit/ standt still und sprach zum andern/
So gehe du voran/ weil narren zollfrey wandern.


Letzte bitte eines diebes
DOrt ward zum strick verdamt Marinckus ein Polack
Der bat vor seinem end umb eine pfeif toback/
Das ist/ sprach er gesund/ und kan die flüß vertreiben/
Jch werde doch die nacht im kühlen müssen bleiben/


Papagoyen geschrey.
EJn Papagoy rief aus was ihn Corinna lehrte/
Alß nun ein artzt da ging/ und hahnrey rufen hörte/
Sprach er: dem Papagoy mus etwas seyn geschehn/
Daß er vor seinen herrn mich jetzt hat angesehn.


Einer frauen wunsch.
ZUm Doctor/ der schier nacht und tag
Studiert und auf den büchern lag/
Sprach seine frau. Jch wünsch allein.
Ein rares buch vor euch zu seyn;
So seyd/ sprach er/ denn unter den Calendern/
Die kan und mus man alle jahr verendern.
Auf
Sinn-Gedichte.
Ein alter/ ſo ein junges weib genom-
men.
EJn alter/ der nicht laͤngſt ein junges weib genommen/
Fragt einen/ wo doch ſey des menſchen dickſte haut?
Dir wird ſie/ ſprach ein ſchalck/ in deiner ſtirn geſchaut/
Sonſt haͤtteſt du gewiß ſchon hoͤrner uͤberkommen.


Auf einen groß naß und naſeweiſen.
EJn naſen-koͤnig ging in einer engen gaß/
Ein naßweiß rief: Macht raum? der groß-naas hoͤrte das.
Sprung an die eine ſeit/ ſtandt ſtill und ſprach zum andern/
So gehe du voran/ weil narren zollfrey wandern.


Letzte bitte eines diebes
DOrt ward zum ſtrick verdamt Marinckus ein Polack
Der bat vor ſeinem end umb eine pfeif toback/
Das iſt/ ſprach er geſund/ und kan die fluͤß vertreiben/
Jch werde doch die nacht im kuͤhlen muͤſſen bleiben/


Papagoyen geſchrey.
EJn Papagoy rief aus was ihn Corinna lehrte/
Alß nun ein artzt da ging/ und hahnrey rufen hoͤrte/
Sprach er: dem Papagoy mus etwas ſeyn geſchehn/
Daß er vor ſeinen herrn mich jetzt hat angeſehn.


Einer frauen wunſch.
ZUm Doctor/ der ſchier nacht und tag
Studiert und auf den buͤchern lag/
Sprach ſeine frau. Jch wuͤnſch allein.
Ein rares buch vor euch zu ſeyn;
So ſeyd/ ſprach er/ denn unter den Calendern/
Die kan und mus man alle jahr verendern.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0136" n="126"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein alter/ &#x017F;o ein junges weib genom-<lb/>
men.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn alter/ der nicht la&#x0364;ng&#x017F;t ein junges weib genommen/</l><lb/>
            <l>Fragt einen/ wo doch &#x017F;ey des men&#x017F;chen dick&#x017F;te haut?</l><lb/>
            <l>Dir wird &#x017F;ie/ &#x017F;prach ein &#x017F;chalck/ in deiner &#x017F;tirn ge&#x017F;chaut/</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t ha&#x0364;tte&#x017F;t du gewiß &#x017F;chon ho&#x0364;rner u&#x0364;berkommen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen groß naß und na&#x017F;ewei&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn na&#x017F;en-ko&#x0364;nig ging in einer engen gaß/</l><lb/>
            <l>Ein naßweiß rief: Macht raum? der groß-naas ho&#x0364;rte das.</l><lb/>
            <l>Sprung an die eine &#x017F;eit/ &#x017F;tandt &#x017F;till und &#x017F;prach zum andern/</l><lb/>
            <l>So gehe du voran/ weil narren zollfrey wandern.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Letzte bitte eines diebes</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Ort ward zum &#x017F;trick verdamt Marinckus ein Polack</l><lb/>
            <l>Der bat vor &#x017F;einem end umb eine pfeif toback/</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t/ &#x017F;prach er ge&#x017F;und/ und kan die flu&#x0364;ß vertreiben/</l><lb/>
            <l>Jch werde doch die nacht im ku&#x0364;hlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bleiben/</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Papagoyen ge&#x017F;chrey.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn Papagoy rief aus was ihn Corinna lehrte/</l><lb/>
            <l>Alß nun ein artzt da ging/ und hahnrey rufen ho&#x0364;rte/</l><lb/>
            <l>Sprach er: dem Papagoy mus etwas &#x017F;eyn ge&#x017F;chehn/</l><lb/>
            <l>Daß er vor &#x017F;einen herrn mich jetzt hat ange&#x017F;ehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Einer frauen wun&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">Z</hi>Um Doctor/ der &#x017F;chier nacht und tag</l><lb/>
            <l>Studiert und auf den bu&#x0364;chern lag/</l><lb/>
            <l>Sprach &#x017F;eine frau. Jch wu&#x0364;n&#x017F;ch allein.</l><lb/>
            <l>Ein rares buch vor euch zu &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>So &#x017F;eyd/ &#x017F;prach er/ denn unter den Calendern/</l><lb/>
            <l>Die kan und mus man alle jahr verendern.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0136] Sinn-Gedichte. Ein alter/ ſo ein junges weib genom- men. EJn alter/ der nicht laͤngſt ein junges weib genommen/ Fragt einen/ wo doch ſey des menſchen dickſte haut? Dir wird ſie/ ſprach ein ſchalck/ in deiner ſtirn geſchaut/ Sonſt haͤtteſt du gewiß ſchon hoͤrner uͤberkommen. Auf einen groß naß und naſeweiſen. EJn naſen-koͤnig ging in einer engen gaß/ Ein naßweiß rief: Macht raum? der groß-naas hoͤrte das. Sprung an die eine ſeit/ ſtandt ſtill und ſprach zum andern/ So gehe du voran/ weil narren zollfrey wandern. Letzte bitte eines diebes DOrt ward zum ſtrick verdamt Marinckus ein Polack Der bat vor ſeinem end umb eine pfeif toback/ Das iſt/ ſprach er geſund/ und kan die fluͤß vertreiben/ Jch werde doch die nacht im kuͤhlen muͤſſen bleiben/ Papagoyen geſchrey. EJn Papagoy rief aus was ihn Corinna lehrte/ Alß nun ein artzt da ging/ und hahnrey rufen hoͤrte/ Sprach er: dem Papagoy mus etwas ſeyn geſchehn/ Daß er vor ſeinen herrn mich jetzt hat angeſehn. Einer frauen wunſch. ZUm Doctor/ der ſchier nacht und tag Studiert und auf den buͤchern lag/ Sprach ſeine frau. Jch wuͤnſch allein. Ein rares buch vor euch zu ſeyn; So ſeyd/ ſprach er/ denn unter den Calendern/ Die kan und mus man alle jahr verendern. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/136
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/136>, abgerufen am 23.04.2024.