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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Hochzeit-Gedichte.

Sich in das alte buch der liebe lassen schreiben/
Wo aller wort heißt sonder unterscheid:
Weg einsamkeit!

Weg einsamkeit! Die liebe kehrt hier ein/
Und schenckt dir/ Edler Herr/ den außzug aller schätze:
Die last und lust will itzt getheilet seyn;
Der Themis bleibt der tag/ denn treibstu die gesetze.
Die stille nacht bleibt Margaris geweyht.
Weg einsamkeit!
Weg einsamkeit! Jhr neu-vermählten zwey
Versuchet allbereits ein Paradieß-gerichte.
GOtt leite nur die seegens-ströme bey/
So zeigt des winters schnee uns künfftig reiffe früchte;
Wenn noch ein mund in erster wiegen schreyt:
Weg einsamkeit!


Arie.
1.
EJnsamkeit verhaßte plage/
Halbes leben/ gute nacht!
Ungemach/ verdruß und klage/
Jst/ was dich verwerfflich macht.
Einsamkeit/ verhaßte plage/
Halbes leben/ gute nacht!
2.
Dich mag immerhin erheben/
Wer in engen winckeln steckt;
Jch erwehl ein ander leben/
Das nach Edens garten schmeckt;
Dich mag immerhin erheben/
Wer in engen winckeln steckt.
3.
Sagt mir/ die ihr seyd verbunden/
Solte das zu tadeln seym/
Wenn

Hochzeit-Gedichte.

Sich in das alte buch der liebe laſſen ſchreiben/
Wo aller wort heißt ſonder unterſcheid:
Weg einſamkeit!

Weg einſamkeit! Die liebe kehrt hier ein/
Und ſchenckt dir/ Edler Herr/ den außzug aller ſchaͤtze:
Die laſt und luſt will itzt getheilet ſeyn;
Der Themis bleibt der tag/ denn treibſtu die geſetze.
Die ſtille nacht bleibt Margaris geweyht.
Weg einſamkeit!
Weg einſamkeit! Jhr neu-vermaͤhlten zwey
Verſuchet allbereits ein Paradieß-gerichte.
GOtt leite nur die ſeegens-ſtroͤme bey/
So zeigt des winters ſchnee uns kuͤnfftig reiffe fruͤchte;
Wenn noch ein mund in erſter wiegen ſchreyt:
Weg einſamkeit!


Arie.
1.
EJnſamkeit verhaßte plage/
Halbes leben/ gute nacht!
Ungemach/ verdruß und klage/
Jſt/ was dich verwerfflich macht.
Einſamkeit/ verhaßte plage/
Halbes leben/ gute nacht!
2.
Dich mag immerhin erheben/
Wer in engen winckeln ſteckt;
Jch erwehl ein ander leben/
Das nach Edens garten ſchmeckt;
Dich mag immerhin erheben/
Wer in engen winckeln ſteckt.
3.
Sagt mir/ die ihr ſeyd verbunden/
Solte das zu tadeln ſeym/
Wenn
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[168/0178] Hochzeit-Gedichte. Sich in das alte buch der liebe laſſen ſchreiben/ Wo aller wort heißt ſonder unterſcheid: Weg einſamkeit! Weg einſamkeit! Die liebe kehrt hier ein/ Und ſchenckt dir/ Edler Herr/ den außzug aller ſchaͤtze: Die laſt und luſt will itzt getheilet ſeyn; Der Themis bleibt der tag/ denn treibſtu die geſetze. Die ſtille nacht bleibt Margaris geweyht. Weg einſamkeit! Weg einſamkeit! Jhr neu-vermaͤhlten zwey Verſuchet allbereits ein Paradieß-gerichte. GOtt leite nur die ſeegens-ſtroͤme bey/ So zeigt des winters ſchnee uns kuͤnfftig reiffe fruͤchte; Wenn noch ein mund in erſter wiegen ſchreyt: Weg einſamkeit! Arie. 1. EJnſamkeit verhaßte plage/ Halbes leben/ gute nacht! Ungemach/ verdruß und klage/ Jſt/ was dich verwerfflich macht. Einſamkeit/ verhaßte plage/ Halbes leben/ gute nacht! 2. Dich mag immerhin erheben/ Wer in engen winckeln ſteckt; Jch erwehl ein ander leben/ Das nach Edens garten ſchmeckt; Dich mag immerhin erheben/ Wer in engen winckeln ſteckt. 3. Sagt mir/ die ihr ſeyd verbunden/ Solte das zu tadeln ſeym/ Wenn

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/178>, abgerufen am 23.04.2024.