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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Begräbniß-Gedichte.
Gebt ja die ehre diesem grab/
Jhr Edlen/ Priester/ und gemeine;
Hier ruhn der Saurmannin gebeine/
Hier legte sie was irrdisch ab.
Die tugend schrieb/ ihr sollet lesen/
Sie sey niemals genug gepreist/
Weil sie am leib und auch am geist
Mehr engel ist als mensch gewesen.


Uber den tod Hn. Josias von Velt-
heims.
SO ist die warheit itzt mit flor und boy umhüllt?
Muß man die redlichkeit in voller trauer schauen/
Die treue sehr bemüht ein grabmal zu erbauen/
Und wie bey allen nichts als thränen-wasser quillt?
Was ursach müssen sie zu diesem leide haben?
Sie wollen ihren sohn beweinen und begraben.
Nun wol! du hasts verdient/ du treuer ehren-mann!
Du deutsche redlichkeit! du ausbund aller güte!
Dein festgesetzter geist/ dein tugendhafft gemüthe/
Verdienen grössern ruhm als iemand sagen kan.
Jedennoch müssen wir/ die danckbarkeit zu zeigen/
Von dem was dir gebührt nicht gäntzlich stille schweigen.
Zwar ist es ohne noth durch ertz und marmel-stein
Der nachwelt deinen ruhm und würde zu beschreiben;
Denn solches frißt die zeit und mag nicht ewig bleiben.
Du aber kanst dir selbst ein Mausoleum seyn:
Jndem dein ehren-bau auf tugend ist gegrüudet/
Ein grund den keine zeit noch alter überwindet.
Die zeit hat schon vorlängst durch ihren zahn zernicht/
Wodurch sich andere verewigt wollen wissen.
Sie hat der mauern pracht von Babylon zerrissen/
Ja Pyramiden und Colossen hingericht.
Denn
Begraͤbniß-Gedichte.
Gebt ja die ehre dieſem grab/
Jhr Edlen/ Prieſter/ und gemeine;
Hier ruhn der Saurmannin gebeine/
Hier legte ſie was irrdiſch ab.
Die tugend ſchrieb/ ihr ſollet leſen/
Sie ſey niemals genug gepreiſt/
Weil ſie am leib und auch am geiſt
Mehr engel iſt als menſch geweſen.


Uber den tod Hn. Joſias von Velt-
heims.
SO iſt die warheit itzt mit flor und boy umhuͤllt?
Muß man die redlichkeit in voller trauer ſchauen/
Die treue ſehr bemuͤht ein grabmal zu erbauen/
Und wie bey allen nichts als thraͤnen-waſſer quillt?
Was urſach muͤſſen ſie zu dieſem leide haben?
Sie wollen ihren ſohn beweinen und begraben.
Nun wol! du haſts verdient/ du treuer ehren-mann!
Du deutſche redlichkeit! du ausbund aller guͤte!
Dein feſtgeſetzter geiſt/ dein tugendhafft gemuͤthe/
Verdienen groͤſſern ruhm als iemand ſagen kan.
Jedennoch muͤſſen wir/ die danckbarkeit zu zeigen/
Von dem was dir gebuͤhrt nicht gaͤntzlich ſtille ſchweigen.
Zwar iſt es ohne noth durch ertz und marmel-ſtein
Der nachwelt deinen ruhm und wuͤrde zu beſchreiben;
Denn ſolches frißt die zeit und mag nicht ewig bleiben.
Du aber kanſt dir ſelbſt ein Mauſoleum ſeyn:
Jndem dein ehren-bau auf tugend iſt gegruͤudet/
Ein grund den keine zeit noch alter uͤberwindet.
Die zeit hat ſchon vorlaͤngſt durch ihren zahn zernicht/
Wodurch ſich andere verewigt wollen wiſſen.
Sie hat der mauern pracht von Babylon zerriſſen/
Ja Pyramiden und Coloſſen hingericht.
Denn
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[189/0199] Begraͤbniß-Gedichte. Gebt ja die ehre dieſem grab/ Jhr Edlen/ Prieſter/ und gemeine; Hier ruhn der Saurmannin gebeine/ Hier legte ſie was irrdiſch ab. Die tugend ſchrieb/ ihr ſollet leſen/ Sie ſey niemals genug gepreiſt/ Weil ſie am leib und auch am geiſt Mehr engel iſt als menſch geweſen. Uber den tod Hn. Joſias von Velt- heims. SO iſt die warheit itzt mit flor und boy umhuͤllt? Muß man die redlichkeit in voller trauer ſchauen/ Die treue ſehr bemuͤht ein grabmal zu erbauen/ Und wie bey allen nichts als thraͤnen-waſſer quillt? Was urſach muͤſſen ſie zu dieſem leide haben? Sie wollen ihren ſohn beweinen und begraben. Nun wol! du haſts verdient/ du treuer ehren-mann! Du deutſche redlichkeit! du ausbund aller guͤte! Dein feſtgeſetzter geiſt/ dein tugendhafft gemuͤthe/ Verdienen groͤſſern ruhm als iemand ſagen kan. Jedennoch muͤſſen wir/ die danckbarkeit zu zeigen/ Von dem was dir gebuͤhrt nicht gaͤntzlich ſtille ſchweigen. Zwar iſt es ohne noth durch ertz und marmel-ſtein Der nachwelt deinen ruhm und wuͤrde zu beſchreiben; Denn ſolches frißt die zeit und mag nicht ewig bleiben. Du aber kanſt dir ſelbſt ein Mauſoleum ſeyn: Jndem dein ehren-bau auf tugend iſt gegruͤudet/ Ein grund den keine zeit noch alter uͤberwindet. Die zeit hat ſchon vorlaͤngſt durch ihren zahn zernicht/ Wodurch ſich andere verewigt wollen wiſſen. Sie hat der mauern pracht von Babylon zerriſſen/ Ja Pyramiden und Coloſſen hingericht. Denn

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/199>, abgerufen am 25.04.2024.