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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Begräbniß-Gedichte.
Und sprichst: nicht weint/ du wittwe und ihr wäysen/
Der HErr wird mann/ der HErr wird vater seyn.


Den von Abraham seinem GOTT
aufgeopferten Jsaac/ an dem exem-
pel Hrn. Wolff Abraham
Platzens/ Jur. Utr.
Candidati.

J. H.

DU hochverdientes haupt/ du andrer Abraham/
So läst dein GOtt dich schon die scharffe stimme hören:
Nimm deinen sohn/ der einst aus deinen lenden kam/
Laß ihn die grosse zahl der todten-opfer mehren.
Nimm deinen einigen und vielgeliebten sohn/
Den meine güte dir geschenckt zu einen erben.
Das messer ist gewetzt/ das feuer brennet schon/
Gib deinen Jsaac her/ er soll und muß itzt sterben.
Ach donner-gleiches wort! wie wehe wird doch dir!
Wie schnell und unverhofft fällt deine stütze nieder!
Jst denn kein opfer-schaf statt deines sohnes hier?
Verhindert dich kein ruf? Er scheinet dir kein wieder?
Ach nein! es bleibt dabey. Das urtheil gehet fort.
Du aber läßt hierbey uns viel gehorsam sehen.
Du redst wie Abraham kein ungedultig wort/
Und sprichst: Hier bin ich Herr/ dein wille soll geschehen.
Die nachwelt tadelt noch des Jephthä frevelthat/
Der einst/ wie er gelobt/ die einge tochter schlachte.
Dergleichen schlimmen ruhm auch Agamemnon hat/
Der Jphigeniam/ sein kind/ zum opfer brachte.
Allein du bringst zwar auch dem höchsten deinen sohn/
Doch nur wie Abraham nach GOttes schluß und willen.
Der herr ist ja dein schild und dein sehr grosser lohn/
Drum bist du so bereit sein wünschen zu erfüllen.
Dein Jsaac willigt selbst in dieses opfer ein/
Mein
Begraͤbniß-Gedichte.
Und ſprichſt: nicht weint/ du wittwe und ihr waͤyſen/
Der HErr wird mann/ der HErr wird vater ſeyn.


Den von Abraham ſeinem GOTT
aufgeopferten Jſaac/ an dem exem-
pel Hrn. Wolff Abraham
Platzens/ Jur. Utr.
Candidati.

J. H.

DU hochverdientes haupt/ du andrer Abraham/
So laͤſt dein GOtt dich ſchon die ſcharffe ſtimme hoͤren:
Nimm deinen ſohn/ der einſt aus deinen lenden kam/
Laß ihn die groſſe zahl der todten-opfer mehren.
Nimm deinen einigen und vielgeliebten ſohn/
Den meine guͤte dir geſchenckt zu einen erben.
Das meſſer iſt gewetzt/ das feuer brennet ſchon/
Gib deinen Jſaac her/ er ſoll und muß itzt ſterben.
Ach donner-gleiches wort! wie wehe wird doch dir!
Wie ſchnell und unverhofft faͤllt deine ſtuͤtze nieder!
Jſt denn kein opfer-ſchaf ſtatt deines ſohnes hier?
Verhindert dich kein ruf? Er ſcheinet dir kein wieder?
Ach nein! es bleibt dabey. Das urtheil gehet fort.
Du aber laͤßt hierbey uns viel gehorſam ſehen.
Du redſt wie Abraham kein ungedultig wort/
Und ſprichſt: Hier bin ich Herr/ dein wille ſoll geſchehen.
Die nachwelt tadelt noch des Jephthaͤ frevelthat/
Der einſt/ wie er gelobt/ die einge tochter ſchlachte.
Dergleichen ſchlimmen ruhm auch Agamemnon hat/
Der Jphigeniam/ ſein kind/ zum opfer brachte.
Allein du bringſt zwar auch dem hoͤchſten deinen ſohn/
Doch nur wie Abraham nach GOttes ſchluß und willen.
Der herr iſt ja dein ſchild und dein ſehr groſſer lohn/
Drum biſt du ſo bereit ſein wuͤnſchen zu erfuͤllen.
Dein Jſaac willigt ſelbſt in dieſes opfer ein/
Mein
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[218/0228] Begraͤbniß-Gedichte. Und ſprichſt: nicht weint/ du wittwe und ihr waͤyſen/ Der HErr wird mann/ der HErr wird vater ſeyn. Den von Abraham ſeinem GOTT aufgeopferten Jſaac/ an dem exem- pel Hrn. Wolff Abraham Platzens/ Jur. Utr. Candidati. J. H. DU hochverdientes haupt/ du andrer Abraham/ So laͤſt dein GOtt dich ſchon die ſcharffe ſtimme hoͤren: Nimm deinen ſohn/ der einſt aus deinen lenden kam/ Laß ihn die groſſe zahl der todten-opfer mehren. Nimm deinen einigen und vielgeliebten ſohn/ Den meine guͤte dir geſchenckt zu einen erben. Das meſſer iſt gewetzt/ das feuer brennet ſchon/ Gib deinen Jſaac her/ er ſoll und muß itzt ſterben. Ach donner-gleiches wort! wie wehe wird doch dir! Wie ſchnell und unverhofft faͤllt deine ſtuͤtze nieder! Jſt denn kein opfer-ſchaf ſtatt deines ſohnes hier? Verhindert dich kein ruf? Er ſcheinet dir kein wieder? Ach nein! es bleibt dabey. Das urtheil gehet fort. Du aber laͤßt hierbey uns viel gehorſam ſehen. Du redſt wie Abraham kein ungedultig wort/ Und ſprichſt: Hier bin ich Herr/ dein wille ſoll geſchehen. Die nachwelt tadelt noch des Jephthaͤ frevelthat/ Der einſt/ wie er gelobt/ die einge tochter ſchlachte. Dergleichen ſchlimmen ruhm auch Agamemnon hat/ Der Jphigeniam/ ſein kind/ zum opfer brachte. Allein du bringſt zwar auch dem hoͤchſten deinen ſohn/ Doch nur wie Abraham nach GOttes ſchluß und willen. Der herr iſt ja dein ſchild und dein ſehr groſſer lohn/ Drum biſt du ſo bereit ſein wuͤnſchen zu erfuͤllen. Dein Jſaac willigt ſelbſt in dieſes opfer ein/ Mein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/228>, abgerufen am 28.03.2024.