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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Die verkehrte Schöne.
1.
O Schönstes bild der schönen/
Du wunder der Camönen/
Du bist von allen seiten
Erfüllt mit treflichkeiten.
2.
Das gold der krausen locken/
Jst gleich dem flachs am rocken/
Die stirn ist schön zerspalten/
Von mehr denn hundert falten.
3.
Die purpur-augen funckeln/
Wie mäusgen-feur im dunckeln:
Man sicht auf deinen wangen
Wachs-gelbe qvitten prangen.
4.
Dein krummes näsgen stutzet/
Und selbst dem adler trutzet/
Dein kinnchen gleicht dem schnabel/
Der halß dem thurm zu Babel.
5.
Lasur sind deine lippen/
Die wie die wellen wippen/
Die zähnchen sind zu preisen/
Die gold aus Ophir weisen.
6.
Du bist fast gleich zu schauen/
An fus und stimm den pfauen/
Bist gleich in deinem schwätzen/
Dem Papagoy zu schätzen.
7.
Die brust ist aufgelauffen/
Von zween maul-wurfs hauffen/
Die
Hofm. w. III. Th. Z
Vermiſchte Gedichte.
Die verkehrte Schoͤne.
1.
O Schoͤnſtes bild der ſchoͤnen/
Du wunder der Camoͤnen/
Du biſt von allen ſeiten
Erfuͤllt mit treflichkeiten.
2.
Das gold der krauſen locken/
Jſt gleich dem flachs am rocken/
Die ſtirn iſt ſchoͤn zerſpalten/
Von mehr denn hundert falten.
3.
Die purpur-augen funckeln/
Wie maͤusgen-feur im dunckeln:
Man ſicht auf deinen wangen
Wachs-gelbe qvitten prangen.
4.
Dein krummes naͤſgen ſtutzet/
Und ſelbſt dem adler trutzet/
Dein kinnchen gleicht dem ſchnabel/
Der halß dem thurm zu Babel.
5.
Laſur ſind deine lippen/
Die wie die wellen wippen/
Die zaͤhnchen ſind zu preiſen/
Die gold aus Ophir weiſen.
6.
Du biſt faſt gleich zu ſchauen/
An fus und ſtimm den pfauen/
Biſt gleich in deinem ſchwaͤtzen/
Dem Papagoy zu ſchaͤtzen.
7.
Die bruſt iſt aufgelauffen/
Von zween maul-wurfs hauffen/
Die
Hofm. w. III. Th. Z
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[351/0361] Vermiſchte Gedichte. Die verkehrte Schoͤne. 1. O Schoͤnſtes bild der ſchoͤnen/ Du wunder der Camoͤnen/ Du biſt von allen ſeiten Erfuͤllt mit treflichkeiten. 2. Das gold der krauſen locken/ Jſt gleich dem flachs am rocken/ Die ſtirn iſt ſchoͤn zerſpalten/ Von mehr denn hundert falten. 3. Die purpur-augen funckeln/ Wie maͤusgen-feur im dunckeln: Man ſicht auf deinen wangen Wachs-gelbe qvitten prangen. 4. Dein krummes naͤſgen ſtutzet/ Und ſelbſt dem adler trutzet/ Dein kinnchen gleicht dem ſchnabel/ Der halß dem thurm zu Babel. 5. Laſur ſind deine lippen/ Die wie die wellen wippen/ Die zaͤhnchen ſind zu preiſen/ Die gold aus Ophir weiſen. 6. Du biſt faſt gleich zu ſchauen/ An fus und ſtimm den pfauen/ Biſt gleich in deinem ſchwaͤtzen/ Dem Papagoy zu ſchaͤtzen. 7. Die bruſt iſt aufgelauffen/ Von zween maul-wurfs hauffen/ Die Hofm. w. III. Th. Z

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/361>, abgerufen am 29.03.2024.