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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Galante Gedichte.
Jch lebe zwar in furcht/ doch hoff ich noch zu küssen/
Wie jetzund meinen brieff/ so künfftig deinen mund.


II.
Die Gräfin de Montespan an
Ludewich den König.
EJn unverhoffter brieff von mehr als hohen händen/
Hat sinnen und verstand mir gantz bestürtzt gemacht.
Jch weiß nicht ob mein glück mich suchet zu verblenden/
Und daß die schmeichlerin mit falschen munde lacht.
Es will mir iede reyh ja iedes wort beschreiben/
Wie dein entflammtes hertz mir süssen weyrauch brennt.
Jch soll gelindes öhl in deine wunden reiben/
Und deine kranckheit hat zur ärtztin mich ernennt.
Ach aber was ist dies! ein könig wil mich lieben/
Der grosse Ludewich verlanget meine gunst?
Es scheint die schickung will ihr spiel an mir verüben/
Und machen asch und staub aus dieser heissen brunst.
Ach lasse mich/ mein fürst/ in niedern thälern bleiben/
Auf bergen kommet man den blitze gar zu nah/
Es kan mir Jearus ein bild für augen schreiben/
Wie der den stoltzen muht so schrecklich fallen sah.
Jch mag/ großmächtigster/ nicht mehr zu hoffe gehen/
Bey hoffe-lufft verwelckt der keuschheit blume bald.
Die sonnen können da nicht ohne wolcken stehen/
Jn einem augenblick ist glut und feuer kalt.
Wer ist wohl auff dem eiß des hoffes nicht geglitten?
Wen fängt das schlimme garn der süssen worte nicht?
Wird nicht durch hofes griff die tugend auch bestritten?
Weil da die falschheit selbst die schönsten worte spricht.
Zu dem ist solcher glantz der schönheit nicht zu finden
An deiner schlechten magd/ wie deine feder schreibt.
Mein blödes ange kan kein helden-hertze binden/
Und meinen lippen ist kein Purpur einverleibt.
Es trägt ihr bleicher rand nichts als verdorrte Nelcken/
Und auf den wangen sind die Rosen schon verblüht.
Mein
Galante Gedichte.
Jch lebe zwar in furcht/ doch hoff ich noch zu kuͤſſen/
Wie jetzund meinen brieff/ ſo kuͤnfftig deinen mund.


II.
Die Graͤfin de Monteſpan an
Ludewich den Koͤnig.
EJn unverhoffter brieff von mehr als hohen haͤnden/
Hat ſinnen und verſtand mir gantz beſtuͤrtzt gemacht.
Jch weiß nicht ob mein gluͤck mich ſuchet zu verblenden/
Und daß die ſchmeichlerin mit falſchen munde lacht.
Es will mir iede reyh ja iedes wort beſchreiben/
Wie dein entflammtes hertz mir ſuͤſſen weyrauch brennt.
Jch ſoll gelindes oͤhl in deine wunden reiben/
Und deine kranckheit hat zur aͤrtztin mich ernennt.
Ach aber was iſt dies! ein koͤnig wil mich lieben/
Der groſſe Ludewich verlanget meine gunſt?
Es ſcheint die ſchickung will ihr ſpiel an mir veruͤben/
Und machen aſch und ſtaub aus dieſer heiſſen brunſt.
Ach laſſe mich/ mein fuͤrſt/ in niedern thaͤlern bleiben/
Auf bergen kommet man den blitze gar zu nah/
Es kan mir Jearus ein bild fuͤr augen ſchreiben/
Wie der den ſtoltzen muht ſo ſchrecklich fallen ſah.
Jch mag/ großmaͤchtigſter/ nicht mehr zu hoffe gehen/
Bey hoffe-lufft verwelckt der keuſchheit blume bald.
Die ſonnen koͤnnen da nicht ohne wolcken ſtehen/
Jn einem augenblick iſt glut und feuer kalt.
Wer iſt wohl auff dem eiß des hoffes nicht geglitten?
Wen faͤngt das ſchlimme garn der ſuͤſſen worte nicht?
Wird nicht durch hofes griff die tugend auch beſtritten?
Weil da die falſchheit ſelbſt die ſchoͤnſten worte ſpricht.
Zu dem iſt ſolcher glantz der ſchoͤnheit nicht zu finden
An deiner ſchlechten magd/ wie deine feder ſchreibt.
Mein bloͤdes ange kan kein helden-hertze binden/
Und meinen lippen iſt kein Purpur einverleibt.
Es traͤgt ihr bleicher rand nichts als verdorrte Nelcken/
Und auf den wangen ſind die Roſen ſchon verbluͤht.
Mein
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[32/0040] Galante Gedichte. Jch lebe zwar in furcht/ doch hoff ich noch zu kuͤſſen/ Wie jetzund meinen brieff/ ſo kuͤnfftig deinen mund. II. Die Graͤfin de Monteſpan an Ludewich den Koͤnig. EJn unverhoffter brieff von mehr als hohen haͤnden/ Hat ſinnen und verſtand mir gantz beſtuͤrtzt gemacht. Jch weiß nicht ob mein gluͤck mich ſuchet zu verblenden/ Und daß die ſchmeichlerin mit falſchen munde lacht. Es will mir iede reyh ja iedes wort beſchreiben/ Wie dein entflammtes hertz mir ſuͤſſen weyrauch brennt. Jch ſoll gelindes oͤhl in deine wunden reiben/ Und deine kranckheit hat zur aͤrtztin mich ernennt. Ach aber was iſt dies! ein koͤnig wil mich lieben/ Der groſſe Ludewich verlanget meine gunſt? Es ſcheint die ſchickung will ihr ſpiel an mir veruͤben/ Und machen aſch und ſtaub aus dieſer heiſſen brunſt. Ach laſſe mich/ mein fuͤrſt/ in niedern thaͤlern bleiben/ Auf bergen kommet man den blitze gar zu nah/ Es kan mir Jearus ein bild fuͤr augen ſchreiben/ Wie der den ſtoltzen muht ſo ſchrecklich fallen ſah. Jch mag/ großmaͤchtigſter/ nicht mehr zu hoffe gehen/ Bey hoffe-lufft verwelckt der keuſchheit blume bald. Die ſonnen koͤnnen da nicht ohne wolcken ſtehen/ Jn einem augenblick iſt glut und feuer kalt. Wer iſt wohl auff dem eiß des hoffes nicht geglitten? Wen faͤngt das ſchlimme garn der ſuͤſſen worte nicht? Wird nicht durch hofes griff die tugend auch beſtritten? Weil da die falſchheit ſelbſt die ſchoͤnſten worte ſpricht. Zu dem iſt ſolcher glantz der ſchoͤnheit nicht zu finden An deiner ſchlechten magd/ wie deine feder ſchreibt. Mein bloͤdes ange kan kein helden-hertze binden/ Und meinen lippen iſt kein Purpur einverleibt. Es traͤgt ihr bleicher rand nichts als verdorrte Nelcken/ Und auf den wangen ſind die Roſen ſchon verbluͤht. Mein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/40>, abgerufen am 28.03.2024.