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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Dir zur Andromeda die Themis auserlesen/
Und dich und sie dadurch den sternen beygefügt.
Weil/ kluger Götze/ dich die weißheit seltner sachen/
Der sprachen wissenschafft/ und gründliche verstand/
Den du in rechten hast/ bereits zum abgott machen/
Wird halb-gott Theseus auch dir billich zuerkant.
Statt Ariadnens hat die tugend dich geführet
Jm labyrinth/ viel sich sonst vergebens mühn/
Und hat des Theseus arm Athen geschickt regieret/
Wird unser Pleiß-Athen dich auch zu ehren ziehn.
Und du/ mein Stiglitz/ bist dem Jason zu vergleichen/
Dein schiff ist müh und fleiß/ du theurer rechtens-sohn/
Du hast die segel stets nach Colchis lassen streichen/
Drum trägst du auch anitzt das göldne vließ davon.
Und hast du diesen schatz und solche kostbarkeiten/
So wird gewiß dir auch Medea nicht entgehn:
Sie mag dir nun ein amt/ sie mag ein weib bedeuten;
Genug/ daß beydes sol zu deinen diensten stehn.
Wohlan! die Königin der rechte ist vergnüget/
Daß ihr geweyhter thron so feste stützen führt/
Und die gerechtigkeit auff solchen felsen liget/
Auff derer spitze man nichts von erschüttern spürt.
Euch aber lasse nur der himmel alles schauen/
Was/ werthesten/ diß blat euch wollen prophezeyn/
Und ich wil noch zuletzt den sieges-bogen bauen/
Worauff die beyschrifft sol von solchem innhalt seyn:
Schaut/ diese tragen hier mit unermüdtem rücken
Vier starcken pfeilern gleich Astroeens ehren-bild/
Und daß sie diese last nicht sol beschwerlich drücken/
Sind ihre schultern itzt in purpur eingehüllt.


POETA-
Vermiſchte Gedichte.
Dir zur Andromeda die Themis auserleſen/
Und dich und ſie dadurch den ſternen beygefuͤgt.
Weil/ kluger Goͤtze/ dich die weißheit ſeltner ſachen/
Der ſprachen wiſſenſchafft/ und gruͤndliche verſtand/
Den du in rechten haſt/ bereits zum abgott machen/
Wird halb-gott Theſeus auch dir billich zuerkant.
Statt Ariadnens hat die tugend dich gefuͤhret
Jm labyrinth/ viel ſich ſonſt vergebens muͤhn/
Und hat des Theſeus arm Athen geſchickt regieret/
Wird unſer Pleiß-Athen dich auch zu ehren ziehn.
Und du/ mein Stiglitz/ biſt dem Jaſon zu vergleichen/
Dein ſchiff iſt muͤh und fleiß/ du theurer rechtens-ſohn/
Du haſt die ſegel ſtets nach Colchis laſſen ſtreichen/
Drum traͤgſt du auch anitzt das goͤldne vließ davon.
Und haſt du dieſen ſchatz und ſolche koſtbarkeiten/
So wird gewiß dir auch Medea nicht entgehn:
Sie mag dir nun ein amt/ ſie mag ein weib bedeuten;
Genug/ daß beydes ſol zu deinen dienſten ſtehn.
Wohlan! die Koͤnigin der rechte iſt vergnuͤget/
Daß ihr geweyhter thron ſo feſte ſtuͤtzen fuͤhrt/
Und die gerechtigkeit auff ſolchen felſen liget/
Auff derer ſpitze man nichts von erſchuͤttern ſpuͤrt.
Euch aber laſſe nur der himmel alles ſchauen/
Was/ wertheſten/ diß blat euch wollen prophezeyn/
Und ich wil noch zuletzt den ſieges-bogen bauen/
Worauff die beyſchrifft ſol von ſolchem innhalt ſeyn:
Schaut/ dieſe tragen hier mit unermuͤdtem ruͤcken
Vier ſtarcken pfeilern gleich Aſtrœens ehren-bild/
Und daß ſie dieſe laſt nicht ſol beſchwerlich druͤcken/
Sind ihre ſchultern itzt in purpur eingehuͤllt.


POETA-
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[317/0327] Vermiſchte Gedichte. Dir zur Andromeda die Themis auserleſen/ Und dich und ſie dadurch den ſternen beygefuͤgt. Weil/ kluger Goͤtze/ dich die weißheit ſeltner ſachen/ Der ſprachen wiſſenſchafft/ und gruͤndliche verſtand/ Den du in rechten haſt/ bereits zum abgott machen/ Wird halb-gott Theſeus auch dir billich zuerkant. Statt Ariadnens hat die tugend dich gefuͤhret Jm labyrinth/ viel ſich ſonſt vergebens muͤhn/ Und hat des Theſeus arm Athen geſchickt regieret/ Wird unſer Pleiß-Athen dich auch zu ehren ziehn. Und du/ mein Stiglitz/ biſt dem Jaſon zu vergleichen/ Dein ſchiff iſt muͤh und fleiß/ du theurer rechtens-ſohn/ Du haſt die ſegel ſtets nach Colchis laſſen ſtreichen/ Drum traͤgſt du auch anitzt das goͤldne vließ davon. Und haſt du dieſen ſchatz und ſolche koſtbarkeiten/ So wird gewiß dir auch Medea nicht entgehn: Sie mag dir nun ein amt/ ſie mag ein weib bedeuten; Genug/ daß beydes ſol zu deinen dienſten ſtehn. Wohlan! die Koͤnigin der rechte iſt vergnuͤget/ Daß ihr geweyhter thron ſo feſte ſtuͤtzen fuͤhrt/ Und die gerechtigkeit auff ſolchen felſen liget/ Auff derer ſpitze man nichts von erſchuͤttern ſpuͤrt. Euch aber laſſe nur der himmel alles ſchauen/ Was/ wertheſten/ diß blat euch wollen prophezeyn/ Und ich wil noch zuletzt den ſieges-bogen bauen/ Worauff die beyſchrifft ſol von ſolchem innhalt ſeyn: Schaut/ dieſe tragen hier mit unermuͤdtem ruͤcken Vier ſtarcken pfeilern gleich Aſtrœens ehren-bild/ Und daß ſie dieſe laſt nicht ſol beſchwerlich druͤcken/ Sind ihre ſchultern itzt in purpur eingehuͤllt. POETA-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/327>, abgerufen am 28.03.2024.