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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Streit der vier jahr-zeiten und
zwölff monate um das Oesterreichi-
sche glücke.
Chr. Gryphius.
Die vier jahr-zeiten zusammen.
KOmmt, Werthen söhne! kommt und crönet unser haupt
Mit Oesterreichs so palm-als lorbeer-zweigen;
Sucht euch vor aller welt zu zeigen,
Sagt, ob das glück nicht ieglichem erlaubt,
Was angenehmes, zum behagen
Des großen Käysers, beyzutragen?
Ob nicht eur vergnügen
Durch Leopolds und Josephs heyl gestiegen?
Der Sommer.
Der Frühling hat gewiß das wenigste gethan.
Der Frühling.
Was ficht dich stoltzen an?
Du pralest zwar mit deinen reichen garben;
Doch werd' ich auch nicht völlig darben.
Der Herbst.
Wer wolte mir den preiß benehmen?
Jhr müst euch alle vor mir schämen.
Der Winter.
Jch werde nicht alleine stehn,
Man kan auch unter schnee und frost
Bey auserlesner götter-kost
Manch angenehmes fest begehn.
Jch werde nicht alleine stehn.
Alle viere.
Der streit ist leichtlich zu emscheiden,
Entdeckt nur, was ihr bey den freuden,
Der
N 4
Vermiſchte Gedichte.
Streit der vier jahr-zeiten und
zwoͤlff monate um das Oeſterreichi-
ſche gluͤcke.
Chr. Gryphius.
Die vier jahr-zeiten zuſammen.
KOmmt, Werthen ſoͤhne! kommt und croͤnet unſer haupt
Mit Oeſterreichs ſo palm-als lorbeer-zweigen;
Sucht euch vor aller welt zu zeigen,
Sagt, ob das gluͤck nicht ieglichem erlaubt,
Was angenehmes, zum behagen
Des großen Kaͤyſers, beyzutragen?
Ob nicht eur vergnuͤgen
Durch Leopolds und Joſephs heyl geſtiegen?
Der Sommer.
Der Fruͤhling hat gewiß das wenigſte gethan.
Der Fruͤhling.
Was ficht dich ſtoltzen an?
Du praleſt zwar mit deinen reichen garben;
Doch werd’ ich auch nicht voͤllig darben.
Der Herbſt.
Wer wolte mir den preiß benehmen?
Jhr muͤſt euch alle vor mir ſchaͤmen.
Der Winter.
Jch werde nicht alleine ſtehn,
Man kan auch unter ſchnee und froſt
Bey auserleſner goͤtter-koſt
Manch angenehmes feſt begehn.
Jch werde nicht alleine ſtehn.
Alle viere.
Der ſtreit iſt leichtlich zu emſcheiden,
Entdeckt nur, was ihr bey den freuden,
Der
N 4
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[199/0201] Vermiſchte Gedichte. Streit der vier jahr-zeiten und zwoͤlff monate um das Oeſterreichi- ſche gluͤcke. Chr. Gryphius. Die vier jahr-zeiten zuſammen. KOmmt, Werthen ſoͤhne! kommt und croͤnet unſer haupt Mit Oeſterreichs ſo palm-als lorbeer-zweigen; Sucht euch vor aller welt zu zeigen, Sagt, ob das gluͤck nicht ieglichem erlaubt, Was angenehmes, zum behagen Des großen Kaͤyſers, beyzutragen? Ob nicht eur vergnuͤgen Durch Leopolds und Joſephs heyl geſtiegen? Der Sommer. Der Fruͤhling hat gewiß das wenigſte gethan. Der Fruͤhling. Was ficht dich ſtoltzen an? Du praleſt zwar mit deinen reichen garben; Doch werd’ ich auch nicht voͤllig darben. Der Herbſt. Wer wolte mir den preiß benehmen? Jhr muͤſt euch alle vor mir ſchaͤmen. Der Winter. Jch werde nicht alleine ſtehn, Man kan auch unter ſchnee und froſt Bey auserleſner goͤtter-koſt Manch angenehmes feſt begehn. Jch werde nicht alleine ſtehn. Alle viere. Der ſtreit iſt leichtlich zu emſcheiden, Entdeckt nur, was ihr bey den freuden, Der N 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/201>, abgerufen am 19.03.2024.