Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite


Galante
Und
Verliebte Gedichte.
Abbildung der Liebe.
C. H. v. H.
DEr liebe rosen-blat hat dörner zu gefehrten,
Aus welchen nach der lust der unlust früchte blühn;
Sie hebt ihr haupt empor, als wie auf zauber-gerten,
Und kan durch einen blick uns ins gehäge ziehn.
Dann stöst der freyheit schiff an ungeheure klippen,
Es bleibt, eh wirs vermeynt, auf einer sand-banck stehn,
Und lacht kein trost uns an von rosen-lichten lippen;
So heists: O himmel hilff! wir müssen hier vergehn.
Da stimmt das hertze an: Verlasse mich, o liebe!
Dann heists: Entfernet euch, die ihr ans lieben denckt,
Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel trübe,
Nichts ist, was unsre brust mehr als die liebe kränckt.
Doch, sind die dornen weg, so greifft man nach den rosen,
Es giebt die beßre zeit uns andre sinnen ein,
Dann können wir vergnügt in den gedancken losen,
Auf welcher seite wiram liebsten wollen seyn.
Und so verlieren wir die kurtzen lebens-zeiten,
Das schiff des lebens laufft dem hafen näher zu,
Biß uns der winter pflegt in so ein land zu leiten,
Wo man der liebe baum mit erde decket zu.
An
Hofm. w. V. Th. A


Galante
Und
Verliebte Gedichte.
Abbildung der Liebe.
C. H. v. H.
DEr liebe roſen-blat hat doͤrner zu gefehrten,
Aus welchen nach der luſt der unluſt fruͤchte bluͤhn;
Sie hebt ihr haupt empor, als wie auf zauber-gerten,
Und kan durch einen blick uns ins gehaͤge ziehn.
Dann ſtoͤſt der freyheit ſchiff an ungeheure klippen,
Es bleibt, eh wirs vermeynt, auf einer ſand-banck ſtehn,
Und lacht kein troſt uns an von roſen-lichten lippen;
So heiſts: O himmel hilff! wir muͤſſen hier vergehn.
Da ſtimmt das hertze an: Verlaſſe mich, o liebe!
Dann heiſts: Entfernet euch, die ihr ans lieben denckt,
Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel truͤbe,
Nichts iſt, was unſre bruſt mehr als die liebe kraͤnckt.
Doch, ſind die dornen weg, ſo greifft man nach den roſen,
Es giebt die beßre zeit uns andre ſinnen ein,
Dann koͤnnen wir vergnuͤgt in den gedancken loſen,
Auf welcher ſeite wiram liebſten wollen ſeyn.
Und ſo verlieren wir die kurtzen lebens-zeiten,
Das ſchiff des lebens laufft dem hafen naͤher zu,
Biß uns der winter pflegt in ſo ein land zu leiten,
Wo man der liebe baum mit erde decket zu.
An
Hofm. w. V. Th. A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">G</hi>alante</hi><lb/>
Und<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">V</hi>erliebte <hi rendition="#in">G</hi>edichte.</hi></hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Abbildung der Liebe.</hi><lb/>
C. H. v. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Er liebe ro&#x017F;en-blat hat do&#x0364;rner zu gefehrten,</l><lb/>
          <l>Aus welchen nach der lu&#x017F;t der unlu&#x017F;t fru&#x0364;chte blu&#x0364;hn;</l><lb/>
          <l>Sie hebt ihr haupt empor, als wie auf zauber-gerten,</l><lb/>
          <l>Und kan durch einen blick uns ins geha&#x0364;ge ziehn.</l><lb/>
          <l>Dann &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t der freyheit &#x017F;chiff an ungeheure klippen,</l><lb/>
          <l>Es bleibt, eh wirs vermeynt, auf einer &#x017F;and-banck &#x017F;tehn,</l><lb/>
          <l>Und lacht kein tro&#x017F;t uns an von ro&#x017F;en-lichten lippen;</l><lb/>
          <l>So hei&#x017F;ts: O himmel hilff! wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hier vergehn.</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;timmt das hertze an: Verla&#x017F;&#x017F;e mich, o liebe!</l><lb/>
          <l>Dann hei&#x017F;ts: Entfernet euch, die ihr ans lieben denckt,</l><lb/>
          <l>Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel tru&#x0364;be,</l><lb/>
          <l>Nichts i&#x017F;t, was un&#x017F;re bru&#x017F;t mehr als die liebe kra&#x0364;nckt.</l><lb/>
          <l>Doch, &#x017F;ind die dornen weg, &#x017F;o greifft man nach den ro&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Es giebt die beßre zeit uns andre &#x017F;innen ein,</l><lb/>
          <l>Dann ko&#x0364;nnen wir vergnu&#x0364;gt in den gedancken lo&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Auf welcher &#x017F;eite wiram lieb&#x017F;ten wollen &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;o verlieren wir die kurtzen lebens-zeiten,</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;chiff des lebens laufft dem hafen na&#x0364;her zu,</l><lb/>
          <l>Biß uns der winter pflegt in &#x017F;o ein land zu leiten,</l><lb/>
          <l>Wo man der liebe baum mit erde decket zu.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Hofm. w. <hi rendition="#aq">V.</hi> Th. A</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0003] Galante Und Verliebte Gedichte. Abbildung der Liebe. C. H. v. H. DEr liebe roſen-blat hat doͤrner zu gefehrten, Aus welchen nach der luſt der unluſt fruͤchte bluͤhn; Sie hebt ihr haupt empor, als wie auf zauber-gerten, Und kan durch einen blick uns ins gehaͤge ziehn. Dann ſtoͤſt der freyheit ſchiff an ungeheure klippen, Es bleibt, eh wirs vermeynt, auf einer ſand-banck ſtehn, Und lacht kein troſt uns an von roſen-lichten lippen; So heiſts: O himmel hilff! wir muͤſſen hier vergehn. Da ſtimmt das hertze an: Verlaſſe mich, o liebe! Dann heiſts: Entfernet euch, die ihr ans lieben denckt, Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel truͤbe, Nichts iſt, was unſre bruſt mehr als die liebe kraͤnckt. Doch, ſind die dornen weg, ſo greifft man nach den roſen, Es giebt die beßre zeit uns andre ſinnen ein, Dann koͤnnen wir vergnuͤgt in den gedancken loſen, Auf welcher ſeite wiram liebſten wollen ſeyn. Und ſo verlieren wir die kurtzen lebens-zeiten, Das ſchiff des lebens laufft dem hafen naͤher zu, Biß uns der winter pflegt in ſo ein land zu leiten, Wo man der liebe baum mit erde decket zu. An Hofm. w. V. Th. A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/3
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/3>, abgerufen am 25.04.2024.