Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Sein predigen weiß nichts von eitlen künsteleyen,
Doch ist es voller krafft, weil es sein thun bewährt.
Es muß der sünder sich vor seiner strafe scheuen,
Weil sem exempel selbst ihm durch die sinne fährt.
Dis heißt ein priester seyn! Drum crönt ihn GOtt mit segen,
Und hat ihn als ein licht in Zion aufgestellt:
Drum ist er allem haß der neider überlegen,
Der sonst der tugend selbst die beste kost vergällt.
Drum hat ihn Qvedlinburg der ehre werth geschätzet,
Daß er der lehrer Haupt und Hoherpriester sey:
Drum hat die klugheit ihn zum Kirchen-Rath gesetzet,
Drum wird sein ehren-ruhm noch alle tage neu.
Wie ruhmlich er bisher der kirchen vorgestanden,
Weiß ieder, der ihn kennt, und von ihm reden hört.
Dahero schallet auch sein nam' in andern landen,
Denn wahre tugend wird doch überall geehrt.
Drum hat das Saal-Athen, allwo die reine lehre
Des wahren Christenthums in vollem flore steht,
Ehrwürdigster Patron! zu einer neuen ehre,
Zur Doctor-würde dich, itzt nach verdienst erhöht.
So steigt und blühet der, so GOttes ehre liebet,
Der löblich lehrt und thut, und einem baume gleicht,
Der kühlen schatten bringt und schöne blätter giebet,
Doch aber auch dabey die besten früchte reicht.
Du wirst auch ferner blühn, denn GOttes milde gnade
Verläst die Lehrer nicht, so er gesendet hat.
Steh wie ein lorbeer-stamm, daß dir kein donner schade,
So nützet Qvedlinburg dein lehren, thun und rath.
Das werthe Qvedlinburg, das dich, als ein exempel
Rechtschaffner priester, liebt, gräbt diesen schluß in stein,
Ja selber in das hertz: Der, so in meinem tempel,
Als Hoherpriester lehrt, muß so, wie Kettner seyn.


Streit
Vermiſchte Gedichte.
Sein predigen weiß nichts von eitlen kuͤnſteleyen,
Doch iſt es voller krafft, weil es ſein thun bewaͤhrt.
Es muß der ſuͤnder ſich vor ſeiner ſtrafe ſcheuen,
Weil ſem exempel ſelbſt ihm durch die ſinne faͤhrt.
Dis heißt ein prieſter ſeyn! Drum croͤnt ihn GOtt mit ſegen,
Und hat ihn als ein licht in Zion aufgeſtellt:
Drum iſt er allem haß der neider uͤberlegen,
Der ſonſt der tugend ſelbſt die beſte koſt vergaͤllt.
Drum hat ihn Qvedlinburg der ehre werth geſchaͤtzet,
Daß er der lehrer Haupt und Hoherprieſter ſey:
Drum hat die klugheit ihn zum Kirchen-Rath geſetzet,
Drum wird ſein ehren-ruhm noch alle tage neu.
Wie ruhmlich er bisher der kirchen vorgeſtanden,
Weiß ieder, der ihn kennt, und von ihm reden hoͤrt.
Dahero ſchallet auch ſein nam’ in andern landen,
Denn wahre tugend wird doch uͤberall geehrt.
Drum hat das Saal-Athen, allwo die reine lehre
Des wahren Chriſtenthums in vollem flore ſteht,
Ehrwuͤrdigſter Patron! zu einer neuen ehre,
Zur Doctor-wuͤrde dich, itzt nach verdienſt erhoͤht.
So ſteigt und bluͤhet der, ſo GOttes ehre liebet,
Der loͤblich lehrt und thut, und einem baume gleicht,
Der kuͤhlen ſchatten bringt und ſchoͤne blaͤtter giebet,
Doch aber auch dabey die beſten fruͤchte reicht.
Du wirſt auch ferner bluͤhn, denn GOttes milde gnade
Verlaͤſt die Lehrer nicht, ſo er geſendet hat.
Steh wie ein lorbeer-ſtamm, daß dir kein donner ſchade,
So nuͤtzet Qvedlinburg dein lehren, thun und rath.
Das werthe Qvedlinburg, das dich, als ein exempel
Rechtſchaffner prieſter, liebt, graͤbt dieſen ſchluß in ſtein,
Ja ſelber in das hertz: Der, ſo in meinem tempel,
Als Hoherprieſter lehrt, muß ſo, wie Kettner ſeyn.


Streit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0200" n="198"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Sein predigen weiß nichts von eitlen ku&#x0364;n&#x017F;teleyen,</l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;t es voller krafft, weil es &#x017F;ein thun bewa&#x0364;hrt.</l><lb/>
          <l>Es muß der &#x017F;u&#x0364;nder &#x017F;ich vor &#x017F;einer &#x017F;trafe &#x017F;cheuen,</l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;em exempel &#x017F;elb&#x017F;t ihm durch die &#x017F;inne fa&#x0364;hrt.</l><lb/>
          <l>Dis heißt ein prie&#x017F;ter &#x017F;eyn! Drum cro&#x0364;nt ihn GOtt mit &#x017F;egen,</l><lb/>
          <l>Und hat ihn als ein licht in Zion aufge&#x017F;tellt:</l><lb/>
          <l>Drum i&#x017F;t er allem haß der neider u&#x0364;berlegen,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;on&#x017F;t der tugend &#x017F;elb&#x017F;t die be&#x017F;te ko&#x017F;t verga&#x0364;llt.</l><lb/>
          <l>Drum hat ihn Qvedlinburg der ehre werth ge&#x017F;cha&#x0364;tzet,</l><lb/>
          <l>Daß er der lehrer Haupt und Hoherprie&#x017F;ter &#x017F;ey:</l><lb/>
          <l>Drum hat die klugheit ihn zum Kirchen-Rath ge&#x017F;etzet,</l><lb/>
          <l>Drum wird &#x017F;ein ehren-ruhm noch alle tage neu.</l><lb/>
          <l>Wie ruhmlich er bisher der kirchen vorge&#x017F;tanden,</l><lb/>
          <l>Weiß ieder, der ihn kennt, und von ihm reden ho&#x0364;rt.</l><lb/>
          <l>Dahero &#x017F;challet auch &#x017F;ein nam&#x2019; in andern landen,</l><lb/>
          <l>Denn wahre tugend wird doch u&#x0364;berall geehrt.</l><lb/>
          <l>Drum hat das Saal-Athen, allwo die reine lehre</l><lb/>
          <l>Des wahren Chri&#x017F;tenthums in vollem flore &#x017F;teht,</l><lb/>
          <l>Ehrwu&#x0364;rdig&#x017F;ter Patron! zu einer neuen ehre,</l><lb/>
          <l>Zur Doctor-wu&#x0364;rde dich, itzt nach verdien&#x017F;t erho&#x0364;ht.</l><lb/>
          <l>So &#x017F;teigt und blu&#x0364;het der, &#x017F;o GOttes ehre liebet,</l><lb/>
          <l>Der lo&#x0364;blich lehrt und thut, und einem baume gleicht,</l><lb/>
          <l>Der ku&#x0364;hlen &#x017F;chatten bringt und &#x017F;cho&#x0364;ne bla&#x0364;tter giebet,</l><lb/>
          <l>Doch aber auch dabey die be&#x017F;ten fru&#x0364;chte reicht.</l><lb/>
          <l>Du wir&#x017F;t auch ferner blu&#x0364;hn, denn GOttes milde gnade</l><lb/>
          <l>Verla&#x0364;&#x017F;t die Lehrer nicht, &#x017F;o er ge&#x017F;endet hat.</l><lb/>
          <l>Steh wie ein lorbeer-&#x017F;tamm, daß dir kein donner &#x017F;chade,</l><lb/>
          <l>So nu&#x0364;tzet Qvedlinburg dein lehren, thun und rath.</l><lb/>
          <l>Das werthe Qvedlinburg, das dich, als ein exempel</l><lb/>
          <l>Recht&#x017F;chaffner prie&#x017F;ter, liebt, gra&#x0364;bt die&#x017F;en &#x017F;chluß in &#x017F;tein,</l><lb/>
          <l>Ja &#x017F;elber in das hertz: Der, &#x017F;o in meinem tempel,</l><lb/>
          <l>Als Hoherprie&#x017F;ter lehrt, muß &#x017F;o, wie Kettner &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Streit</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0200] Vermiſchte Gedichte. Sein predigen weiß nichts von eitlen kuͤnſteleyen, Doch iſt es voller krafft, weil es ſein thun bewaͤhrt. Es muß der ſuͤnder ſich vor ſeiner ſtrafe ſcheuen, Weil ſem exempel ſelbſt ihm durch die ſinne faͤhrt. Dis heißt ein prieſter ſeyn! Drum croͤnt ihn GOtt mit ſegen, Und hat ihn als ein licht in Zion aufgeſtellt: Drum iſt er allem haß der neider uͤberlegen, Der ſonſt der tugend ſelbſt die beſte koſt vergaͤllt. Drum hat ihn Qvedlinburg der ehre werth geſchaͤtzet, Daß er der lehrer Haupt und Hoherprieſter ſey: Drum hat die klugheit ihn zum Kirchen-Rath geſetzet, Drum wird ſein ehren-ruhm noch alle tage neu. Wie ruhmlich er bisher der kirchen vorgeſtanden, Weiß ieder, der ihn kennt, und von ihm reden hoͤrt. Dahero ſchallet auch ſein nam’ in andern landen, Denn wahre tugend wird doch uͤberall geehrt. Drum hat das Saal-Athen, allwo die reine lehre Des wahren Chriſtenthums in vollem flore ſteht, Ehrwuͤrdigſter Patron! zu einer neuen ehre, Zur Doctor-wuͤrde dich, itzt nach verdienſt erhoͤht. So ſteigt und bluͤhet der, ſo GOttes ehre liebet, Der loͤblich lehrt und thut, und einem baume gleicht, Der kuͤhlen ſchatten bringt und ſchoͤne blaͤtter giebet, Doch aber auch dabey die beſten fruͤchte reicht. Du wirſt auch ferner bluͤhn, denn GOttes milde gnade Verlaͤſt die Lehrer nicht, ſo er geſendet hat. Steh wie ein lorbeer-ſtamm, daß dir kein donner ſchade, So nuͤtzet Qvedlinburg dein lehren, thun und rath. Das werthe Qvedlinburg, das dich, als ein exempel Rechtſchaffner prieſter, liebt, graͤbt dieſen ſchluß in ſtein, Ja ſelber in das hertz: Der, ſo in meinem tempel, Als Hoherprieſter lehrt, muß ſo, wie Kettner ſeyn. Streit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/200
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/200>, abgerufen am 19.04.2024.