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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

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Grab Schrifften Ander Theil.
11. Zweyer Verliebten.
Hier sindt zwey liebende in dieser Grufft begraben /
So lange zwahr gebuhlt/ doch nie genossen haben.
Und rieß der grimme Todt gleich ihre hoffnung ein /
So muste doch ihr Leib alhier vermischet seyn.
12. Eines Verliebten.
Der hier begraben liegt ist auß der Buhler orden /
Nicht wunder dich zu sehr/ das es zur Aschen worden /
Sein Leib war voller Gluth und voller Flammenschein /
Wie sollte dan der Mensch nicht Asche worden seyn.
13. Der Jungferschafft.
Viel machten viel auß mier viel Lachten nur dazu /
Ich wahr/ Ich war auch nicht, jetzt lieg ich in der Ruh /
Doch will ich meinen Todt zu melden nicht verschieben /
Ich bin durch einen Ritt im Ringelrennen blieben.
14. Einer Nonnen.
Man nahm mier meinen Schmuck und ließ mier Fleisch und Bluth.
Man schnit die Locken weg und ließ mier meine Gluth.
Im bethen hat mir stets der Glaube wollbehaget /
Weil er vom aufferstehn daß Fleisches etwas saget.
15. Einer Alten Magt.
Ein ungebrauchtes Schloß/ ein ungenutzter Heerdt /
Ein Kecher ohne Pfeil ein unbeschritten Pferdt /
Die konten solte man sie recht und woll begraben /
Bey dieser alten Magd ein füglich leichmahl haben.
Einer un-
Grab Schrifften Ander Theil.
11. Zweyer Verliebten.
Hier ſindt zwey liebende in dieſer Grufft begraben /
So lange zwahr gebuhlt/ doch nie genoſſen haben.
Und rieß der grimme Todt gleich ihre hoffnung ein /
So muſte doch ihr Leib alhier vermiſchet ſeyn.
12. Eines Verliebten.
Der hier begraben liegt iſt auß der Buhler orden /
Nicht wunder dich zu ſehr/ das es zur Aſchen worden /
Sein Leib war voller Gluth und voller Flammenſchein /
Wie ſollte dan der Menſch nicht Aſche worden ſeyn.
13. Der Jungferſchafft.
Viel machten viel auß mier viel Lachten nur dazu /
Ich wahr/ Ich war auch nicht, jetzt lieg ich in der Ruh /
Doch will ich meinen Todt zu melden nicht verſchieben /
Ich bin durch einen Ritt im Ringelrennen blieben.
14. Einer Nonnen.
Man nahm mier meinen Schmuck und ließ mier Fleiſch und Bluth.
Man ſchnit die Locken weg und ließ mier meine Gluth.
Im bethen hat mir ſtets der Glaube wollbehaget /
Weil er vom aufferſtehn daß Fleiſches etwas ſaget.
15. Einer Alten Magt.
Ein ungebrauchtes Schloß/ ein ungenutzter Heerdt /
Ein Kecher ohne Pfeil ein unbeſchritten Pferdt /
Die konten ſolte man ſie recht und woll begraben /
Bey dieſer alten Magd ein fuͤglich leichmahl haben.
Einer un-
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[[16]/0016] Grab Schrifften Ander Theil. 11. Zweyer Verliebten. Hier ſindt zwey liebende in dieſer Grufft begraben / So lange zwahr gebuhlt/ doch nie genoſſen haben. Und rieß der grimme Todt gleich ihre hoffnung ein / So muſte doch ihr Leib alhier vermiſchet ſeyn. 12. Eines Verliebten. Der hier begraben liegt iſt auß der Buhler orden / Nicht wunder dich zu ſehr/ das es zur Aſchen worden / Sein Leib war voller Gluth und voller Flammenſchein / Wie ſollte dan der Menſch nicht Aſche worden ſeyn. 13. Der Jungferſchafft. Viel machten viel auß mier viel Lachten nur dazu / Ich wahr/ Ich war auch nicht, jetzt lieg ich in der Ruh / Doch will ich meinen Todt zu melden nicht verſchieben / Ich bin durch einen Ritt im Ringelrennen blieben. 14. Einer Nonnen. Man nahm mier meinen Schmuck und ließ mier Fleiſch und Bluth. Man ſchnit die Locken weg und ließ mier meine Gluth. Im bethen hat mir ſtets der Glaube wollbehaget / Weil er vom aufferſtehn daß Fleiſches etwas ſaget. 15. Einer Alten Magt. Ein ungebrauchtes Schloß/ ein ungenutzter Heerdt / Ein Kecher ohne Pfeil ein unbeſchritten Pferdt / Die konten ſolte man ſie recht und woll begraben / Bey dieſer alten Magd ein fuͤglich leichmahl haben. Einer un-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/16>, abgerufen am 28.03.2024.