Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede
Fabeln und Begebenheit im menschlichem
Leben erwehnet; von dessen Arbeit aber ich
nichts gesehen. Werner von Tüfen ist auch
nicht zuverschweigen/ der mit Käyser Fri-
drichen in Sirien wider Saladin den Sa-
razenischen König gezogen/ welchen Krieg
Er auch in Reimen sol beschrieben haben;
folgender Satz wird jhm zugeeignet.

So we dir Werlt/ so we im der dir volgen mus/
Din Lon is kranc/ du gist den Angel jemer nach der süsse/
Din du treist Untruwe und allen Valsch uf dinen Rugge enbor.
Jh han in dinen Weg gesetzet minen Fuß:
Es wende GOt von Himle so wene ih dir volgen müsse;
Du zuhest mir den Heln/ als einer jungen Kazen/ vor.
Din Lon ist als ein richer Tröm/
Der nah dem Shlafe swindet.
Du hasi in meinen Munt gestriket dinen Zöm:
Davon min Lip in diner Lere erblindet.
Ze dir ih nakent wart geborn/ und sheide auh blos von dir:
Ein Linen Tuh für mine Shame/ und anders niht/ gist du ze
Lone mir.
Ach weh dir Welt/ und weh dem der dir folgen muß/
Dein Lohn ist schwach/ du gibst den Angel nach dem süssen/
Auff deinem Rücken trägst du Falschheit Uberfluß;
Jch war auff deinem Pfad zu wandeln stets beflissen/
Der Himmel lencke mich von dieser glatten Bahn!
Sie wil durch Scheufell mich wie eine Katze blenden/
Dein gantzes Reichthum ist gleich wie ein reicher Traum/
Der/ wenn der Schlaf vorbey sich auch mit jhm muß enden.
Du

Vorrede
Fabeln und Begebenheit im menſchlichem
Leben erwehnet; von deſſen Arbeit aber ich
nichts geſehen. Werner von Tuͤfen iſt auch
nicht zuverſchweigen/ der mit Kaͤyſer Fri-
drichen in Sirien wider Saladin den Sa-
razeniſchen Koͤnig gezogen/ welchen Krieg
Er auch in Reimen ſol beſchrieben haben;
folgender Satz wird jhm zugeeignet.

So we dir Werlt/ ſo we im der dir volgen mus/
Din Lon is kranc/ du giſt den Angel jemer nach der ſuͤſſe/
Din du treiſt Untruwe und allen Valſch uf dinen Rugge enbor.
Jh han in dinen Weg geſetzet minen Fuß:
Es wende GOt von Himle ſo wene ih dir volgen muͤſſe;
Du zuheſt mir den Heln/ als einer jungen Kazen/ vor.
Din Lon iſt als ein richer Troͤm/
Der nah dem Shlafe ſwindet.
Du haſi in meinen Munt geſtriket dinen Zoͤm:
Davon min Lip in diner Lere erblindet.
Ze dir ih nakent wart geborn/ und ſheide auh blos von dir:
Ein Linen Tuh fuͤr mine Shame/ und anders niht/ giſt du ze
Lone mir.
Ach weh dir Welt/ und weh dem der dir folgen muß/
Dein Lohn iſt ſchwach/ du gibſt den Angel nach dem ſuͤſſen/
Auff deinem Ruͤcken traͤgſt du Falſchheit Uberfluß;
Jch war auff deinem Pfad zu wandeln ſtets befliſſen/
Der Himmel lencke mich von dieſer glatten Bahn!
Sie wil durch Scheufell mich wie eine Katze blenden/
Dein gantzes Reichthum iſt gleich wie ein reicher Traum/
Der/ wenn der Schlaf vorbey ſich auch mit jhm muß enden.
Du
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0028"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede</hi></fw><lb/>
Fabeln und Begebenheit im men&#x017F;chlichem<lb/>
Leben erwehnet; von de&#x017F;&#x017F;en Arbeit aber ich<lb/>
nichts ge&#x017F;ehen. Werner von Tu&#x0364;fen i&#x017F;t auch<lb/>
nicht zuver&#x017F;chweigen/ der mit Ka&#x0364;y&#x017F;er Fri-<lb/>
drichen in Sirien wider <hi rendition="#aq">Saladin</hi> den Sa-<lb/>
razeni&#x017F;chen Ko&#x0364;nig gezogen/ welchen Krieg<lb/>
Er auch in Reimen &#x017F;ol be&#x017F;chrieben haben;<lb/>
folgender Satz wird jhm zugeeignet.</p><lb/>
        <quote>
          <lg type="poem">
            <lg>
              <l>So we dir Werlt/ &#x017F;o we im der dir volgen mus/</l><lb/>
              <l>Din Lon is kranc/ du gi&#x017F;t den Angel jemer nach der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
              <l>Din du trei&#x017F;t Untruwe und allen Val&#x017F;ch uf dinen Rugge enbor.</l><lb/>
              <l>Jh han in dinen Weg ge&#x017F;etzet minen Fuß:</l><lb/>
              <l>Es wende GOt von Himle &#x017F;o wene ih dir volgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e;</l><lb/>
              <l>Du zuhe&#x017F;t mir den Heln/ als einer jungen Kazen/ vor.</l><lb/>
              <l>Din Lon i&#x017F;t als ein richer Tro&#x0364;m/</l><lb/>
              <l>Der nah dem Shlafe &#x017F;windet.</l><lb/>
              <l>Du ha&#x017F;i in meinen Munt ge&#x017F;triket dinen Zo&#x0364;m:</l><lb/>
              <l>Davon min Lip in diner Lere erblindet.</l><lb/>
              <l>Ze dir ih nakent wart geborn/ und &#x017F;heide auh blos von dir:</l><lb/>
              <l>Ein Linen Tuh fu&#x0364;r mine Shame/ und anders niht/ gi&#x017F;t du ze</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Lone mir.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Ach weh dir Welt/ und weh dem der dir folgen muß/</l><lb/>
              <l>Dein Lohn i&#x017F;t &#x017F;chwach/ du gib&#x017F;t den Angel nach dem &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Auff deinem Ru&#x0364;cken tra&#x0364;g&#x017F;t du Fal&#x017F;chheit Uberfluß;</l><lb/>
              <l>Jch war auff deinem Pfad zu wandeln &#x017F;tets befli&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Der Himmel lencke mich von die&#x017F;er glatten Bahn!</l><lb/>
              <l>Sie wil durch Scheufell mich wie eine Katze blenden/</l><lb/>
              <l>Dein gantzes Reichthum i&#x017F;t gleich wie ein reicher Traum/</l><lb/>
              <l>Der/ wenn der Schlaf vorbey &#x017F;ich auch mit jhm muß enden.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </quote>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0028] Vorrede Fabeln und Begebenheit im menſchlichem Leben erwehnet; von deſſen Arbeit aber ich nichts geſehen. Werner von Tuͤfen iſt auch nicht zuverſchweigen/ der mit Kaͤyſer Fri- drichen in Sirien wider Saladin den Sa- razeniſchen Koͤnig gezogen/ welchen Krieg Er auch in Reimen ſol beſchrieben haben; folgender Satz wird jhm zugeeignet. So we dir Werlt/ ſo we im der dir volgen mus/ Din Lon is kranc/ du giſt den Angel jemer nach der ſuͤſſe/ Din du treiſt Untruwe und allen Valſch uf dinen Rugge enbor. Jh han in dinen Weg geſetzet minen Fuß: Es wende GOt von Himle ſo wene ih dir volgen muͤſſe; Du zuheſt mir den Heln/ als einer jungen Kazen/ vor. Din Lon iſt als ein richer Troͤm/ Der nah dem Shlafe ſwindet. Du haſi in meinen Munt geſtriket dinen Zoͤm: Davon min Lip in diner Lere erblindet. Ze dir ih nakent wart geborn/ und ſheide auh blos von dir: Ein Linen Tuh fuͤr mine Shame/ und anders niht/ giſt du ze Lone mir. Ach weh dir Welt/ und weh dem der dir folgen muß/ Dein Lohn iſt ſchwach/ du gibſt den Angel nach dem ſuͤſſen/ Auff deinem Ruͤcken traͤgſt du Falſchheit Uberfluß; Jch war auff deinem Pfad zu wandeln ſtets befliſſen/ Der Himmel lencke mich von dieſer glatten Bahn! Sie wil durch Scheufell mich wie eine Katze blenden/ Dein gantzes Reichthum iſt gleich wie ein reicher Traum/ Der/ wenn der Schlaf vorbey ſich auch mit jhm muß enden. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/28
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/28>, abgerufen am 24.04.2024.