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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] liche und genugsame Rechnung darum thun? ob sie auch
das Gut zu der Waisen Nutzen recht und wol anlegen
[Spaltenumbruch] und auf Zinß auslehnen/ damit ihr Capital nicht gerin-
gert/ sondern vermehret werde.
Cap. VIII.
Wie dieses alles zu gebrauchen.
[Spaltenumbruch]

ALle diese bedenckliche Erinnerungen sind nicht
dergestalt allhier fürgestellet/ daß man sie in al-
len und jeden Puncten genau suchen/ oder wo
eines oder das ander nicht ist/ (wie dann kein Gut/ daran
nicht etwas fehlet) Necessario haben/ und also vergeb-
lich scrupuliren müste und wollte; sondern allein
darum/ daß ein verständiger Haus-Vatter/ Omissis
omittendis, & Requisitis requirendis,
ein kurtzes Me-
morial und Mahn-Zettel hätte/ wornach er sich zum Theil
richten/ in den vorkommenden Anschlägen zugeben oder
abbrechen/ seinem künfftigen Unheil vorbauen/ viel Un-
gelegenheiten verhüten/ ihme selbst/ den seinigen/ oder an-
dern guten Freunden (auf Begehren) vigiliren/ nichts
[Spaltenumbruch] vortheilhafftiges ihme selbst oder andern aufbürden/ und
also Christlich/ ehrlich und bescheidentlich allenthalben
handeln/ das beste/ nützlichste und gereimteste mit kluger
Fürsichtigkeit daraus klauben/ und auf allerhand fürfal-
lende Begebenheiten/ für sich/ die seinigen und seine ge-
treue gute Freunde und Gönner/ ändern/ beyfügen/
geniessen und brauchen möge. Wer mehr dergleichen
Observationen/ wie es an andern Orten in Sachsen
bräuchig/ und was bey Einkommen der Güter zu beob-
achten/ wissen will/ der besehe Herrn von Seckendorff
Teutschen Fürsten-Stat; und Herrn Naurath de Ra-
tionariis.

Caput IX.
Was man vor dem Kauff thun soll.
[Spaltenumbruch]

AUf dreyerley ist vornemlich zu sehen; Erstlich
muß man seine Mittel und Gelegenheit mit des
Gutes Wehrt überschlagen/ ob man auch so
viel aufbringen möge/ das Gut auf einmal zu bezahlen/
welches zwar in richtigen Gütern darum das beste ist/
weil man gemeiniglich am Kauff-Schilling etwas er-
sparen und abbrechen kan/ wo die Erlag auf einmal völ-
lig geschihet: Aber bey unrichtigen und zweifelhafften
Handlungen ist es weit sicherer auf zwey oder drey
Wehrungen sich vergleichen: damit/ woferne eine schäd-
liche oder weit aussehende Jrrung und Anspruch ander-
wertsher entstünde/ man etwas in Händen/ dabey sich zu
schermen/ und sein regreß zu finden/ haben könne.

Zum andern ist zu sehen auf das Gut selbst/ darzu
nun dienen alle in vorhergehenden Capiteln geschehne
Erinnerungen und Bedencken/ mit deren Hülff man sich
aller und jeder Beschaffenheiten zu gnügen informiren/
und daraus seinen Conto unfehlbar machen kan/ ob sein
anlegendes Capital auch die billiche und gebührliche Ver-
zinsungen/ wenigst 5 pro Cento ertragen möchte/ da
dann vor allen (wenn man in dergleichen Sachen un-
geübt) ein vernünfftiger/ treuer/ in solchen Händeln er-
fahrner Freunde vonnöthen/ mit dessen Rath/ Beystand
und Vermittlung alles anzufangen/ zu mitteln und zu
enden. Es ist auch nicht genug des Verkauffers oder
seiner Beystände und Beamten mündlich gegebener Un-
[Spaltenumbruch] terrichtung allein zu trauen; man kan sich auch vorhero
selbst/ oder durch seine Leute/ bey den Benachbarten/ son-
derlich bey denen/ die nicht allzuwol mit dem Verkauffer
stehen/ erkundigen lassen; ob gleich nicht alles durchge-
hend wahr ist/ was Feindes Mund ausspricht/ hat man
doch eine ungefährliche Erinnerung daraus zu schöpffen/
auf den rechten wahren Grunde zu kommen; so kan
man auch den Augenschein in den Gebäuen/ Mayrhö-
fen/ Gärten/ Wiesen/ Wäldern/ Feldern/ Teichen und
dergleichen/ zu einer Zeit/ (wo möglich) wann alles
Trayd in den Feldern stehet/ selbst einnehmen/ ob alles
bey gutem Bau/ was im Frieden seyn solle/ wol ver-
wahrt/ und nichts verwahrloset/ oder abgeödet sey.

Drittens/ hat man auch des Verkauffers Beschaf-
fenheit und natürliche Eigenschafft zu betrachten/ seine
Art oder Unart/ ob er von bösem oder gutem Nahmen/
warhafftig/ aufrichtig/ redlich/ teutsch/ oder aber geitzig/
falsch/ vortheilhafftig/ betrogen und Gewissens-loß sey/
ob seine Wort/ gegebene Verheissung und Versicherun-
gen/ mit Zuversicht/ oder Zweifel aufzunehmen. Denn
kein Mensch kan seine natürliche Anmuth also gantz ver-
bergen/ daß sie nicht durch seine Handlungen/ Thun und
Lassen solte herfür leuchten/ und bey andern sich verrathen.
Auf dieses alles nun/ hat man sich/ mehr oder weniger zu
trauen/ als auf einen mittelmässigen Grund zu verlassen/
und seine Handlung darnach einzurichten.

Caput X.
Was in dem Kauff-Handel selbst zu verrichten.
[Spaltenumbruch]

DJß ist nun die rechte Zeit/ darinn man ihm selbst
höchlich vortragen oder schaden kan. Wenn
der Vergleich in allen und jeden Puncten billich
und sicher eingerichtet/ oder dafern es Lehen/ cum prae-
supposito Domini Feudi consensu
(wiewol es besser/
[Spaltenumbruch] er sey verhanden oder doch versprochen) geschlossen wor-
den/ dardurch alle künfftige Ansuchungen/ Strittigkeiten
und Zwitrachten müssen verhütet seyn. Erstlich zu be-
dencken (wiewol dieses alles ein Vorarbeit seyn/ und
nicht auf die Tractation selbst verspahret werden solle)

ob
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] liche und genugſame Rechnung darum thun? ob ſie auch
das Gut zu der Waiſen Nutzen recht und wol anlegen
[Spaltenumbruch] und auf Zinß auslehnen/ damit ihr Capital nicht gerin-
gert/ ſondern vermehret werde.
Cap. VIII.
Wie dieſes alles zu gebrauchen.
[Spaltenumbruch]

ALle dieſe bedenckliche Erinnerungen ſind nicht
dergeſtalt allhier fuͤrgeſtellet/ daß man ſie in al-
len und jeden Puncten genau ſuchen/ oder wo
eines oder das ander nicht iſt/ (wie dann kein Gut/ daran
nicht etwas fehlet) Neceſſario haben/ und alſo vergeb-
lich ſcrupuliren muͤſte und wollte; ſondern allein
darum/ daß ein verſtaͤndiger Haus-Vatter/ Omiſſis
omittendis, & Requiſitis requirendis,
ein kurtzes Me-
morial und Mahn-Zettel haͤtte/ wornach er ſich zum Theil
richten/ in den vorkommenden Anſchlaͤgen zugeben oder
abbrechen/ ſeinem kuͤnfftigen Unheil vorbauen/ viel Un-
gelegenheiten verhuͤten/ ihme ſelbſt/ den ſeinigen/ oder an-
dern guten Freunden (auf Begehren) vigiliren/ nichts
[Spaltenumbruch] vortheilhafftiges ihme ſelbſt oder andern aufbuͤrden/ und
alſo Chriſtlich/ ehrlich und beſcheidentlich allenthalben
handeln/ das beſte/ nuͤtzlichſte und gereimteſte mit kluger
Fuͤrſichtigkeit daraus klauben/ und auf allerhand fuͤrfal-
lende Begebenheiten/ fuͤr ſich/ die ſeinigen und ſeine ge-
treue gute Freunde und Goͤnner/ aͤndern/ beyfuͤgen/
genieſſen und brauchen moͤge. Wer mehr dergleichen
Obſervationen/ wie es an andern Orten in Sachſen
braͤuchig/ und was bey Einkommen der Guͤter zu beob-
achten/ wiſſen will/ der beſehe Herrn von Seckendorff
Teutſchen Fuͤrſten-Stat; und Herrn Naurath de Ra-
tionariis.

Caput IX.
Was man vor dem Kauff thun ſoll.
[Spaltenumbruch]

AUf dreyerley iſt vornemlich zu ſehen; Erſtlich
muß man ſeine Mittel und Gelegenheit mit des
Gutes Wehrt uͤberſchlagen/ ob man auch ſo
viel aufbringen moͤge/ das Gut auf einmal zu bezahlen/
welches zwar in richtigen Guͤtern darum das beſte iſt/
weil man gemeiniglich am Kauff-Schilling etwas er-
ſparen und abbrechen kan/ wo die Erlag auf einmal voͤl-
lig geſchihet: Aber bey unrichtigen und zweifelhafften
Handlungen iſt es weit ſicherer auf zwey oder drey
Wehrungen ſich vergleichen: damit/ woferne eine ſchaͤd-
liche oder weit ausſehende Jrrung und Anſpruch ander-
wertsher entſtuͤnde/ man etwas in Haͤnden/ dabey ſich zu
ſchermen/ und ſein regreß zu finden/ haben koͤnne.

Zum andern iſt zu ſehen auf das Gut ſelbſt/ darzu
nun dienen alle in vorhergehenden Capiteln geſchehne
Erinnerungen und Bedencken/ mit deren Huͤlff man ſich
aller und jeder Beſchaffenheiten zu gnuͤgen informiren/
und daraus ſeinen Conto unfehlbar machen kan/ ob ſein
anlegendes Capital auch die billiche und gebuͤhrliche Ver-
zinſungen/ wenigſt 5 pro Cento ertragen moͤchte/ da
dann vor allen (wenn man in dergleichen Sachen un-
geuͤbt) ein vernuͤnfftiger/ treuer/ in ſolchen Haͤndeln er-
fahrner Freunde vonnoͤthen/ mit deſſen Rath/ Beyſtand
und Vermittlung alles anzufangen/ zu mitteln und zu
enden. Es iſt auch nicht genug des Verkauffers oder
ſeiner Beyſtaͤnde und Beamten muͤndlich gegebener Un-
[Spaltenumbruch] terrichtung allein zu trauen; man kan ſich auch vorhero
ſelbſt/ oder durch ſeine Leute/ bey den Benachbarten/ ſon-
derlich bey denen/ die nicht allzuwol mit dem Verkauffer
ſtehen/ erkundigen laſſen; ob gleich nicht alles durchge-
hend wahr iſt/ was Feindes Mund ausſpricht/ hat man
doch eine ungefaͤhrliche Erinnerung daraus zu ſchoͤpffen/
auf den rechten wahren Grunde zu kommen; ſo kan
man auch den Augenſchein in den Gebaͤuen/ Mayrhoͤ-
fen/ Gaͤrten/ Wieſen/ Waͤldern/ Feldern/ Teichen und
dergleichen/ zu einer Zeit/ (wo moͤglich) wann alles
Trayd in den Feldern ſtehet/ ſelbſt einnehmen/ ob alles
bey gutem Bau/ was im Frieden ſeyn ſolle/ wol ver-
wahrt/ und nichts verwahrloſet/ oder abgeoͤdet ſey.

Drittens/ hat man auch des Verkauffers Beſchaf-
fenheit und natuͤrliche Eigenſchafft zu betrachten/ ſeine
Art oder Unart/ ob er von boͤſem oder gutem Nahmen/
warhafftig/ aufrichtig/ redlich/ teutſch/ oder aber geitzig/
falſch/ vortheilhafftig/ betrogen und Gewiſſens-loß ſey/
ob ſeine Wort/ gegebene Verheiſſung und Verſicherun-
gen/ mit Zuverſicht/ oder Zweifel aufzunehmen. Denn
kein Menſch kan ſeine natuͤrliche Anmuth alſo gantz ver-
bergen/ daß ſie nicht durch ſeine Handlungen/ Thun und
Laſſen ſolte herfuͤr leuchten/ und bey andern ſich verrathen.
Auf dieſes alles nun/ hat man ſich/ mehr oder weniger zu
trauen/ als auf einen mittelmaͤſſigen Grund zu verlaſſen/
und ſeine Handlung darnach einzurichten.

Caput X.
Was in dem Kauff-Handel ſelbſt zu verrichten.
[Spaltenumbruch]

DJß iſt nun die rechte Zeit/ darinn man ihm ſelbſt
hoͤchlich vortragen oder ſchaden kan. Wenn
der Vergleich in allen und jeden Puncten billich
und ſicher eingerichtet/ oder dafern es Lehen/ cum præ-
ſuppoſito Domini Feudi conſenſu
(wiewol es beſſer/
[Spaltenumbruch] er ſey verhanden oder doch verſprochen) geſchloſſen wor-
den/ dardurch alle kuͤnfftige Anſuchungen/ Strittigkeiten
und Zwitrachten muͤſſen verhuͤtet ſeyn. Erſtlich zu be-
dencken (wiewol dieſes alles ein Vorarbeit ſeyn/ und
nicht auf die Tractation ſelbſt verſpahret werden ſolle)

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[12/0030] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens liche und genugſame Rechnung darum thun? ob ſie auch das Gut zu der Waiſen Nutzen recht und wol anlegen und auf Zinß auslehnen/ damit ihr Capital nicht gerin- gert/ ſondern vermehret werde. Cap. VIII. Wie dieſes alles zu gebrauchen. 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Wer mehr dergleichen Obſervationen/ wie es an andern Orten in Sachſen braͤuchig/ und was bey Einkommen der Guͤter zu beob- achten/ wiſſen will/ der beſehe Herrn von Seckendorff Teutſchen Fuͤrſten-Stat; und Herrn Naurath de Ra- tionariis. Caput IX. Was man vor dem Kauff thun ſoll. AUf dreyerley iſt vornemlich zu ſehen; Erſtlich muß man ſeine Mittel und Gelegenheit mit des Gutes Wehrt uͤberſchlagen/ ob man auch ſo viel aufbringen moͤge/ das Gut auf einmal zu bezahlen/ welches zwar in richtigen Guͤtern darum das beſte iſt/ weil man gemeiniglich am Kauff-Schilling etwas er- ſparen und abbrechen kan/ wo die Erlag auf einmal voͤl- lig geſchihet: Aber bey unrichtigen und zweifelhafften Handlungen iſt es weit ſicherer auf zwey oder drey Wehrungen ſich vergleichen: damit/ woferne eine ſchaͤd- liche oder weit ausſehende Jrrung und Anſpruch ander- wertsher entſtuͤnde/ man etwas in Haͤnden/ dabey ſich zu ſchermen/ und ſein regreß zu finden/ haben koͤnne. Zum andern iſt zu ſehen auf das Gut ſelbſt/ darzu nun dienen alle in vorhergehenden Capiteln geſchehne Erinnerungen und Bedencken/ mit deren Huͤlff man ſich aller und jeder Beſchaffenheiten zu gnuͤgen informiren/ und daraus ſeinen Conto unfehlbar machen kan/ ob ſein anlegendes Capital auch die billiche und gebuͤhrliche Ver- zinſungen/ wenigſt 5 pro Cento ertragen moͤchte/ da dann vor allen (wenn man in dergleichen Sachen un- geuͤbt) ein vernuͤnfftiger/ treuer/ in ſolchen Haͤndeln er- fahrner Freunde vonnoͤthen/ mit deſſen Rath/ Beyſtand und Vermittlung alles anzufangen/ zu mitteln und zu enden. Es iſt auch nicht genug des Verkauffers oder ſeiner Beyſtaͤnde und Beamten muͤndlich gegebener Un- terrichtung allein zu trauen; man kan ſich auch vorhero ſelbſt/ oder durch ſeine Leute/ bey den Benachbarten/ ſon- derlich bey denen/ die nicht allzuwol mit dem Verkauffer ſtehen/ erkundigen laſſen; ob gleich nicht alles durchge- hend wahr iſt/ was Feindes Mund ausſpricht/ hat man doch eine ungefaͤhrliche Erinnerung daraus zu ſchoͤpffen/ auf den rechten wahren Grunde zu kommen; ſo kan man auch den Augenſchein in den Gebaͤuen/ Mayrhoͤ- fen/ Gaͤrten/ Wieſen/ Waͤldern/ Feldern/ Teichen und dergleichen/ zu einer Zeit/ (wo moͤglich) wann alles Trayd in den Feldern ſtehet/ ſelbſt einnehmen/ ob alles bey gutem Bau/ was im Frieden ſeyn ſolle/ wol ver- wahrt/ und nichts verwahrloſet/ oder abgeoͤdet ſey. Drittens/ hat man auch des Verkauffers Beſchaf- fenheit und natuͤrliche Eigenſchafft zu betrachten/ ſeine Art oder Unart/ ob er von boͤſem oder gutem Nahmen/ warhafftig/ aufrichtig/ redlich/ teutſch/ oder aber geitzig/ falſch/ vortheilhafftig/ betrogen und Gewiſſens-loß ſey/ ob ſeine Wort/ gegebene Verheiſſung und Verſicherun- gen/ mit Zuverſicht/ oder Zweifel aufzunehmen. Denn kein Menſch kan ſeine natuͤrliche Anmuth alſo gantz ver- bergen/ daß ſie nicht durch ſeine Handlungen/ Thun und Laſſen ſolte herfuͤr leuchten/ und bey andern ſich verrathen. Auf dieſes alles nun/ hat man ſich/ mehr oder weniger zu trauen/ als auf einen mittelmaͤſſigen Grund zu verlaſſen/ und ſeine Handlung darnach einzurichten. Caput X. Was in dem Kauff-Handel ſelbſt zu verrichten. DJß iſt nun die rechte Zeit/ darinn man ihm ſelbſt hoͤchlich vortragen oder ſchaden kan. Wenn der Vergleich in allen und jeden Puncten billich und ſicher eingerichtet/ oder dafern es Lehen/ cum præ- ſuppoſito Domini Feudi conſenſu (wiewol es beſſer/ er ſey verhanden oder doch verſprochen) geſchloſſen wor- den/ dardurch alle kuͤnfftige Anſuchungen/ Strittigkeiten und Zwitrachten muͤſſen verhuͤtet ſeyn. Erſtlich zu be- dencken (wiewol dieſes alles ein Vorarbeit ſeyn/ und nicht auf die Tractation ſelbſt verſpahret werden ſolle) ob

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/30>, abgerufen am 18.04.2024.