Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. IV.
Wie die Mängel des Grundes zu bessern.
[Spaltenumbruch]

MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der
nicht nach Wunsch beschaffen/ zu verbessern/ ge-
het aber ohne Mühe und Unkosten nicht ab/ daß
man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur
Mittelmaß bringen/ die gar zu starcke erleuchtern/ und
die gar zu märbe stärcken und befestigen könne; diß al-
les kan mit desto weniger Unlust und Spesa geschehen/
wann nur die Weingärten nicht allzuferne/ oder allzu-
hoch und unwegsam entlegen/ dardurch man dann die
angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens
wol verbessern und zur Trächtigkeit bringen kan/ das
geschicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit
Aschen und dergleichen. Und hat sonderlich der Aschen
eine grosse Krafft in sich/ daher Herr Franciscus Bacon
in seiner Historia naturali Experim. 597. schreibet/
daß der Aschen/ den der Berg Vesuvius im Neapoli-
tanischen/ und AEthna in Sicilien weit um sich aufwerf-
fen/ das umligende Land also verbessern/ daß durch des-
sen unsägliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieser
Berge offtmals böse Nachtbarschafften verursachen/
zum Theil wieder ersetzt/ und ausgebessert werde.

Jst der Weinberge wässerich/ muß man es durch
Gräben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau
weitläuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar
hohe Weingebürge/ wie im Thal Wachau/ um Kloster
Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu sehen/ muß
durch aufgemauerte oder durch blosse Steine erhöhete
Absätze und Bancquet also eingetheilt werden/ daß die
Weingebürge Stiegenweise gleichwol in der Ebne li-
gen/ und die grosse Platzregen die Erden nicht so leicht
austragen können; wie sie thun/ wann der Weingar-
ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Güssen nicht al-
lein die Dung/ sondern auch die gute Erden/ und wol offt
gar die Stöcke mit wegflösen/ und damit den Wein-
garten gantz verwüsten/ und unbrauchbar machen.

Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben-
dige Gehäge von Hasel-Kütten/ Dörneln und andern
Stauden/ deren Frucht auch den Bestand jährlich rei-
chet von dem Platz/ den sie einnehmen. Wiewol sie o-
ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die
nächsten Stöcke verhindern/ welches doch durch fleissige
Abstutzung/ so wol der hoch-aufsteigenden Aeste/ als der
untersich-kriechenden Wurtzen/ etlicher massen zu ver-
hüten.

Jst der Ort gar zu steinicht/ kan er auch durch Fleiß
und Mischung anderer Erden davon entledigt seyn.
Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stöcke/ die des
Grundes Krafft an sich ziehen; oder aber zu viel Bäume
darinnen stehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich
seyn/ muß alles beyseits geraumt werden/ so können die
jungen und trächtigen Sätzlinge sich nach Belieben aus-
breiten/ so wol der Sonnen erquickende Wärme/ als
auch der Erden Nahrung/ in sich saugen/ und dardurch
zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachsen.

Jst der Weingart etwas entfernet/ so macht er
doppelte Mühe und Sorg/ und ob er wol umher kan
mit Zaun oder Mauer-Werck versichert seyn/ so ist
doch solches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall
zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu
verhüten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehäge
oder Zaun nicht geführt werden/ weil es Schatten
macht/ und denen Weinstöcken die Sonne nimmt/ und
eine mittelmässige Höhe kan leicht überstiegen werden.

Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/
oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben
trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren
können. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/
die kleines March haben/ denn diese können die Gefrier
am bequemlichsten ertragen/ und taugen an tieffe und
kalte Ort/ wo die Reiffe öfftern und gewöhnlichern An-
fall haben/ müssen auch die Reben von einer Art seyn/
die früh zeitigen/ denn was spat reif wird/ wird an sol-
chen Orten übel versetzt. Also kan die frühe Zeitigkeit
der Frucht/ die spate Trägheit des Grundes ersetzen/
und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die
grosses March haben/ bekeimen lieber/ gehören aber
nur an warme Sonnechte Plätze/ weil sie ungeschickt
sind der Kälte zu widerstehen.

Cap. V.
Von der Reben Gattung.
[Spaltenumbruch]

DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru-
lan. in hist. vitae & mortis
sagt/ sie mögen 60
Jahr dauren; und sind auch im Alter trächtig.
Und Plinius lib. 14. cap. 1. sagt: Nulli Ligno est ae-
ternior natura;
und ist kein so hoher Baum/ oder so ho-
hes Gebäu/ das sie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/
erreichen/ oder auch übersteigen sollen.

Die Vorsichtigkeit aber einer guten und trächtigen
Rebens-Gattung sich zu bewerben/ ist eines von den
vornehmsten Stucken/ wann dieses wol gerahtet/ daß
sie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange-
nehm sind/ so ist der Weinberg auf das allerbeste verse-
hen/ und kommen alle künfftige Bemühungen desto leich-
ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er-
[Spaltenumbruch] warten. Darum ist das erste Stuck die rechte Wahl/
wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah-
rung gute Früchte weiß und offenbart/ daselbst die Re-
ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte
Unkosten nicht anzusehen. Zum andern/ wann es Stö-
cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ solche bald auszu-
mustern.

Die Reben von weiten Orten herbringen zu lassen/
ist eine sorgliche Wagnus/ nicht allein der Güte halber/
sondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erst zu
erfahren/ wie es ihnen bekommen möchte/ daher besser
zur Leesens-Zeit bey der Nachbarschafft/ die gute/ köst-
liche und langwährende Lager-Wein bauen/ sich dar-
um bemühen/ und um gute Bezahlung durch ihre Hülfe/

seinen
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. IV.
Wie die Maͤngel des Grundes zu beſſern.
[Spaltenumbruch]

MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der
nicht nach Wunſch beſchaffen/ zu verbeſſern/ ge-
het aber ohne Muͤhe und Unkoſten nicht ab/ daß
man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur
Mittelmaß bringen/ die gar zu ſtarcke erleuchtern/ und
die gar zu maͤrbe ſtaͤrcken und befeſtigen koͤnne; diß al-
les kan mit deſto weniger Unluſt und Speſa geſchehen/
wann nur die Weingaͤrten nicht allzuferne/ oder allzu-
hoch und unwegſam entlegen/ dardurch man dann die
angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens
wol verbeſſern und zur Traͤchtigkeit bringen kan/ das
geſchicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit
Aſchen und dergleichen. Und hat ſonderlich der Aſchen
eine groſſe Krafft in ſich/ daher Herꝛ Franciſcus Bacon
in ſeiner Hiſtoriâ naturali Experim. 597. ſchreibet/
daß der Aſchen/ den der Berg Veſuvius im Neapoli-
taniſchen/ und Æthna in Sicilien weit um ſich aufwerf-
fen/ das umligende Land alſo verbeſſern/ daß durch deſ-
ſen unſaͤgliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieſer
Berge offtmals boͤſe Nachtbarſchafften verurſachen/
zum Theil wieder erſetzt/ und ausgebeſſert werde.

Jſt der Weinberge waͤſſerich/ muß man es durch
Graͤben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau
weitlaͤuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar
hohe Weingebuͤrge/ wie im Thal Wachau/ um Kloſter
Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu ſehen/ muß
durch aufgemauerte oder durch bloſſe Steine erhoͤhete
Abſaͤtze und Bancquet alſo eingetheilt werden/ daß die
Weingebuͤrge Stiegenweiſe gleichwol in der Ebne li-
gen/ und die groſſe Platzregen die Erden nicht ſo leicht
austragen koͤnnen; wie ſie thun/ wann der Weingar-
ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Guͤſſen nicht al-
lein die Dung/ ſondern auch die gute Erden/ und wol offt
gar die Stoͤcke mit wegfloͤſen/ und damit den Wein-
garten gantz verwuͤſten/ und unbrauchbar machen.

Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben-
dige Gehaͤge von Haſel-Kuͤtten/ Doͤrneln und andern
Stauden/ deren Frucht auch den Beſtand jaͤhrlich rei-
chet von dem Platz/ den ſie einnehmen. Wiewol ſie o-
ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die
naͤchſten Stoͤcke verhindern/ welches doch durch fleiſſige
Abſtutzung/ ſo wol der hoch-aufſteigenden Aeſte/ als der
unterſich-kriechenden Wurtzen/ etlicher maſſen zu ver-
huͤten.

Jſt der Ort gar zu ſteinicht/ kan er auch durch Fleiß
und Miſchung anderer Erden davon entledigt ſeyn.
Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stoͤcke/ die des
Grundes Krafft an ſich ziehen; oder aber zu viel Baͤume
darinnen ſtehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich
ſeyn/ muß alles beyſeits geraumt werden/ ſo koͤnnen die
jungen und traͤchtigen Saͤtzlinge ſich nach Belieben aus-
breiten/ ſo wol der Sonnen erquickende Waͤrme/ als
auch der Erden Nahrung/ in ſich ſaugen/ und dardurch
zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachſen.

Jſt der Weingart etwas entfernet/ ſo macht er
doppelte Muͤhe und Sorg/ und ob er wol umher kan
mit Zaun oder Mauer-Werck verſichert ſeyn/ ſo iſt
doch ſolches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall
zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu
verhuͤten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehaͤge
oder Zaun nicht gefuͤhrt werden/ weil es Schatten
macht/ und denen Weinſtoͤcken die Sonne nimmt/ und
eine mittelmaͤſſige Hoͤhe kan leicht uͤberſtiegen werden.

Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/
oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben
trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren
koͤnnen. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/
die kleines March haben/ denn dieſe koͤnnen die Gefrier
am bequemlichſten ertragen/ und taugen an tieffe und
kalte Ort/ wo die Reiffe oͤfftern und gewoͤhnlichern An-
fall haben/ muͤſſen auch die Reben von einer Art ſeyn/
die fruͤh zeitigen/ denn was ſpat reif wird/ wird an ſol-
chen Orten uͤbel verſetzt. Alſo kan die fruͤhe Zeitigkeit
der Frucht/ die ſpate Traͤgheit des Grundes erſetzen/
und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die
groſſes March haben/ bekeimen lieber/ gehoͤren aber
nur an warme Sonnechte Plaͤtze/ weil ſie ungeſchickt
ſind der Kaͤlte zu widerſtehen.

Cap. V.
Von der Reben Gattung.
[Spaltenumbruch]

DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru-
lan. in hiſt. vitæ & mortis
ſagt/ ſie moͤgen 60
Jahr dauren; und ſind auch im Alter traͤchtig.
Und Plinius lib. 14. cap. 1. ſagt: Nulli Ligno eſt æ-
ternior natura;
und iſt kein ſo hoher Baum/ oder ſo ho-
hes Gebaͤu/ das ſie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/
erreichen/ oder auch uͤberſteigen ſollen.

Die Vorſichtigkeit aber einer guten und traͤchtigen
Rebens-Gattung ſich zu bewerben/ iſt eines von den
vornehmſten Stucken/ wann dieſes wol gerahtet/ daß
ſie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange-
nehm ſind/ ſo iſt der Weinberg auf das allerbeſte verſe-
hen/ und kommen alle kuͤnfftige Bemuͤhungen deſto leich-
ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er-
[Spaltenumbruch] warten. Darum iſt das erſte Stuck die rechte Wahl/
wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah-
rung gute Fruͤchte weiß und offenbart/ daſelbſt die Re-
ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte
Unkoſten nicht anzuſehen. Zum andern/ wann es Stoͤ-
cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ ſolche bald auszu-
muſtern.

Die Reben von weiten Orten herbringen zu laſſen/
iſt eine ſorgliche Wagnus/ nicht allein der Guͤte halber/
ſondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erſt zu
erfahren/ wie es ihnen bekommen moͤchte/ daher beſſer
zur Leeſens-Zeit bey der Nachbarſchafft/ die gute/ koͤſt-
liche und langwaͤhrende Lager-Wein bauen/ ſich dar-
um bemuͤhen/ und um gute Bezahlung durch ihre Huͤlfe/

ſeinen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0350" n="332"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> IV.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie die Ma&#x0364;ngel des Grundes zu be&#x017F;&#x017F;ern.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>An hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der<lb/>
nicht nach Wun&#x017F;ch be&#x017F;chaffen/ zu verbe&#x017F;&#x017F;ern/ ge-<lb/>
het aber ohne Mu&#x0364;he und Unko&#x017F;ten nicht ab/ daß<lb/>
man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur<lb/>
Mittelmaß bringen/ die gar zu &#x017F;tarcke erleuchtern/ und<lb/>
die gar zu ma&#x0364;rbe &#x017F;ta&#x0364;rcken und befe&#x017F;tigen ko&#x0364;nne; diß al-<lb/>
les kan mit de&#x017F;to weniger Unlu&#x017F;t und <hi rendition="#aq">Spe&#x017F;a</hi> ge&#x017F;chehen/<lb/>
wann nur die Weinga&#x0364;rten nicht allzuferne/ oder allzu-<lb/>
hoch und unweg&#x017F;am entlegen/ dardurch man dann die<lb/>
angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens<lb/>
wol verbe&#x017F;&#x017F;ern und zur Tra&#x0364;chtigkeit bringen kan/ das<lb/>
ge&#x017F;chicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit<lb/>
A&#x017F;chen und dergleichen. Und hat &#x017F;onderlich der A&#x017F;chen<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Krafft in &#x017F;ich/ daher Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus Bacon</hi><lb/>
in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toriâ naturali Experim.</hi> 597. &#x017F;chreibet/<lb/>
daß der A&#x017F;chen/ den der Berg <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;uvius</hi> im Neapoli-<lb/>
tani&#x017F;chen/ und <hi rendition="#aq">Æthna</hi> in Sicilien weit um &#x017F;ich aufwerf-<lb/>
fen/ das umligende Land al&#x017F;o verbe&#x017F;&#x017F;ern/ daß durch de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en un&#x017F;a&#x0364;gliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den die&#x017F;er<lb/>
Berge offtmals bo&#x0364;&#x017F;e Nachtbar&#x017F;chafften verur&#x017F;achen/<lb/>
zum Theil wieder er&#x017F;etzt/ und ausgebe&#x017F;&#x017F;ert werde.</p><lb/>
            <p>J&#x017F;t der Weinberge wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erich/ muß man es durch<lb/>
Gra&#x0364;ben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau<lb/>
weitla&#x0364;uffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar<lb/>
hohe Weingebu&#x0364;rge/ wie im Thal Wachau/ um Klo&#x017F;ter<lb/>
Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu &#x017F;ehen/ muß<lb/>
durch aufgemauerte oder durch blo&#x017F;&#x017F;e Steine erho&#x0364;hete<lb/>
Ab&#x017F;a&#x0364;tze und Bancquet al&#x017F;o eingetheilt werden/ daß die<lb/>
Weingebu&#x0364;rge Stiegenwei&#x017F;e gleichwol in der Ebne li-<lb/>
gen/ und die gro&#x017F;&#x017F;e Platzregen die Erden nicht &#x017F;o leicht<lb/>
austragen ko&#x0364;nnen; wie &#x017F;ie thun/ wann der Weingar-<lb/>
ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht al-<lb/>
lein die Dung/ &#x017F;ondern auch die gute Erden/ und wol offt<lb/>
gar die Sto&#x0364;cke mit wegflo&#x0364;&#x017F;en/ und damit den Wein-<lb/>
garten gantz verwu&#x0364;&#x017F;ten/ und unbrauchbar machen.</p><lb/>
            <p>Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben-<lb/>
dige Geha&#x0364;ge von Ha&#x017F;el-Ku&#x0364;tten/ Do&#x0364;rneln und andern<lb/>
Stauden/ deren Frucht auch den Be&#x017F;tand ja&#x0364;hrlich rei-<lb/>
chet von dem Platz/ den &#x017F;ie einnehmen. Wiewol &#x017F;ie o-<lb/>
ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Sto&#x0364;cke verhindern/ welches doch durch flei&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
Ab&#x017F;tutzung/ &#x017F;o wol der hoch-auf&#x017F;teigenden Ae&#x017F;te/ als der<lb/>
unter&#x017F;ich-kriechenden Wurtzen/ etlicher ma&#x017F;&#x017F;en zu ver-<lb/>
hu&#x0364;ten.</p><lb/>
            <p>J&#x017F;t der Ort gar zu &#x017F;teinicht/ kan er auch durch Fleiß<lb/>
und Mi&#x017F;chung anderer Erden davon entledigt &#x017F;eyn.<lb/>
Wie auch/ wann alte unfruchtbare Sto&#x0364;cke/ die des<lb/>
Grundes Krafft an &#x017F;ich ziehen; oder aber zu viel Ba&#x0364;ume<lb/>
darinnen &#x017F;tehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich<lb/>
&#x017F;eyn/ muß alles bey&#x017F;eits geraumt werden/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen die<lb/>
jungen und tra&#x0364;chtigen Sa&#x0364;tzlinge &#x017F;ich nach Belieben aus-<lb/>
breiten/ &#x017F;o wol der Sonnen erquickende Wa&#x0364;rme/ als<lb/>
auch der Erden Nahrung/ in &#x017F;ich &#x017F;augen/ und dardurch<lb/>
zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwach&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>J&#x017F;t der Weingart etwas entfernet/ &#x017F;o macht er<lb/>
doppelte Mu&#x0364;he und Sorg/ und ob er wol umher kan<lb/>
mit Zaun oder Mauer-Werck ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
doch &#x017F;olches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall<lb/>
zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu<lb/>
verhu&#x0364;ten; denn zu hoch darff die Maur oder Geha&#x0364;ge<lb/>
oder Zaun nicht gefu&#x0364;hrt werden/ weil es Schatten<lb/>
macht/ und denen Wein&#x017F;to&#x0364;cken die Sonne nimmt/ und<lb/>
eine mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Ho&#x0364;he kan leicht u&#x0364;ber&#x017F;tiegen werden.</p><lb/>
            <p>Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/<lb/>
oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben<lb/>
trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren<lb/>
ko&#x0364;nnen. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/<lb/>
die kleines March haben/ denn die&#x017F;e ko&#x0364;nnen die Gefrier<lb/>
am bequemlich&#x017F;ten ertragen/ und taugen an tieffe und<lb/>
kalte Ort/ wo die Reiffe o&#x0364;fftern und gewo&#x0364;hnlichern An-<lb/>
fall haben/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch die Reben von einer Art &#x017F;eyn/<lb/>
die fru&#x0364;h zeitigen/ denn was &#x017F;pat reif wird/ wird an &#x017F;ol-<lb/>
chen Orten u&#x0364;bel ver&#x017F;etzt. Al&#x017F;o kan die fru&#x0364;he Zeitigkeit<lb/>
der Frucht/ die &#x017F;pate Tra&#x0364;gheit des Grundes er&#x017F;etzen/<lb/>
und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es March haben/ bekeimen lieber/ geho&#x0364;ren aber<lb/>
nur an warme Sonnechte Pla&#x0364;tze/ weil &#x017F;ie unge&#x017F;chickt<lb/>
&#x017F;ind der Ka&#x0364;lte zu wider&#x017F;tehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> V.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von der Reben Gattung.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Reben werden alt/ und tragen lang/ <hi rendition="#aq">Veru-<lb/>
lan. in hi&#x017F;t. vitæ &amp; mortis</hi> &#x017F;agt/ &#x017F;ie mo&#x0364;gen 60<lb/>
Jahr dauren; und &#x017F;ind auch im Alter tra&#x0364;chtig.<lb/>
Und <hi rendition="#aq">Plinius lib. 14. cap.</hi> 1. &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Nulli Ligno e&#x017F;t æ-<lb/>
ternior natura;</hi> und i&#x017F;t kein &#x017F;o hoher Baum/ oder &#x017F;o ho-<lb/>
hes Geba&#x0364;u/ das &#x017F;ie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/<lb/>
erreichen/ oder auch u&#x0364;ber&#x017F;teigen &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>Die Vor&#x017F;ichtigkeit aber einer guten und tra&#x0364;chtigen<lb/>
Rebens-Gattung &#x017F;ich zu bewerben/ i&#x017F;t eines von den<lb/>
vornehm&#x017F;ten Stucken/ wann die&#x017F;es wol gerahtet/ daß<lb/>
&#x017F;ie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange-<lb/>
nehm &#x017F;ind/ &#x017F;o i&#x017F;t der Weinberg auf das allerbe&#x017F;te ver&#x017F;e-<lb/>
hen/ und kommen alle ku&#x0364;nfftige Bemu&#x0364;hungen de&#x017F;to leich-<lb/>
ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er-<lb/><cb/>
warten. Darum i&#x017F;t das er&#x017F;te Stuck die rechte Wahl/<lb/>
wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah-<lb/>
rung gute Fru&#x0364;chte weiß und offenbart/ da&#x017F;elb&#x017F;t die Re-<lb/>
ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte<lb/>
Unko&#x017F;ten nicht anzu&#x017F;ehen. Zum andern/ wann es Sto&#x0364;-<lb/>
cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ &#x017F;olche bald auszu-<lb/>
mu&#x017F;tern.</p><lb/>
            <p>Die Reben von weiten Orten herbringen zu la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
i&#x017F;t eine &#x017F;orgliche Wagnus/ nicht allein der Gu&#x0364;te halber/<lb/>
&#x017F;ondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da er&#x017F;t zu<lb/>
erfahren/ wie es ihnen bekommen mo&#x0364;chte/ daher be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zur Lee&#x017F;ens-Zeit bey der Nachbar&#x017F;chafft/ die gute/ ko&#x0364;&#x017F;t-<lb/>
liche und langwa&#x0364;hrende Lager-Wein bauen/ &#x017F;ich dar-<lb/>
um bemu&#x0364;hen/ und um gute Bezahlung durch ihre Hu&#x0364;lfe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;einen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0350] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. IV. Wie die Maͤngel des Grundes zu beſſern. MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der nicht nach Wunſch beſchaffen/ zu verbeſſern/ ge- het aber ohne Muͤhe und Unkoſten nicht ab/ daß man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur Mittelmaß bringen/ die gar zu ſtarcke erleuchtern/ und die gar zu maͤrbe ſtaͤrcken und befeſtigen koͤnne; diß al- les kan mit deſto weniger Unluſt und Speſa geſchehen/ wann nur die Weingaͤrten nicht allzuferne/ oder allzu- hoch und unwegſam entlegen/ dardurch man dann die angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens wol verbeſſern und zur Traͤchtigkeit bringen kan/ das geſchicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit Aſchen und dergleichen. Und hat ſonderlich der Aſchen eine groſſe Krafft in ſich/ daher Herꝛ Franciſcus Bacon in ſeiner Hiſtoriâ naturali Experim. 597. ſchreibet/ daß der Aſchen/ den der Berg Veſuvius im Neapoli- taniſchen/ und Æthna in Sicilien weit um ſich aufwerf- fen/ das umligende Land alſo verbeſſern/ daß durch deſ- ſen unſaͤgliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieſer Berge offtmals boͤſe Nachtbarſchafften verurſachen/ zum Theil wieder erſetzt/ und ausgebeſſert werde. Jſt der Weinberge waͤſſerich/ muß man es durch Graͤben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau weitlaͤuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar hohe Weingebuͤrge/ wie im Thal Wachau/ um Kloſter Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu ſehen/ muß durch aufgemauerte oder durch bloſſe Steine erhoͤhete Abſaͤtze und Bancquet alſo eingetheilt werden/ daß die Weingebuͤrge Stiegenweiſe gleichwol in der Ebne li- gen/ und die groſſe Platzregen die Erden nicht ſo leicht austragen koͤnnen; wie ſie thun/ wann der Weingar- ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Guͤſſen nicht al- lein die Dung/ ſondern auch die gute Erden/ und wol offt gar die Stoͤcke mit wegfloͤſen/ und damit den Wein- garten gantz verwuͤſten/ und unbrauchbar machen. Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben- dige Gehaͤge von Haſel-Kuͤtten/ Doͤrneln und andern Stauden/ deren Frucht auch den Beſtand jaͤhrlich rei- chet von dem Platz/ den ſie einnehmen. Wiewol ſie o- ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die naͤchſten Stoͤcke verhindern/ welches doch durch fleiſſige Abſtutzung/ ſo wol der hoch-aufſteigenden Aeſte/ als der unterſich-kriechenden Wurtzen/ etlicher maſſen zu ver- huͤten. Jſt der Ort gar zu ſteinicht/ kan er auch durch Fleiß und Miſchung anderer Erden davon entledigt ſeyn. Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stoͤcke/ die des Grundes Krafft an ſich ziehen; oder aber zu viel Baͤume darinnen ſtehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich ſeyn/ muß alles beyſeits geraumt werden/ ſo koͤnnen die jungen und traͤchtigen Saͤtzlinge ſich nach Belieben aus- breiten/ ſo wol der Sonnen erquickende Waͤrme/ als auch der Erden Nahrung/ in ſich ſaugen/ und dardurch zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachſen. Jſt der Weingart etwas entfernet/ ſo macht er doppelte Muͤhe und Sorg/ und ob er wol umher kan mit Zaun oder Mauer-Werck verſichert ſeyn/ ſo iſt doch ſolches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu verhuͤten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehaͤge oder Zaun nicht gefuͤhrt werden/ weil es Schatten macht/ und denen Weinſtoͤcken die Sonne nimmt/ und eine mittelmaͤſſige Hoͤhe kan leicht uͤberſtiegen werden. Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/ oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren koͤnnen. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/ die kleines March haben/ denn dieſe koͤnnen die Gefrier am bequemlichſten ertragen/ und taugen an tieffe und kalte Ort/ wo die Reiffe oͤfftern und gewoͤhnlichern An- fall haben/ muͤſſen auch die Reben von einer Art ſeyn/ die fruͤh zeitigen/ denn was ſpat reif wird/ wird an ſol- chen Orten uͤbel verſetzt. Alſo kan die fruͤhe Zeitigkeit der Frucht/ die ſpate Traͤgheit des Grundes erſetzen/ und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die groſſes March haben/ bekeimen lieber/ gehoͤren aber nur an warme Sonnechte Plaͤtze/ weil ſie ungeſchickt ſind der Kaͤlte zu widerſtehen. Cap. V. Von der Reben Gattung. DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru- lan. in hiſt. vitæ & mortis ſagt/ ſie moͤgen 60 Jahr dauren; und ſind auch im Alter traͤchtig. Und Plinius lib. 14. cap. 1. ſagt: Nulli Ligno eſt æ- ternior natura; und iſt kein ſo hoher Baum/ oder ſo ho- hes Gebaͤu/ das ſie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/ erreichen/ oder auch uͤberſteigen ſollen. Die Vorſichtigkeit aber einer guten und traͤchtigen Rebens-Gattung ſich zu bewerben/ iſt eines von den vornehmſten Stucken/ wann dieſes wol gerahtet/ daß ſie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange- nehm ſind/ ſo iſt der Weinberg auf das allerbeſte verſe- hen/ und kommen alle kuͤnfftige Bemuͤhungen deſto leich- ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er- warten. Darum iſt das erſte Stuck die rechte Wahl/ wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah- rung gute Fruͤchte weiß und offenbart/ daſelbſt die Re- ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte Unkoſten nicht anzuſehen. Zum andern/ wann es Stoͤ- cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ ſolche bald auszu- muſtern. Die Reben von weiten Orten herbringen zu laſſen/ iſt eine ſorgliche Wagnus/ nicht allein der Guͤte halber/ ſondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erſt zu erfahren/ wie es ihnen bekommen moͤchte/ daher beſſer zur Leeſens-Zeit bey der Nachbarſchafft/ die gute/ koͤſt- liche und langwaͤhrende Lager-Wein bauen/ ſich dar- um bemuͤhen/ und um gute Bezahlung durch ihre Huͤlfe/ ſeinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/350
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/350>, abgerufen am 19.04.2024.