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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] de muß nicht hin und wieder/ sondern allezeit auf ein Ort
gedrähet seyn/ biß sie loß wird und sich ledig mache.

Wann man mercket/ daß sich die Rinden abledigt/
muß man erst subtil die Aeuglein abdrucken/ loß ma-
chen/ und also das Pfeiflein am dünnesten Ort abziehen;
wann das Röhrlein löchericht ist/ ists ein Zeichen/ daß
das Aeuglein nicht dabey/ und ist unnütz zu gebrau-
chen.

Hernach/ oder vorhero/ oder gleich entzwischen/ daß
beede Arbeiten zugleich durch zweene verrichtet werden/
muß an einem ausgesehenen und zugerichteten Zweiglein/
an einem andern Wildling in gleicher Länge/ die Rin-
de weggenommen seyn/ doch also/ daß die Rinde daran
nicht abgeschnitten/ sondern in drey oder vier herabhan-
gende Theil also gelassen werde/ alsdann steckt man ohn
Verzug das abgezogene unverletzte Pfeiflein oder Röhr-
lein auf das geschählte Aestlein/ muß aber alsobald ge-
schehen/ sonst wird es nicht gerahten; die an den ge-
schählten Aestlein zurück hangende und in drey oder vier
Riemlein abgetheilte Rinden/ zieht man hernach über
das angestreifte Röhrlein/ zu besserer Verwahrung;
hernach/ wie Herr Rhagorius will/ soll die abgezogene
Rinden untenher an dem Pfeiflein nicht durchaus dem-
selben gleich/ sondern etwas höher abgehauen/ das obe-
re blosse Theil aber hinab biß an das Röhrlein gescha-
ben/ und etwan zween Zoll breit oberhalb desselbigen ab-
geschnitten/ auch an beeden Orten mit Peltzwachs sau-
ber verstrichen werden/ damit kein Wasser darzu kom-
[Spaltenumbruch] me; endlich sollen zu Beschirmung wider der Sonnen
Hitz oben an den Spitz breite Blätter gesteckt werden/
damit das angeröhrte Pfeiflein Schatten habe/ und al-
so den Safft bequemlicher in sich saugen möge. Man
verbindets auch wol mit einem linden Hadern/ wann
nach dem angezogenen Röhrlein sich oben ein weisser
Safft sehen lässet/ ists eine gute Anzeigung/ daß sie sich
wol miteinander vereinigen werden.

Der fürnehmste Ort des Röhrlens soll gleicher-
massen/ wie das Aeuglen/ gegen Orient seyn; Es müs-
sen beede Aestlein/ die man darzu braucht/ dasselbige
Jahr erst geschosset haben/ so geräht es am besten/ vor-
hero aber müssen dem Bäumlein/ darauf man röhrlen
will/ alle andere Aeste/ ausser die man brauchen will/ ab-
genommen seyn. Etliche haben gewolt/ das neue Röhr-
lein müsse seinem Aestlein also angezogen werden/ daß
die Augen an der Rinden/ welche unten eine Höhle
und Grüblein haben/ eben auf die Oerter des Stämm-
leins eintreffen/ da seine vorige Augen gestanden/ nach-
dem das Stämmlein etwas erhaben/ und durch kleine
Geschwulst Anzeigung gibt/ wo das Auge gewesen; und
diß haben die Alten Inoculationem genennet/ von we-
gen der Aeuglein/ dardurch die neuangezogene Rinden
erspriesset. Aber die Erfahrung gibt/ daß man dieses
Fleisses nicht bedarff/ auch schier unmöglich ist/ und ist
genugsam/ wann nur das Röhrlein genau angehet/ und
nicht börstet; und daß die Aeuglein am angelegten Röhr-
lein übersich gewendet werden.

Cap. XVII.
Etliche andere Arten die Bäume zu peltzen und fortzupflantzen.
[Spaltenumbruch]

VJel schreiben von artlichen unnatürlichen Pel-
tzungen/ auf Ulmen/ Erlen/ Eschen und derglei-
chen/ so aber/ meines Bedunckens/ mehr schädlich
als nutzbar ist/ da es schon geriethe/ würde doch das
Obst unschmackhafft und unlieblich seyn. An etlichen
Orten in Piemont, (laut Herrn de Serres Zeugnus)
bohren sie mit einem subtilen Hohl-Näbinger oder Boh-
rer/ in einen Wildling/ der starck von Rinden/ doch ei-
ner Gattung mit dem Peltz-Zweig ist/ ein Löchlein/ zwey
oder drey Finger tief/ gerad von obenher abwärts/ dar-
ein steckt man das zugerichtete Reislein/ so dem Löch-
lein nach groß oder klein geschnitten seyn muß/ vermacht
es mit Wachs/ und schneidet das Pfropf-Reislein ab/
biß auf die zwey untersten Aeuglein/ und verbindet es/
und steckt/ wann es zu wachsen beginnet/ ein Stänglein
darzu; der Wildling aber muß/ wie zum Kern-Peltzen/
vorhin recht zugerichtet seyn/ so soll es meistentheils wol
bekleiben.

Man kan auch die gepeltzten Bäumlein also fort-
pflantzen/ wann in der Peltz-Schul die Peltzer drey o-
der vier Stämmlein frech ausgetrieben/ oder an einem
Peltzer zwey oder drey Peltz-Zweige alle frisch und frech
aufschiessen/ und also offt einer dem andern im Wachs-
thum hinderlich ist/ kan man eines oder mehr sacht bie-
gen und gruben/ daß die Spitze drey oder vier Finger
hoch ausgehe/ oder man kan/ wie an den Nägelstöcken/
von zwey Stucken zusammgefügte Häfelein daran bin-
den/ und mit einem Stänglein wol verwahren/ daß es der
Wind nicht bewegen mag/ auf künftiges Jahr im Frü-
ling mag mans abschneiden und weiter setzen.

[Spaltenumbruch]

Auf diese Weise/ kan man (an statt daß man sonst
die allzuvielen Triebe abschneiden müste) sie zu Nutzen
bringen/ sonderlich wanns ein rares/ gut und delicates
Obst ist/ und werden die gegrubte Bäumlein fast besser
und edler als die Peltzer selbst.

Das ablactiren geschihet auf diese Weise: wann
man einen guten Obstbaum hat/ davon man gern mehr
haben wolte/ setzt man im Herbst zwey oder drey gerade
und geschlachte Wildling/ gleicher Art/ so nahe hinzu/
daß des Baumes Zweiglein in der Höhe und Nähe sol-
che leicht erreichen mögen; wann nun solche Bäume
den Winter über gestanden/ (ist aber besser/ sie bleiben
noch biß übers Jahr also stehen) so schneidet man im
Früling diese Wildling in rechter Höhe oben nach der
Zwerch ein wenig abhängicht/ mit einem scharffen Mes-
ser ab/ macht sie glatt/ spaltet sie/ wie gebräuchig/ und pro-
birt die Reislein vorher/ die man ablactiren will/ bieget
sie zu dem Bäumlein/ und versucht/ wie sich diese Ver-
einigung recht zusammen schicken wolle; ziehet hernach
die tauglichen an ihrem Baum hangende Peltz-Reislein/
die vorhero/ so breit als das Stämmlein ist/ von ihrer
Rinden biß auf den Kern entledigt sind/ doch daß es oh-
ne Bruch in den gespaltenen Wildling komme/ und zu-
gleich an ihrer Mutter Brüste unabgelöset han-
gen bleibe/ davon es erstlich biß es mit seinem Stam-
men sich vereinbaret/ die Nahrung haben muß/ also daß
es die Rinden aussenwärts gleich schliessen. Hernach
verschmieret und verbindet man alles wol/ wie bey dem
andern Peltzen/ und setzt einen Pfal darzu/ daran mans
binden kan/ wann sie also noch ein Jahr gestanden/ und

nun-

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] de muß nicht hin und wieder/ ſondern allezeit auf ein Ort
gedraͤhet ſeyn/ biß ſie loß wird und ſich ledig mache.

Wann man mercket/ daß ſich die Rinden abledigt/
muß man erſt ſubtil die Aeuglein abdrucken/ loß ma-
chen/ und alſo das Pfeiflein am duͤnneſten Ort abziehen;
wann das Roͤhrlein loͤchericht iſt/ iſts ein Zeichen/ daß
das Aeuglein nicht dabey/ und iſt unnuͤtz zu gebrau-
chen.

Hernach/ oder vorhero/ oder gleich entzwiſchen/ daß
beede Arbeiten zugleich durch zweene verrichtet werden/
muß an einem ausgeſehenen uñ zugerichteten Zweiglein/
an einem andern Wildling in gleicher Laͤnge/ die Rin-
de weggenommen ſeyn/ doch alſo/ daß die Rinde daran
nicht abgeſchnitten/ ſondern in drey oder vier herabhan-
gende Theil alſo gelaſſen werde/ alsdann ſteckt man ohn
Verzug das abgezogene unverletzte Pfeiflein oder Roͤhr-
lein auf das geſchaͤhlte Aeſtlein/ muß aber alſobald ge-
ſchehen/ ſonſt wird es nicht gerahten; die an den ge-
ſchaͤhlten Aeſtlein zuruͤck hangende und in drey oder vier
Riemlein abgetheilte Rinden/ zieht man hernach uͤber
das angeſtreifte Roͤhrlein/ zu beſſerer Verwahrung;
hernach/ wie Herr Rhagorius will/ ſoll die abgezogene
Rinden untenher an dem Pfeiflein nicht durchaus dem-
ſelben gleich/ ſondern etwas hoͤher abgehauen/ das obe-
re bloſſe Theil aber hinab biß an das Roͤhrlein geſcha-
ben/ und etwan zween Zoll breit oberhalb deſſelbigen ab-
geſchnitten/ auch an beeden Orten mit Peltzwachs ſau-
ber verſtrichen werden/ damit kein Waſſer darzu kom-
[Spaltenumbruch] me; endlich ſollen zu Beſchirmung wider der Sonnen
Hitz oben an den Spitz breite Blaͤtter geſteckt werden/
damit das angeroͤhrte Pfeiflein Schatten habe/ und al-
ſo den Safft bequemlicher in ſich ſaugen moͤge. Man
verbindets auch wol mit einem linden Hadern/ wann
nach dem angezogenen Roͤhrlein ſich oben ein weiſſer
Safft ſehen laͤſſet/ iſts eine gute Anzeigung/ daß ſie ſich
wol miteinander vereinigen werden.

Der fuͤrnehmſte Ort des Roͤhrlens ſoll gleicher-
maſſen/ wie das Aeuglen/ gegen Orient ſeyn; Es muͤſ-
ſen beede Aeſtlein/ die man darzu braucht/ daſſelbige
Jahr erſt geſchoſſet haben/ ſo geraͤht es am beſten/ vor-
hero aber muͤſſen dem Baͤumlein/ darauf man roͤhrlen
will/ alle andere Aeſte/ auſſer die man brauchen will/ ab-
genommen ſeyn. Etliche haben gewolt/ das neue Roͤhr-
lein muͤſſe ſeinem Aeſtlein alſo angezogen werden/ daß
die Augen an der Rinden/ welche unten eine Hoͤhle
und Gruͤblein haben/ eben auf die Oerter des Staͤm̃-
leins eintreffen/ da ſeine vorige Augen geſtanden/ nach-
dem das Staͤmmlein etwas erhaben/ und durch kleine
Geſchwulſt Anzeigung gibt/ wo das Auge geweſen; und
diß haben die Alten Inoculationem genennet/ von we-
gen der Aeuglein/ dardurch die neuangezogene Rinden
erſprieſſet. Aber die Erfahrung gibt/ daß man dieſes
Fleiſſes nicht bedarff/ auch ſchier unmoͤglich iſt/ und iſt
genugſam/ wann nur das Roͤhrlein genau angehet/ und
nicht boͤrſtet; und daß die Aeuglein am angelegten Roͤhr-
lein uͤberſich gewendet werden.

Cap. XVII.
Etliche andere Arten die Baͤume zu peltzen und fortzupflantzen.
[Spaltenumbruch]

VJel ſchreiben von artlichen unnatuͤrlichen Pel-
tzungen/ auf Ulmen/ Erlen/ Eſchen und derglei-
chen/ ſo aber/ meines Bedunckens/ mehr ſchaͤdlich
als nutzbar iſt/ da es ſchon geriethe/ wuͤrde doch das
Obſt unſchmackhafft und unlieblich ſeyn. An etlichen
Orten in Piemont, (laut Herrn de Serres Zeugnus)
bohren ſie mit einem ſubtilen Hohl-Naͤbinger oder Boh-
rer/ in einen Wildling/ der ſtarck von Rinden/ doch ei-
ner Gattung mit dem Peltz-Zweig iſt/ ein Loͤchlein/ zwey
oder drey Finger tief/ gerad von obenher abwaͤrts/ dar-
ein ſteckt man das zugerichtete Reislein/ ſo dem Loͤch-
lein nach groß oder klein geſchnitten ſeyn muß/ vermacht
es mit Wachs/ und ſchneidet das Pfropf-Reislein ab/
biß auf die zwey unterſten Aeuglein/ und verbindet es/
und ſteckt/ wann es zu wachſen beginnet/ ein Staͤnglein
darzu; der Wildling aber muß/ wie zum Kern-Peltzen/
vorhin recht zugerichtet ſeyn/ ſo ſoll es meiſtentheils wol
bekleiben.

Man kan auch die gepeltzten Baͤumlein alſo fort-
pflantzen/ wann in der Peltz-Schul die Peltzer drey o-
der vier Staͤmmlein frech ausgetrieben/ oder an einem
Peltzer zwey oder drey Peltz-Zweige alle friſch und frech
aufſchieſſen/ und alſo offt einer dem andern im Wachs-
thum hinderlich iſt/ kan man eines oder mehr ſacht bie-
gen und gruben/ daß die Spitze drey oder vier Finger
hoch ausgehe/ oder man kan/ wie an den Naͤgelſtoͤcken/
von zwey Stucken zuſammgefuͤgte Haͤfelein daran bin-
den/ und mit einem Staͤnglein wol verwahren/ daß es der
Wind nicht bewegen mag/ auf kuͤnftiges Jahr im Fruͤ-
ling mag mans abſchneiden und weiter ſetzen.

[Spaltenumbruch]

Auf dieſe Weiſe/ kan man (an ſtatt daß man ſonſt
die allzuvielen Triebe abſchneiden muͤſte) ſie zu Nutzen
bringen/ ſonderlich wanns ein rares/ gut und delicates
Obſt iſt/ und werden die gegrubte Baͤumlein faſt beſſer
und edler als die Peltzer ſelbſt.

Das ablactiren geſchihet auf dieſe Weiſe: wann
man einen guten Obſtbaum hat/ davon man gern mehr
haben wolte/ ſetzt man im Herbſt zwey oder drey gerade
und geſchlachte Wildling/ gleicher Art/ ſo nahe hinzu/
daß des Baumes Zweiglein in der Hoͤhe und Naͤhe ſol-
che leicht erreichen moͤgen; wann nun ſolche Baͤume
den Winter uͤber geſtanden/ (iſt aber beſſer/ ſie bleiben
noch biß uͤbers Jahr alſo ſtehen) ſo ſchneidet man im
Fruͤling dieſe Wildling in rechter Hoͤhe oben nach der
Zwerch ein wenig abhaͤngicht/ mit einem ſcharffen Meſ-
ſer ab/ macht ſie glatt/ ſpaltet ſie/ wie gebraͤuchig/ uñ pro-
birt die Reislein vorher/ die man ablactiren will/ bieget
ſie zu dem Baͤumlein/ und verſucht/ wie ſich dieſe Ver-
einigung recht zuſammen ſchicken wolle; ziehet hernach
die tauglichen an ihrem Baum hangende Peltz-Reislein/
die vorhero/ ſo breit als das Staͤmmlein iſt/ von ihrer
Rinden biß auf den Kern entledigt ſind/ doch daß es oh-
ne Bruch in den geſpaltenen Wildling komme/ und zu-
gleich an ihrer Mutter Bruͤſte unabgeloͤſet han-
gen bleibe/ davon es erſtlich biß es mit ſeinem Stam-
men ſich vereinbaret/ die Nahrung haben muß/ alſo daß
es die Rinden auſſenwaͤrts gleich ſchlieſſen. Hernach
verſchmieret und verbindet man alles wol/ wie bey dem
andern Peltzen/ und ſetzt einen Pfal darzu/ daran mans
binden kan/ wann ſie alſo noch ein Jahr geſtanden/ und

nun-
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[407/0425] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. de muß nicht hin und wieder/ ſondern allezeit auf ein Ort gedraͤhet ſeyn/ biß ſie loß wird und ſich ledig mache. Wann man mercket/ daß ſich die Rinden abledigt/ muß man erſt ſubtil die Aeuglein abdrucken/ loß ma- chen/ und alſo das Pfeiflein am duͤnneſten Ort abziehen; wann das Roͤhrlein loͤchericht iſt/ iſts ein Zeichen/ daß das Aeuglein nicht dabey/ und iſt unnuͤtz zu gebrau- chen. Hernach/ oder vorhero/ oder gleich entzwiſchen/ daß beede Arbeiten zugleich durch zweene verrichtet werden/ muß an einem ausgeſehenen uñ zugerichteten Zweiglein/ an einem andern Wildling in gleicher Laͤnge/ die Rin- de weggenommen ſeyn/ doch alſo/ daß die Rinde daran nicht abgeſchnitten/ ſondern in drey oder vier herabhan- gende Theil alſo gelaſſen werde/ alsdann ſteckt man ohn Verzug das abgezogene unverletzte Pfeiflein oder Roͤhr- lein auf das geſchaͤhlte Aeſtlein/ muß aber alſobald ge- ſchehen/ ſonſt wird es nicht gerahten; die an den ge- ſchaͤhlten Aeſtlein zuruͤck hangende und in drey oder vier Riemlein abgetheilte Rinden/ zieht man hernach uͤber das angeſtreifte Roͤhrlein/ zu beſſerer Verwahrung; hernach/ wie Herr Rhagorius will/ ſoll die abgezogene Rinden untenher an dem Pfeiflein nicht durchaus dem- ſelben gleich/ ſondern etwas hoͤher abgehauen/ das obe- re bloſſe Theil aber hinab biß an das Roͤhrlein geſcha- ben/ und etwan zween Zoll breit oberhalb deſſelbigen ab- geſchnitten/ auch an beeden Orten mit Peltzwachs ſau- ber verſtrichen werden/ damit kein Waſſer darzu kom- me; endlich ſollen zu Beſchirmung wider der Sonnen Hitz oben an den Spitz breite Blaͤtter geſteckt werden/ damit das angeroͤhrte Pfeiflein Schatten habe/ und al- ſo den Safft bequemlicher in ſich ſaugen moͤge. Man verbindets auch wol mit einem linden Hadern/ wann nach dem angezogenen Roͤhrlein ſich oben ein weiſſer Safft ſehen laͤſſet/ iſts eine gute Anzeigung/ daß ſie ſich wol miteinander vereinigen werden. Der fuͤrnehmſte Ort des Roͤhrlens ſoll gleicher- maſſen/ wie das Aeuglen/ gegen Orient ſeyn; Es muͤſ- ſen beede Aeſtlein/ die man darzu braucht/ daſſelbige Jahr erſt geſchoſſet haben/ ſo geraͤht es am beſten/ vor- hero aber muͤſſen dem Baͤumlein/ darauf man roͤhrlen will/ alle andere Aeſte/ auſſer die man brauchen will/ ab- genommen ſeyn. Etliche haben gewolt/ das neue Roͤhr- lein muͤſſe ſeinem Aeſtlein alſo angezogen werden/ daß die Augen an der Rinden/ welche unten eine Hoͤhle und Gruͤblein haben/ eben auf die Oerter des Staͤm̃- leins eintreffen/ da ſeine vorige Augen geſtanden/ nach- dem das Staͤmmlein etwas erhaben/ und durch kleine Geſchwulſt Anzeigung gibt/ wo das Auge geweſen; und diß haben die Alten Inoculationem genennet/ von we- gen der Aeuglein/ dardurch die neuangezogene Rinden erſprieſſet. Aber die Erfahrung gibt/ daß man dieſes Fleiſſes nicht bedarff/ auch ſchier unmoͤglich iſt/ und iſt genugſam/ wann nur das Roͤhrlein genau angehet/ und nicht boͤrſtet; und daß die Aeuglein am angelegten Roͤhr- lein uͤberſich gewendet werden. Cap. XVII. Etliche andere Arten die Baͤume zu peltzen und fortzupflantzen. VJel ſchreiben von artlichen unnatuͤrlichen Pel- tzungen/ auf Ulmen/ Erlen/ Eſchen und derglei- chen/ ſo aber/ meines Bedunckens/ mehr ſchaͤdlich als nutzbar iſt/ da es ſchon geriethe/ wuͤrde doch das Obſt unſchmackhafft und unlieblich ſeyn. An etlichen Orten in Piemont, (laut Herrn de Serres Zeugnus) bohren ſie mit einem ſubtilen Hohl-Naͤbinger oder Boh- rer/ in einen Wildling/ der ſtarck von Rinden/ doch ei- ner Gattung mit dem Peltz-Zweig iſt/ ein Loͤchlein/ zwey oder drey Finger tief/ gerad von obenher abwaͤrts/ dar- ein ſteckt man das zugerichtete Reislein/ ſo dem Loͤch- lein nach groß oder klein geſchnitten ſeyn muß/ vermacht es mit Wachs/ und ſchneidet das Pfropf-Reislein ab/ biß auf die zwey unterſten Aeuglein/ und verbindet es/ und ſteckt/ wann es zu wachſen beginnet/ ein Staͤnglein darzu; der Wildling aber muß/ wie zum Kern-Peltzen/ vorhin recht zugerichtet ſeyn/ ſo ſoll es meiſtentheils wol bekleiben. Man kan auch die gepeltzten Baͤumlein alſo fort- pflantzen/ wann in der Peltz-Schul die Peltzer drey o- der vier Staͤmmlein frech ausgetrieben/ oder an einem Peltzer zwey oder drey Peltz-Zweige alle friſch und frech aufſchieſſen/ und alſo offt einer dem andern im Wachs- thum hinderlich iſt/ kan man eines oder mehr ſacht bie- gen und gruben/ daß die Spitze drey oder vier Finger hoch ausgehe/ oder man kan/ wie an den Naͤgelſtoͤcken/ von zwey Stucken zuſammgefuͤgte Haͤfelein daran bin- den/ und mit einem Staͤnglein wol verwahren/ daß es der Wind nicht bewegen mag/ auf kuͤnftiges Jahr im Fruͤ- ling mag mans abſchneiden und weiter ſetzen. Auf dieſe Weiſe/ kan man (an ſtatt daß man ſonſt die allzuvielen Triebe abſchneiden muͤſte) ſie zu Nutzen bringen/ ſonderlich wanns ein rares/ gut und delicates Obſt iſt/ und werden die gegrubte Baͤumlein faſt beſſer und edler als die Peltzer ſelbſt. Das ablactiren geſchihet auf dieſe Weiſe: wann man einen guten Obſtbaum hat/ davon man gern mehr haben wolte/ ſetzt man im Herbſt zwey oder drey gerade und geſchlachte Wildling/ gleicher Art/ ſo nahe hinzu/ daß des Baumes Zweiglein in der Hoͤhe und Naͤhe ſol- che leicht erreichen moͤgen; wann nun ſolche Baͤume den Winter uͤber geſtanden/ (iſt aber beſſer/ ſie bleiben noch biß uͤbers Jahr alſo ſtehen) ſo ſchneidet man im Fruͤling dieſe Wildling in rechter Hoͤhe oben nach der Zwerch ein wenig abhaͤngicht/ mit einem ſcharffen Meſ- ſer ab/ macht ſie glatt/ ſpaltet ſie/ wie gebraͤuchig/ uñ pro- birt die Reislein vorher/ die man ablactiren will/ bieget ſie zu dem Baͤumlein/ und verſucht/ wie ſich dieſe Ver- einigung recht zuſammen ſchicken wolle; ziehet hernach die tauglichen an ihrem Baum hangende Peltz-Reislein/ die vorhero/ ſo breit als das Staͤmmlein iſt/ von ihrer Rinden biß auf den Kern entledigt ſind/ doch daß es oh- ne Bruch in den geſpaltenen Wildling komme/ und zu- gleich an ihrer Mutter Bruͤſte unabgeloͤſet han- gen bleibe/ davon es erſtlich biß es mit ſeinem Stam- men ſich vereinbaret/ die Nahrung haben muß/ alſo daß es die Rinden auſſenwaͤrts gleich ſchlieſſen. Hernach verſchmieret und verbindet man alles wol/ wie bey dem andern Peltzen/ und ſetzt einen Pfal darzu/ daran mans binden kan/ wann ſie alſo noch ein Jahr geſtanden/ und nun-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/425>, abgerufen am 28.03.2024.