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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
Cap. XXXVII.
Von den Escheritzenbäumen/ werden auch Speyerling und
Sporäpfel genennt.
[Spaltenumbruch]

EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in
den Garten gehörig ist/ ist er doch wegen seiner
nicht unangenehmen Frucht wol zuzulassen/ hat
seinen Namen von dem Eschenbaum/ dem er an seinen
Blättern fast ähnlich ist; sind zweyerley Geschlecht/ ei-
nes trägt Frucht/ das andere nicht; theils sind rund-
licht/ und diese sind die besten/ theils geformet als eine
kleine Birne/ ist ein Baum/ der groß wird und hoch auf-
wächset/ hat gern Berge und kühle Ort/ wann sie nur
feucht sind; wann er aber einen Stand hat wie ein
Apfelbaum/ und auch also gewartet wird/ trägt er desto
mehr Frucht. Man darf sie nicht peltzen/ bekommet
auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen sei-
nes harten Holtzes/ und ist auch unnöthig/ weil sie ohne
diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur völli-
gen Zeitigung kommen lassen/ gleichwie die Nespel;
sie werden zum Essen tauglich/ wann man sie auf Stroh
legt.

Herr de Serres schreibt/ wann man die Eschritzen
unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back-
Ofen dörrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemischt
auf der Mühl mahlen lassen/ dient zum Hausbrod/ und
[Spaltenumbruch] wann Dorst unter dem Korn ist/ so benimmt ihm diese
Vermengung seine böse Wirckung. Die Frucht bleibt
ohnediß nicht lang/ wann sie einmal anfangen weich zu
werden/ muß mans nacheinander essen/ oder sie verder-
ben und faulen/ allerdings wie die Nespeln/ sie haben
eine adstringirende zusammenziehende Art/ darum sie
dienlich wider allerley Bauchflüsse und Durchbruch.
Die Blätter sind gut wider die Mundfäule/ die Frucht
benimmt den Unlust zum Essen/ in Undäuen/ und in der
Ruhr/ doch müssen sie mässig als eine Artzney/ und nicht
als eine Speise gebraucht seyn/ wie Galenus weislich
ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ so beschweren sie
den Magen und machen Schleim; man soll sie nach/ und
nicht vor dem Essen geniessen/ wie die Birn und alle an-
dere adstringentia, wer aber den Durchlauff damit
curiren will/ muß sie vor dem Essen nehmen.

Es ist noch eine Art von diesem Baum/ der sonst in
den Wäldern zu wachsen pflegt/ trägt kleinere aber
Traubenweis stehende Frucht; in Oesterreich heisst
man sie Arlesbeer/ haben Kernlein/ fast wie die Holtz-
birn/ werden bißweilen aus den Wäldern in die Gär-
ten versetzt/ werden durch ihre Nebenschösse vermehret.

Cap. XXXVIII.
Von Maulbeeren.
[Spaltenumbruch]

DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/
der eine trägt weisse/ der andere schwartze Frucht;
des weissen Blätter gehören allein für die Sei-
denwürm/ dessen im 10 Buch genugsam soll gedacht
werden. Des schwartzen aber/ der die beste Frucht
bringet/ soll an diesem Ort Meldung geschehen. Seine
Wurtzel senckt sich nicht tief in die Erden/ schwebet in
superficie telluris,
gleich dem Apfelbaum. An statt
der Blühe hat er grüne wollechte Schoß/ im Mayen.
Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im
Herbst nach und nach seine Beer austheilend. Fliegen
und Mucken sind gewöhnlich in den Maulbeerbäumen/
daher sie auch der anstossenden Wohnung desto beschwer-
licher sind.

Er treibt seine Augen im Früling nie aus/ biß alle
Kälte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im
Neuen Monden dunget/ so treibt er eher aus. Der
Baum hat ein hartes zähes Holtz/ liebt guten fetten
Grund/ doch mehr sandicht als leimicht/ mehr feucht als
trocken/ und mittelmässige Lufft/ müssen im Früling
umgesetzt seyn/ weil sie grosses Marck haben/ darein die
Kälte bald dringen kan/ wächst gern nahe bey den
Häusern/ so wol Schirm vor den Winden und Unge-
witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund
nicht zuwider ist.

Palladius will/ man soll denen Maulbeerbäumen
im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/
den Grund aufheben/ und frische Weindröstern zu den
Wurtzen schütten/ weil/ seinem Vermelden nach/ der
Weinstock und Maulbeerbaum in guter Freundschafft
[Spaltenumbruch] miteinander stehen/ die Hüner werden davon fett. Man
muß die Bäume von allen dürren Aesten wol säubern.

Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ soll
man ihn gantz abstümmlen/ so schlägt er von neuen wie-
der aus und bringt Frucht. Man soll die Erden offt
dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum trägt er auch
am liebsten in den Kuchengärten. Wann er aber schier
halb verdorben ist/ soll man ihn nächst den Boden ab-
hauen/ so treibt er wieder junge Schoß/ die kan man
mit Erden decken und einwurtzeln lassen/ oder gruben;
man kan auch einem schönen geraden Zweig/ einen in
zwey Theil geschnitten und gehäbe zusamm gefügten/
mit Erden gefüllten Hafen anhencken/ und also stehen
lassen/ biß er einwurtzle; doch muß der Ast/ so weit er
in den Hafen kommt/ beschaben/ und der Hafen mit
einer Stangen wol befestet und angebunden werden/
daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenschöß-
ling muß man ihm abraumen/ ausser eines oder zweyer/
die gar von der Wurtzen auswachsen/ die mag man
beschütten und versetzen. Dieser Baum kommt vom
Saamen/ von der Wurtzen und von eingesteckten Zwei-
gen/ darff nicht gepeltzt seyn; Doch wann du einen
Baum hättest/ dessen Frucht dir nicht beliebig wäre/
kanst du durch das Röhrlen und Aeugeln leichtlich bes-
sere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be-
sprützt und ausgeschneittet ist/ trägt er desto lieber; wann
man die zeitigen Maulbeer ins Wasser legt/ zerreibt/
und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan
mans an einen lüfftigen temperirten Ort biß in Früling
zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll

wol
Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
Cap. XXXVII.
Von den Eſcheritzenbaͤumen/ werden auch Speyerling und
Sporaͤpfel genennt.
[Spaltenumbruch]

EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in
den Garten gehoͤrig iſt/ iſt er doch wegen ſeiner
nicht unangenehmen Frucht wol zuzulaſſen/ hat
ſeinen Namen von dem Eſchenbaum/ dem er an ſeinen
Blaͤttern faſt aͤhnlich iſt; ſind zweyerley Geſchlecht/ ei-
nes traͤgt Frucht/ das andere nicht; theils ſind rund-
licht/ und dieſe ſind die beſten/ theils geformet als eine
kleine Birne/ iſt ein Baum/ der groß wird und hoch auf-
waͤchſet/ hat gern Berge und kuͤhle Ort/ wann ſie nur
feucht ſind; wann er aber einen Stand hat wie ein
Apfelbaum/ und auch alſo gewartet wird/ traͤgt er deſto
mehr Frucht. Man darf ſie nicht peltzen/ bekommet
auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen ſei-
nes harten Holtzes/ und iſt auch unnoͤthig/ weil ſie ohne
diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur voͤlli-
gen Zeitigung kommen laſſen/ gleichwie die Neſpel;
ſie werden zum Eſſen tauglich/ wann man ſie auf Stroh
legt.

Herr de Serres ſchreibt/ wann man die Eſchritzen
unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back-
Ofen doͤrrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemiſcht
auf der Muͤhl mahlen laſſen/ dient zum Hausbrod/ und
[Spaltenumbruch] wann Dorſt unter dem Korn iſt/ ſo benimmt ihm dieſe
Vermengung ſeine boͤſe Wirckung. Die Frucht bleibt
ohnediß nicht lang/ wann ſie einmal anfangen weich zu
werden/ muß mans nacheinander eſſen/ oder ſie verder-
ben und faulen/ allerdings wie die Neſpeln/ ſie haben
eine adſtringirende zuſammenziehende Art/ darum ſie
dienlich wider allerley Bauchfluͤſſe und Durchbruch.
Die Blaͤtter ſind gut wider die Mundfaͤule/ die Frucht
benimmt den Unluſt zum Eſſen/ in Undaͤuen/ und in der
Ruhr/ doch muͤſſen ſie maͤſſig als eine Artzney/ und nicht
als eine Speiſe gebraucht ſeyn/ wie Galenus weislich
ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ ſo beſchweren ſie
den Magen und machen Schleim; man ſoll ſie nach/ und
nicht vor dem Eſſen genieſſen/ wie die Birn und alle an-
dere adſtringentia, wer aber den Durchlauff damit
curiren will/ muß ſie vor dem Eſſen nehmen.

Es iſt noch eine Art von dieſem Baum/ der ſonſt in
den Waͤldern zu wachſen pflegt/ traͤgt kleinere aber
Traubenweis ſtehende Frucht; in Oeſterreich heiſſt
man ſie Arlesbeer/ haben Kernlein/ faſt wie die Holtz-
birn/ werden bißweilen aus den Waͤldern in die Gaͤr-
ten verſetzt/ werden durch ihre Nebenſchoͤſſe vermehret.

Cap. XXXVIII.
Von Maulbeeren.
[Spaltenumbruch]

DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/
der eine traͤgt weiſſe/ der andere ſchwartze Frucht;
des weiſſen Blaͤtter gehoͤren allein fuͤr die Sei-
denwuͤrm/ deſſen im 10 Buch genugſam ſoll gedacht
werden. Des ſchwartzen aber/ der die beſte Frucht
bringet/ ſoll an dieſem Ort Meldung geſchehen. Seine
Wurtzel ſenckt ſich nicht tief in die Erden/ ſchwebet in
ſuperficie telluris,
gleich dem Apfelbaum. An ſtatt
der Bluͤhe hat er gruͤne wollechte Schoß/ im Mayen.
Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im
Herbſt nach und nach ſeine Beer austheilend. Fliegen
und Mucken ſind gewoͤhnlich in den Maulbeerbaͤumen/
daher ſie auch der anſtoſſenden Wohnung deſto beſchwer-
licher ſind.

Er treibt ſeine Augen im Fruͤling nie aus/ biß alle
Kaͤlte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im
Neuen Monden dunget/ ſo treibt er eher aus. Der
Baum hat ein hartes zaͤhes Holtz/ liebt guten fetten
Grund/ doch mehr ſandicht als leimicht/ mehr feucht als
trocken/ und mittelmaͤſſige Lufft/ muͤſſen im Fruͤling
umgeſetzt ſeyn/ weil ſie groſſes Marck haben/ darein die
Kaͤlte bald dringen kan/ waͤchſt gern nahe bey den
Haͤuſern/ ſo wol Schirm vor den Winden und Unge-
witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund
nicht zuwider iſt.

Palladius will/ man ſoll denen Maulbeerbaͤumen
im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/
den Grund aufheben/ und friſche Weindroͤſtern zu den
Wurtzen ſchuͤtten/ weil/ ſeinem Vermelden nach/ der
Weinſtock und Maulbeerbaum in guter Freundſchafft
[Spaltenumbruch] miteinander ſtehen/ die Huͤner werden davon fett. Man
muß die Baͤume von allen duͤrren Aeſten wol ſaͤubern.

Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ ſoll
man ihn gantz abſtuͤmmlen/ ſo ſchlaͤgt er von neuen wie-
der aus und bringt Frucht. Man ſoll die Erden offt
dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum traͤgt er auch
am liebſten in den Kuchengaͤrten. Wann er aber ſchier
halb verdorben iſt/ ſoll man ihn naͤchſt den Boden ab-
hauen/ ſo treibt er wieder junge Schoß/ die kan man
mit Erden decken und einwurtzeln laſſen/ oder gruben;
man kan auch einem ſchoͤnen geraden Zweig/ einen in
zwey Theil geſchnitten und gehaͤbe zuſamm gefuͤgten/
mit Erden gefuͤllten Hafen anhencken/ und alſo ſtehen
laſſen/ biß er einwurtzle; doch muß der Aſt/ ſo weit er
in den Hafen kommt/ beſchaben/ und der Hafen mit
einer Stangen wol befeſtet und angebunden werden/
daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenſchoͤß-
ling muß man ihm abraumen/ auſſer eines oder zweyer/
die gar von der Wurtzen auswachſen/ die mag man
beſchuͤtten und verſetzen. Dieſer Baum kommt vom
Saamen/ von der Wurtzen und von eingeſteckten Zwei-
gen/ darff nicht gepeltzt ſeyn; Doch wann du einen
Baum haͤtteſt/ deſſen Frucht dir nicht beliebig waͤre/
kanſt du durch das Roͤhrlen und Aeugeln leichtlich beſ-
ſere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be-
ſpruͤtzt und ausgeſchneittet iſt/ traͤgt er deſto lieber; wañ
man die zeitigen Maulbeer ins Waſſer legt/ zerreibt/
und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan
mans an einen luͤfftigen temperirten Ort biß in Fruͤling
zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll

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[431/0449] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. Cap. XXXVII. Von den Eſcheritzenbaͤumen/ werden auch Speyerling und Sporaͤpfel genennt. EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in den Garten gehoͤrig iſt/ iſt er doch wegen ſeiner nicht unangenehmen Frucht wol zuzulaſſen/ hat ſeinen Namen von dem Eſchenbaum/ dem er an ſeinen Blaͤttern faſt aͤhnlich iſt; ſind zweyerley Geſchlecht/ ei- nes traͤgt Frucht/ das andere nicht; theils ſind rund- licht/ und dieſe ſind die beſten/ theils geformet als eine kleine Birne/ iſt ein Baum/ der groß wird und hoch auf- waͤchſet/ hat gern Berge und kuͤhle Ort/ wann ſie nur feucht ſind; wann er aber einen Stand hat wie ein Apfelbaum/ und auch alſo gewartet wird/ traͤgt er deſto mehr Frucht. Man darf ſie nicht peltzen/ bekommet auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen ſei- nes harten Holtzes/ und iſt auch unnoͤthig/ weil ſie ohne diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur voͤlli- gen Zeitigung kommen laſſen/ gleichwie die Neſpel; ſie werden zum Eſſen tauglich/ wann man ſie auf Stroh legt. Herr de Serres ſchreibt/ wann man die Eſchritzen unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back- Ofen doͤrrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemiſcht auf der Muͤhl mahlen laſſen/ dient zum Hausbrod/ und wann Dorſt unter dem Korn iſt/ ſo benimmt ihm dieſe Vermengung ſeine boͤſe Wirckung. Die Frucht bleibt ohnediß nicht lang/ wann ſie einmal anfangen weich zu werden/ muß mans nacheinander eſſen/ oder ſie verder- ben und faulen/ allerdings wie die Neſpeln/ ſie haben eine adſtringirende zuſammenziehende Art/ darum ſie dienlich wider allerley Bauchfluͤſſe und Durchbruch. Die Blaͤtter ſind gut wider die Mundfaͤule/ die Frucht benimmt den Unluſt zum Eſſen/ in Undaͤuen/ und in der Ruhr/ doch muͤſſen ſie maͤſſig als eine Artzney/ und nicht als eine Speiſe gebraucht ſeyn/ wie Galenus weislich ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ ſo beſchweren ſie den Magen und machen Schleim; man ſoll ſie nach/ und nicht vor dem Eſſen genieſſen/ wie die Birn und alle an- dere adſtringentia, wer aber den Durchlauff damit curiren will/ muß ſie vor dem Eſſen nehmen. Es iſt noch eine Art von dieſem Baum/ der ſonſt in den Waͤldern zu wachſen pflegt/ traͤgt kleinere aber Traubenweis ſtehende Frucht; in Oeſterreich heiſſt man ſie Arlesbeer/ haben Kernlein/ faſt wie die Holtz- birn/ werden bißweilen aus den Waͤldern in die Gaͤr- ten verſetzt/ werden durch ihre Nebenſchoͤſſe vermehret. Cap. XXXVIII. Von Maulbeeren. DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/ der eine traͤgt weiſſe/ der andere ſchwartze Frucht; des weiſſen Blaͤtter gehoͤren allein fuͤr die Sei- denwuͤrm/ deſſen im 10 Buch genugſam ſoll gedacht werden. Des ſchwartzen aber/ der die beſte Frucht bringet/ ſoll an dieſem Ort Meldung geſchehen. Seine Wurtzel ſenckt ſich nicht tief in die Erden/ ſchwebet in ſuperficie telluris, gleich dem Apfelbaum. An ſtatt der Bluͤhe hat er gruͤne wollechte Schoß/ im Mayen. Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im Herbſt nach und nach ſeine Beer austheilend. Fliegen und Mucken ſind gewoͤhnlich in den Maulbeerbaͤumen/ daher ſie auch der anſtoſſenden Wohnung deſto beſchwer- licher ſind. Er treibt ſeine Augen im Fruͤling nie aus/ biß alle Kaͤlte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im Neuen Monden dunget/ ſo treibt er eher aus. Der Baum hat ein hartes zaͤhes Holtz/ liebt guten fetten Grund/ doch mehr ſandicht als leimicht/ mehr feucht als trocken/ und mittelmaͤſſige Lufft/ muͤſſen im Fruͤling umgeſetzt ſeyn/ weil ſie groſſes Marck haben/ darein die Kaͤlte bald dringen kan/ waͤchſt gern nahe bey den Haͤuſern/ ſo wol Schirm vor den Winden und Unge- witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund nicht zuwider iſt. Palladius will/ man ſoll denen Maulbeerbaͤumen im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/ den Grund aufheben/ und friſche Weindroͤſtern zu den Wurtzen ſchuͤtten/ weil/ ſeinem Vermelden nach/ der Weinſtock und Maulbeerbaum in guter Freundſchafft miteinander ſtehen/ die Huͤner werden davon fett. Man muß die Baͤume von allen duͤrren Aeſten wol ſaͤubern. Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ ſoll man ihn gantz abſtuͤmmlen/ ſo ſchlaͤgt er von neuen wie- der aus und bringt Frucht. Man ſoll die Erden offt dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum traͤgt er auch am liebſten in den Kuchengaͤrten. Wann er aber ſchier halb verdorben iſt/ ſoll man ihn naͤchſt den Boden ab- hauen/ ſo treibt er wieder junge Schoß/ die kan man mit Erden decken und einwurtzeln laſſen/ oder gruben; man kan auch einem ſchoͤnen geraden Zweig/ einen in zwey Theil geſchnitten und gehaͤbe zuſamm gefuͤgten/ mit Erden gefuͤllten Hafen anhencken/ und alſo ſtehen laſſen/ biß er einwurtzle; doch muß der Aſt/ ſo weit er in den Hafen kommt/ beſchaben/ und der Hafen mit einer Stangen wol befeſtet und angebunden werden/ daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenſchoͤß- ling muß man ihm abraumen/ auſſer eines oder zweyer/ die gar von der Wurtzen auswachſen/ die mag man beſchuͤtten und verſetzen. Dieſer Baum kommt vom Saamen/ von der Wurtzen und von eingeſteckten Zwei- gen/ darff nicht gepeltzt ſeyn; Doch wann du einen Baum haͤtteſt/ deſſen Frucht dir nicht beliebig waͤre/ kanſt du durch das Roͤhrlen und Aeugeln leichtlich beſ- ſere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be- ſpruͤtzt und ausgeſchneittet iſt/ traͤgt er deſto lieber; wañ man die zeitigen Maulbeer ins Waſſer legt/ zerreibt/ und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan mans an einen luͤfftigen temperirten Ort biß in Fruͤling zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll wol

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/449>, abgerufen am 16.04.2024.