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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] klein oder mittelmässig machen/ und sehen/ daß er den-
noch mit der Dung bestehen könne; und seine Felder/
Weingebürge und Wiesen nicht/ aus Manglung deren/
in Abbau kommen möchten. Sonsten ist gleichwol
wahr/ daß er unter allen seinen Feldern keinen so engen
Platz hat/ davon so viel Lust und Nutzen zu gewarten/
als von einem früchtigen Garten; Angesehen auch we-
nig Tage im Früling/ Sommer und Herbst/ ja auch
aus den Einsetz-Kellern/ den Winter durch/ vorbey ge-
hen/ daß man nicht eines und das andere aus dem Ku-
chen-Garten geniessen solte/ und dabey zu finden ist

Olerum simplex & inempta voluptas
Non mentae virides, non laeta Sisymbria desunt
Intybaque & toto florentes frigore Sonchi,
[Spaltenumbruch] Et Sia sontanis semper gaudentia rivis,
Et thymbrae suaves, & odoriferae Calaminthae &c.

Wahr aber ist dieses auch/ daß kein so enger Platz un-
ter allen seinen Feldern/ so viel Mist und so gute War-
tung bedarf/ als eben der Kuchen-Garten/ den er nie
darf in der Brach ligen lassen wie die Korn-Felder;
der auch nie so offt mißrahtet wie der Weinwachs/
wenn er nur mit fleissiger Hand (wie sichs gebühret)
verpflogen wird. Und wo man dieses Axioma in acht
nimmt/ daß der Grund nie stärcker sey/ als der Bau-
mann/ und daß ein kleiner Garten/ wol gewartet/
mehr/ und ein grosser vernachlässiget weniger Nutzen
bringet.

Cap. II.
Von dem Grund.
[Spaltenumbruch]

DEr Grund und die Beschaffenheit des Erdreichs/
muß zwar angenommen werden/ wie er von Na-
tur geartet ist/ doch hat ein Hausvatter die ver-
nünfftige Wahl/ aus schlechten Feldern/ das beste/ aus
guten aber das allerbeste/ zu diesem Vorhaben abzu-
sondern und zu erwehlen. Was aus dem Anschauen
zu urtheilen/ ist zwar nicht allerdings zu verachten/ be-
treugt aber gleichwol die Farbe des Erdreichs offtmals;
wie die wolerfahrnen Alten auch selbst angemerckt ha-
ben. So viel ist es/ weil im Kuchen-Garten ein Bett-
lein den Sommer über/ mit Rettich/ Salat/ und an-
dern/ manchmal öffter als einmal gebauet wird/ daß
man (wo man will einen Nutzen haben) entweder das
beste Erdreich darzu nehmen/ oder es mit Dungen und
Wartung auf das beste versorgen muß.

Der beste Grund ist/ der sich am willigsten mit an-
dern Elementen vermischt/ und fähig ist sich damit zu
vereinigen; und wie Herr Peter Gabriel in seinem all-
gemeinen Gärtner sagt/ sie mit Mässigkeit zu empfahen
und in sich zu halten. Der schlimmste hingegen der jeni-
ge/ so solche nicht annehmen/ als der leimichte und san-
dichte Grund; der erste zwar/ wegen seiner Härte/ denn
indem solcher zu sehr aufeinander gepresset ligt/ kan das
Wasser/ die Lufft und die Sonne nicht hinein dringen/
und wird von dem obligenden Wasser erkaltet; Der
ander aber/ als der sandichte/ weilen er lück und leicht/
kan solche nicht aufhalten; dann wann der Boden zu
lang feucht/ oder zu lang dürr ist/ so schadet ihm eines wie
das ander/ weil beydes der Art der guten Erden zuwi-
der/ welche die Verwechslung der Wärme und Feuch-
[Spaltenumbruch] tigkeit liebet/ damit sie durch diese beede contrarien ge-
mässigt werde.

Die Erkanntnus des Grundes macht/ daß ein
Gärtner um so viel weniger Jrrthum begehet; einen
kalten/ warmen/ feuchten oder trocknen Grund/ mit Zu-
eignung eines seiner Art angenehmen Saamens/ bauet/
damit so wol dem Saamen als der Erden geholffen/
und keines unnützlich mißbrauchet wird.

Wo schöne fruchtbare Klee-Felder/ schwartze mür-
be Erden/ starcke voll kommene Kräuter/ und hohe ästige
Bäume sind/ (wie allbereit im andern Theil des vierd-
ten Buchs Cap. 3. angezeigt worden; auch ferner im
folgenden siebenden Buch vermeldet werden solle) dahin
kan man einen trächtigen Kuchen-Garten/ mit gewisser
Hoffnung eines glücklichen Ausgangs/ wol anrichten.
Die Wissenschafft/ Erfahrenheit/ und unverdrossener
Fleiß/ werden das übrige verrichten. Jn diesem Fall
hat man von denen Mönchen/ sonderlich in der Cappu-
ziner/ Franciscaner und Carthäuser Gärten/ wie artlich
und meisterlich sie ihre Gründe zurichten/ ein Modell und
Form abzunehmen; denn weil sonderlich die armen
Bettel-Orden sonst nichts eigenes haben dörffen/ als
ihre Gärten/ befleissen sie sich desto mehr/ derselben wol
zu geniessen/ und bringen das zuwegen/ durch absonder-
liche gute Wartung.

Von vielen wird dieser Grund zu den Gärten be-
quemlich gehalten/ der ein Jahr vorhero/ ehe ein anderer
Saamen hinein kommt/ mit Kohl gebauet worden/ denn
er soll den Grund mürbe/ und zu andern Früchten ge-
schickt machen.

Cap. III.
Vorbereitung der Erden.
[Spaltenumbruch]

DEr Erden-Grund/ ob er schon nicht nach Wunsch
wäre/ (wann er nur nahend am Hause) kan
durch Verbesserung und Mischung/ hernach auch
mit guter Wartung/ Bedung- und Wässerung/ zu rech-
te und zu Nutzen gebracht werden. Wann es aber
Wiesen/ und grasreiche Ort ohnediß sind/ hat man de-
sto mehr Gewinn daher zu erwarten. Das Gras muß
erstlich abgebrannt/ hernach der Grund tief umgeackert/
oder (welches besser) mit der Schauffel umgegraben
[Spaltenumbruch] werden. Und weil die Gärten weit trächtiger seyn sol-
len als andere Baufelder/ müssen sie auch mit einem viel
grössern Fleiß und besserer Aufmerckung gewartet seyn/
damit die Erden/ von allen Graswurtzen und Unkräutern
wol und rein ausgesäubert/ zur Fruchtbringung desto be-
quemer und geschicklicher seye.

Die erste Vorbereit- und Zurichtung des neuen
Gartens soll man am füglichsten im Herbst verrichten/ zu
Ende des Septembers biß zum Mittel des Novembers/

weilen

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] klein oder mittelmaͤſſig machen/ und ſehen/ daß er den-
noch mit der Dung beſtehen koͤnne; und ſeine Felder/
Weingebuͤrge und Wieſen nicht/ aus Manglung deren/
in Abbau kommen moͤchten. Sonſten iſt gleichwol
wahr/ daß er unter allen ſeinen Feldern keinen ſo engen
Platz hat/ davon ſo viel Luſt und Nutzen zu gewarten/
als von einem fruͤchtigen Garten; Angeſehen auch we-
nig Tage im Fruͤling/ Sommer und Herbſt/ ja auch
aus den Einſetz-Kellern/ den Winter durch/ vorbey ge-
hen/ daß man nicht eines und das andere aus dem Ku-
chen-Garten genieſſen ſolte/ und dabey zu finden iſt

Olerum ſimplex & inempta voluptas
Non mentæ virides, non læta Siſymbria deſunt
Intybaquè & toto florentes frigore Sonchi,
[Spaltenumbruch] Et Sia ſontanis ſemper gaudentia rivis,
Et thymbræ ſuaves, & odoriferæ Calaminthæ &c.

Wahr aber iſt dieſes auch/ daß kein ſo enger Platz un-
ter allen ſeinen Feldern/ ſo viel Miſt und ſo gute War-
tung bedarf/ als eben der Kuchen-Garten/ den er nie
darf in der Brach ligen laſſen wie die Korn-Felder;
der auch nie ſo offt mißrahtet wie der Weinwachs/
wenn er nur mit fleiſſiger Hand (wie ſichs gebuͤhret)
verpflogen wird. Und wo man dieſes Axioma in acht
nimmt/ daß der Grund nie ſtaͤrcker ſey/ als der Bau-
mann/ und daß ein kleiner Garten/ wol gewartet/
mehr/ und ein groſſer vernachlaͤſſiget weniger Nutzen
bringet.

Cap. II.
Von dem Grund.
[Spaltenumbruch]

DEr Grund und die Beſchaffenheit des Erdreichs/
muß zwar angenommen werden/ wie er von Na-
tur geartet iſt/ doch hat ein Hausvatter die ver-
nuͤnfftige Wahl/ aus ſchlechten Feldern/ das beſte/ aus
guten aber das allerbeſte/ zu dieſem Vorhaben abzu-
ſondern und zu erwehlen. Was aus dem Anſchauen
zu urtheilen/ iſt zwar nicht allerdings zu verachten/ be-
treugt aber gleichwol die Farbe des Erdreichs offtmals;
wie die wolerfahrnen Alten auch ſelbſt angemerckt ha-
ben. So viel iſt es/ weil im Kuchen-Garten ein Bett-
lein den Sommer uͤber/ mit Rettich/ Salat/ und an-
dern/ manchmal oͤffter als einmal gebauet wird/ daß
man (wo man will einen Nutzen haben) entweder das
beſte Erdreich darzu nehmen/ oder es mit Dungen und
Wartung auf das beſte verſorgen muß.

Der beſte Grund iſt/ der ſich am willigſten mit an-
dern Elementen vermiſcht/ und faͤhig iſt ſich damit zu
vereinigen; und wie Herr Peter Gabriel in ſeinem all-
gemeinen Gaͤrtner ſagt/ ſie mit Maͤſſigkeit zu empfahen
und in ſich zu halten. Der ſchlimmſte hingegen der jeni-
ge/ ſo ſolche nicht annehmen/ als der leimichte und ſan-
dichte Grund; der erſte zwar/ wegen ſeiner Haͤrte/ denn
indem ſolcher zu ſehr aufeinander gepreſſet ligt/ kan das
Waſſer/ die Lufft und die Sonne nicht hinein dringen/
und wird von dem obligenden Waſſer erkaltet; Der
ander aber/ als der ſandichte/ weilen er luͤck und leicht/
kan ſolche nicht aufhalten; dann wann der Boden zu
lang feucht/ oder zu lang duͤrr iſt/ ſo ſchadet ihm eines wie
das ander/ weil beydes der Art der guten Erden zuwi-
der/ welche die Verwechslung der Waͤrme und Feuch-
[Spaltenumbruch] tigkeit liebet/ damit ſie durch dieſe beede contrarien ge-
maͤſſigt werde.

Die Erkanntnus des Grundes macht/ daß ein
Gaͤrtner um ſo viel weniger Jrrthum begehet; einen
kalten/ warmen/ feuchten oder trocknen Grund/ mit Zu-
eignung eines ſeiner Art angenehmen Saamens/ bauet/
damit ſo wol dem Saamen als der Erden geholffen/
und keines unnuͤtzlich mißbrauchet wird.

Wo ſchoͤne fruchtbare Klee-Felder/ ſchwartze muͤr-
be Erden/ ſtarcke voll kommene Kraͤuter/ und hohe aͤſtige
Baͤume ſind/ (wie allbereit im andern Theil des vierd-
ten Buchs Cap. 3. angezeigt worden; auch ferner im
folgenden ſiebenden Buch vermeldet werden ſolle) dahin
kan man einen traͤchtigen Kuchen-Garten/ mit gewiſſer
Hoffnung eines gluͤcklichen Ausgangs/ wol anrichten.
Die Wiſſenſchafft/ Erfahrenheit/ und unverdroſſener
Fleiß/ werden das uͤbrige verrichten. Jn dieſem Fall
hat man von denen Moͤnchen/ ſonderlich in der Cappu-
ziner/ Franciſcaner und Carthaͤuſer Gaͤrten/ wie artlich
und meiſterlich ſie ihre Gruͤnde zurichten/ ein Modell und
Form abzunehmen; denn weil ſonderlich die armen
Bettel-Orden ſonſt nichts eigenes haben doͤrffen/ als
ihre Gaͤrten/ befleiſſen ſie ſich deſto mehr/ derſelben wol
zu genieſſen/ und bringen das zuwegen/ durch abſonder-
liche gute Wartung.

Von vielen wird dieſer Grund zu den Gaͤrten be-
quemlich gehalten/ der ein Jahr vorhero/ ehe ein anderer
Saamen hinein kommt/ mit Kohl gebauet worden/ denn
er ſoll den Grund muͤrbe/ und zu andern Fruͤchten ge-
ſchickt machen.

Cap. III.
Vorbereitung der Erden.
[Spaltenumbruch]

DEr Erden-Grund/ ob er ſchon nicht nach Wunſch
waͤre/ (wann er nur nahend am Hauſe) kan
durch Verbeſſerung und Miſchung/ hernach auch
mit guter Wartung/ Bedung- und Waͤſſerung/ zu rech-
te und zu Nutzen gebracht werden. Wann es aber
Wieſen/ und grasreiche Ort ohnediß ſind/ hat man de-
ſto mehr Gewinn daher zu erwarten. Das Gras muß
erſtlich abgebrannt/ hernach der Grund tief umgeackert/
oder (welches beſſer) mit der Schauffel umgegraben
[Spaltenumbruch] werden. Und weil die Gaͤrten weit traͤchtiger ſeyn ſol-
len als andere Baufelder/ muͤſſen ſie auch mit einem viel
groͤſſern Fleiß und beſſerer Aufmerckung gewartet ſeyn/
damit die Erden/ von allen Graswurtzen und Unkraͤutern
wol und rein ausgeſaͤubert/ zur Fruchtbringung deſto be-
quemer und geſchicklicher ſeye.

Die erſte Vorbereit- und Zurichtung des neuen
Gartens ſoll man am fuͤglichſten im Herbſt verrichten/ zu
Ende des Septembers biß zum Mittel des Novembers/

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[456/0474] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens klein oder mittelmaͤſſig machen/ und ſehen/ daß er den- noch mit der Dung beſtehen koͤnne; und ſeine Felder/ Weingebuͤrge und Wieſen nicht/ aus Manglung deren/ in Abbau kommen moͤchten. Sonſten iſt gleichwol wahr/ daß er unter allen ſeinen Feldern keinen ſo engen Platz hat/ davon ſo viel Luſt und Nutzen zu gewarten/ als von einem fruͤchtigen Garten; Angeſehen auch we- nig Tage im Fruͤling/ Sommer und Herbſt/ ja auch aus den Einſetz-Kellern/ den Winter durch/ vorbey ge- hen/ daß man nicht eines und das andere aus dem Ku- chen-Garten genieſſen ſolte/ und dabey zu finden iſt Olerum ſimplex & inempta voluptas Non mentæ virides, non læta Siſymbria deſunt Intybaquè & toto florentes frigore Sonchi, Et Sia ſontanis ſemper gaudentia rivis, Et thymbræ ſuaves, & odoriferæ Calaminthæ &c. Wahr aber iſt dieſes auch/ daß kein ſo enger Platz un- ter allen ſeinen Feldern/ ſo viel Miſt und ſo gute War- tung bedarf/ als eben der Kuchen-Garten/ den er nie darf in der Brach ligen laſſen wie die Korn-Felder; der auch nie ſo offt mißrahtet wie der Weinwachs/ wenn er nur mit fleiſſiger Hand (wie ſichs gebuͤhret) verpflogen wird. Und wo man dieſes Axioma in acht nimmt/ daß der Grund nie ſtaͤrcker ſey/ als der Bau- mann/ und daß ein kleiner Garten/ wol gewartet/ mehr/ und ein groſſer vernachlaͤſſiget weniger Nutzen bringet. Cap. II. Von dem Grund. DEr Grund und die Beſchaffenheit des Erdreichs/ muß zwar angenommen werden/ wie er von Na- tur geartet iſt/ doch hat ein Hausvatter die ver- nuͤnfftige Wahl/ aus ſchlechten Feldern/ das beſte/ aus guten aber das allerbeſte/ zu dieſem Vorhaben abzu- ſondern und zu erwehlen. Was aus dem Anſchauen zu urtheilen/ iſt zwar nicht allerdings zu verachten/ be- treugt aber gleichwol die Farbe des Erdreichs offtmals; wie die wolerfahrnen Alten auch ſelbſt angemerckt ha- ben. So viel iſt es/ weil im Kuchen-Garten ein Bett- lein den Sommer uͤber/ mit Rettich/ Salat/ und an- dern/ manchmal oͤffter als einmal gebauet wird/ daß man (wo man will einen Nutzen haben) entweder das beſte Erdreich darzu nehmen/ oder es mit Dungen und Wartung auf das beſte verſorgen muß. Der beſte Grund iſt/ der ſich am willigſten mit an- dern Elementen vermiſcht/ und faͤhig iſt ſich damit zu vereinigen; und wie Herr Peter Gabriel in ſeinem all- gemeinen Gaͤrtner ſagt/ ſie mit Maͤſſigkeit zu empfahen und in ſich zu halten. Der ſchlimmſte hingegen der jeni- ge/ ſo ſolche nicht annehmen/ als der leimichte und ſan- dichte Grund; der erſte zwar/ wegen ſeiner Haͤrte/ denn indem ſolcher zu ſehr aufeinander gepreſſet ligt/ kan das Waſſer/ die Lufft und die Sonne nicht hinein dringen/ und wird von dem obligenden Waſſer erkaltet; Der ander aber/ als der ſandichte/ weilen er luͤck und leicht/ kan ſolche nicht aufhalten; dann wann der Boden zu lang feucht/ oder zu lang duͤrr iſt/ ſo ſchadet ihm eines wie das ander/ weil beydes der Art der guten Erden zuwi- der/ welche die Verwechslung der Waͤrme und Feuch- tigkeit liebet/ damit ſie durch dieſe beede contrarien ge- maͤſſigt werde. Die Erkanntnus des Grundes macht/ daß ein Gaͤrtner um ſo viel weniger Jrrthum begehet; einen kalten/ warmen/ feuchten oder trocknen Grund/ mit Zu- eignung eines ſeiner Art angenehmen Saamens/ bauet/ damit ſo wol dem Saamen als der Erden geholffen/ und keines unnuͤtzlich mißbrauchet wird. Wo ſchoͤne fruchtbare Klee-Felder/ ſchwartze muͤr- be Erden/ ſtarcke voll kommene Kraͤuter/ und hohe aͤſtige Baͤume ſind/ (wie allbereit im andern Theil des vierd- ten Buchs Cap. 3. angezeigt worden; auch ferner im folgenden ſiebenden Buch vermeldet werden ſolle) dahin kan man einen traͤchtigen Kuchen-Garten/ mit gewiſſer Hoffnung eines gluͤcklichen Ausgangs/ wol anrichten. Die Wiſſenſchafft/ Erfahrenheit/ und unverdroſſener Fleiß/ werden das uͤbrige verrichten. Jn dieſem Fall hat man von denen Moͤnchen/ ſonderlich in der Cappu- ziner/ Franciſcaner und Carthaͤuſer Gaͤrten/ wie artlich und meiſterlich ſie ihre Gruͤnde zurichten/ ein Modell und Form abzunehmen; denn weil ſonderlich die armen Bettel-Orden ſonſt nichts eigenes haben doͤrffen/ als ihre Gaͤrten/ befleiſſen ſie ſich deſto mehr/ derſelben wol zu genieſſen/ und bringen das zuwegen/ durch abſonder- liche gute Wartung. Von vielen wird dieſer Grund zu den Gaͤrten be- quemlich gehalten/ der ein Jahr vorhero/ ehe ein anderer Saamen hinein kommt/ mit Kohl gebauet worden/ denn er ſoll den Grund muͤrbe/ und zu andern Fruͤchten ge- ſchickt machen. Cap. III. Vorbereitung der Erden. DEr Erden-Grund/ ob er ſchon nicht nach Wunſch waͤre/ (wann er nur nahend am Hauſe) kan durch Verbeſſerung und Miſchung/ hernach auch mit guter Wartung/ Bedung- und Waͤſſerung/ zu rech- te und zu Nutzen gebracht werden. Wann es aber Wieſen/ und grasreiche Ort ohnediß ſind/ hat man de- ſto mehr Gewinn daher zu erwarten. Das Gras muß erſtlich abgebrannt/ hernach der Grund tief umgeackert/ oder (welches beſſer) mit der Schauffel umgegraben werden. Und weil die Gaͤrten weit traͤchtiger ſeyn ſol- len als andere Baufelder/ muͤſſen ſie auch mit einem viel groͤſſern Fleiß und beſſerer Aufmerckung gewartet ſeyn/ damit die Erden/ von allen Graswurtzen und Unkraͤutern wol und rein ausgeſaͤubert/ zur Fruchtbringung deſto be- quemer und geſchicklicher ſeye. Die erſte Vorbereit- und Zurichtung des neuen Gartens ſoll man am fuͤglichſten im Herbſt verrichten/ zu Ende des Septembers biß zum Mittel des Novembers/ weilen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/474>, abgerufen am 20.04.2024.