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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XXXIII.
Von Pastinaca.
[Spaltenumbruch]

DJe Pastinaca ist ein Art von der Möhrenruben/
ohn daß sie subtiler und weisser ist; die Erden
muß/ wie zu allen Wurtzen/ ziemlich tieff umge-
graben/ von allen Steinen und Unkraut gesäubert/ mit
guten alten kurtzen Mist gedunget; und der Saam im
abnehmenden Monden etwas dick (so hernach zu überzie-
hen) gesäet werden/ das Giessen will er bey dürrem Wetter
nach Nothdurfft haben; wann man das Kraut abschnei-
det/ wächset die Wurtzen in die Dicke/ will man sie ver-
setzen/ muß es bey feuchtem Wetter im abnehmenden
Monden geschehen/ wird zweymal gesäet/ erstlich ein
wenig vor dem Winter/ der Saame bleibt also unver-
dorben und unaustreibend unter der Erden ligen/ und
schlägt erst bey künfftigem Früling aus/ und den kan
man um S. Johann brauchen. Zum andern säet man
ihn im Früling/ weicht ihn aber vorher Tag und Nacht
in Wasser ein/ bleibt sonst auch wol über Winter im
Garten/ weil er die Kälte wol verträgt.

Herr de Serres erzehlet/ daß die Gärtner im Del-
phinat
vermeynen/ die beste Zeit Pastinaca zu bauen/
sey S. Marcus oder der 25 April/ wiewol auch dieser
Aberglaub so eitel als lächerlich sey/ sagt er dennoch/
es sey die Conjunctur selbiger Zeit nicht zu verwerffen/
weil die vergangene Winter-Feuchte/ und die annahen-
[Spaltenumbruch] de Wärme zu ihrem Gedeyen grossen Vorschub geben
können/ welche beede zu ihrem Wolgerahten höchstnöh-
tig sind.

Zu verhindern/ daß sie nicht so häuffig in den Saa-
men steigen/ ist gut/ die grösten und schönsten in ein wol-
zugerichtetes Bette zu versetzen/ und ihrer mit Giessen
und Jetten wol zu warten/ da werden sie/ wiewol sie lieb-
licher in erster Herberge bleiben/ wol gedeyen und zuneh-
men.

Manchesmal/ wann es einen feuchten und kalten
Winter gibt/ fangen die Pastinacken an in der Erden
zu verfaulen; diesem vorzukommen/ ist nöthig/ daß man
sie um S. Gallen Tag/ bey schönem Wetter/ ausgrabe/
das Kraut wegschneide/ und sie in trockene Keller in
Sand einmache/ davon man im Früling etliche zum
Saamen aussetzen kan; der Saame wird nach und
nach ausgeschnitten/ wie bey den gelben Ruben.

Sie haben sonst viel gute Eigenschafften an sich/
und geben gute Nahrung/ und haben etwas windiges
in sich/ wie die Zucker-Wurtzen/ sind Magen/ Nie-
ren/ Lungen/ Brust und Blasen dienlich/ Semen ad
suffocationem uteri laudatur,
eines Quintels schwer
eingenommen.

Cap. XXXIV.
Vom Seleri.
[Spaltenumbruch]

NJcht unbillich wird der Seleri von denen Hollän-
dern Welscher Liebstöckel genennet/ weil er ihm
nicht allein am Kraut/ sondern auch am Ge-
schmack und Geruch nicht wenig gleichet/ wiewol er et-
was schwächer/ doch auch zarter und edler ist. Von an-
dern wird er Apium latifolium peregrinum genannt.

Der Saame wird bey uns nicht zeitig/ daher ist er
von andern gewissen Orten zu bestellen/ muß ein gutes
gedungtes Bette haben/ darein er versetzt wird. Erst-
lich wird er im Hornung auf das Mist-Bette gesäet.
Darnach/ wann er sich etwas erstärcket/ und von 6 oder 7
Blättern wird/ im April oder May/ auf vier oder mehr
Reyen oder Gräblein eines Schuhes tief/ ohngefähr eines
Schuhes weit voneinander eingesetzt/ füllt man die Gru-
ben nur die Helfft an/ und lässet ihn also einwurtzen/ daß ih-
re Reye vertiefft wie ein Gräblein scheinet/ die Erden wird
folgends in drey oder vier Wochen nach und nach biß an
das Hertzschoß angezogen/ und allzeit/ wann er über
so viel Wochen höher steigt/ die Erden nachgefüllt und
endlich angeschöbert/ so wird das Kraut neben der
Wurtzen weiß/ zart/ und gut zu essen. Noch höher/ mür-
ber und schöner wächst er/ wann man die schönsten Sten-
gel von den übrigen Beysätzen säubert/ nur den Hertz-
schoß übersich keimen lässt/ und diesen mit zwey zusamm
[Spaltenumbruch] glatt gefügten Hohlziegeln einschliesst/ und solche her-
nach mit der Erden bewirfft; oder wol/ sonderlich wann
es im Herbst ist/ mit Roß-Dung von aussen herum
beleget.

Jm todten Herbst wird er bey schönem trockenen
Wetter ausgegraben/ und in die Keller im Sand ein-
gemacht. Wo aber der Grund nicht naß/ und der Win-
ter gar zu streng/ kan er auch wol im Garten ausdauren/
wann er mit Mist und Brettern wol eingemacht und
verwahret wird; er hat lieber leimichten Grund als
Sand/ wird wie die Spargel/ etwas wenigs überbrü-
het/ und wie ein Salat bereitet/ auch wol roher gessen/
nach eines oder des andern Belieben. Jst ein guter
Winter-Salat/ und darzu der Gesundheit nicht wenig
ersprießlich; stärckt die Kräfften/ zertheilt die inwendi-
ge Leibes-Feuchtigkeit/ und führt sie aus/ befördert den
Urin/ bekräfftiget und erwärmet den Magen/ wider-
stehet dem Gifft/ heilet die Engbrüstigkeit; der Saa-
me davon/ treibt die abgestorbene Leibesfrucht/ öffnet
die Constipation der Leber und des Miltzes/ erwärmet
die kalte Naturen/ vertreibt die Gelbsucht/ hat auch fast
alle Wirckungen an sich/ wie der Liebstöckel/ ohne schwä-
cher/ doch lieblicher.

Cap.
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Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XXXIII.
Von Paſtinaca.
[Spaltenumbruch]

DJe Paſtinaca iſt ein Art von der Moͤhrenruben/
ohn daß ſie ſubtiler und weiſſer iſt; die Erden
muß/ wie zu allen Wurtzen/ ziemlich tieff umge-
graben/ von allen Steinen und Unkraut geſaͤubert/ mit
guten alten kurtzen Miſt gedunget; und der Saam im
abnehmenden Monden etwas dick (ſo hernach zu uͤberzie-
hen) geſaͤet werdẽ/ das Gieſſen will er bey duͤrrem Wetter
nach Nothdurfft haben; wann man das Kraut abſchnei-
det/ waͤchſet die Wurtzen in die Dicke/ will man ſie ver-
ſetzen/ muß es bey feuchtem Wetter im abnehmenden
Monden geſchehen/ wird zweymal geſaͤet/ erſtlich ein
wenig vor dem Winter/ der Saame bleibt alſo unver-
dorben und unaustreibend unter der Erden ligen/ und
ſchlaͤgt erſt bey kuͤnfftigem Fruͤling aus/ und den kan
man um S. Johann brauchen. Zum andern ſaͤet man
ihn im Fruͤling/ weicht ihn aber vorher Tag und Nacht
in Waſſer ein/ bleibt ſonſt auch wol uͤber Winter im
Garten/ weil er die Kaͤlte wol vertraͤgt.

Herr de Serres erzehlet/ daß die Gaͤrtner im Del-
phinat
vermeynen/ die beſte Zeit Paſtinaca zu bauen/
ſey S. Marcus oder der 25 April/ wiewol auch dieſer
Aberglaub ſo eitel als laͤcherlich ſey/ ſagt er dennoch/
es ſey die Conjunctur ſelbiger Zeit nicht zu verwerffen/
weil die vergangene Winter-Feuchte/ und die annahen-
[Spaltenumbruch] de Waͤrme zu ihrem Gedeyen groſſen Vorſchub geben
koͤnnen/ welche beede zu ihrem Wolgerahten hoͤchſtnoͤh-
tig ſind.

Zu verhindern/ daß ſie nicht ſo haͤuffig in den Saa-
men ſteigen/ iſt gut/ die groͤſten und ſchoͤnſten in ein wol-
zugerichtetes Bette zu verſetzen/ und ihrer mit Gieſſen
und Jetten wol zu warten/ da werden ſie/ wiewol ſie lieb-
licher in erſter Herberge bleiben/ wol gedeyen und zuneh-
men.

Manchesmal/ wann es einen feuchten und kalten
Winter gibt/ fangen die Paſtinacken an in der Erden
zu verfaulen; dieſem vorzukommen/ iſt noͤthig/ daß man
ſie um S. Gallen Tag/ bey ſchoͤnem Wetter/ ausgrabe/
das Kraut wegſchneide/ und ſie in trockene Keller in
Sand einmache/ davon man im Fruͤling etliche zum
Saamen ausſetzen kan; der Saame wird nach und
nach ausgeſchnitten/ wie bey den gelben Ruben.

Sie haben ſonſt viel gute Eigenſchafften an ſich/
und geben gute Nahrung/ und haben etwas windiges
in ſich/ wie die Zucker-Wurtzen/ ſind Magen/ Nie-
ren/ Lungen/ Bruſt und Blaſen dienlich/ Semen ad
ſuffocationem uteri laudatur,
eines Quintels ſchwer
eingenommen.

Cap. XXXIV.
Vom Seleri.
[Spaltenumbruch]

NJcht unbillich wird der Seleri von denen Hollaͤn-
dern Welſcher Liebſtoͤckel genennet/ weil er ihm
nicht allein am Kraut/ ſondern auch am Ge-
ſchmack und Geruch nicht wenig gleichet/ wiewol er et-
was ſchwaͤcher/ doch auch zarter und edler iſt. Von an-
dern wird er Apium latifolium peregrinum genannt.

Der Saame wird bey uns nicht zeitig/ daher iſt er
von andern gewiſſen Orten zu beſtellen/ muß ein gutes
gedungtes Bette haben/ darein er verſetzt wird. Erſt-
lich wird er im Hornung auf das Miſt-Bette geſaͤet.
Darnach/ wann er ſich etwas erſtaͤrcket/ uñ von 6 oder 7
Blaͤttern wird/ im April oder May/ auf vier oder mehr
Reyen oder Graͤblein eines Schuhes tief/ ohngefaͤhr eines
Schuhes weit voneinander eingeſetzt/ fuͤllt man die Gru-
ben nur die Helfft an/ uñ laͤſſet ihn alſo einwurtzẽ/ daß ih-
re Reye vertiefft wie ein Graͤblein ſcheinet/ die Erdẽ wird
folgends in drey oder vier Wochen nach und nach biß an
das Hertzſchoß angezogen/ und allzeit/ wann er uͤber
ſo viel Wochen hoͤher ſteigt/ die Erden nachgefuͤllt und
endlich angeſchoͤbert/ ſo wird das Kraut neben der
Wurtzen weiß/ zart/ und gut zu eſſen. Noch hoͤher/ muͤr-
ber und ſchoͤner waͤchſt er/ wann man die ſchoͤnſten Sten-
gel von den uͤbrigen Beyſaͤtzen ſaͤubert/ nur den Hertz-
ſchoß uͤberſich keimen laͤſſt/ und dieſen mit zwey zuſamm
[Spaltenumbruch] glatt gefuͤgten Hohlziegeln einſchlieſſt/ und ſolche her-
nach mit der Erden bewirfft; oder wol/ ſonderlich wann
es im Herbſt iſt/ mit Roß-Dung von auſſen herum
beleget.

Jm todten Herbſt wird er bey ſchoͤnem trockenen
Wetter ausgegraben/ und in die Keller im Sand ein-
gemacht. Wo aber der Grund nicht naß/ und der Win-
ter gar zu ſtreng/ kan er auch wol im Garten ausdauren/
wann er mit Miſt und Brettern wol eingemacht und
verwahret wird; er hat lieber leimichten Grund als
Sand/ wird wie die Spargel/ etwas wenigs uͤberbruͤ-
het/ und wie ein Salat bereitet/ auch wol roher geſſen/
nach eines oder des andern Belieben. Jſt ein guter
Winter-Salat/ und darzu der Geſundheit nicht wenig
erſprießlich; ſtaͤrckt die Kraͤfften/ zertheilt die inwendi-
ge Leibes-Feuchtigkeit/ und fuͤhrt ſie aus/ befoͤrdert den
Urin/ bekraͤfftiget und erwaͤrmet den Magen/ wider-
ſtehet dem Gifft/ heilet die Engbruͤſtigkeit; der Saa-
me davon/ treibt die abgeſtorbene Leibesfrucht/ oͤffnet
die Conſtipation der Leber und des Miltzes/ erwaͤrmet
die kalte Naturen/ vertreibt die Gelbſucht/ hat auch faſt
alle Wirckungen an ſich/ wie der Liebſtoͤckel/ ohne ſchwaͤ-
cher/ doch lieblicher.

Cap.
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[485[483]/0501] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. XXXIII. Von Paſtinaca. DJe Paſtinaca iſt ein Art von der Moͤhrenruben/ ohn daß ſie ſubtiler und weiſſer iſt; die Erden muß/ wie zu allen Wurtzen/ ziemlich tieff umge- graben/ von allen Steinen und Unkraut geſaͤubert/ mit guten alten kurtzen Miſt gedunget; und der Saam im abnehmenden Monden etwas dick (ſo hernach zu uͤberzie- hen) geſaͤet werdẽ/ das Gieſſen will er bey duͤrrem Wetter nach Nothdurfft haben; wann man das Kraut abſchnei- det/ waͤchſet die Wurtzen in die Dicke/ will man ſie ver- ſetzen/ muß es bey feuchtem Wetter im abnehmenden Monden geſchehen/ wird zweymal geſaͤet/ erſtlich ein wenig vor dem Winter/ der Saame bleibt alſo unver- dorben und unaustreibend unter der Erden ligen/ und ſchlaͤgt erſt bey kuͤnfftigem Fruͤling aus/ und den kan man um S. Johann brauchen. Zum andern ſaͤet man ihn im Fruͤling/ weicht ihn aber vorher Tag und Nacht in Waſſer ein/ bleibt ſonſt auch wol uͤber Winter im Garten/ weil er die Kaͤlte wol vertraͤgt. Herr de Serres erzehlet/ daß die Gaͤrtner im Del- phinat vermeynen/ die beſte Zeit Paſtinaca zu bauen/ ſey S. Marcus oder der 25 April/ wiewol auch dieſer Aberglaub ſo eitel als laͤcherlich ſey/ ſagt er dennoch/ es ſey die Conjunctur ſelbiger Zeit nicht zu verwerffen/ weil die vergangene Winter-Feuchte/ und die annahen- de Waͤrme zu ihrem Gedeyen groſſen Vorſchub geben koͤnnen/ welche beede zu ihrem Wolgerahten hoͤchſtnoͤh- tig ſind. Zu verhindern/ daß ſie nicht ſo haͤuffig in den Saa- men ſteigen/ iſt gut/ die groͤſten und ſchoͤnſten in ein wol- zugerichtetes Bette zu verſetzen/ und ihrer mit Gieſſen und Jetten wol zu warten/ da werden ſie/ wiewol ſie lieb- licher in erſter Herberge bleiben/ wol gedeyen und zuneh- men. Manchesmal/ wann es einen feuchten und kalten Winter gibt/ fangen die Paſtinacken an in der Erden zu verfaulen; dieſem vorzukommen/ iſt noͤthig/ daß man ſie um S. Gallen Tag/ bey ſchoͤnem Wetter/ ausgrabe/ das Kraut wegſchneide/ und ſie in trockene Keller in Sand einmache/ davon man im Fruͤling etliche zum Saamen ausſetzen kan; der Saame wird nach und nach ausgeſchnitten/ wie bey den gelben Ruben. Sie haben ſonſt viel gute Eigenſchafften an ſich/ und geben gute Nahrung/ und haben etwas windiges in ſich/ wie die Zucker-Wurtzen/ ſind Magen/ Nie- ren/ Lungen/ Bruſt und Blaſen dienlich/ Semen ad ſuffocationem uteri laudatur, eines Quintels ſchwer eingenommen. Cap. XXXIV. Vom Seleri. NJcht unbillich wird der Seleri von denen Hollaͤn- dern Welſcher Liebſtoͤckel genennet/ weil er ihm nicht allein am Kraut/ ſondern auch am Ge- ſchmack und Geruch nicht wenig gleichet/ wiewol er et- was ſchwaͤcher/ doch auch zarter und edler iſt. Von an- dern wird er Apium latifolium peregrinum genannt. Der Saame wird bey uns nicht zeitig/ daher iſt er von andern gewiſſen Orten zu beſtellen/ muß ein gutes gedungtes Bette haben/ darein er verſetzt wird. Erſt- lich wird er im Hornung auf das Miſt-Bette geſaͤet. Darnach/ wann er ſich etwas erſtaͤrcket/ uñ von 6 oder 7 Blaͤttern wird/ im April oder May/ auf vier oder mehr Reyen oder Graͤblein eines Schuhes tief/ ohngefaͤhr eines Schuhes weit voneinander eingeſetzt/ fuͤllt man die Gru- ben nur die Helfft an/ uñ laͤſſet ihn alſo einwurtzẽ/ daß ih- re Reye vertiefft wie ein Graͤblein ſcheinet/ die Erdẽ wird folgends in drey oder vier Wochen nach und nach biß an das Hertzſchoß angezogen/ und allzeit/ wann er uͤber ſo viel Wochen hoͤher ſteigt/ die Erden nachgefuͤllt und endlich angeſchoͤbert/ ſo wird das Kraut neben der Wurtzen weiß/ zart/ und gut zu eſſen. Noch hoͤher/ muͤr- ber und ſchoͤner waͤchſt er/ wann man die ſchoͤnſten Sten- gel von den uͤbrigen Beyſaͤtzen ſaͤubert/ nur den Hertz- ſchoß uͤberſich keimen laͤſſt/ und dieſen mit zwey zuſamm glatt gefuͤgten Hohlziegeln einſchlieſſt/ und ſolche her- nach mit der Erden bewirfft; oder wol/ ſonderlich wann es im Herbſt iſt/ mit Roß-Dung von auſſen herum beleget. Jm todten Herbſt wird er bey ſchoͤnem trockenen Wetter ausgegraben/ und in die Keller im Sand ein- gemacht. Wo aber der Grund nicht naß/ und der Win- ter gar zu ſtreng/ kan er auch wol im Garten ausdauren/ wann er mit Miſt und Brettern wol eingemacht und verwahret wird; er hat lieber leimichten Grund als Sand/ wird wie die Spargel/ etwas wenigs uͤberbruͤ- het/ und wie ein Salat bereitet/ auch wol roher geſſen/ nach eines oder des andern Belieben. Jſt ein guter Winter-Salat/ und darzu der Geſundheit nicht wenig erſprießlich; ſtaͤrckt die Kraͤfften/ zertheilt die inwendi- ge Leibes-Feuchtigkeit/ und fuͤhrt ſie aus/ befoͤrdert den Urin/ bekraͤfftiget und erwaͤrmet den Magen/ wider- ſtehet dem Gifft/ heilet die Engbruͤſtigkeit; der Saa- me davon/ treibt die abgeſtorbene Leibesfrucht/ oͤffnet die Conſtipation der Leber und des Miltzes/ erwaͤrmet die kalte Naturen/ vertreibt die Gelbſucht/ hat auch faſt alle Wirckungen an ſich/ wie der Liebſtoͤckel/ ohne ſchwaͤ- cher/ doch lieblicher. Cap. P p p ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 485[483]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/501>, abgerufen am 28.03.2024.