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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XLVI.
Caulifior
und Cauliravi.
[Spaltenumbruch]

DJese beyderley Gattungen Kohl-Gewächse sind
vor etlichen Jahren aus Jtalien in unsere Teut-
sche Länder kommen; werden itzund in allen vor-
nehmen Gärten häuffig gepflantzt/ wiewol sie biß dato
keinen Saamen bringen/ und derselbe Jährlich muß aus
Jtalien überbracht/ und von gewisser treuer Hand bestellt
werden. Wiewol Tanara fol. 253. bezeuget/ daß der
Caulifiori-Saamen auch meistens aus Candia/ Ci-
pern und Constantinopel Jährlich nach Venedig/ Ge-
nua oder Florentz überbracht werde.

Sie werden beederseits im Früling/ im Anfang des
Mertzens in die Mistbetter gesäet/ vor der noch abwechs-
lenden Kälte/ sonderlich bey Nachts/ mit Decken von
Holtz oder Stroh/ wol verhüllet und bewahret; und
wann sie/ bey fortsetzendem Früling und zunehmender
Wärme/ das sechste Blat erreicht haben/ werden son-
derlich die Caulifiori, im abnehmenden Monden aus-
genommen/ und in ein gut wolgedungt/ den vergange-
nen Herbst umgegrabnes Bettlein/ ein paar oder wenigst
anderthalb Spannen weit voneinander gesetzt/ mit Be-
giessen und fleissigem Jetten wol gewartet/ und weil sie
Anfangs biß sie recht einwurtzen und mit dem Grunde
sich vereinigen/ die gar znheiß scheinende Sonne hart
vertragen können; mag man wol beederley Pflantzen/
wanns heiß ist/ mit einem Kohl- oder Salat-Blat be-
decken/ von 8 Uhr früh an/ biß auf 5 des Abends/ und so
dann solche Blätter wieder abnehmen/ damit sie der fri-
schen Nachtlufft ohne Hinderung geniessen können.

Die darzu gebrauchte Dung muß alt seyn/ sonst
wachsen die Rauppen gewöhnlich von dem neuen fri-
[Spaltenumbruch] schen Mist; welche absonderliche Feinde dieses Gewäch-
ses sind/ und wird es im ringsten versehen/ fressen sie al-
les biß auf den Stengel ab/ daher bey Zeiten nachzu-
schauen/ und da man das geringste spührt/ alles abzu-
klauben/ und zu vertretten.

Caulifior hat gern Sand/ und hasset einen sum-
pfichten feuchten Boden/ sonst wird die Wurtzen knöpf-
ficht und verdirbt; sie bringen ihre Blumen nicht zu einer
Zeit/ die sind die nützlichsten und besten/ die spat aufse-
tzen/ werden im Herbst mit samt der Wurtzel ausge-
zogen/ ein wenig im Schatten an einem lüfftigen Ort/ a-
ber nicht lang/ gehalten/ und hernach in die Keller or-
dentlich in den Sand eingesetzt; muß aber alles gesche-
hen/ ehe sie von den Herbstreiffen ergriffen werden/ dann
wann dieses versehen wird/ faulen sie hernach gar leicht-
lich.

Jm Cauliravi wird allein der in der Mitten des
Stengels dick zusamm-gewachsene Knopf zur Speise
gebraucht/ die beede Arten werden am liebsten und ge-
wöhnlichsten im Winter zur Kuchen verlangt/ da dann
offt dabey zuzuschauen/ und was faulen wolte/ bey Zei-
ten hinweg zu thun.

P. Timotheus von Roll vermeynt/ die beste Zeit/
diese beede Kräuter zu säen und zu versetzen/ sey im Zei-
chen des Steinbocks/ wann es aber nicht seyn kan/ im
Stier oder Jungfrauen/ so auch bey den Artischocken zu
beobachten seyn solle.

Jn der Artzney haben sie Zweifels ohne der andern
Kohl-Kräuter gesünde Art und Natur an sich.

Cap. XLVII.
Garten-Capus-Kraut und Kohl.
[Spaltenumbruch]

WJewol von dem gemeinen Capus-Kraut und
Kohl im Siebenden Buch absonderlich gehan-
delt werden solle/ so hat man doch gleichwol in
allen wolbestellten Gärten gemeiniglich auch etwas weni-
ges davon/ solche eher auf die Tafel zu bringen/ son-
derlich was das schöne Angelberger Kraut ist/ davon offt
ein Haupt von zehen biß funfzehen/ achtzehen/ mehr und
weniger Pfund zu wägen pflegt/ wird sowol von diesem
als vom Kohl der Saamen im frühen Anfang des Frü-
lings neben dem Caulifiori-Saamen in die Mistbetter
angebaut/ vor der Kälte verwahret/ hernach fleissig ge-
jetten und begossen/ je jünger man sie umsetzt/ je besser
und eher wachsen sie; das Bett/ darein man sie versetzt/
muß wol gedungt und tief umgegraben seyn/ weil sie eine
grosse Wurtzel haben/ die des Hauptes Schweren/
wider der Winde Anstoß/ vertheidigen kan. Die nie-
drigen und breiten Pflantzen sind besser als die schmalen
und hochstenglenden.

Vincenzo Tanara sagt/ das Kohlkraut sey ein
kurtzer Begriff von den Tugenden aller Kräuter.

Es gibt rothe/ weisse und grüne Art/ etliche säen sie
im abnehmenden Monden/ und glauben/ daß sie sich bäl-
[Spaltenumbruch] der zusammen schliessen; da hingegen die andern viel
grosse/ hohe und unnütze Blätter von sich geben.

Sie müssen/ nachdem sie umgesetzt worden/ und zu
wachsen anfangen/ etlichmal/ so offt der Grund nach
dem Regen oder Begiessen eine Haut bekommt/ fein
säuberlich umgehauen/ und die Erden um sie herum auf-
gerigelt und angezogen/ auch fleissig mit lauem Wasser
besprengt werden. Man muß sie anderthalb/ oder was
grosses Angelberger-Kraut ist/ gar zwey Schuhe von-
einander setzen; wer gern bey Zeiten Kraut haben will/
muß es um Bartholomaei setzen/ und wann die Pflantzen
schon etwas erstarckt/ (wie Herr Stromer in seinem
Olitorio vermeldet) muß man sie in warme/ und nicht
zu feuchte/ etwas hochgelegte Better versetzen. Man kan
(nach Herrn Stromers Lehr) das Feld oder das Bett
in gewisse Quartier abschnüren/ etwan auf zwey oder
drey Werckschuhe voneinander/ und macht in die Ein-
schnitt zimlich grosse Löcher/ darinn muß etwas von alter
Dung verborgen ligen/ dann setzt man die Pflantzen hin-
ein/ und lässet sie also (biß der Winter fürüber) stehen/
sodann ziehet man die Löcher mit frischem Grunde zu/
welches ihnen neue Krafft zu treiben gibt/ daß sie hernach
in sehr grosse Häubter aufwachsen/ wie ich dann (schreibt

er fer-
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Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XLVI.
Caulifior
und Cauliravi.
[Spaltenumbruch]

DJeſe beyderley Gattungen Kohl-Gewaͤchſe ſind
vor etlichen Jahren aus Jtalien in unſere Teut-
ſche Laͤnder kommen; werden itzund in allen vor-
nehmen Gaͤrten haͤuffig gepflantzt/ wiewol ſie biß dato
keinen Saamen bringen/ und derſelbe Jaͤhrlich muß aus
Jtalien uͤberbracht/ uñ von gewiſſer treuer Hand beſtellt
werden. Wiewol Tanara fol. 253. bezeuget/ daß der
Caulifiori-Saamen auch meiſtens aus Candia/ Ci-
pern und Conſtantinopel Jaͤhrlich nach Venedig/ Ge-
nua oder Florentz uͤberbracht werde.

Sie werden beederſeits im Fruͤling/ im Anfang des
Mertzens in die Miſtbetter geſaͤet/ vor der noch abwechs-
lenden Kaͤlte/ ſonderlich bey Nachts/ mit Decken von
Holtz oder Stroh/ wol verhuͤllet und bewahret; und
wann ſie/ bey fortſetzendem Fruͤling und zunehmender
Waͤrme/ das ſechſte Blat erreicht haben/ werden ſon-
derlich die Caulifiori, im abnehmenden Monden aus-
genommen/ und in ein gut wolgedungt/ den vergange-
nen Herbſt umgegrabnes Bettlein/ ein paar oder wenigſt
anderthalb Spannen weit voneinander geſetzt/ mit Be-
gieſſen und fleiſſigem Jetten wol gewartet/ und weil ſie
Anfangs biß ſie recht einwurtzen und mit dem Grunde
ſich vereinigen/ die gar znheiß ſcheinende Sonne hart
vertragen koͤnnen; mag man wol beederley Pflantzen/
wanns heiß iſt/ mit einem Kohl- oder Salat-Blat be-
decken/ von 8 Uhr fruͤh an/ biß auf 5 des Abends/ und ſo
dann ſolche Blaͤtter wieder abnehmen/ damit ſie der fri-
ſchen Nachtlufft ohne Hinderung genieſſen koͤnnen.

Die darzu gebrauchte Dung muß alt ſeyn/ ſonſt
wachſen die Rauppen gewoͤhnlich von dem neuen fri-
[Spaltenumbruch] ſchen Miſt; welche abſonderliche Feinde dieſes Gewaͤch-
ſes ſind/ und wird es im ringſten verſehen/ freſſen ſie al-
les biß auf den Stengel ab/ daher bey Zeiten nachzu-
ſchauen/ und da man das geringſte ſpuͤhrt/ alles abzu-
klauben/ und zu vertretten.

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pfichten feuchten Boden/ ſonſt wird die Wurtzen knoͤpf-
ficht und verdirbt; ſie bringen ihre Blumen nicht zu einer
Zeit/ die ſind die nuͤtzlichſten und beſten/ die ſpat aufſe-
tzen/ werden im Herbſt mit ſamt der Wurtzel ausge-
zogen/ ein wenig im Schatten an einem luͤfftigen Ort/ a-
ber nicht lang/ gehalten/ und hernach in die Keller or-
dentlich in den Sand eingeſetzt; muß aber alles geſche-
hen/ ehe ſie von den Herbſtreiffen ergriffen werden/ dann
wann dieſes verſehen wird/ faulen ſie hernach gar leicht-
lich.

Jm Cauliravi wird allein der in der Mitten des
Stengels dick zuſamm-gewachſene Knopf zur Speiſe
gebraucht/ die beede Arten werden am liebſten und ge-
woͤhnlichſten im Winter zur Kuchen verlangt/ da dann
offt dabey zuzuſchauen/ und was faulen wolte/ bey Zei-
ten hinweg zu thun.

P. Timotheus von Roll vermeynt/ die beſte Zeit/
dieſe beede Kraͤuter zu ſaͤen und zu verſetzen/ ſey im Zei-
chen des Steinbocks/ wann es aber nicht ſeyn kan/ im
Stier oder Jungfrauen/ ſo auch bey den Artiſchocken zu
beobachten ſeyn ſolle.

Jn der Artzney haben ſie Zweifels ohne der andern
Kohl-Kraͤuter geſuͤnde Art und Natur an ſich.

Cap. XLVII.
Garten-Capus-Kraut und Kohl.
[Spaltenumbruch]

WJewol von dem gemeinen Capus-Kraut und
Kohl im Siebenden Buch abſonderlich gehan-
delt werden ſolle/ ſo hat man doch gleichwol in
allen wolbeſtellten Gaͤrten gemeiniglich auch etwas weni-
ges davon/ ſolche eher auf die Tafel zu bringen/ ſon-
derlich was das ſchoͤne Angelberger Kraut iſt/ davon offt
ein Haupt von zehen biß funfzehen/ achtzehen/ mehr und
weniger Pfund zu waͤgen pflegt/ wird ſowol von dieſem
als vom Kohl der Saamen im fruͤhen Anfang des Fruͤ-
lings neben dem Caulifiori-Saamen in die Miſtbetter
angebaut/ vor der Kaͤlte verwahret/ hernach fleiſſig ge-
jetten und begoſſen/ je juͤnger man ſie umſetzt/ je beſſer
und eher wachſen ſie; das Bett/ darein man ſie verſetzt/
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groſſe Wurtzel haben/ die des Hauptes Schweren/
wider der Winde Anſtoß/ vertheidigen kan. Die nie-
drigen und breiten Pflantzen ſind beſſer als die ſchmalen
und hochſtenglenden.

Vincenzo Tanara ſagt/ das Kohlkraut ſey ein
kurtzer Begriff von den Tugenden aller Kraͤuter.

Es gibt rothe/ weiſſe und gruͤne Art/ etliche ſaͤen ſie
im abnehmenden Monden/ und glauben/ daß ſie ſich baͤl-
[Spaltenumbruch] der zuſammen ſchlieſſen; da hingegen die andern viel
groſſe/ hohe und unnuͤtze Blaͤtter von ſich geben.

Sie muͤſſen/ nachdem ſie umgeſetzt worden/ und zu
wachſen anfangen/ etlichmal/ ſo offt der Grund nach
dem Regen oder Begieſſen eine Haut bekommt/ fein
ſaͤuberlich umgehauen/ und die Erden um ſie herum auf-
gerigelt und angezogen/ auch fleiſſig mit lauem Waſſer
beſprengt werden. Man muß ſie anderthalb/ oder was
groſſes Angelberger-Kraut iſt/ gar zwey Schuhe von-
einander ſetzen; wer gern bey Zeiten Kraut haben will/
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ſchon etwas erſtarckt/ (wie Herr Stromer in ſeinem
Olitorio vermeldet) muß man ſie in warme/ und nicht
zu feuchte/ etwas hochgelegte Better verſetzen. Man kan
(nach Herrn Stromers Lehr) das Feld oder das Bett
in gewiſſe Quartier abſchnuͤren/ etwan auf zwey oder
drey Werckſchuhe voneinander/ und macht in die Ein-
ſchnitt zimlich groſſe Loͤcher/ darinn muß etwas von alter
Dung verborgen ligen/ dann ſetzt man die Pflantzen hin-
ein/ und laͤſſet ſie alſo (biß der Winter fuͤruͤber) ſtehen/
ſodann ziehet man die Loͤcher mit friſchem Grunde zu/
welches ihnen neue Krafft zu treiben gibt/ daß ſie hernach
in ſehr groſſe Haͤubter aufwachſen/ wie ich dann (ſchreibt

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[495[493]/0511] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. XLVI. Caulifior und Cauliravi. DJeſe beyderley Gattungen Kohl-Gewaͤchſe ſind vor etlichen Jahren aus Jtalien in unſere Teut- ſche Laͤnder kommen; werden itzund in allen vor- nehmen Gaͤrten haͤuffig gepflantzt/ wiewol ſie biß dato keinen Saamen bringen/ und derſelbe Jaͤhrlich muß aus Jtalien uͤberbracht/ uñ von gewiſſer treuer Hand beſtellt werden. Wiewol Tanara fol. 253. bezeuget/ daß der Caulifiori-Saamen auch meiſtens aus Candia/ Ci- pern und Conſtantinopel Jaͤhrlich nach Venedig/ Ge- nua oder Florentz uͤberbracht werde. Sie werden beederſeits im Fruͤling/ im Anfang des Mertzens in die Miſtbetter geſaͤet/ vor der noch abwechs- lenden Kaͤlte/ ſonderlich bey Nachts/ mit Decken von Holtz oder Stroh/ wol verhuͤllet und bewahret; und wann ſie/ bey fortſetzendem Fruͤling und zunehmender Waͤrme/ das ſechſte Blat erreicht haben/ werden ſon- derlich die Caulifiori, im abnehmenden Monden aus- genommen/ und in ein gut wolgedungt/ den vergange- nen Herbſt umgegrabnes Bettlein/ ein paar oder wenigſt anderthalb Spannen weit voneinander geſetzt/ mit Be- gieſſen und fleiſſigem Jetten wol gewartet/ und weil ſie Anfangs biß ſie recht einwurtzen und mit dem Grunde ſich vereinigen/ die gar znheiß ſcheinende Sonne hart vertragen koͤnnen; mag man wol beederley Pflantzen/ wanns heiß iſt/ mit einem Kohl- oder Salat-Blat be- decken/ von 8 Uhr fruͤh an/ biß auf 5 des Abends/ und ſo dann ſolche Blaͤtter wieder abnehmen/ damit ſie der fri- ſchen Nachtlufft ohne Hinderung genieſſen koͤnnen. Die darzu gebrauchte Dung muß alt ſeyn/ ſonſt wachſen die Rauppen gewoͤhnlich von dem neuen fri- ſchen Miſt; welche abſonderliche Feinde dieſes Gewaͤch- ſes ſind/ und wird es im ringſten verſehen/ freſſen ſie al- les biß auf den Stengel ab/ daher bey Zeiten nachzu- ſchauen/ und da man das geringſte ſpuͤhrt/ alles abzu- klauben/ und zu vertretten. Caulifior hat gern Sand/ und haſſet einen ſum- pfichten feuchten Boden/ ſonſt wird die Wurtzen knoͤpf- ficht und verdirbt; ſie bringen ihre Blumen nicht zu einer Zeit/ die ſind die nuͤtzlichſten und beſten/ die ſpat aufſe- tzen/ werden im Herbſt mit ſamt der Wurtzel ausge- zogen/ ein wenig im Schatten an einem luͤfftigen Ort/ a- ber nicht lang/ gehalten/ und hernach in die Keller or- dentlich in den Sand eingeſetzt; muß aber alles geſche- hen/ ehe ſie von den Herbſtreiffen ergriffen werden/ dann wann dieſes verſehen wird/ faulen ſie hernach gar leicht- lich. Jm Cauliravi wird allein der in der Mitten des Stengels dick zuſamm-gewachſene Knopf zur Speiſe gebraucht/ die beede Arten werden am liebſten und ge- woͤhnlichſten im Winter zur Kuchen verlangt/ da dann offt dabey zuzuſchauen/ und was faulen wolte/ bey Zei- ten hinweg zu thun. P. Timotheus von Roll vermeynt/ die beſte Zeit/ dieſe beede Kraͤuter zu ſaͤen und zu verſetzen/ ſey im Zei- chen des Steinbocks/ wann es aber nicht ſeyn kan/ im Stier oder Jungfrauen/ ſo auch bey den Artiſchocken zu beobachten ſeyn ſolle. Jn der Artzney haben ſie Zweifels ohne der andern Kohl-Kraͤuter geſuͤnde Art und Natur an ſich. Cap. XLVII. Garten-Capus-Kraut und Kohl. WJewol von dem gemeinen Capus-Kraut und Kohl im Siebenden Buch abſonderlich gehan- delt werden ſolle/ ſo hat man doch gleichwol in allen wolbeſtellten Gaͤrten gemeiniglich auch etwas weni- ges davon/ ſolche eher auf die Tafel zu bringen/ ſon- derlich was das ſchoͤne Angelberger Kraut iſt/ davon offt ein Haupt von zehen biß funfzehen/ achtzehen/ mehr und weniger Pfund zu waͤgen pflegt/ wird ſowol von dieſem als vom Kohl der Saamen im fruͤhen Anfang des Fruͤ- lings neben dem Caulifiori-Saamen in die Miſtbetter angebaut/ vor der Kaͤlte verwahret/ hernach fleiſſig ge- jetten und begoſſen/ je juͤnger man ſie umſetzt/ je beſſer und eher wachſen ſie; das Bett/ darein man ſie verſetzt/ muß wol gedungt und tief umgegraben ſeyn/ weil ſie eine groſſe Wurtzel haben/ die des Hauptes Schweren/ wider der Winde Anſtoß/ vertheidigen kan. Die nie- drigen und breiten Pflantzen ſind beſſer als die ſchmalen und hochſtenglenden. Vincenzo Tanara ſagt/ das Kohlkraut ſey ein kurtzer Begriff von den Tugenden aller Kraͤuter. Es gibt rothe/ weiſſe und gruͤne Art/ etliche ſaͤen ſie im abnehmenden Monden/ und glauben/ daß ſie ſich baͤl- der zuſammen ſchlieſſen; da hingegen die andern viel groſſe/ hohe und unnuͤtze Blaͤtter von ſich geben. Sie muͤſſen/ nachdem ſie umgeſetzt worden/ und zu wachſen anfangen/ etlichmal/ ſo offt der Grund nach dem Regen oder Begieſſen eine Haut bekommt/ fein ſaͤuberlich umgehauen/ und die Erden um ſie herum auf- gerigelt und angezogen/ auch fleiſſig mit lauem Waſſer beſprengt werden. Man muß ſie anderthalb/ oder was groſſes Angelberger-Kraut iſt/ gar zwey Schuhe von- einander ſetzen; wer gern bey Zeiten Kraut haben will/ muß es um Bartholomæi ſetzen/ und wann die Pflantzen ſchon etwas erſtarckt/ (wie Herr Stromer in ſeinem Olitorio vermeldet) muß man ſie in warme/ und nicht zu feuchte/ etwas hochgelegte Better verſetzen. Man kan (nach Herrn Stromers Lehr) das Feld oder das Bett in gewiſſe Quartier abſchnuͤren/ etwan auf zwey oder drey Werckſchuhe voneinander/ und macht in die Ein- ſchnitt zimlich groſſe Loͤcher/ darinn muß etwas von alter Dung verborgen ligen/ dann ſetzt man die Pflantzen hin- ein/ und laͤſſet ſie alſo (biß der Winter fuͤruͤber) ſtehen/ ſodann ziehet man die Loͤcher mit friſchem Grunde zu/ welches ihnen neue Krafft zu treiben gibt/ daß ſie hernach in ſehr groſſe Haͤubter aufwachſen/ wie ich dann (ſchreibt er fer- Q q q iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 495[493]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/511>, abgerufen am 29.03.2024.