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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des
Adelichen Land- und Feld-Lebens
Sechstes Buch/
Blumen-Garten.
[Abbildung]
Caput I.
Vom Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

WAnn ich in Beschreibung der hold-
seligen Frülings-Kinder/ der Blu-
men/ die Ohren mit Beredtsamkeit
und sattsamer Ausführung derselbi-
gen so kräfftig/ als sie mit ihren ver-
wundersamen schönen Farben und
Gestalt die Augen und mit anmu-
thig-lieblichen Geruch/ die Nasen/
gleichwichtig belustigen könnte/ so würde der günstige
Leser sich über der Göttlichen Weißheit/ die auch in
den geringsten/ nidrigsten Geschöpffen herrlich herfür
leuchtet/ nicht unbillich verwundern müssen/ indem uns
der HErr Christus/ der hochgelobte Sohn GOttes selbst/
die Lilien und Feld-Blumen zu einem Beyspiel vorstel-
[Spaltenumbruch] let/ und beynebens bezeuget/ daß sie von seinem himm-
lischen Vatter mit so angenehmer Pracht und Herr-
lichkeit gekleidet/ billich allen Schmuck und kostbarer
Kleidung der hohen Potentaten dieses Welt-Krayses
vorgezogen werden/ daher auch kein künstlicher Meister
auf dem gantzen Erdboden zu finden/ der sie mit artiger
Nachbildung gantz eigentlich vergleichen/ viel weniger
übertreffen/ oder den gläntzigen schier Augen-blenden-
den Scharlach der Cardinal-Blumen/ das schnee-
weisse Kunst-Geschmeltz der weissen/ und die verwirrte/
doch ordentliche/ Veränderung und Netz-Gewebe der
schwartzen Lilien/ der Natur gleich nachahmen und vor-
stellen könnte.

Und gewißlich sind die Blumen ein Lust-Gewächse

der
D d d d ij


Des
Adelichen Land- und Feld-Lebens
Sechſtes Buch/
Blumen-Garten.
[Abbildung]
Caput I.
Vom Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

WAnn ich in Beſchreibung der hold-
ſeligen Fruͤlings-Kinder/ der Blu-
men/ die Ohren mit Beredtſamkeit
und ſattſamer Ausfuͤhrung derſelbi-
gen ſo kraͤfftig/ als ſie mit ihren ver-
wunderſamen ſchoͤnen Farben und
Geſtalt die Augen und mit anmu-
thig-lieblichen Geruch/ die Naſen/
gleichwichtig beluſtigen koͤnnte/ ſo wuͤrde der guͤnſtige
Leſer ſich uͤber der Goͤttlichen Weißheit/ die auch in
den geringſten/ nidrigſten Geſchoͤpffen herrlich herfuͤr
leuchtet/ nicht unbillich verwundern muͤſſen/ indem uns
der HErr Chriſtus/ der hochgelobte Sohn GOttes ſelbſt/
die Lilien und Feld-Blumen zu einem Beyſpiel vorſtel-
[Spaltenumbruch] let/ und beynebens bezeuget/ daß ſie von ſeinem himm-
liſchen Vatter mit ſo angenehmer Pracht und Herr-
lichkeit gekleidet/ billich allen Schmuck und koſtbarer
Kleidung der hohen Potentaten dieſes Welt-Krayſes
vorgezogen werden/ daher auch kein kuͤnſtlicher Meiſter
auf dem gantzen Erdboden zu finden/ der ſie mit artiger
Nachbildung gantz eigentlich vergleichen/ viel weniger
uͤbertreffen/ oder den glaͤntzigen ſchier Augen-blenden-
den Scharlach der Cardinal-Blumen/ das ſchnee-
weiſſe Kunſt-Geſchmeltz der weiſſen/ und die verwirrte/
doch ordentliche/ Veraͤnderung und Netz-Gewebe der
ſchwartzen Lilien/ der Natur gleich nachahmen und vor-
ſtellen koͤnnte.

Und gewißlich ſind die Blumen ein Luſt-Gewaͤchſe

der
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[581[579]/0597] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. [Abbildung] Caput I. Vom Blumen-Garten. WAnn ich in Beſchreibung der hold- ſeligen Fruͤlings-Kinder/ der Blu- men/ die Ohren mit Beredtſamkeit und ſattſamer Ausfuͤhrung derſelbi- gen ſo kraͤfftig/ als ſie mit ihren ver- wunderſamen ſchoͤnen Farben und Geſtalt die Augen und mit anmu- thig-lieblichen Geruch/ die Naſen/ gleichwichtig beluſtigen koͤnnte/ ſo wuͤrde der guͤnſtige Leſer ſich uͤber der Goͤttlichen Weißheit/ die auch in den geringſten/ nidrigſten Geſchoͤpffen herrlich herfuͤr leuchtet/ nicht unbillich verwundern muͤſſen/ indem uns der HErr Chriſtus/ der hochgelobte Sohn GOttes ſelbſt/ die Lilien und Feld-Blumen zu einem Beyſpiel vorſtel- let/ und beynebens bezeuget/ daß ſie von ſeinem himm- liſchen Vatter mit ſo angenehmer Pracht und Herr- lichkeit gekleidet/ billich allen Schmuck und koſtbarer Kleidung der hohen Potentaten dieſes Welt-Krayſes vorgezogen werden/ daher auch kein kuͤnſtlicher Meiſter auf dem gantzen Erdboden zu finden/ der ſie mit artiger Nachbildung gantz eigentlich vergleichen/ viel weniger uͤbertreffen/ oder den glaͤntzigen ſchier Augen-blenden- den Scharlach der Cardinal-Blumen/ das ſchnee- weiſſe Kunſt-Geſchmeltz der weiſſen/ und die verwirrte/ doch ordentliche/ Veraͤnderung und Netz-Gewebe der ſchwartzen Lilien/ der Natur gleich nachahmen und vor- ſtellen koͤnnte. Und gewißlich ſind die Blumen ein Luſt-Gewaͤchſe der D d d d ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 581[579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/597>, abgerufen am 28.03.2024.