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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. CX.
Telephium, Thlaspi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum
& Echinatum.
[Spaltenumbruch]

TElephium. Von demgemeinen Geschwulstkraut/
oder Telephio ist allbereit im fünften Buch am
94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al-
lein des Telephii Hispanici und repentis gedencken;
das erste gleicht den unserigen/ ausser/ daß es feistere
grössere und dickere Blätter/ und goldgelbe/ gestirnte
Blümlein/ bißweilen auch purpurbraune hat.

Das Telephium repens ist kleiner an Blättern
und Stengeln/ die sind etwas sittichgrün; die Blumen
sind schöne leibfarbe Dolden/ und ist dieses Gewächs
ein trefflich kühlendes Wundkraut/ dient wider alle
Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entstehen/ son-
derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/
mit Essig angestrichen und hernach mit Gerstenmehl
wol und sauber abgerieben. Heilet auch sein Decoctum
alle innerliche Versehrungen des Leibes und der Där-
mer/ wann sie von der rothen Ruhr exulcerirt worden.
Die übrigen Wirckungen besihe am oberzehlten Ort/
und sonderlich in den Kräuterbüchern.

Thlaspi, Baurensenff/ ist gar von vielerley unter-
schiedenen Arten. Tabernaemontanus zehlet 19 Gat-
tungen Casp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur
etlich wenig anziehen/ die in die Gärten gebauet werden;
als Thlaspi Creticum flore albo & Thlaspi fruticosum,
die man für die raresten hält/ weil sie stets grün bleiben/
blühen ohngefehr im Augusto; der Saame ist scharff
am Geschmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle
Jahr zeitig/ daher muß seine Vermehrung durch Zer-
reissung der Stöcke geschehen; des Winters/ weil er
die Kälte nicht ertragen kan/ wird er beygesetzt.

Des Ungerischen Senffts sind dreyerley Gattun-
gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieser wird im April in die
Bettlein gesäet/ besamet sich hernach selbst/ man kan
auch die Zweiglein davon abreissen/ und wie die Negele
[Spaltenumbruch] peltzen. Jst hitziger und trockener Natur im vierdten
Grad/ macht subtil/ befördert und reiniget/ wird auch
in die Antidota gebraucht/ hat sonst fast die Eigenschaff-
ten des Gartenkresses und des Senffes.

Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ sind
zweyerley Arten/ das erste Medica marina, kommt aus
Jtalia von dem Mittelländischen Meer/ kriecht auf der
Erden/ hat goldgelbe Blümlein/ auf welche sie wollichte
Schneckenformichte Hülslein bringen/ darinnen ein
den Genester gleichender Saamen verborgen ligt. Die
andere Art kommt aus Engelland/ hat fast Elen-hohe
Stengel/ auf deren Gipfel gestirnte gelbe auch purpur-
blaue Blumen erscheinen/ die hernach Schneckenhäusel
hinter sich lassen/ grösser als die erste Art/ wird auch
Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ sind
auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Holländi-
sche Gärtner meldet/ werden jährlich im April ge-
säet.

Trifolium Echinatum, ist von gleicher Art/ ausser
daß die Knöpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den
liechtgelben Blumen stachlicht/ und wie ein Jgel rauh-
licht wird. Dergleichen Art ist auch fast der Rauppen-
klee/ der nach seinen gelben Blümlein Schötlein trägt
rauch und gekrümmt/ daß sie natürlich den Rauppen
gleich scheinen. Werden alle im April gesäet/ und
bedörffen guten feuchten Wiesen-Grunde und ge-
nugsam Sonne.

Sonst sind auch in den Gärten hin und wieder zu
finden das Trifolium bituminosum, Odoratum, Ame-
ricanum, Lusitanicum, falcatum, Corniculatum,

Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata-
logo Plantarum Horti Medici Altorfini
Herrn D.
Mauritii Hoffmann,
berühmten Medici und Professo-
ris
allda sehen kan.

Cap. CXI.
Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen.
[Spaltenumbruch]

BJßhero haben wir alle die Gewächse und Blu-
men/ so in den Zier-Gärten erhalten werden/ der
Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich
beflissen/ wenig auszulassen/ was zu dieser Materi gehörig
wäre; finde ich es doch eine Unmöglichkeit seyn/ weil
der Blumen Anzahl fast jährlich nicht allein aus unsern
Landen in den Wäldern/ Wiesen/ Auen und Gebürgen/
(wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck seltzame
Veränderungen und angenehme/ auch unforchtsame
Monstra der Gewächsen hin und wieder sehen lässet)
dardurch die Garten-Lust nicht wenig vermehret und ge-
bessert wird; sondern auch

-- -- Missae quaesitum abscondita Nerei
AEquora, in occasum, Solisque Cubilia, pinus.

Die nach Ost- und West-Jndien/ nach Nord und
Süden gehende Handel- und Kauffschiffe viel Neuerun-
gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Bäu-
me/ Blumen und Gewächse/ durch den Saamen/ Kiel
[Spaltenumbruch] oder Wurtzen zu uns überbringen/ wie in Franckreich/
Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff-
fahrten gewöhnlich und üblich sind/ zu sehen.

Und wer dieses nicht glauben will/ besehe nur Herrn
D. Jonstons Historiam Naturalem de arboribus und
Fruticibus, so wird er unzehliche fremde noch bey uns
unbekannte Gewächse finden/ die doch vielleicht die
wenigsten sind/ von denen/ die wir noch gar weder von
Gestalt noch Eigenschafft erkennen/ oder jemals sehen
oder kennen werden.

Daher nicht möglich/ ein so vollkommenes Garten-
Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufügen
wäre. Man sehe auch die alten Garten- und Blumen-
Bücher an; des berühmten Jesuiten P. Joh. Baptistae
Ferrarii Floram An.
1633. Des gelehrten Herrn Petri
Laurembergii Horticulturam
und Apparatum planta-
rum, An.
1632. Den Holländischen Gärtner Johan von
der Groen 1669. Das wolgestellte Garten-Buch Herrn

D. Joh.
S s s s
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. CX.
Telephium, Thlaſpi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum
& Echinatum.
[Spaltenumbruch]

TElephium. Von demgemeinen Geſchwulſtkraut/
oder Telephio iſt allbereit im fuͤnften Buch am
94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al-
lein des Telephii Hiſpanici und repentis gedencken;
das erſte gleicht den unſerigen/ auſſer/ daß es feiſtere
groͤſſere und dickere Blaͤtter/ und goldgelbe/ geſtirnte
Bluͤmlein/ bißweilen auch purpurbraune hat.

Das Telephium repens iſt kleiner an Blaͤttern
und Stengeln/ die ſind etwas ſittichgruͤn; die Blumen
ſind ſchoͤne leibfarbe Dolden/ und iſt dieſes Gewaͤchs
ein trefflich kuͤhlendes Wundkraut/ dient wider alle
Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entſtehen/ ſon-
derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/
mit Eſſig angeſtrichen und hernach mit Gerſtenmehl
wol und ſauber abgerieben. Heilet auch ſein Decoctum
alle innerliche Verſehrungen des Leibes und der Daͤr-
mer/ wann ſie von der rothen Ruhr exulcerirt worden.
Die uͤbrigen Wirckungen beſihe am oberzehlten Ort/
und ſonderlich in den Kraͤuterbuͤchern.

Thlaspi, Baurenſenff/ iſt gar von vielerley unter-
ſchiedenen Arten. Tabernæmontanus zehlet 19 Gat-
tungen Caſp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur
etlich wenig anziehen/ die in die Gaͤrten gebauet werden;
als Thlaſpi Creticum flore albo & Thlaſpi fruticoſum,
die man fuͤr die rareſten haͤlt/ weil ſie ſtets gruͤn bleiben/
bluͤhen ohngefehr im Auguſto; der Saame iſt ſcharff
am Geſchmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle
Jahr zeitig/ daher muß ſeine Vermehrung durch Zer-
reiſſung der Stoͤcke geſchehen; des Winters/ weil er
die Kaͤlte nicht ertragen kan/ wird er beygeſetzt.

Des Ungeriſchen Senffts ſind dreyerley Gattun-
gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieſer wird im April in die
Bettlein geſaͤet/ beſamet ſich hernach ſelbſt/ man kan
auch die Zweiglein davon abreiſſen/ und wie die Negele
[Spaltenumbruch] peltzen. Jſt hitziger und trockener Natur im vierdten
Grad/ macht ſubtil/ befoͤrdert und reiniget/ wird auch
in die Antidota gebraucht/ hat ſonſt faſt die Eigenſchaff-
ten des Gartenkreſſes und des Senffes.

Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ ſind
zweyerley Arten/ das erſte Medica marina, kommt aus
Jtalia von dem Mittellaͤndiſchen Meer/ kriecht auf der
Erden/ hat goldgelbe Bluͤmlein/ auf welche ſie wollichte
Schneckenformichte Huͤlslein bringen/ darinnen ein
den Geneſter gleichender Saamen verborgen ligt. Die
andere Art kommt aus Engelland/ hat faſt Elen-hohe
Stengel/ auf deren Gipfel geſtirnte gelbe auch purpur-
blaue Blumen erſcheinen/ die hernach Schneckenhaͤuſel
hinter ſich laſſen/ groͤſſer als die erſte Art/ wird auch
Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ ſind
auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Hollaͤndi-
ſche Gaͤrtner meldet/ werden jaͤhrlich im April ge-
ſaͤet.

Trifolium Echinatum, iſt von gleicher Art/ auſſer
daß die Knoͤpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den
liechtgelben Blumen ſtachlicht/ und wie ein Jgel rauh-
licht wird. Dergleichen Art iſt auch faſt der Rauppen-
klee/ der nach ſeinen gelben Bluͤmlein Schoͤtlein traͤgt
rauch und gekruͤmmt/ daß ſie natuͤrlich den Rauppen
gleich ſcheinen. Werden alle im April geſaͤet/ und
bedoͤrffen guten feuchten Wieſen-Grunde und ge-
nugſam Sonne.

Sonſt ſind auch in den Gaͤrten hin und wieder zu
finden das Trifolium bituminoſum, Odoratum, Ame-
ricanum, Luſitanicum, falcatum, Corniculatum,

Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata-
logo Plantarum Horti Medici Altorfini
Herrn D.
Mauritii Hoffmann,
beruͤhmten Medici und Profeſſo-
ris
allda ſehen kan.

Cap. CXI.
Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen.
[Spaltenumbruch]

BJßhero haben wir alle die Gewaͤchſe und Blu-
men/ ſo in den Zier-Gaͤrten erhalten werden/ der
Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich
befliſſen/ wenig auszulaſſen/ was zu dieſeꝛ Materi gehoͤrig
waͤre; finde ich es doch eine Unmoͤglichkeit ſeyn/ weil
der Blumen Anzahl faſt jaͤhrlich nicht allein aus unſern
Landen in den Waͤldern/ Wieſen/ Auen und Gebuͤrgen/
(wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck ſeltzame
Veraͤnderungen und angenehme/ auch unforchtſame
Monſtra der Gewaͤchſen hin und wieder ſehen laͤſſet)
dardurch die Garten-Luſt nicht wenig vermehret und ge-
beſſert wird; ſondern auch

— — Miſſæ quæſitum abſcondita Nerei
Æquora, in occaſum, Solisquè Cubilia, pinus.

Die nach Oſt- und Weſt-Jndien/ nach Nord und
Suͤden gehende Handel- und Kauffſchiffe viel Neuerun-
gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Baͤu-
me/ Blumen und Gewaͤchſe/ durch den Saamen/ Kiel
[Spaltenumbruch] oder Wurtzen zu uns uͤberbringen/ wie in Franckreich/
Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff-
fahrten gewoͤhnlich und uͤblich ſind/ zu ſehen.

Und wer dieſes nicht glauben will/ beſehe nur Herrn
D. Jonſtons Hiſtoriam Naturalem de arboribus und
Fruticibus, ſo wird er unzehliche fremde noch bey uns
unbekannte Gewaͤchſe finden/ die doch vielleicht die
wenigſten ſind/ von denen/ die wir noch gar weder von
Geſtalt noch Eigenſchafft erkennen/ oder jemals ſehen
oder kennen werden.

Daher nicht moͤglich/ ein ſo vollkommenes Garten-
Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufuͤgen
waͤre. Man ſehe auch die alten Garten- und Blumen-
Buͤcher an; des beruͤhmten Jeſuiten P. Joh. Baptiſtæ
Ferrarii Floram An.
1633. Des gelehrten Herrn Petri
Laurembergii Horticulturam
und Apparatum planta-
rum, An.
1632. Den Hollaͤndiſchen Gaͤrtner Johan von
der Groen 1669. Das wolgeſtellte Garten-Buch Herrn

D. Joh.
S ſ ſ ſ
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[691[689]/0727] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. Cap. CX. Telephium, Thlaſpi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum & Echinatum. TElephium. Von demgemeinen Geſchwulſtkraut/ oder Telephio iſt allbereit im fuͤnften Buch am 94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al- lein des Telephii Hiſpanici und repentis gedencken; das erſte gleicht den unſerigen/ auſſer/ daß es feiſtere groͤſſere und dickere Blaͤtter/ und goldgelbe/ geſtirnte Bluͤmlein/ bißweilen auch purpurbraune hat. Das Telephium repens iſt kleiner an Blaͤttern und Stengeln/ die ſind etwas ſittichgruͤn; die Blumen ſind ſchoͤne leibfarbe Dolden/ und iſt dieſes Gewaͤchs ein trefflich kuͤhlendes Wundkraut/ dient wider alle Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entſtehen/ ſon- derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/ mit Eſſig angeſtrichen und hernach mit Gerſtenmehl wol und ſauber abgerieben. Heilet auch ſein Decoctum alle innerliche Verſehrungen des Leibes und der Daͤr- mer/ wann ſie von der rothen Ruhr exulcerirt worden. Die uͤbrigen Wirckungen beſihe am oberzehlten Ort/ und ſonderlich in den Kraͤuterbuͤchern. Thlaspi, Baurenſenff/ iſt gar von vielerley unter- ſchiedenen Arten. Tabernæmontanus zehlet 19 Gat- tungen Caſp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur etlich wenig anziehen/ die in die Gaͤrten gebauet werden; als Thlaſpi Creticum flore albo & Thlaſpi fruticoſum, die man fuͤr die rareſten haͤlt/ weil ſie ſtets gruͤn bleiben/ bluͤhen ohngefehr im Auguſto; der Saame iſt ſcharff am Geſchmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle Jahr zeitig/ daher muß ſeine Vermehrung durch Zer- reiſſung der Stoͤcke geſchehen; des Winters/ weil er die Kaͤlte nicht ertragen kan/ wird er beygeſetzt. Des Ungeriſchen Senffts ſind dreyerley Gattun- gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieſer wird im April in die Bettlein geſaͤet/ beſamet ſich hernach ſelbſt/ man kan auch die Zweiglein davon abreiſſen/ und wie die Negele peltzen. Jſt hitziger und trockener Natur im vierdten Grad/ macht ſubtil/ befoͤrdert und reiniget/ wird auch in die Antidota gebraucht/ hat ſonſt faſt die Eigenſchaff- ten des Gartenkreſſes und des Senffes. Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ ſind zweyerley Arten/ das erſte Medica marina, kommt aus Jtalia von dem Mittellaͤndiſchen Meer/ kriecht auf der Erden/ hat goldgelbe Bluͤmlein/ auf welche ſie wollichte Schneckenformichte Huͤlslein bringen/ darinnen ein den Geneſter gleichender Saamen verborgen ligt. Die andere Art kommt aus Engelland/ hat faſt Elen-hohe Stengel/ auf deren Gipfel geſtirnte gelbe auch purpur- blaue Blumen erſcheinen/ die hernach Schneckenhaͤuſel hinter ſich laſſen/ groͤſſer als die erſte Art/ wird auch Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ ſind auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Hollaͤndi- ſche Gaͤrtner meldet/ werden jaͤhrlich im April ge- ſaͤet. Trifolium Echinatum, iſt von gleicher Art/ auſſer daß die Knoͤpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den liechtgelben Blumen ſtachlicht/ und wie ein Jgel rauh- licht wird. Dergleichen Art iſt auch faſt der Rauppen- klee/ der nach ſeinen gelben Bluͤmlein Schoͤtlein traͤgt rauch und gekruͤmmt/ daß ſie natuͤrlich den Rauppen gleich ſcheinen. Werden alle im April geſaͤet/ und bedoͤrffen guten feuchten Wieſen-Grunde und ge- nugſam Sonne. Sonſt ſind auch in den Gaͤrten hin und wieder zu finden das Trifolium bituminoſum, Odoratum, Ame- ricanum, Luſitanicum, falcatum, Corniculatum, Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata- logo Plantarum Horti Medici Altorfini Herrn D. Mauritii Hoffmann, beruͤhmten Medici und Profeſſo- ris allda ſehen kan. Cap. CXI. Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen. BJßhero haben wir alle die Gewaͤchſe und Blu- men/ ſo in den Zier-Gaͤrten erhalten werden/ der Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich befliſſen/ wenig auszulaſſen/ was zu dieſeꝛ Materi gehoͤrig waͤre; finde ich es doch eine Unmoͤglichkeit ſeyn/ weil der Blumen Anzahl faſt jaͤhrlich nicht allein aus unſern Landen in den Waͤldern/ Wieſen/ Auen und Gebuͤrgen/ (wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck ſeltzame Veraͤnderungen und angenehme/ auch unforchtſame Monſtra der Gewaͤchſen hin und wieder ſehen laͤſſet) dardurch die Garten-Luſt nicht wenig vermehret und ge- beſſert wird; ſondern auch — — Miſſæ quæſitum abſcondita Nerei Æquora, in occaſum, Solisquè Cubilia, pinus. Die nach Oſt- und Weſt-Jndien/ nach Nord und Suͤden gehende Handel- und Kauffſchiffe viel Neuerun- gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Baͤu- me/ Blumen und Gewaͤchſe/ durch den Saamen/ Kiel oder Wurtzen zu uns uͤberbringen/ wie in Franckreich/ Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff- fahrten gewoͤhnlich und uͤblich ſind/ zu ſehen. Und wer dieſes nicht glauben will/ beſehe nur Herrn D. Jonſtons Hiſtoriam Naturalem de arboribus und Fruticibus, ſo wird er unzehliche fremde noch bey uns unbekannte Gewaͤchſe finden/ die doch vielleicht die wenigſten ſind/ von denen/ die wir noch gar weder von Geſtalt noch Eigenſchafft erkennen/ oder jemals ſehen oder kennen werden. Daher nicht moͤglich/ ein ſo vollkommenes Garten- Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufuͤgen waͤre. Man ſehe auch die alten Garten- und Blumen- Buͤcher an; des beruͤhmten Jeſuiten P. Joh. Baptiſtæ Ferrarii Floram An. 1633. Des gelehrten Herrn Petri Laurembergii Horticulturam und Apparatum planta- rum, An. 1632. Den Hollaͤndiſchen Gaͤrtner Johan von der Groen 1669. Das wolgeſtellte Garten-Buch Herrn D. Joh. S ſ ſ ſ

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 691[689]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/727>, abgerufen am 29.03.2024.