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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] oder aber verklagt wird/ so einem Ehr- und Fried-lieben-
den Haus-Vatter nachtheilig und unlöblich ist/ dar-
durch man sich so wol bey der Stadt-Obrigkeit/ als
auch bey der Nachbarschafft verhasset macht/ so man
vor allen Dingen im Burgerlichen Leben verhüten soll.
Sonderlich soll man sich gegen seinen Haus-Herrn
freundlich erweisen/ dem Gesind anbefehlen/ schiedlich
und friedlich zu leben; über Nacht nicht auszulauffen/
Plaudereyen und Geschwätze zu meiden/ ihres Beruffs
zu warten/ sich der Sauberkeit vor alles zu befleissen/
und keine Lumpenhändel/ weder inn-noch ausser des Hau-
ses anzuspinnen; nicht weniger muß man sich den
Stadt-Gebräuchen und alten Herkommen/ so viel es
ohne Nachtheil und Praejudiz seiner Ehren seyn kan/
nicht widersetzen/ hingegen aber auch seiner Praerogativ
keinen Eingriff thun lassen/ indem meistentheil der Adel
und die Burgerschafft heimlichen Grollen zusammen tra-
gen/ und offt beederseits mit Hoffart/ Ubermuth/ Zorn/
Untreu und Muthwillen darzu Anlaß geben; so kan doch
ein vernünfftiger Haus-Vatter mit Freundlichkeit und
billichem Verhalten viel Gemüther an sich ziehen/ man-
cherley Feindseligkeiten dardurch verhüten/ und an des
tapffern Helden Heinrich des Vierdten/ Frantzösischen
Königes/ Sprichwort gedencken: Courtoisie de bouche,
& main a Bonnet, ne couste rien, & bon est;
freund-
liche Reden/ und höfliche Geberden sind ein hefftige und
liebreiche Bewegung/ die Hertzen zu gewinnen. Ferner
ist auch nothwendig/ weil in den Städten mehr Anlaß
zu böser Gesellschafft sich ereignet/ und leichtlich einer den
[Spaltenumbruch] andern verführet; soll ein Herr jemanden treuen und
guten haben/ der wie Hofmeister alles im Hause/ Zimmer/
Gewölber/ Keller/ Stallungen/ Spalier/ Tafelgerä-
the/ Gläser und Geschirr sauber und nett halten lasse/ der
über das Gesind die Obsicht habe/ ihnen vorgestellt seye/
sie zu ihrem Beruff antreibe/ alles Böse abstelle/ da-
mit das Hause zu rechter Zeit gesperret/ mit Feuer und
Liechtern kein Schade geschehe/ der erste auf/ und der letz-
te zu Bette gehe/ das Fluchen/ Spielen/ Sauffen/ Pol-
dern und ungebührliche Zotten und Umreissen abstelle
und straffe/ und sie durch Gunst/ Gebühr und Gehorsam
bezäume/ die Raitungen von dem Einkauffer/ Koch/ Kell-
ner/ und dergleichen anfnehme. Was untauglich/ la-
sterhafft/ verdächtig/ der Herrschafft andeute/ und bald
ausmustere/ sonderlich aber daß er selbst dem Gesinde
mit gutem Beyspiel in seinem Leben vorleuchte.

Theils Herrschafften halten auch einen Einkauffer
und Kuchen-Meister/ der zu rechter Zeit wisse im Vor-
rath zu schaffen/ was auf die Tafel gehöret; zu welcher
Zeit ein jedes Fleisch/ ein jedes Wildpret/ ein jeder Fisch
gut oder böse/ fett oder mager sey/ was seine Herrschafft
gern oder ungern esse/ der muß wochentlich oder monat-
lich seines Empfangs und Ausgaben halber Rechnung
thun. Jn Summa/ wie in den Land-Wirthschafften
an dem viel gelegen/ wie alles zu rechter Zeit einzubrin-
gen/ also ist in der Stadt-Wirthschafft die gröste Kunst/
alles recht und gebührlich auszugeben; und kan eine klu-
ge und vernünfftige Haus-Mutter die meiste Beför-
derung darzu thun.

Cap. XLIX.
Vom Pfleger.
[Spaltenumbruch]

ES sind viel weitläufftige und curiose Instructio-
nes,
die Pfleger betreffend/ hin und wider zu fin-
den; darunter dann die Fürstliche Liechtenstei-
nische die vornehmste ist/ darnach viel andere ihre Ex-
tract
und Anstellungen zu machen pflegen. Weil es
aber sehr weitläufftig in etlich und neuntzig Puncten
bestehet/ und keine Herrschafft also beschaffen ist/ daß
sich jede Instruction darauf schicken und in allen Puncten
zutreffen solle; will ich aus unterschiedlichen Observa-
tio
nen/ nur die vornehmsten hier anziehen/ darauf un-
maßgebig ein Pfleger/ addendis additis, & non ne-
cessariis demptis
möchte befelcht und instruiret werden.

Erstlich/ wann die Herrschafft groß und mühsam/
oder der Herr selbst nicht allzeit gegenwärtig seyn kan/
ist sehr gut und wolgethan/ wann er sich nach einen
Pfleger umsiehet/ der seine Stelle vertretten/ und des
Gutes Nutzen beobachten möge. Der soll nun vor al-
len Dingen einen guten ehrlichen Namen haben/ nicht
zu jung ohne Erfahrung/ noch zu alt/ ohne Lust und
Kräfften/ sondern mittelmässiges Alters seyn/ der Got-
tesförchtig sey/ das Gesind zum Gebet Morgens und
Abends/ vor und nach dem Essen fleissig halte/ kein
Trunckenbold noch Buhler/ sondern wachsam/ der
gern früh aufstehe/ nüchtern/ unverdrossen/ nicht mehr
Leut und Gesind halte/ als ihm erlaubt worden/ seine
monatliche Instructiones offt durchsehe/ und denen ge-
mäß alle Wirthschafften anstelle/ nichts von der Herr-
schafft entziehen lasse/ keine Neurungen gestatte/ und
[Spaltenumbruch] in Summa alles thue/ was er vor GOtt und der Ob-
rigkeit mit gutem Gewissen verantworten möge.
Fürs andere/ soll er in dem Schloß/ Haus oder
Wohnung/ dem Gesind wirthlich und würcklich also
vorstehen/ und einsehen thun/ daß Schand und Laster
verhütet und gestrafft/ sie zur Arbeit/ und allen Haus-
Garten- und Feld-Geschäfften zu rechter bequemer
Zeit angehalten; Feuersbrünsten und andere Schä-
den/ denen durch menschliche Fürsichtigkeit vorzukom-
men/ abgeleitet/ alles im Feld/ Mayr- und Schäfer-
Höfen/ Gärten/ Kellern/ Kästen/ Gewölbern/ Müh-
len/ und andern Accidentien beobachtet/ alle Thor
und Thüren um gewisse Zeit fleissig gesperret/ alles
Viehe wolgewartet/ alle Wirthschafften wol bestellet/
die Zehenden recht erhoben/ bey dem Anbau und Ein-
erndten nichts versaumet/ die Förste und Wälder
nicht verwüstet/ die Wildpret-Stände und Sultzen
erhalten/ und in genere der Herrschafft Nutzen be-
fördert/ und was dem entgegen ist/ verhütet und ab-
geschnitten werde.
Drittens/ die Bedienten/ als Schreiber/ Amt-
Leute/ Richter/ Kastner/ Keller/ Bräuer/ Mayr/
und dergleichen/ sollen alle ihre gewisse Span-Zetteln
haben/ und sich nichts/ ohne des Pflegers Verwilli-
gung/ unterstehen; oder ohne seine Zettel und Unter-
schreibungen (ausser ihrer Ordinari-Dienste) zu sich
nehmen/ sonst werden solches künfftig nicht sie/ son-
dern der Pfleger zu verantworten haben. Hingegen hat
er völligen Gewalt/ die Ungehorsamen und Muthwilli-
gen
T

Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] oder aber verklagt wird/ ſo einem Ehr- und Fried-lieben-
den Haus-Vatter nachtheilig und unloͤblich iſt/ dar-
durch man ſich ſo wol bey der Stadt-Obrigkeit/ als
auch bey der Nachbarſchafft verhaſſet macht/ ſo man
vor allen Dingen im Burgerlichen Leben verhuͤten ſoll.
Sonderlich ſoll man ſich gegen ſeinen Haus-Herrn
freundlich erweiſen/ dem Geſind anbefehlen/ ſchiedlich
und friedlich zu leben; uͤber Nacht nicht auszulauffen/
Plaudereyen und Geſchwaͤtze zu meiden/ ihres Beruffs
zu warten/ ſich der Sauberkeit vor alles zu befleiſſen/
und keine Lumpenhaͤndel/ weder inn-noch auſſer des Hau-
ſes anzuſpinnen; nicht weniger muß man ſich den
Stadt-Gebraͤuchen und alten Herkommen/ ſo viel es
ohne Nachtheil und Præjudiz ſeiner Ehren ſeyn kan/
nicht widerſetzen/ hingegen aber auch ſeiner Prærogativ
keinen Eingriff thun laſſen/ indem meiſtentheil der Adel
und die Burgerſchafft heimlichen Grollen zuſammen tra-
gen/ und offt beederſeits mit Hoffart/ Ubermuth/ Zorn/
Untreu und Muthwillen darzu Anlaß geben; ſo kan doch
ein vernuͤnfftiger Haus-Vatter mit Freundlichkeit und
billichem Verhalten viel Gemuͤther an ſich ziehen/ man-
cherley Feindſeligkeiten dardurch verhuͤten/ und an des
tapffern Helden Heinrich des Vierdten/ Frantzoͤſiſchen
Koͤniges/ Sprichwort gedencken: Courtoiſie de bouche,
& main à Bonnet, ne couſte rien, & bon eſt;
freund-
liche Reden/ und hoͤfliche Geberden ſind ein hefftige und
liebreiche Bewegung/ die Hertzen zu gewinnen. Ferner
iſt auch nothwendig/ weil in den Staͤdten mehr Anlaß
zu boͤſer Geſellſchafft ſich ereignet/ und leichtlich einer den
[Spaltenumbruch] andern verfuͤhret; ſoll ein Herr jemanden treuen und
guten haben/ der wie Hofmeiſter alles im Hauſe/ Zimmer/
Gewoͤlber/ Keller/ Stallungen/ Spalier/ Tafelgeraͤ-
the/ Glaͤſer und Geſchirr ſauber und nett halten laſſe/ der
uͤber das Geſind die Obſicht habe/ ihnen vorgeſtellt ſeye/
ſie zu ihrem Beruff antreibe/ alles Boͤſe abſtelle/ da-
mit das Hauſe zu rechter Zeit geſperret/ mit Feuer und
Liechtern kein Schade geſchehe/ der erſte auf/ und der letz-
te zu Bette gehe/ das Fluchen/ Spielen/ Sauffen/ Pol-
dern und ungebuͤhrliche Zotten und Umreiſſen abſtelle
und ſtraffe/ und ſie durch Gunſt/ Gebuͤhr und Gehorſam
bezaͤume/ die Raitungen von dem Einkauffer/ Koch/ Kell-
ner/ und dergleichen anfnehme. Was untauglich/ la-
ſterhafft/ verdaͤchtig/ der Herrſchafft andeute/ und bald
ausmuſtere/ ſonderlich aber daß er ſelbſt dem Geſinde
mit gutem Beyſpiel in ſeinem Leben vorleuchte.

Theils Herrſchafften halten auch einen Einkauffer
und Kuchen-Meiſter/ der zu rechter Zeit wiſſe im Vor-
rath zu ſchaffen/ was auf die Tafel gehoͤret; zu welcher
Zeit ein jedes Fleiſch/ ein jedes Wildpret/ ein jeder Fiſch
gut oder boͤſe/ fett oder mager ſey/ was ſeine Herrſchafft
gern oder ungern eſſe/ der muß wochentlich oder monat-
lich ſeines Empfangs und Ausgaben halber Rechnung
thun. Jn Summa/ wie in den Land-Wirthſchafften
an dem viel gelegen/ wie alles zu rechter Zeit einzubrin-
gen/ alſo iſt in der Stadt-Wirthſchafft die groͤſte Kunſt/
alles recht und gebuͤhrlich auszugeben; und kan eine klu-
ge und vernuͤnfftige Haus-Mutter die meiſte Befoͤr-
derung darzu thun.

Cap. XLIX.
Vom Pfleger.
[Spaltenumbruch]

ES ſind viel weitlaͤufftige und curioſe Inſtructio-
nes,
die Pfleger betreffend/ hin und wider zu fin-
den; darunter dann die Fuͤrſtliche Liechtenſtei-
niſche die vornehmſte iſt/ darnach viel andere ihre Ex-
tract
und Anſtellungen zu machen pflegen. Weil es
aber ſehr weitlaͤufftig in etlich und neuntzig Puncten
beſtehet/ und keine Herrſchafft alſo beſchaffen iſt/ daß
ſich jede Inſtruction darauf ſchicken und in allen Puncten
zutreffen ſolle; will ich aus unterſchiedlichen Obſerva-
tio
nen/ nur die vornehmſten hier anziehen/ darauf un-
maßgebig ein Pfleger/ addendis additis, & non ne-
ceſſariis demptis
moͤchte befelcht und inſtruiret werden.

Erſtlich/ wann die Herrſchafft groß und muͤhſam/
oder der Herr ſelbſt nicht allzeit gegenwaͤrtig ſeyn kan/
iſt ſehr gut und wolgethan/ wann er ſich nach einen
Pfleger umſiehet/ der ſeine Stelle vertretten/ und des
Gutes Nutzen beobachten moͤge. Der ſoll nun vor al-
len Dingen einen guten ehrlichen Namen haben/ nicht
zu jung ohne Erfahrung/ noch zu alt/ ohne Luſt und
Kraͤfften/ ſondern mittelmaͤſſiges Alters ſeyn/ der Got-
tesfoͤrchtig ſey/ das Geſind zum Gebet Morgens und
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Trunckenbold noch Buhler/ ſondern wachſam/ der
gern fruͤh aufſtehe/ nuͤchtern/ unverdroſſen/ nicht mehr
Leut und Geſind halte/ als ihm erlaubt worden/ ſeine
monatliche Inſtructiones offt durchſehe/ und denen ge-
maͤß alle Wirthſchafften anſtelle/ nichts von der Herr-
ſchafft entziehen laſſe/ keine Neurungen geſtatte/ und
[Spaltenumbruch] in Summa alles thue/ was er vor GOtt und der Ob-
rigkeit mit gutem Gewiſſen verantworten moͤge.
Fuͤrs andere/ ſoll er in dem Schloß/ Haus oder
Wohnung/ dem Geſind wirthlich und wuͤrcklich alſo
vorſtehen/ und einſehen thun/ daß Schand und Laſter
verhuͤtet und geſtrafft/ ſie zur Arbeit/ und allen Haus-
Garten- und Feld-Geſchaͤfften zu rechter bequemer
Zeit angehalten; Feuersbruͤnſten und andere Schaͤ-
den/ denen durch menſchliche Fuͤrſichtigkeit vorzukom-
men/ abgeleitet/ alles im Feld/ Mayr- und Schaͤfer-
Hoͤfen/ Gaͤrten/ Kellern/ Kaͤſten/ Gewoͤlbern/ Muͤh-
len/ und andern Accidentien beobachtet/ alle Thor
und Thuͤren um gewiſſe Zeit fleiſſig geſperret/ alles
Viehe wolgewartet/ alle Wirthſchafften wol beſtellet/
die Zehenden recht erhoben/ bey dem Anbau und Ein-
erndten nichts verſaumet/ die Foͤrſte und Waͤlder
nicht verwuͤſtet/ die Wildpret-Staͤnde und Sultzen
erhalten/ und in genere der Herrſchafft Nutzen be-
foͤrdert/ und was dem entgegen iſt/ verhuͤtet und ab-
geſchnitten werde.
Drittens/ die Bedienten/ als Schreiber/ Amt-
Leute/ Richter/ Kaſtner/ Keller/ Braͤuer/ Mayr/
und dergleichen/ ſollen alle ihre gewiſſe Span-Zetteln
haben/ und ſich nichts/ ohne des Pflegers Verwilli-
gung/ unterſtehen; oder ohne ſeine Zettel und Unter-
ſchreibungen (auſſer ihrer Ordinari-Dienſte) zu ſich
nehmen/ ſonſt werden ſolches kuͤnfftig nicht ſie/ ſon-
dern der Pfleger zu verantworten haben. Hingegen hat
er voͤlligen Gewalt/ die Ungehorſamen und Muthwilli-
gen
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[145/0163] Anderes Buch/ Haus-Vatter. oder aber verklagt wird/ ſo einem Ehr- und Fried-lieben- den Haus-Vatter nachtheilig und unloͤblich iſt/ dar- durch man ſich ſo wol bey der Stadt-Obrigkeit/ als auch bey der Nachbarſchafft verhaſſet macht/ ſo man vor allen Dingen im Burgerlichen Leben verhuͤten ſoll. Sonderlich ſoll man ſich gegen ſeinen Haus-Herrn freundlich erweiſen/ dem Geſind anbefehlen/ ſchiedlich und friedlich zu leben; uͤber Nacht nicht auszulauffen/ Plaudereyen und Geſchwaͤtze zu meiden/ ihres Beruffs zu warten/ ſich der Sauberkeit vor alles zu befleiſſen/ und keine Lumpenhaͤndel/ weder inn-noch auſſer des Hau- ſes anzuſpinnen; nicht weniger muß man ſich den Stadt-Gebraͤuchen und alten Herkommen/ ſo viel es ohne Nachtheil und Præjudiz ſeiner Ehren ſeyn kan/ nicht widerſetzen/ hingegen aber auch ſeiner Prærogativ keinen Eingriff thun laſſen/ indem meiſtentheil der Adel und die Burgerſchafft heimlichen Grollen zuſammen tra- gen/ und offt beederſeits mit Hoffart/ Ubermuth/ Zorn/ Untreu und Muthwillen darzu Anlaß geben; ſo kan doch ein vernuͤnfftiger Haus-Vatter mit Freundlichkeit und billichem Verhalten viel Gemuͤther an ſich ziehen/ man- cherley Feindſeligkeiten dardurch verhuͤten/ und an des tapffern Helden Heinrich des Vierdten/ Frantzoͤſiſchen Koͤniges/ Sprichwort gedencken: Courtoiſie de bouche, & main à Bonnet, ne couſte rien, & bon eſt; freund- liche Reden/ und hoͤfliche Geberden ſind ein hefftige und liebreiche Bewegung/ die Hertzen zu gewinnen. Ferner iſt auch nothwendig/ weil in den Staͤdten mehr Anlaß zu boͤſer Geſellſchafft ſich ereignet/ und leichtlich einer den andern verfuͤhret; ſoll ein Herr jemanden treuen und guten haben/ der wie Hofmeiſter alles im Hauſe/ Zimmer/ Gewoͤlber/ Keller/ Stallungen/ Spalier/ Tafelgeraͤ- the/ Glaͤſer und Geſchirr ſauber und nett halten laſſe/ der uͤber das Geſind die Obſicht habe/ ihnen vorgeſtellt ſeye/ ſie zu ihrem Beruff antreibe/ alles Boͤſe abſtelle/ da- mit das Hauſe zu rechter Zeit geſperret/ mit Feuer und Liechtern kein Schade geſchehe/ der erſte auf/ und der letz- te zu Bette gehe/ das Fluchen/ Spielen/ Sauffen/ Pol- dern und ungebuͤhrliche Zotten und Umreiſſen abſtelle und ſtraffe/ und ſie durch Gunſt/ Gebuͤhr und Gehorſam bezaͤume/ die Raitungen von dem Einkauffer/ Koch/ Kell- ner/ und dergleichen anfnehme. Was untauglich/ la- ſterhafft/ verdaͤchtig/ der Herrſchafft andeute/ und bald ausmuſtere/ ſonderlich aber daß er ſelbſt dem Geſinde mit gutem Beyſpiel in ſeinem Leben vorleuchte. Theils Herrſchafften halten auch einen Einkauffer und Kuchen-Meiſter/ der zu rechter Zeit wiſſe im Vor- rath zu ſchaffen/ was auf die Tafel gehoͤret; zu welcher Zeit ein jedes Fleiſch/ ein jedes Wildpret/ ein jeder Fiſch gut oder boͤſe/ fett oder mager ſey/ was ſeine Herrſchafft gern oder ungern eſſe/ der muß wochentlich oder monat- lich ſeines Empfangs und Ausgaben halber Rechnung thun. Jn Summa/ wie in den Land-Wirthſchafften an dem viel gelegen/ wie alles zu rechter Zeit einzubrin- gen/ alſo iſt in der Stadt-Wirthſchafft die groͤſte Kunſt/ alles recht und gebuͤhrlich auszugeben; und kan eine klu- ge und vernuͤnfftige Haus-Mutter die meiſte Befoͤr- derung darzu thun. Cap. XLIX. Vom Pfleger. ES ſind viel weitlaͤufftige und curioſe Inſtructio- nes, die Pfleger betreffend/ hin und wider zu fin- den; darunter dann die Fuͤrſtliche Liechtenſtei- niſche die vornehmſte iſt/ darnach viel andere ihre Ex- tract und Anſtellungen zu machen pflegen. Weil es aber ſehr weitlaͤufftig in etlich und neuntzig Puncten beſtehet/ und keine Herrſchafft alſo beſchaffen iſt/ daß ſich jede Inſtruction darauf ſchicken und in allen Puncten zutreffen ſolle; will ich aus unterſchiedlichen Obſerva- tionen/ nur die vornehmſten hier anziehen/ darauf un- maßgebig ein Pfleger/ addendis additis, & non ne- ceſſariis demptis moͤchte befelcht und inſtruiret werden. Erſtlich/ wann die Herrſchafft groß und muͤhſam/ oder der Herr ſelbſt nicht allzeit gegenwaͤrtig ſeyn kan/ iſt ſehr gut und wolgethan/ wann er ſich nach einen Pfleger umſiehet/ der ſeine Stelle vertretten/ und des Gutes Nutzen beobachten moͤge. Der ſoll nun vor al- len Dingen einen guten ehrlichen Namen haben/ nicht zu jung ohne Erfahrung/ noch zu alt/ ohne Luſt und Kraͤfften/ ſondern mittelmaͤſſiges Alters ſeyn/ der Got- tesfoͤrchtig ſey/ das Geſind zum Gebet Morgens und Abends/ vor und nach dem Eſſen fleiſſig halte/ kein Trunckenbold noch Buhler/ ſondern wachſam/ der gern fruͤh aufſtehe/ nuͤchtern/ unverdroſſen/ nicht mehr Leut und Geſind halte/ als ihm erlaubt worden/ ſeine monatliche Inſtructiones offt durchſehe/ und denen ge- maͤß alle Wirthſchafften anſtelle/ nichts von der Herr- ſchafft entziehen laſſe/ keine Neurungen geſtatte/ und in Summa alles thue/ was er vor GOtt und der Ob- rigkeit mit gutem Gewiſſen verantworten moͤge. Fuͤrs andere/ ſoll er in dem Schloß/ Haus oder Wohnung/ dem Geſind wirthlich und wuͤrcklich alſo vorſtehen/ und einſehen thun/ daß Schand und Laſter verhuͤtet und geſtrafft/ ſie zur Arbeit/ und allen Haus- Garten- und Feld-Geſchaͤfften zu rechter bequemer Zeit angehalten; Feuersbruͤnſten und andere Schaͤ- den/ denen durch menſchliche Fuͤrſichtigkeit vorzukom- men/ abgeleitet/ alles im Feld/ Mayr- und Schaͤfer- Hoͤfen/ Gaͤrten/ Kellern/ Kaͤſten/ Gewoͤlbern/ Muͤh- len/ und andern Accidentien beobachtet/ alle Thor und Thuͤren um gewiſſe Zeit fleiſſig geſperret/ alles Viehe wolgewartet/ alle Wirthſchafften wol beſtellet/ die Zehenden recht erhoben/ bey dem Anbau und Ein- erndten nichts verſaumet/ die Foͤrſte und Waͤlder nicht verwuͤſtet/ die Wildpret-Staͤnde und Sultzen erhalten/ und in genere der Herrſchafft Nutzen be- foͤrdert/ und was dem entgegen iſt/ verhuͤtet und ab- geſchnitten werde. Drittens/ die Bedienten/ als Schreiber/ Amt- Leute/ Richter/ Kaſtner/ Keller/ Braͤuer/ Mayr/ und dergleichen/ ſollen alle ihre gewiſſe Span-Zetteln haben/ und ſich nichts/ ohne des Pflegers Verwilli- gung/ unterſtehen; oder ohne ſeine Zettel und Unter- ſchreibungen (auſſer ihrer Ordinari-Dienſte) zu ſich nehmen/ ſonſt werden ſolches kuͤnfftig nicht ſie/ ſon- dern der Pfleger zu verantworten haben. Hingegen hat er voͤlligen Gewalt/ die Ungehorſamen und Muthwilli- gen T

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/163>, abgerufen am 29.03.2024.