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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] sich diese Dünste bewegen/ entstehen die Winde/ wer-
den sie zusammen gestossen/ gibt es Blitzen und Donner-
Wetter; wann sie sich zusammen packen/ kommt Tau/
Regen und Schnee/ oder werden doch Wolcken daraus.
Wir schöpffen aber die Lufft auf dreyerley Weise/ Erst-
lich per asperam arteriam zur Nahrung der Lungen und
des Hertzens. 2. Durch den Mund und Nasen zu Un-
terhaltung des Hirns/ und 3. wie oben vermeldet wor-
den/ durch die Schweißlöchlein/ daher leicht zu schlies-
sen/ wie viel uns an der reinen gesunden Lufft gelegen ist;
und ist zwischen der Lufft und den Wiuden kein anderer
Unterschied/ als wie zwischen einem stehenden See/ und
fliessenden Wasser-Strom. Die Lufft ist bald seltza-
men Aenderungen unterworffen/ und weil wir sie stets
schöpffen/ verursacht solches/ daß unsere Leibs-Consti-
tution
und Temperament offtmals verwechselt wird/
secundum varias aeris qualitates. Die Lufft ändert
sich auch gemeiniglich nach den vier unterschiedenen Jahr-
Zeiten/ oder nach denen Impressionen des Gestirnes/
sonderlich der Sonnen und des Mondes/ ja wol auch
nach den vier Zeiten des Tages/ und sonderlich von den
Winden/ nachdem sie von einem Theil der Welt her-
kommen/ ist also die Lufft ein rechter Proteus und Cha-
maeleon,
die alle Gestalten und Farben an sich nehmen/
und so viel schaden als helffen kan/ vornemlich auch dar-
um/ weil man der Athem-Hohlung keine halbe viertel
Stund entbähret/ da sonst alle Actiones ihre Ruhe
und gewisse Intervalla haben/ die Lufft aber ist gleichsam
vehiculum vitae sive aetheris, ja ein Balsam der Ge-
sundheit/ so durch den gantzen Leibe sich ergiesset/ und/
wie der gelehrte Marsilius Ficinus de vita prolonganda
[Spaltenumbruch] C.
18. schreibet: Purus, luminosusque aer; Odorum
delectus; & Musica; haec tria Spiritum animalem
praecipue fovent.
Die gesunde Lufft ist leichtlich zu er-
kennen/ wann sie rein ohne Wolcken/ klar ohne Dünste/
und hell ohne Nebel ist; wann sie ohne Sturm-Wind/
mehr von Nord-als Sud-Winden bewähet wird/ son-
derlich wann sie von frischen Gebürgen und Wäldern/
nicht von Marasten und schlammichten Seen herrühret/
auch wo die trübe und dünstige Lufft von dem Sonnen-
schein kan durchläutert und gereiniget/ und die schädliche
Nebel und Dünste ausgeläutert und verzehret werden.
Viel halten dafür/ die gesundeste Lufft sey/ welche von
den Ost-Winden durchstrichen und geläutert werde/ al-
so sind auch die Zimmer/ so gegen Osten und Nord-
Osten gewendet sind/ die aller gesündesten/ hingegen die
Gemächer/ so gegen Marasten/ Misthauffen oder enge fin-
stere Gäßlein gehen/ zu meiden/ oder doch die Fenster
nicht leicht zueröffnen/ bevoraus/ wann feuchtes/ trübes/
neblichtes Wetter darzu kommt. Also ist die Lufft zu Er-
haltung der Gesundheit so fürträglich/ daß vielen Pa-
tienten allein durch Aenderung der Lufft geholffen
worden/ wie die Herren Medici selbst bekennen/ und offt-
mals in gewissen Kranckheiten rathen/ etiam minera-
lium proventus & exhalatio inquinat non raro ae-
rem, ut & a metallicis fodinis idem timemus.
Wo
aber die ungesunde Lufft nicht gäntzlich zu vermeiden/
kan solche durch gutes Rauch-Werck/ Styrax/ Nägeln/
Mastix/ Rosmarin/ Salve/ Majoran/ Kranwetbeer
und Scheitlein oder Zweiglein/ und dergleichen etwas
gebessert werden.

Cap. LXIX.
Vom Wasser.
[Spaltenumbruch]

NJcht vergeblich hat der alte weise Hesiodus das
Wasser einen Ursprung aller Sachen/ und Ho-
merus
das grosse Welt-Meer den Vatter aller
Dinge genennet/ weil es aller der Geschöpffe und Ge-
wächse/ zu wachsen/ sich zu vermehren und zu besahmen
Ursach ist/ allen Creaturen/ als ein Bonum communica-
tivum sui
gemein/ allenthalben sich ohne einige Unkosten
sehen lässet. Das Wasser ist gleichsam die Helffte des
Erdbodens/ weil von ihrer Feuchtigkeit alle Höhlen und
Abgründe der Erdkugel benetzet und getrencket/ und ist/
wie ein Röhr-Bronne/ der in die allgemeine Kuchen
sich einfindet. Darinnen ist der Koch sublunaris
natura,
oder der von den Chymicis genannte Archeus,
als das Feuer und die verdauende Krafft/ die natür-
liche Wärme/ die in den Hertzen und der Leber der
Thier ihre Herberg hat/ dardurch alle Nahrung begierig
verlangt/ gebührlich gekocht/ und geschicklich und wol
ausgetheilet und in die Wachsung und Vermehrung des
Leibes verwandelt wird/ ja davon alle Metall und
Edelgesteine/ Saltz/ und Mineralien ihren Ursprung
haben. Wie man nun des Wassers/ als eines nothwen-
digen alimenti sive omnium alimentorum necessarii
vehiculi
nicht kan entrathen/ weil es den gantzen Cör-
per/ darein es kommt/ durchweichet/ durchdringet/ be-
netzet und erfrischet/ als hat man sich desto besser vorzuse-
hen/ eine gute Wahl zu machen. Der alte Herr Carrich-
ter theilt die Wasser in pluvialem, fontanam, putea-
[Spaltenumbruch] lem, fluvialem, stagnalem seu palustrem, marinam
vel salfam, acidam, aluminosam, nitrosam, sulphu-
ream, mineralem & bituminosam,
darunter die un-
vermischten und süssen Quellen-Wasser/ nach dem Re-
gen-Wasser/ den Vorzug haben. Und obwol nicht
jederman Wasser zu seinen Tranck gebrauchet/ muß
mans doch zu Kochung und Reinigung der Speisen noth-
wendig haben/ als kan man ihre Güte auf allerhand
Weise prüfen/ wann es hell/ lauter/ ohn allen fremden
Geschmack und Geruch ist/ durchgesiegen/ nichts un-
reines nach sich/ oder/ wann es lang stehet/ auf dem Boden
verlässet/ worinn sich die Legumina gerne und wol sieden.
Jm Sommer soll es kälter seyn als im Winter. Wann
man zweyerley Wasser der Güte halber probiren will/
nimmt man 2. leinene saubere Tüchlein einer Grösse/
weicht sie ein/ und heugt sie an die Lufft oder Sonnen/
welches ehe trocken wird/ dessen Wasser ist ohnzweifent-
lich das beste/ sonderlich wann an dem Tüchlein keine
Mähler oder Flecken erscheinen. Die gegen Aufgang
quellen/ sind gesünder/ als die gegen Mittag/ worinnen
sich keine gifftige Thiere/ Egeln und dergleichen aufhal-
ten. Das Wasser/ so man zum Tranck gebrauchet/
soll man lieber aus weiten/ als enghälsichten Geschirren
zu sich nehmen/ weil es aus diesen eine Ursach der Wind
und flatuum wird. Und ist ein wundersamer Han-
del/ daß ein Wasser dienlicher ist zu einem als zu dem
andern/ besser zum Trincken/ zum Bräuen/ zu Bleichen/

zu Fär-
X ij

Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] ſich dieſe Duͤnſte bewegen/ entſtehen die Winde/ wer-
den ſie zuſammen geſtoſſen/ gibt es Blitzen und Donner-
Wetter; wann ſie ſich zuſammen packen/ kommt Tau/
Regen und Schnee/ oder werden doch Wolcken daraus.
Wir ſchoͤpffen aber die Lufft auf dreyerley Weiſe/ Erſt-
lich per aſperam arteriam zur Nahrung der Lungen und
des Hertzens. 2. Durch den Mund und Naſen zu Un-
terhaltung des Hirns/ und 3. wie oben vermeldet wor-
den/ durch die Schweißloͤchlein/ daher leicht zu ſchlieſ-
ſen/ wie viel uns an der reinen geſunden Lufft gelegen iſt;
und iſt zwiſchen der Lufft und den Wiuden kein anderer
Unterſchied/ als wie zwiſchen einem ſtehenden See/ und
flieſſenden Waſſer-Strom. Die Lufft iſt bald ſeltza-
men Aenderungen unterworffen/ und weil wir ſie ſtets
ſchoͤpffen/ verurſacht ſolches/ daß unſere Leibs-Conſti-
tution
und Temperament offtmals verwechſelt wird/
ſecundum varias aëris qualitates. Die Lufft aͤndert
ſich auch gemeiniglich nach den vier unterſchiedenen Jahr-
Zeiten/ oder nach denen Impreſſionen des Geſtirnes/
ſonderlich der Sonnen und des Mondes/ ja wol auch
nach den vier Zeiten des Tages/ und ſonderlich von den
Winden/ nachdem ſie von einem Theil der Welt her-
kommen/ iſt alſo die Lufft ein rechter Proteus und Cha-
mæleon,
die alle Geſtalten und Farben an ſich nehmen/
und ſo viel ſchaden als helffen kan/ vornemlich auch dar-
um/ weil man der Athem-Hohlung keine halbe viertel
Stund entbaͤhret/ da ſonſt alle Actiones ihre Ruhe
und gewiſſe Intervalla haben/ die Lufft aber iſt gleichſam
vehiculum vitæ ſive ætheris, ja ein Balſam der Ge-
ſundheit/ ſo durch den gantzen Leibe ſich ergieſſet/ und/
wie der gelehrte Marſilius Ficinus de vitâ prolongandâ
[Spaltenumbruch] C.
18. ſchreibet: Purus, luminoſusquè aër; Odorum
delectus; & Muſica; hæc tria Spiritum animalem
præcipuè fovent.
Die geſunde Lufft iſt leichtlich zu er-
kennen/ wann ſie rein ohne Wolcken/ klar ohne Duͤnſte/
und hell ohne Nebel iſt; wann ſie ohne Sturm-Wind/
mehr von Nord-als Sud-Winden bewaͤhet wird/ ſon-
derlich wann ſie von friſchen Gebuͤrgen und Waͤldern/
nicht von Maraſten und ſchlammichten Seen herruͤhret/
auch wo die truͤbe und duͤnſtige Lufft von dem Sonnen-
ſchein kan durchlaͤutert und gereiniget/ und die ſchaͤdliche
Nebel und Duͤnſte ausgelaͤutert und verzehret werden.
Viel halten dafuͤr/ die geſundeſte Lufft ſey/ welche von
den Oſt-Winden durchſtrichen und gelaͤutert werde/ al-
ſo ſind auch die Zimmer/ ſo gegen Oſten und Nord-
Oſten gewendet ſind/ die aller geſuͤndeſten/ hingegen die
Gemaͤcher/ ſo gegen Maraſten/ Miſthauffen oder enge fin-
ſtere Gaͤßlein gehen/ zu meiden/ oder doch die Fenſter
nicht leicht zueroͤffnen/ bevoraus/ wann feuchtes/ truͤbes/
neblichtes Wetter darzu kommt. Alſo iſt die Lufft zu Er-
haltung der Geſundheit ſo fuͤrtraͤglich/ daß vielen Pa-
tienten allein durch Aenderung der Lufft geholffen
worden/ wie die Herren Medici ſelbſt bekennen/ und offt-
mals in gewiſſen Kranckheiten rathen/ etiam minera-
lium proventus & exhalatio inquinat non rarò aë-
rem, ut & à metallicis fodinis idem timemus.
Wo
aber die ungeſunde Lufft nicht gaͤntzlich zu vermeiden/
kan ſolche durch gutes Rauch-Werck/ Styrax/ Naͤgeln/
Maſtix/ Roſmarin/ Salve/ Majoran/ Kranwetbeer
und Scheitlein oder Zweiglein/ und dergleichen etwas
gebeſſert werden.

Cap. LXIX.
Vom Waſſer.
[Spaltenumbruch]

NJcht vergeblich hat der alte weiſe Heſiodus das
Waſſer einen Urſprung aller Sachen/ und Ho-
merus
das groſſe Welt-Meer den Vatter aller
Dinge genennet/ weil es aller der Geſchoͤpffe und Ge-
waͤchſe/ zu wachſen/ ſich zu vermehren und zu beſahmen
Urſach iſt/ allen Creaturen/ als ein Bonum communica-
tivum ſui
gemein/ allenthalben ſich ohne einige Unkoſten
ſehen laͤſſet. Das Waſſer iſt gleichſam die Helffte des
Erdbodens/ weil von ihrer Feuchtigkeit alle Hoͤhlen und
Abgruͤnde der Erdkugel benetzet und getrencket/ und iſt/
wie ein Roͤhr-Bronne/ der in die allgemeine Kuchen
ſich einfindet. Darinnen iſt der Koch ſublunaris
natura,
oder der von den Chymicis genannte Archeus,
als das Feuer und die verdauende Krafft/ die natuͤr-
liche Waͤrme/ die in den Hertzen und der Leber der
Thier ihre Herberg hat/ dardurch alle Nahrung begierig
verlangt/ gebuͤhrlich gekocht/ und geſchicklich und wol
ausgetheilet und in die Wachſung und Vermehrung des
Leibes verwandelt wird/ ja davon alle Metall und
Edelgeſteine/ Saltz/ und Mineralien ihren Urſprung
haben. Wie man nun des Waſſers/ als eines nothwen-
digen alimenti ſive omnium alimentorum neceſſarii
vehiculi
nicht kan entrathen/ weil es den gantzen Coͤr-
per/ darein es kommt/ durchweichet/ durchdringet/ be-
netzet und erfriſchet/ als hat man ſich deſto beſſer vorzuſe-
hen/ eine gute Wahl zu machen. Der alte Herr Carrich-
ter theilt die Waſſer in pluvialem, fontanam, putea-
[Spaltenumbruch] lem, fluvialem, ſtagnalem ſeu paluſtrem, marinam
vel ſalfam, acidam, aluminoſam, nitroſam, ſulphu-
ream, mineralem & bituminoſam,
darunter die un-
vermiſchten und ſuͤſſen Quellen-Waſſer/ nach dem Re-
gen-Waſſer/ den Vorzug haben. Und obwol nicht
jederman Waſſer zu ſeinen Tranck gebrauchet/ muß
mans doch zu Kochung und Reinigung der Speiſen noth-
wendig haben/ als kan man ihre Guͤte auf allerhand
Weiſe pruͤfen/ wann es hell/ lauter/ ohn allen fremden
Geſchmack und Geruch iſt/ durchgeſiegen/ nichts un-
reines nach ſich/ oder/ wann es lang ſtehet/ auf dem Boden
verlaͤſſet/ worinn ſich die Legumina gerne und wol ſieden.
Jm Sommer ſoll es kaͤlter ſeyn als im Winter. Wann
man zweyerley Waſſer der Guͤte halber probiren will/
nimmt man 2. leinene ſaubere Tuͤchlein einer Groͤſſe/
weicht ſie ein/ und heugt ſie an die Lufft oder Sonnen/
welches ehe trocken wird/ deſſen Waſſer iſt ohnzweifent-
lich das beſte/ ſonderlich wann an dem Tuͤchlein keine
Maͤhler oder Flecken erſcheinen. Die gegen Aufgang
quellen/ ſind geſuͤnder/ als die gegen Mittag/ worinnen
ſich keine gifftige Thiere/ Egeln und dergleichen aufhal-
ten. Das Waſſer/ ſo man zum Tranck gebrauchet/
ſoll man lieber aus weiten/ als enghaͤlſichten Geſchirren
zu ſich nehmen/ weil es aus dieſen eine Urſach der Wind
und flatuum wird. Und iſt ein wunderſamer Han-
del/ daß ein Waſſer dienlicher iſt zu einem als zu dem
andern/ beſſer zum Trincken/ zum Braͤuen/ zu Bleichen/

zu Faͤr-
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[163/0181] Anderes Buch/ Haus-Vatter. ſich dieſe Duͤnſte bewegen/ entſtehen die Winde/ wer- den ſie zuſammen geſtoſſen/ gibt es Blitzen und Donner- Wetter; wann ſie ſich zuſammen packen/ kommt Tau/ Regen und Schnee/ oder werden doch Wolcken daraus. Wir ſchoͤpffen aber die Lufft auf dreyerley Weiſe/ Erſt- lich per aſperam arteriam zur Nahrung der Lungen und des Hertzens. 2. Durch den Mund und Naſen zu Un- terhaltung des Hirns/ und 3. wie oben vermeldet wor- den/ durch die Schweißloͤchlein/ daher leicht zu ſchlieſ- ſen/ wie viel uns an der reinen geſunden Lufft gelegen iſt; und iſt zwiſchen der Lufft und den Wiuden kein anderer Unterſchied/ als wie zwiſchen einem ſtehenden See/ und flieſſenden Waſſer-Strom. Die Lufft iſt bald ſeltza- men Aenderungen unterworffen/ und weil wir ſie ſtets ſchoͤpffen/ verurſacht ſolches/ daß unſere Leibs-Conſti- tution und Temperament offtmals verwechſelt wird/ ſecundum varias aëris qualitates. Die Lufft aͤndert ſich auch gemeiniglich nach den vier unterſchiedenen Jahr- Zeiten/ oder nach denen Impreſſionen des Geſtirnes/ ſonderlich der Sonnen und des Mondes/ ja wol auch nach den vier Zeiten des Tages/ und ſonderlich von den Winden/ nachdem ſie von einem Theil der Welt her- kommen/ iſt alſo die Lufft ein rechter Proteus und Cha- mæleon, die alle Geſtalten und Farben an ſich nehmen/ und ſo viel ſchaden als helffen kan/ vornemlich auch dar- um/ weil man der Athem-Hohlung keine halbe viertel Stund entbaͤhret/ da ſonſt alle Actiones ihre Ruhe und gewiſſe Intervalla haben/ die Lufft aber iſt gleichſam vehiculum vitæ ſive ætheris, ja ein Balſam der Ge- ſundheit/ ſo durch den gantzen Leibe ſich ergieſſet/ und/ wie der gelehrte Marſilius Ficinus de vitâ prolongandâ C. 18. ſchreibet: Purus, luminoſusquè aër; Odorum delectus; & Muſica; hæc tria Spiritum animalem præcipuè fovent. Die geſunde Lufft iſt leichtlich zu er- kennen/ wann ſie rein ohne Wolcken/ klar ohne Duͤnſte/ und hell ohne Nebel iſt; wann ſie ohne Sturm-Wind/ mehr von Nord-als Sud-Winden bewaͤhet wird/ ſon- derlich wann ſie von friſchen Gebuͤrgen und Waͤldern/ nicht von Maraſten und ſchlammichten Seen herruͤhret/ auch wo die truͤbe und duͤnſtige Lufft von dem Sonnen- ſchein kan durchlaͤutert und gereiniget/ und die ſchaͤdliche Nebel und Duͤnſte ausgelaͤutert und verzehret werden. Viel halten dafuͤr/ die geſundeſte Lufft ſey/ welche von den Oſt-Winden durchſtrichen und gelaͤutert werde/ al- ſo ſind auch die Zimmer/ ſo gegen Oſten und Nord- Oſten gewendet ſind/ die aller geſuͤndeſten/ hingegen die Gemaͤcher/ ſo gegen Maraſten/ Miſthauffen oder enge fin- ſtere Gaͤßlein gehen/ zu meiden/ oder doch die Fenſter nicht leicht zueroͤffnen/ bevoraus/ wann feuchtes/ truͤbes/ neblichtes Wetter darzu kommt. Alſo iſt die Lufft zu Er- haltung der Geſundheit ſo fuͤrtraͤglich/ daß vielen Pa- tienten allein durch Aenderung der Lufft geholffen worden/ wie die Herren Medici ſelbſt bekennen/ und offt- mals in gewiſſen Kranckheiten rathen/ etiam minera- lium proventus & exhalatio inquinat non rarò aë- rem, ut & à metallicis fodinis idem timemus. Wo aber die ungeſunde Lufft nicht gaͤntzlich zu vermeiden/ kan ſolche durch gutes Rauch-Werck/ Styrax/ Naͤgeln/ Maſtix/ Roſmarin/ Salve/ Majoran/ Kranwetbeer und Scheitlein oder Zweiglein/ und dergleichen etwas gebeſſert werden. Cap. LXIX. Vom Waſſer. NJcht vergeblich hat der alte weiſe Heſiodus das Waſſer einen Urſprung aller Sachen/ und Ho- merus das groſſe Welt-Meer den Vatter aller Dinge genennet/ weil es aller der Geſchoͤpffe und Ge- waͤchſe/ zu wachſen/ ſich zu vermehren und zu beſahmen Urſach iſt/ allen Creaturen/ als ein Bonum communica- tivum ſui gemein/ allenthalben ſich ohne einige Unkoſten ſehen laͤſſet. Das Waſſer iſt gleichſam die Helffte des Erdbodens/ weil von ihrer Feuchtigkeit alle Hoͤhlen und Abgruͤnde der Erdkugel benetzet und getrencket/ und iſt/ wie ein Roͤhr-Bronne/ der in die allgemeine Kuchen ſich einfindet. Darinnen iſt der Koch ſublunaris natura, oder der von den Chymicis genannte Archeus, als das Feuer und die verdauende Krafft/ die natuͤr- liche Waͤrme/ die in den Hertzen und der Leber der Thier ihre Herberg hat/ dardurch alle Nahrung begierig verlangt/ gebuͤhrlich gekocht/ und geſchicklich und wol ausgetheilet und in die Wachſung und Vermehrung des Leibes verwandelt wird/ ja davon alle Metall und Edelgeſteine/ Saltz/ und Mineralien ihren Urſprung haben. Wie man nun des Waſſers/ als eines nothwen- digen alimenti ſive omnium alimentorum neceſſarii vehiculi nicht kan entrathen/ weil es den gantzen Coͤr- per/ darein es kommt/ durchweichet/ durchdringet/ be- netzet und erfriſchet/ als hat man ſich deſto beſſer vorzuſe- hen/ eine gute Wahl zu machen. Der alte Herr Carrich- ter theilt die Waſſer in pluvialem, fontanam, putea- lem, fluvialem, ſtagnalem ſeu paluſtrem, marinam vel ſalfam, acidam, aluminoſam, nitroſam, ſulphu- ream, mineralem & bituminoſam, darunter die un- vermiſchten und ſuͤſſen Quellen-Waſſer/ nach dem Re- gen-Waſſer/ den Vorzug haben. Und obwol nicht jederman Waſſer zu ſeinen Tranck gebrauchet/ muß mans doch zu Kochung und Reinigung der Speiſen noth- wendig haben/ als kan man ihre Guͤte auf allerhand Weiſe pruͤfen/ wann es hell/ lauter/ ohn allen fremden Geſchmack und Geruch iſt/ durchgeſiegen/ nichts un- reines nach ſich/ oder/ wann es lang ſtehet/ auf dem Boden verlaͤſſet/ worinn ſich die Legumina gerne und wol ſieden. Jm Sommer ſoll es kaͤlter ſeyn als im Winter. Wann man zweyerley Waſſer der Guͤte halber probiren will/ nimmt man 2. leinene ſaubere Tuͤchlein einer Groͤſſe/ weicht ſie ein/ und heugt ſie an die Lufft oder Sonnen/ welches ehe trocken wird/ deſſen Waſſer iſt ohnzweifent- lich das beſte/ ſonderlich wann an dem Tuͤchlein keine Maͤhler oder Flecken erſcheinen. Die gegen Aufgang quellen/ ſind geſuͤnder/ als die gegen Mittag/ worinnen ſich keine gifftige Thiere/ Egeln und dergleichen aufhal- ten. Das Waſſer/ ſo man zum Tranck gebrauchet/ ſoll man lieber aus weiten/ als enghaͤlſichten Geſchirren zu ſich nehmen/ weil es aus dieſen eine Urſach der Wind und flatuum wird. Und iſt ein wunderſamer Han- del/ daß ein Waſſer dienlicher iſt zu einem als zu dem andern/ beſſer zum Trincken/ zum Braͤuen/ zu Bleichen/ zu Faͤr- X ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/181>, abgerufen am 28.03.2024.