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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] also müssen sie auch später und früher/ nachdem der Au-
genschein ihren Trieb anzeigt/ gebrochen werden.
3. Daher auch die Zeit so punctual nicht vorzu-
schreiben/ viel halten dafür/ daß die im Februario ge-
brochene Zweige nicht leichtlich mißrahten; ja/ daß das
in diesem Monat gepeltzte Obst nicht soll wurmig wer-
den/ welches aber nicht durchaus/ sondern cum grano
Salis,
und mehrertheils von dem Stein-Obst zu ver-
stehen ist/ indem die in diesem Monat allzuscharffe frosti-
ge Lufft/ die neu aufgepfropften Reislein leichtlich erfrö-
ren/ und also die angelegte Mühwaltung verfehlen las-
sen würde. Etliche wollen/ man solls im wachsenden
Monden drey oder vier Tage nach dem Neumonden/
etliche so lang vor dem Neumonden/ vor Aufgang der
Sonnen vornehmen/ und glauben/ daß wie viel Tage man
vor dem Neumonden peltze/ in so viel Jahren trage ein
Baum. Surculi ad inserendum carpi debent versus
Orientem, in quibus multae gemmulae, quae vegete
protuberant,
sollen übersich gebrochen werden. Jn
Summa/ ein Gärtner muß sich in diesem Fall allein
nach der Zeit richten/ nachdem die Bäume frühe oder
spat austreiben/ also solches im Mertzen/ April/ biß-
weilen wol gar im Anfang des Mayens verrichten; al-
lein soll er sich befleissen/ daß es bey schönem Wetter ge-
schehe/ das frühzeitige Obst wird eher/ das Winter-
Obst aber später darum gepeltzt/ weil auch eines zeitli-
cher als das andere ausschlägt.
4. Die Reiser müssen nicht ferne von dem Gipfel
gegen Osten und Süden/ aere sereno, gebrochen wer-
den; viel haltens für gewiß/ daß die Reiser aufwärts
und nicht abwärts sollen gebrochen seyn/ und sey sich zu
hüten/ daß das Reislein nicht aus den Händen entfalle/
gleichsam als solle selbiger Baum kein Obst behalten/
sondern alles abfallen lassen/ sed videtur superstitio-
nem quandam sapere;
wiewol viel unter den alten
Bauren-Regeln nicht zu verachten ist/ und alle Dinge
in der Wirthschafft ihre gewisse Cautiones und Beden-
cken haben/ die man nicht leichtlich übertretten solle.
Von der Peltz-Schul sind/ wie gehört/ unterschied-
liche Meynungen/ ist aber nicht zu zweifeln/ daß es eher
bekleibe/ und beständiger sey/ was bey dem Neumond
geimpft wird/ als bey dem Vollschein/ ob sie schon bey
diesem eher/ auch mehr tragen/ doch verzehren sie
auch ihre angebohrne Krafft eher/ nach dem Sprich-
wort: Quodcito fit, cito perit.
Vincenzo Tanara gibt diese Regel: Si tagliano
i sorcoli, da cui hanno a venir i frutti, a Luna man-
cante, e conservati sotto Terra, s' inseriscono a Luna
crescente, su quel Tronco, qual deve porger alimen-
to a rami d' allongarsi, quali in questa maniera saran-
no longhi e fruttificanti.
Die beste Peltz-Zeit soll seyn
Nachmittag und gegen Abend/ weil die Feuchtigkeit
der Nacht das Zweiglein desto besser erfrische/ soll auch
weder Wind noch Regen seyn/ und die Messer sollen
sauber/ scharffschneidend und sonst zu nichts/ sonderlich
weder zu Knobloch/ Zwibel/ oder andere scharffe Dinge
zu schneiden/ gebraucht werden.
Also sollen die Conjunctiones & Oppositiones
Lunae cum Sole, Saturno & Marte,
dem Peltzen zu-
wider/ auch wann der Mond in signis igneis oder terreis
ist/ als im Widder/ Löwen/ Schützen/ Stier/ Jung-
frau und Steinbock/ die andern Himmels-Stellungen/
als die Configurationes Lunae cum Venere & Jove,
[Spaltenumbruch] zuvoraus cum Mercurio, wann der Mond die andern
sechs signa Zodiaci durchwandert/ sind gut und sehr
fruchtbar. Wiewol in diesen viel widerwertige Mey-
nungen von den horticulturae Scriptoribus vorfallen;
Herr Elßholtz hält das Zeichen des Krebses und Scor-
pions zum Peltzen böse/ hingegen den Stier und Stein-
bock gut; also ist in diesen sich weder auf eines noch das
andere viel zu verlassen; deßwegen soll ein Hausvatter
in diesen und andern Wirthschaffts-Sachen auf der
Sternen position und der Himmlischen influenzen
Wirckung nicht allzusorgfältig sich vergaffen/ sondern
mehr darnach trachten/ daß er zu allen Garten- und
Feld-Arbeiten helles und stilles Wetter/ wo möglich/
erwehle.
5. Das Peltz-Zweiglein soll man von einem jäh-
rigen Schub/ etwan einen Schuchlang mehr oder we-
niger/ wie es sich schicket/ abbrechen/ und ein wenig al-
tes Holtz/ wenigst zween Finger breit daran lassen;
nicht als ob es so eben seyn müste/ sondern mehr darum/
daß man die Zweige offt nicht gleich aufpeltzt/ und im
Sand oder Mieß aufbehält/ wann sie unten altes Holtz
haben/ nicht so leicht von der Lufft oder den Winden ent-
safftet und ausgesauget/ auch von dem Drucken und
Angreiffen nicht so leicht verletzet werden; und ist son-
derlich das alte Holtz an denen Peltz-Zweigen/ die
man weit verschicken will/ desto länger zu lassen/ sonst
hats am Peltzen wenig zu bedeuten/ wann man gleich
den Einschnitt von dem nächsten Auge daran anfängt/
und das alte Holtz gar wegschneidet; man kan auch wol
die Peltz-Zweiglein/ die man nicht erreichen kan mit
Händen/ mit der Baum-Scheer abschneiden.
6. Ob das Peltz-Reislein gleich alsobald/ oder ei-
ne Zeitlang hernach soll aufgepeltzt werden/ sind auch
unterschiedene Gebräuche/ viel pfropfens alsobald/
nachdem es abgebrochen; Jch habe aber befunden/ daß
diese Reiser/ die man etliche Tage im Sand an einem
temperirten Ort ligen lässet/ hernach besser bekleiben/
vielleicht weil die Mütterliche Nahrung in etwas aus-
gedünstet/ sie nach der frischen Anziehung desto williger
sind; hingegen/ wann sie vollkröpffig/ gleichsam von
ihrer Mutter-Milch voll sind/ den fremden ungewohn-
ten Safft offt so ungerne und so lange nicht annehmen/
daß sie (weil der Stamm gleichfalls seine Mutter-
Brust einem fremden Stiefkind ungerne mittheilet/
und lieber seinen eignen Austrieb suchet/ der aber auf
alle Weise zu verhüten) offt gar darüber abwelcken und
verderben.
Herr Dümmler vermeynet/ die Zweige/ die lang
an feuchten Orten verwahret werden/ sonderlich von
den Apfelbäumen/ werden offt von den Mäusen bena-
get/ oder sie werden Wasserschlündig/ und die davon
kommende Früchte Wassersüchtig/ die bald anheben zu
faulen; derowegen sey besser/ daß man im Garten
zwischen zweyen Bäumen ein Loch grabe einer Elen
lang/ einer halben breit/ und einer viertel tief/ den Bo-
den ein wenig mit Sand beschütte/ die Peltz-Reiser
ordentlich/ gleichsam lähnend/ nacheinander hinein
schlichte/ alsdann über das Loch Reiser lege/ etwan
eine gute Spann dick/ mit Erden überschütte/ oder
mit dem aufgehebten Wasen bedecke/ so bleiben die
Reiser/ biß zur Peltz-Zeit/ auch etwas länger/ frisch
und gut.
Cap.
E e e
Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] alſo muͤſſen ſie auch ſpaͤter und fruͤher/ nachdem der Au-
genſchein ihren Trieb anzeigt/ gebrochen werden.
3. Daher auch die Zeit ſo punctual nicht vorzu-
ſchreiben/ viel halten dafuͤr/ daß die im Februario ge-
brochene Zweige nicht leichtlich mißrahten; ja/ daß das
in dieſem Monat gepeltzte Obſt nicht ſoll wurmig wer-
den/ welches aber nicht durchaus/ ſondern cum grano
Salis,
und mehrertheils von dem Stein-Obſt zu ver-
ſtehen iſt/ indem die in dieſem Monat allzuſcharffe froſti-
ge Lufft/ die neu aufgepfropften Reislein leichtlich erfroͤ-
ren/ und alſo die angelegte Muͤhwaltung verfehlen laſ-
ſen wuͤrde. Etliche wollen/ man ſolls im wachſenden
Monden drey oder vier Tage nach dem Neumonden/
etliche ſo lang vor dem Neumonden/ vor Aufgang der
Sonnen vornehmen/ uñ glauben/ daß wie viel Tage man
vor dem Neumonden peltze/ in ſo viel Jahren trage ein
Baum. Surculi ad inſerendum carpi debent verſus
Orientem, in quibus multæ gemmulæ, quæ vegetè
protuberant,
ſollen uͤberſich gebrochen werden. Jn
Summa/ ein Gaͤrtner muß ſich in dieſem Fall allein
nach der Zeit richten/ nachdem die Baͤume fruͤhe oder
ſpat austreiben/ alſo ſolches im Mertzen/ April/ biß-
weilen wol gar im Anfang des Mayens verrichten; al-
lein ſoll er ſich befleiſſen/ daß es bey ſchoͤnem Wetter ge-
ſchehe/ das fruͤhzeitige Obſt wird eher/ das Winter-
Obſt aber ſpaͤter darum gepeltzt/ weil auch eines zeitli-
cher als das andere ausſchlaͤgt.
4. Die Reiſer muͤſſen nicht ferne von dem Gipfel
gegen Oſten und Suͤden/ aëre ſereno, gebrochen wer-
den; viel haltens fuͤr gewiß/ daß die Reiſer aufwaͤrts
und nicht abwaͤrts ſollen gebrochen ſeyn/ und ſey ſich zu
huͤten/ daß das Reislein nicht aus den Haͤnden entfalle/
gleichſam als ſolle ſelbiger Baum kein Obſt behalten/
ſondern alles abfallen laſſen/ ſed videtur ſuperſtitio-
nem quandam ſapere;
wiewol viel unter den alten
Bauren-Regeln nicht zu verachten iſt/ und alle Dinge
in der Wirthſchafft ihre gewiſſe Cautiones und Beden-
cken haben/ die man nicht leichtlich uͤbertretten ſolle.
Von der Peltz-Schul ſind/ wie gehoͤrt/ unterſchied-
liche Meynungen/ iſt aber nicht zu zweifeln/ daß es eher
bekleibe/ und beſtaͤndiger ſey/ was bey dem Neumond
geimpft wird/ als bey dem Vollſchein/ ob ſie ſchon bey
dieſem eher/ auch mehr tragen/ doch verzehren ſie
auch ihre angebohrne Krafft eher/ nach dem Sprich-
wort: Quodcitò fit, citò perit.
Vincenzo Tanara gibt dieſe Regel: Si tagliano
i ſorcoli, da cui hanno à venir i frutti, a Luna man-
cante, e conſervati ſotto Terra, s’ inſeriſcono à Luna
creſcente, sù quel Tronco, qual deve porger alimen-
to à rami d’ allongarſi, quali in queſta maniera ſaran-
no longhi e fruttificanti.
Die beſte Peltz-Zeit ſoll ſeyn
Nachmittag und gegen Abend/ weil die Feuchtigkeit
der Nacht das Zweiglein deſto beſſer erfriſche/ ſoll auch
weder Wind noch Regen ſeyn/ und die Meſſer ſollen
ſauber/ ſcharffſchneidend und ſonſt zu nichts/ ſonderlich
weder zu Knobloch/ Zwibel/ oder andere ſcharffe Dinge
zu ſchneiden/ gebraucht werden.
Alſo ſollen die Conjunctiones & Oppoſitiones
Lunæ cum Sole, Saturno & Marte,
dem Peltzen zu-
wider/ auch wann der Mond in ſignis igneis oder terreis
iſt/ als im Widder/ Loͤwen/ Schuͤtzen/ Stier/ Jung-
frau und Steinbock/ die andern Himmels-Stellungen/
als die Configurationes Lunæ cum Venere & Jove,
[Spaltenumbruch] zuvoraus cum Mercurio, wann der Mond die andern
ſechs ſigna Zodiaci durchwandert/ ſind gut und ſehr
fruchtbar. Wiewol in dieſen viel widerwertige Mey-
nungen von den horticulturæ Scriptoribus vorfallen;
Herr Elßholtz haͤlt das Zeichen des Krebſes und Scor-
pions zum Peltzen boͤſe/ hingegen den Stier und Stein-
bock gut; alſo iſt in dieſen ſich weder auf eines noch das
andere viel zu verlaſſen; deßwegen ſoll ein Hausvatter
in dieſen und andern Wirthſchaffts-Sachen auf der
Sternen poſition und der Himmliſchen influenzen
Wirckung nicht allzuſorgfaͤltig ſich vergaffen/ ſondern
mehr darnach trachten/ daß er zu allen Garten- und
Feld-Arbeiten helles und ſtilles Wetter/ wo moͤglich/
erwehle.
5. Das Peltz-Zweiglein ſoll man von einem jaͤh-
rigen Schub/ etwan einen Schuchlang mehr oder we-
niger/ wie es ſich ſchicket/ abbrechen/ und ein wenig al-
tes Holtz/ wenigſt zween Finger breit daran laſſen;
nicht als ob es ſo eben ſeyn muͤſte/ ſondern mehr darum/
daß man die Zweige offt nicht gleich aufpeltzt/ und im
Sand oder Mieß aufbehaͤlt/ wann ſie unten altes Holtz
haben/ nicht ſo leicht von der Lufft oder den Winden ent-
ſafftet und ausgeſauget/ auch von dem Drucken und
Angreiffen nicht ſo leicht verletzet werden; und iſt ſon-
derlich das alte Holtz an denen Peltz-Zweigen/ die
man weit verſchicken will/ deſto laͤnger zu laſſen/ ſonſt
hats am Peltzen wenig zu bedeuten/ wann man gleich
den Einſchnitt von dem naͤchſten Auge daran anfaͤngt/
und das alte Holtz gar wegſchneidet; man kan auch wol
die Peltz-Zweiglein/ die man nicht erreichen kan mit
Haͤnden/ mit der Baum-Scheer abſchneiden.
6. Ob das Peltz-Reislein gleich alſobald/ oder ei-
ne Zeitlang hernach ſoll aufgepeltzt werden/ ſind auch
unterſchiedene Gebraͤuche/ viel pfropfens alſobald/
nachdem es abgebrochen; Jch habe aber befunden/ daß
dieſe Reiſer/ die man etliche Tage im Sand an einem
temperirten Ort ligen laͤſſet/ hernach beſſer bekleiben/
vielleicht weil die Muͤtterliche Nahrung in etwas aus-
geduͤnſtet/ ſie nach der friſchen Anziehung deſto williger
ſind; hingegen/ wann ſie vollkroͤpffig/ gleichſam von
ihrer Mutter-Milch voll ſind/ den fremden ungewohn-
ten Safft offt ſo ungerne und ſo lange nicht annehmen/
daß ſie (weil der Stamm gleichfalls ſeine Mutter-
Bruſt einem fremden Stiefkind ungerne mittheilet/
und lieber ſeinen eignen Austrieb ſuchet/ der aber auf
alle Weiſe zu verhuͤten) offt gar daruͤber abwelcken und
verderben.
Herr Duͤmmler vermeynet/ die Zweige/ die lang
an feuchten Orten verwahret werden/ ſonderlich von
den Apfelbaͤumen/ werden offt von den Maͤuſen bena-
get/ oder ſie werden Waſſerſchluͤndig/ und die davon
kommende Fruͤchte Waſſerſuͤchtig/ die bald anheben zu
faulen; derowegen ſey beſſer/ daß man im Garten
zwiſchen zweyen Baͤumen ein Loch grabe einer Elen
lang/ einer halben breit/ und einer viertel tief/ den Bo-
den ein wenig mit Sand beſchuͤtte/ die Peltz-Reiſer
ordentlich/ gleichſam laͤhnend/ nacheinander hinein
ſchlichte/ alsdann uͤber das Loch Reiſer lege/ etwan
eine gute Spann dick/ mit Erden uͤberſchuͤtte/ oder
mit dem aufgehebten Waſen bedecke/ ſo bleiben die
Reiſer/ biß zur Peltz-Zeit/ auch etwas laͤnger/ friſch
und gut.
Cap.
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[401/0419] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. alſo muͤſſen ſie auch ſpaͤter und fruͤher/ nachdem der Au- genſchein ihren Trieb anzeigt/ gebrochen werden. 3. Daher auch die Zeit ſo punctual nicht vorzu- ſchreiben/ viel halten dafuͤr/ daß die im Februario ge- brochene Zweige nicht leichtlich mißrahten; ja/ daß das in dieſem Monat gepeltzte Obſt nicht ſoll wurmig wer- den/ welches aber nicht durchaus/ ſondern cum grano Salis, und mehrertheils von dem Stein-Obſt zu ver- ſtehen iſt/ indem die in dieſem Monat allzuſcharffe froſti- ge Lufft/ die neu aufgepfropften Reislein leichtlich erfroͤ- ren/ und alſo die angelegte Muͤhwaltung verfehlen laſ- ſen wuͤrde. Etliche wollen/ man ſolls im wachſenden Monden drey oder vier Tage nach dem Neumonden/ etliche ſo lang vor dem Neumonden/ vor Aufgang der Sonnen vornehmen/ uñ glauben/ daß wie viel Tage man vor dem Neumonden peltze/ in ſo viel Jahren trage ein Baum. Surculi ad inſerendum carpi debent verſus Orientem, in quibus multæ gemmulæ, quæ vegetè protuberant, ſollen uͤberſich gebrochen werden. Jn Summa/ ein Gaͤrtner muß ſich in dieſem Fall allein nach der Zeit richten/ nachdem die Baͤume fruͤhe oder ſpat austreiben/ alſo ſolches im Mertzen/ April/ biß- weilen wol gar im Anfang des Mayens verrichten; al- lein ſoll er ſich befleiſſen/ daß es bey ſchoͤnem Wetter ge- ſchehe/ das fruͤhzeitige Obſt wird eher/ das Winter- Obſt aber ſpaͤter darum gepeltzt/ weil auch eines zeitli- cher als das andere ausſchlaͤgt. 4. Die Reiſer muͤſſen nicht ferne von dem Gipfel gegen Oſten und Suͤden/ aëre ſereno, gebrochen wer- den; viel haltens fuͤr gewiß/ daß die Reiſer aufwaͤrts und nicht abwaͤrts ſollen gebrochen ſeyn/ und ſey ſich zu huͤten/ daß das Reislein nicht aus den Haͤnden entfalle/ gleichſam als ſolle ſelbiger Baum kein Obſt behalten/ ſondern alles abfallen laſſen/ ſed videtur ſuperſtitio- nem quandam ſapere; wiewol viel unter den alten Bauren-Regeln nicht zu verachten iſt/ und alle Dinge in der Wirthſchafft ihre gewiſſe Cautiones und Beden- cken haben/ die man nicht leichtlich uͤbertretten ſolle. Von der Peltz-Schul ſind/ wie gehoͤrt/ unterſchied- liche Meynungen/ iſt aber nicht zu zweifeln/ daß es eher bekleibe/ und beſtaͤndiger ſey/ was bey dem Neumond geimpft wird/ als bey dem Vollſchein/ ob ſie ſchon bey dieſem eher/ auch mehr tragen/ doch verzehren ſie auch ihre angebohrne Krafft eher/ nach dem Sprich- wort: Quodcitò fit, citò perit. Vincenzo Tanara gibt dieſe Regel: Si tagliano i ſorcoli, da cui hanno à venir i frutti, a Luna man- cante, e conſervati ſotto Terra, s’ inſeriſcono à Luna creſcente, sù quel Tronco, qual deve porger alimen- to à rami d’ allongarſi, quali in queſta maniera ſaran- no longhi e fruttificanti. Die beſte Peltz-Zeit ſoll ſeyn Nachmittag und gegen Abend/ weil die Feuchtigkeit der Nacht das Zweiglein deſto beſſer erfriſche/ ſoll auch weder Wind noch Regen ſeyn/ und die Meſſer ſollen ſauber/ ſcharffſchneidend und ſonſt zu nichts/ ſonderlich weder zu Knobloch/ Zwibel/ oder andere ſcharffe Dinge zu ſchneiden/ gebraucht werden. Alſo ſollen die Conjunctiones & Oppoſitiones Lunæ cum Sole, Saturno & Marte, dem Peltzen zu- wider/ auch wann der Mond in ſignis igneis oder terreis iſt/ als im Widder/ Loͤwen/ Schuͤtzen/ Stier/ Jung- frau und Steinbock/ die andern Himmels-Stellungen/ als die Configurationes Lunæ cum Venere & Jove, zuvoraus cum Mercurio, wann der Mond die andern ſechs ſigna Zodiaci durchwandert/ ſind gut und ſehr fruchtbar. Wiewol in dieſen viel widerwertige Mey- nungen von den horticulturæ Scriptoribus vorfallen; Herr Elßholtz haͤlt das Zeichen des Krebſes und Scor- pions zum Peltzen boͤſe/ hingegen den Stier und Stein- bock gut; alſo iſt in dieſen ſich weder auf eines noch das andere viel zu verlaſſen; deßwegen ſoll ein Hausvatter in dieſen und andern Wirthſchaffts-Sachen auf der Sternen poſition und der Himmliſchen influenzen Wirckung nicht allzuſorgfaͤltig ſich vergaffen/ ſondern mehr darnach trachten/ daß er zu allen Garten- und Feld-Arbeiten helles und ſtilles Wetter/ wo moͤglich/ erwehle. 5. Das Peltz-Zweiglein ſoll man von einem jaͤh- rigen Schub/ etwan einen Schuchlang mehr oder we- niger/ wie es ſich ſchicket/ abbrechen/ und ein wenig al- tes Holtz/ wenigſt zween Finger breit daran laſſen; nicht als ob es ſo eben ſeyn muͤſte/ ſondern mehr darum/ daß man die Zweige offt nicht gleich aufpeltzt/ und im Sand oder Mieß aufbehaͤlt/ wann ſie unten altes Holtz haben/ nicht ſo leicht von der Lufft oder den Winden ent- ſafftet und ausgeſauget/ auch von dem Drucken und Angreiffen nicht ſo leicht verletzet werden; und iſt ſon- derlich das alte Holtz an denen Peltz-Zweigen/ die man weit verſchicken will/ deſto laͤnger zu laſſen/ ſonſt hats am Peltzen wenig zu bedeuten/ wann man gleich den Einſchnitt von dem naͤchſten Auge daran anfaͤngt/ und das alte Holtz gar wegſchneidet; man kan auch wol die Peltz-Zweiglein/ die man nicht erreichen kan mit Haͤnden/ mit der Baum-Scheer abſchneiden. 6. Ob das Peltz-Reislein gleich alſobald/ oder ei- ne Zeitlang hernach ſoll aufgepeltzt werden/ ſind auch unterſchiedene Gebraͤuche/ viel pfropfens alſobald/ nachdem es abgebrochen; Jch habe aber befunden/ daß dieſe Reiſer/ die man etliche Tage im Sand an einem temperirten Ort ligen laͤſſet/ hernach beſſer bekleiben/ vielleicht weil die Muͤtterliche Nahrung in etwas aus- geduͤnſtet/ ſie nach der friſchen Anziehung deſto williger ſind; hingegen/ wann ſie vollkroͤpffig/ gleichſam von ihrer Mutter-Milch voll ſind/ den fremden ungewohn- ten Safft offt ſo ungerne und ſo lange nicht annehmen/ daß ſie (weil der Stamm gleichfalls ſeine Mutter- Bruſt einem fremden Stiefkind ungerne mittheilet/ und lieber ſeinen eignen Austrieb ſuchet/ der aber auf alle Weiſe zu verhuͤten) offt gar daruͤber abwelcken und verderben. Herr Duͤmmler vermeynet/ die Zweige/ die lang an feuchten Orten verwahret werden/ ſonderlich von den Apfelbaͤumen/ werden offt von den Maͤuſen bena- get/ oder ſie werden Waſſerſchluͤndig/ und die davon kommende Fruͤchte Waſſerſuͤchtig/ die bald anheben zu faulen; derowegen ſey beſſer/ daß man im Garten zwiſchen zweyen Baͤumen ein Loch grabe einer Elen lang/ einer halben breit/ und einer viertel tief/ den Bo- den ein wenig mit Sand beſchuͤtte/ die Peltz-Reiſer ordentlich/ gleichſam laͤhnend/ nacheinander hinein ſchlichte/ alsdann uͤber das Loch Reiſer lege/ etwan eine gute Spann dick/ mit Erden uͤberſchuͤtte/ oder mit dem aufgehebten Waſen bedecke/ ſo bleiben die Reiſer/ biß zur Peltz-Zeit/ auch etwas laͤnger/ friſch und gut. Cap. E e e

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/419>, abgerufen am 25.04.2024.