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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens etc.
[Spaltenumbruch] wehrt/ seinem Obst mit gesuchtem Fleiß wollen einen un-
angenehmen Geschmack beybringen/ den man doch auf
alle Weise verbessern und lieblicher zu machen suchen sol-
te. Diß aber habe ich den fürwitzigen Gärtnern wollen
andeuten/ was P. Laurenberg im 23 cap. seiner Horti-
culturae
bezeuget/ daß diese Art bey ihren Gärtnern sehr
gebräuchig sey/ sie pflantzen einen Kerschenbaum neben
einen Weinstock/ wann er nun genugsame Wurtzen ge-
fasset und zu wachsen anfänget/ bohren sie ein Loch durch
den Stamm/ ziehen eine Rebe vom Weinstock/ ohne
Verletzung der Augen/ hindurch/ also daß sie sich wol ein-
schliesse/ und verstreichen es beyderseits mit Peltzwachs/
darauf verwächset die Reben in dem Kerschbaum; das
andere Jahr schneiden sie die Reben ab von ihren Stö-
cken/ und setzen den Kerschbaum/ wohin sie wollen.

Von Vergrösserung der Frucht sagt erstgemeldter
Laurenbergius lib. 1. c. 17. nehmt vier Mandeln oder
Pfersichen/ legt sie in einen Topf mit Erden/ also daß die
Spitzen zusammen sich kehren/ darnach kehret den Topf
um/ bohrt ein Loch in den Boden/ und vergrabt ihn also
umgekehrtins Erdreich; am Auswachsen müssen die jun-
gen Schösse alle zu diesem Loch heraus dringen/ und wach-
sen zu einem Stammen/ deren Frucht nachgehends 2 oder 3
mal grössere Früchte zu bringen pfleget.

Wann ein Baum verdorren will/ so bohre unter den
Ort/ da er gepeltzet worden/ mit einem Nabinger in der
grösten Winters-Kälte ein Loch biß auf den Kern/ laß
das Loch 3 oder 4 Wochen offen stehen/ alsdann thue
Zimmet/ Nägele und Zucker drein/ und verschlag das Loch
mit einem Hagendornen Zweck/ so ist ihm wieder (sagt
Herr Dümler) auf viel Jahr geholffen; Er sagt auch/
wann man auf einen jungen Feigenknopf (oculo Fici)
einen Nahmen oder Wort schreibet/ mit einem Griffel/
so wächst die Schrifft mit der Feigen fort/ und werden
die Buchstaben groß.

Idem sagt im 2 Theil am 4 cap. wann jemand einen
Pfersich-Zweig auf einen Nußbaum Stamm pfropffet/
und besprenget denselben offt mit Zigenmilch/ so wird er
fruchtbar/ und bringt grosse Pfersichen/ die inwendig
Nüsse haben.

Jtem geschriebene Pfersich zu machen/ wann du ei-
nen Kern 2 oder 3 Tag in Wasser legest/ so wird sich des-
sen Schluß erweichen/ mache alsdann den Steingemach
auf/ nimm den Kern heraus/ und schreib auf desselben
Schelffen/ oder Häutlein mit einem Griffel/ was du wilt/
doch nicht zu tief/ darnach thue den Kern wieder in den
Stein/ wickel ihn in ein Papier/ und setz ihn also ein/ so
wächst der Kern aus/ und wird zu einem Bäumlein; an
dessen Früchten auswendig zu sehen seyn wird/ was du zu-
vor auf den Kern gezeichnet hast. Jtem/ sagt er/ wann
jemand recht grosse und vollkommene Kütten haben will/
so beuge er den Zweig/ daran der Kütten-Apfel hanget/ in
einen Hafen mit Erdreich/ und laß ihn darinnen wachsen/
so wird er recht groß werden.

Wann man von Gips und Hafner-Dhon allerley
inwendig gemodelte Geschirr auf die noch im Wachsen
begriffene Früchte bindet/ so krieget das Obst/ als Kütten-
Aepfel/ (Kürbis/ Melon/ Ummurcken) dieselbige Fi-
gur/ die im Modell eingepregt ist.

[Spaltenumbruch]

Das ist wol gewiß/ wann man die edlen Prünner-
Aepfel/ Morschanßker/ oder Holderäpfel auf Stämme
von Passamäner und anderer grossen Aepfel; oder Mu-
scatellbirnen auf Pfundbirnen-Stammen peltzet/ daß sie
sich um ein merckliches ergrössern.

Wie man an einem Rosenstock vielerley Rosen ha-
ben soll/ lehret Herr Dümler also: Jm Früling/ wann die
Rosenstöcke anfahen zu drucken/ und Augen zu treiben/ so
bohret mit einer Ahl unter den Augen eines weissen Ro-
senstocks ein Loch/ unterwärts biß auf das Marck/ lasset
mit einer Schreibfeder ein wenig Brasilien-Farbe hinein
fliessen/ unter einem andern Auge bohret gleichfalls ein
Löchlein/ und flösset gelbe Farbe hinein/ fahret so fort mit
einem dritten und vierdten/ und lasset grüne und blaue
Farbe hinein; also bringt der Rosenstock zwar seine weis-
se Rosen von Natur/ die unterbohrten Augen aber sollen
Rosen bringen nach Art der viererley eingeflösten Farben.
Gewisser aber ists/ wann man durch das Aeugeln vieler-
ley Arten Rosen auf einen Stock bringet. Die Musca-
ten-Rösel auf grosse weisse oder Purpurfarbe Rosen ge-
peltzt/ werden viel grösser und schöner.

Wann man einen Baum/ der saures Obst bringet/
eine Spanne ober der Wurtzen untersich einbohret/ und
geust Hönigseim darein/ so soll das Obst süß werden/ das
Loch muß mit einem Nagel desselben Baums wieder
verschlagen seyn.

Jn den Actis Philos. & Physicis Reg. Societ. Anglicanae fol. 740
stehet: ad saporem fructuum immutandum, probabilis modus, quam-
vis non admodum certus esse potest: Radices & truncum, deor-
sum & transverse perforare, & foramina copiose ejusdem vel aliaus
arboris succo replere, in quem aliquae aromaticae substantiae largi-
ter infusae fuerint.

Warum aber die alten Bäume bessere und frühzeitigere Früch-
te tragen/ als die jungen/ ist die Antwort: Weil die nunmehr voll-
kommene Bäume nur zur Fruchtbringung/ und nicht zur Gewächses-
Vermehrung ihren Safft beybringen dörffen/ und also zu einer
Arbeit erklecklicher sind/ als zu zweyen; da hingegen der jungen
Bäume Nahrung/ mehr zur Ergrösserung und Zunehmen sowol des
Stammens/ als der Aeste/ als zur Vollkommenheit der Frucht
dienen können; als wie der gelehrte Bodinus recht saget: Novellae
stirpes alimenta convertunt in incrementum, fructibus autem cru-
dum & inconcoctum humorem continue ingerunt; qui obest ma-
turitati. Veteres autem stirpes, incrementum plenum assecutae,
humorem nimis copiose in fructus efferunt, ac proinde facilius ex-
coquunt.

Was sonst die Kunstreiche Veränderung der Gewächse und
Früchte anlanget; daß sie am Geruch/ Farben/ Geschmack und Ei-
genschafft aus ihrer Art schlagen/ hält erstgedachter hochgelehrte
Bodinus nicht viel davon/ und sagt: Id vel locorum varietati, vel
aliarum stirpium propinquitati & contagiei, vel hominum curioso-
rum vitio tribuendum est, qui stirpium, radicum ac seminum mi-
stione, aut colorum & saporum infusione, aut medullarum ado-
ptione, naturam ingenuam turpissima servitute depravant, cum ex
ceraso uvas aut rosas inutiles, aut vitibus exempta medulla race-
mos semine vacuos ex arboribus pruna sine nucleis, ex Aquifolio
rosas virides & inodoras, e genista rosas luteas, repugnante ac invi-
ta natura promere cogunt; Lege Divina vetante, ullam stirpium
aut seminum confusionem aut plantarum adulteria fieri.

Und sind dergleichen Curiositäten bey denen Authoren/ so von
Baumgärten geschrieben/ hin und wieder viel zu finden/ von denen
doch die wenigsten die Prob halten; also habe ich auch derselben viel
unterlassen/ weil sie mehr Fürwitz als Nutzen in sich halten. Wer
sonst von allerhand wunderbaren Bäumen zu lesen begehret/ der be-
sehe D. Joh. Adami Weberi curiose und fruchtreiche Discursen im
12 Discurs von der Dendrologia.

PRO-

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ꝛc.
[Spaltenumbruch] wehrt/ ſeinem Obſt mit geſuchtem Fleiß wollen einen un-
angenehmen Geſchmack beybringen/ den man doch auf
alle Weiſe verbeſſern und lieblicher zu machen ſuchen ſol-
te. Diß aber habe ich den fuͤrwitzigen Gaͤrtnern wollen
andeuten/ was P. Laurenberg im 23 cap. ſeiner Horti-
culturæ
bezeuget/ daß dieſe Art bey ihren Gaͤrtnern ſehr
gebraͤuchig ſey/ ſie pflantzen einen Kerſchenbaum neben
einen Weinſtock/ wann er nun genugſame Wurtzen ge-
faſſet und zu wachſen anfaͤnget/ bohren ſie ein Loch durch
den Stamm/ ziehen eine Rebe vom Weinſtock/ ohne
Verletzung der Augen/ hindurch/ alſo daß ſie ſich wol ein-
ſchlieſſe/ und verſtreichen es beyderſeits mit Peltzwachs/
darauf verwaͤchſet die Reben in dem Kerſchbaum; das
andere Jahr ſchneiden ſie die Reben ab von ihren Stoͤ-
cken/ und ſetzen den Kerſchbaum/ wohin ſie wollen.

Von Vergroͤſſerung der Frucht ſagt erſtgemeldter
Laurenbergius lib. 1. c. 17. nehmt vier Mandeln oder
Pferſichen/ legt ſie in einen Topf mit Erden/ alſo daß die
Spitzen zuſammen ſich kehren/ darnach kehret den Topf
um/ bohrt ein Loch in den Boden/ und vergrabt ihn alſo
umgekehrtins Erdreich; am Auswachſen muͤſſen die jun-
gen Schoͤſſe alle zu dieſem Loch heraus dringen/ und wach-
ſen zu einem Stam̃en/ deren Frucht nachgehends 2 oder 3
mal groͤſſere Fruͤchte zu bringen pfleget.

Wann ein Baum verdorren will/ ſo bohre unter den
Ort/ da er gepeltzet worden/ mit einem Nabinger in der
groͤſten Winters-Kaͤlte ein Loch biß auf den Kern/ laß
das Loch 3 oder 4 Wochen offen ſtehen/ alsdann thue
Zim̃et/ Naͤgele und Zucker drein/ und verſchlag das Loch
mit einem Hagendornen Zweck/ ſo iſt ihm wieder (ſagt
Herr Duͤmler) auf viel Jahr geholffen; Er ſagt auch/
wann man auf einen jungen Feigenknopf (oculo Fici)
einen Nahmen oder Wort ſchreibet/ mit einem Griffel/
ſo waͤchſt die Schrifft mit der Feigen fort/ und werden
die Buchſtaben groß.

Idem ſagt im 2 Theil am 4 cap. wann jemand einen
Pferſich-Zweig auf einen Nußbaum Stamm pfropffet/
und beſprenget denſelben offt mit Zigenmilch/ ſo wird er
fruchtbar/ und bringt groſſe Pferſichen/ die inwendig
Nuͤſſe haben.

Jtem geſchriebene Pferſich zu machen/ wann du ei-
nen Kern 2 oder 3 Tag in Waſſer legeſt/ ſo wird ſich deſ-
ſen Schluß erweichen/ mache alsdann den Steingemach
auf/ nimm den Kern heraus/ und ſchreib auf deſſelben
Schelffen/ oder Haͤutlein mit einem Griffel/ was du wilt/
doch nicht zu tief/ darnach thue den Kern wieder in den
Stein/ wickel ihn in ein Papier/ und ſetz ihn alſo ein/ ſo
waͤchſt der Kern aus/ und wird zu einem Baͤumlein; an
deſſen Fruͤchten auswendig zu ſehen ſeyn wird/ was du zu-
vor auf den Kern gezeichnet haſt. Jtem/ ſagt er/ wann
jemand recht groſſe und vollkommene Kuͤtten haben will/
ſo beuge er den Zweig/ daran der Kuͤtten-Apfel hanget/ in
einen Hafen mit Erdreich/ und laß ihn darinnen wachſen/
ſo wird er recht groß werden.

Wann man von Gips und Hafner-Dhon allerley
inwendig gemodelte Geſchirr auf die noch im Wachſen
begriffene Fruͤchte bindet/ ſo krieget das Obſt/ als Kuͤtten-
Aepfel/ (Kuͤrbis/ Melon/ Ummurcken) dieſelbige Fi-
gur/ die im Modell eingepregt iſt.

[Spaltenumbruch]

Das iſt wol gewiß/ wann man die edlen Pruͤnner-
Aepfel/ Morſchanßker/ oder Holderaͤpfel auf Staͤmme
von Paſſamaͤner und anderer groſſen Aepfel; oder Mu-
ſcatellbirnen auf Pfundbirnen-Stammen peltzet/ daß ſie
ſich um ein merckliches ergroͤſſern.

Wie man an einem Roſenſtock vielerley Roſen ha-
ben ſoll/ lehret Herr Duͤmler alſo: Jm Fruͤling/ wañ die
Roſenſtoͤcke anfahen zu drucken/ und Augen zu treiben/ ſo
bohret mit einer Ahl unter den Augen eines weiſſen Ro-
ſenſtocks ein Loch/ unterwaͤrts biß auf das Marck/ laſſet
mit einer Schreibfeder ein wenig Braſilien-Farbe hinein
flieſſen/ unter einem andern Auge bohret gleichfalls ein
Loͤchlein/ und floͤſſet gelbe Farbe hinein/ fahret ſo fort mit
einem dritten und vierdten/ und laſſet gruͤne und blaue
Farbe hinein; alſo bringt der Roſenſtock zwar ſeine weiſ-
ſe Roſen von Natur/ die unterbohrten Augen aber ſollen
Roſen bringen nach Art der viererley eingefloͤſten Faꝛben.
Gewiſſer aber iſts/ wann man durch das Aeugeln vieler-
ley Arten Roſen auf einen Stock bringet. Die Muſca-
ten-Roͤſel auf groſſe weiſſe oder Purpurfarbe Roſen ge-
peltzt/ werden viel groͤſſer und ſchoͤner.

Wann man einen Baum/ der ſaures Obſt bringet/
eine Spanne ober der Wurtzen unterſich einbohret/ und
geuſt Hoͤnigſeim darein/ ſo ſoll das Obſt ſuͤß werden/ das
Loch muß mit einem Nagel deſſelben Baums wieder
verſchlagen ſeyn.

Jn den Actis Philoſ. & Phyſicis Reg. Societ. Anglicanæ fol. 740
ſtehet: ad ſaporem fructuum immutandum, probabilis modus, quam-
vis non admodum certus eſſe poteſt: Radices & truncum, deor-
ſum & transversè perforare, & foramina copiosè ejusdem vel aliûs
arboris ſucco replere, in quem aliquæ aromaticæ ſubſtantiæ largi-
ter infuſæ fuerint.

Warum aber die alten Baͤume beſſere und fruͤhzeitigere Fruͤch-
te tragen/ als die jungen/ iſt die Antwort: Weil die nunmehr voll-
kommene Baͤume nur zur Fruchtbringung/ uñ nicht zur Gewaͤchſes-
Vermehrung ihren Safft beybringen doͤrffen/ und alſo zu einer
Arbeit erklecklicher ſind/ als zu zweyen; da hingegen der jungen
Baͤume Nahrung/ mehr zur Ergroͤſſerung und Zunehmen ſowol des
Stammens/ als der Aeſte/ als zur Vollkommenheit der Frucht
dienen koͤnnen; als wie der gelehrte Bodinus recht ſaget: Novellæ
ſtirpes alimenta convertunt in incrementum, fructibus autem cru-
dum & inconcoctum humorem continuè ingerunt; qui obeſt ma-
turitati. Veteres autem ſtirpes, incrementum plenum aſſecutæ,
humorem nimis copiosè in fructus efferunt, ac proinde faciliùs ex-
coquunt.

Was ſonſt die Kunſtreiche Veraͤnderung der Gewaͤchſe und
Fruͤchte anlanget; daß ſie am Geruch/ Farben/ Geſchmack und Ei-
genſchafft aus ihrer Art ſchlagen/ haͤlt erſtgedachter hochgelehrte
Bodinus nicht viel davon/ und ſagt: Id vel locorum varietati, vel
aliarum ſtirpium propinquitati & contagiei, vel hominum curioſo-
rum vitio tribuendum eſt, qui ſtirpium, radicum ac ſeminum mi-
ſtione, aut colorum & ſaporum infuſione, aut medullarum ado-
ptione, naturam ingenuam turpiſſimâ ſervitute depravant, cum ex
ceraſo uvas aut roſas inutiles, aut vitibus exemptâ medullâ race-
mos ſemine vacuos ex arboribus pruna ſine nucleis, ex Aquifolio
roſas virides & inodoras, è geniſta roſas luteas, repugnante ac invi-
tâ naturâ promere cogunt; Lege Divinâ vetante, ullam ſtirpium
aut ſeminum confuſionem aut plantarum adulteria fieri.

Und ſind dergleichen Curioſitaͤten bey denen Authoren/ ſo von
Baumgaͤrten geſchrieben/ hin und wieder viel zu finden/ von denen
doch die wenigſten die Prob halten; alſo habe ich auch derſelben viel
unterlaſſen/ weil ſie mehr Fuͤrwitz als Nutzen in ſich halten. Wer
ſonſt von allerhand wunderbaren Baͤumen zu leſen begehret/ der be-
ſehe D. Joh. Adami Weberi curioſe und fruchtreiche Diſcurſen im
12 Diſcurs von der Dendrologia.

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[446/0464] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ꝛc. wehrt/ ſeinem Obſt mit geſuchtem Fleiß wollen einen un- angenehmen Geſchmack beybringen/ den man doch auf alle Weiſe verbeſſern und lieblicher zu machen ſuchen ſol- te. Diß aber habe ich den fuͤrwitzigen Gaͤrtnern wollen andeuten/ was P. Laurenberg im 23 cap. ſeiner Horti- culturæ bezeuget/ daß dieſe Art bey ihren Gaͤrtnern ſehr gebraͤuchig ſey/ ſie pflantzen einen Kerſchenbaum neben einen Weinſtock/ wann er nun genugſame Wurtzen ge- faſſet und zu wachſen anfaͤnget/ bohren ſie ein Loch durch den Stamm/ ziehen eine Rebe vom Weinſtock/ ohne Verletzung der Augen/ hindurch/ alſo daß ſie ſich wol ein- ſchlieſſe/ und verſtreichen es beyderſeits mit Peltzwachs/ darauf verwaͤchſet die Reben in dem Kerſchbaum; das andere Jahr ſchneiden ſie die Reben ab von ihren Stoͤ- cken/ und ſetzen den Kerſchbaum/ wohin ſie wollen. Von Vergroͤſſerung der Frucht ſagt erſtgemeldter Laurenbergius lib. 1. c. 17. nehmt vier Mandeln oder Pferſichen/ legt ſie in einen Topf mit Erden/ alſo daß die Spitzen zuſammen ſich kehren/ darnach kehret den Topf um/ bohrt ein Loch in den Boden/ und vergrabt ihn alſo umgekehrtins Erdreich; am Auswachſen muͤſſen die jun- gen Schoͤſſe alle zu dieſem Loch heraus dringen/ und wach- ſen zu einem Stam̃en/ deren Frucht nachgehends 2 oder 3 mal groͤſſere Fruͤchte zu bringen pfleget. Wann ein Baum verdorren will/ ſo bohre unter den Ort/ da er gepeltzet worden/ mit einem Nabinger in der groͤſten Winters-Kaͤlte ein Loch biß auf den Kern/ laß das Loch 3 oder 4 Wochen offen ſtehen/ alsdann thue Zim̃et/ Naͤgele und Zucker drein/ und verſchlag das Loch mit einem Hagendornen Zweck/ ſo iſt ihm wieder (ſagt Herr Duͤmler) auf viel Jahr geholffen; Er ſagt auch/ wann man auf einen jungen Feigenknopf (oculo Fici) einen Nahmen oder Wort ſchreibet/ mit einem Griffel/ ſo waͤchſt die Schrifft mit der Feigen fort/ und werden die Buchſtaben groß. Idem ſagt im 2 Theil am 4 cap. wann jemand einen Pferſich-Zweig auf einen Nußbaum Stamm pfropffet/ und beſprenget denſelben offt mit Zigenmilch/ ſo wird er fruchtbar/ und bringt groſſe Pferſichen/ die inwendig Nuͤſſe haben. Jtem geſchriebene Pferſich zu machen/ wann du ei- nen Kern 2 oder 3 Tag in Waſſer legeſt/ ſo wird ſich deſ- ſen Schluß erweichen/ mache alsdann den Steingemach auf/ nimm den Kern heraus/ und ſchreib auf deſſelben Schelffen/ oder Haͤutlein mit einem Griffel/ was du wilt/ doch nicht zu tief/ darnach thue den Kern wieder in den Stein/ wickel ihn in ein Papier/ und ſetz ihn alſo ein/ ſo waͤchſt der Kern aus/ und wird zu einem Baͤumlein; an deſſen Fruͤchten auswendig zu ſehen ſeyn wird/ was du zu- vor auf den Kern gezeichnet haſt. Jtem/ ſagt er/ wann jemand recht groſſe und vollkommene Kuͤtten haben will/ ſo beuge er den Zweig/ daran der Kuͤtten-Apfel hanget/ in einen Hafen mit Erdreich/ und laß ihn darinnen wachſen/ ſo wird er recht groß werden. Wann man von Gips und Hafner-Dhon allerley inwendig gemodelte Geſchirr auf die noch im Wachſen begriffene Fruͤchte bindet/ ſo krieget das Obſt/ als Kuͤtten- Aepfel/ (Kuͤrbis/ Melon/ Ummurcken) dieſelbige Fi- gur/ die im Modell eingepregt iſt. Das iſt wol gewiß/ wann man die edlen Pruͤnner- Aepfel/ Morſchanßker/ oder Holderaͤpfel auf Staͤmme von Paſſamaͤner und anderer groſſen Aepfel; oder Mu- ſcatellbirnen auf Pfundbirnen-Stammen peltzet/ daß ſie ſich um ein merckliches ergroͤſſern. Wie man an einem Roſenſtock vielerley Roſen ha- ben ſoll/ lehret Herr Duͤmler alſo: Jm Fruͤling/ wañ die Roſenſtoͤcke anfahen zu drucken/ und Augen zu treiben/ ſo bohret mit einer Ahl unter den Augen eines weiſſen Ro- ſenſtocks ein Loch/ unterwaͤrts biß auf das Marck/ laſſet mit einer Schreibfeder ein wenig Braſilien-Farbe hinein flieſſen/ unter einem andern Auge bohret gleichfalls ein Loͤchlein/ und floͤſſet gelbe Farbe hinein/ fahret ſo fort mit einem dritten und vierdten/ und laſſet gruͤne und blaue Farbe hinein; alſo bringt der Roſenſtock zwar ſeine weiſ- ſe Roſen von Natur/ die unterbohrten Augen aber ſollen Roſen bringen nach Art der viererley eingefloͤſten Faꝛben. Gewiſſer aber iſts/ wann man durch das Aeugeln vieler- ley Arten Roſen auf einen Stock bringet. Die Muſca- ten-Roͤſel auf groſſe weiſſe oder Purpurfarbe Roſen ge- peltzt/ werden viel groͤſſer und ſchoͤner. Wann man einen Baum/ der ſaures Obſt bringet/ eine Spanne ober der Wurtzen unterſich einbohret/ und geuſt Hoͤnigſeim darein/ ſo ſoll das Obſt ſuͤß werden/ das Loch muß mit einem Nagel deſſelben Baums wieder verſchlagen ſeyn. Jn den Actis Philoſ. & Phyſicis Reg. Societ. Anglicanæ fol. 740 ſtehet: ad ſaporem fructuum immutandum, probabilis modus, quam- vis non admodum certus eſſe poteſt: Radices & truncum, deor- ſum & transversè perforare, & foramina copiosè ejusdem vel aliûs arboris ſucco replere, in quem aliquæ aromaticæ ſubſtantiæ largi- ter infuſæ fuerint. Warum aber die alten Baͤume beſſere und fruͤhzeitigere Fruͤch- te tragen/ als die jungen/ iſt die Antwort: Weil die nunmehr voll- kommene Baͤume nur zur Fruchtbringung/ uñ nicht zur Gewaͤchſes- Vermehrung ihren Safft beybringen doͤrffen/ und alſo zu einer Arbeit erklecklicher ſind/ als zu zweyen; da hingegen der jungen Baͤume Nahrung/ mehr zur Ergroͤſſerung und Zunehmen ſowol des Stammens/ als der Aeſte/ als zur Vollkommenheit der Frucht dienen koͤnnen; als wie der gelehrte Bodinus recht ſaget: Novellæ ſtirpes alimenta convertunt in incrementum, fructibus autem cru- dum & inconcoctum humorem continuè ingerunt; qui obeſt ma- turitati. Veteres autem ſtirpes, incrementum plenum aſſecutæ, humorem nimis copiosè in fructus efferunt, ac proinde faciliùs ex- coquunt. Was ſonſt die Kunſtreiche Veraͤnderung der Gewaͤchſe und Fruͤchte anlanget; daß ſie am Geruch/ Farben/ Geſchmack und Ei- genſchafft aus ihrer Art ſchlagen/ haͤlt erſtgedachter hochgelehrte Bodinus nicht viel davon/ und ſagt: Id vel locorum varietati, vel aliarum ſtirpium propinquitati & contagiei, vel hominum curioſo- rum vitio tribuendum eſt, qui ſtirpium, radicum ac ſeminum mi- ſtione, aut colorum & ſaporum infuſione, aut medullarum ado- ptione, naturam ingenuam turpiſſimâ ſervitute depravant, cum ex ceraſo uvas aut roſas inutiles, aut vitibus exemptâ medullâ race- mos ſemine vacuos ex arboribus pruna ſine nucleis, ex Aquifolio roſas virides & inodoras, è geniſta roſas luteas, repugnante ac invi- tâ naturâ promere cogunt; Lege Divinâ vetante, ullam ſtirpium aut ſeminum confuſionem aut plantarum adulteria fieri. Und ſind dergleichen Curioſitaͤten bey denen Authoren/ ſo von Baumgaͤrten geſchrieben/ hin und wieder viel zu finden/ von denen doch die wenigſten die Prob halten; alſo habe ich auch derſelben viel unterlaſſen/ weil ſie mehr Fuͤrwitz als Nutzen in ſich halten. Wer ſonſt von allerhand wunderbaren Baͤumen zu leſen begehret/ der be- ſehe D. Joh. Adami Weberi curioſe und fruchtreiche Diſcurſen im 12 Diſcurs von der Dendrologia. PRO-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/464>, abgerufen am 25.04.2024.