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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] gen zu ihren Sträuchern gesendet/ sie selbst da abzubre-
chen und zu geniessen. Dieses Gewächs liebet feuchten
und naßländigen Stand.

2. Gedenckt er auch eines in Engelland wachsen-
den Chamaerubi, mit einer dunckel-Purpurfärbigen
Blumen/ die Frucht ist wie die andern Himbeer/ oder
Brombeer/ ohne ein wenig kleiner/ wird im Augusto
zeitig und roth.

[Spaltenumbruch]

Ob aber dieses von einerley Art mit dieser unsern sey/
zweifle ich starck/ und hielte es eher für eine speciem
aliquam Chamaerhododendri,
wegen seiner schönen/
vielen langen nach und nach blühenden/ auch zierlichen
Rosenblumen; oder für ein Geschlecht des Balsami Al-
pini,
wegen Gleichheit der Blumen/ und des starcken
Balsamischen Geruchs.

Cap. LXIX.
Vom Baum des Lebens und Sevenbaum.
[Spaltenumbruch]

ARbor Vitae, in etlichen Herbariis (weiß aber
nicht wie recht) auch Cedrus Lycia und Baum des
Lebens genennt. Jst ein Baum an den Blättern
dem Sevenbaum nicht ungleich/ ausser daß er gerade
in die Höhe wächst/ kan den Winter wol gedulden und
ausdauren; Jnmassen ich selbst zu Rohrbach in Oester-
reich drey derselben in meinem Garten neben der Plan-
cken in gleicher distanz voneinander abgeteilt stehen ge-
habt habe/ die/ weil sie wie die Cypressen/ von unten auf
biß oben an viel Aeste gehabt/ des überlästigen Schattens
halben/ damit sie andere Gewächse beschweret/ von mir
untenher biß auf eine halbe Elen von der Höhe/ wo der
Gipffel und Thyrsis geblieben/ sind beschnitten/ und die
Schnitte mit Peltzwachs verstrichen worden/ nichts desto
weniger stattlich fortgewachsen/ und schon wol fünfte-
halb Elen hoch gewesen/ welche Zweifels ohne noch da-
selbst zu finden; wie ich dann in der Stadt Steyer in
Ober-Oesterreich/ nahe bey der Burgk/ einen solchen
Baum gesehen/ der wenigst 15 oder mehr Elen hoch/ und
vor etlichen Jahren schon so dick gewesen/ daß ihn ein
grosser Mann nicht gar umgreiffen können.

Der Stamm ist gerad/ die Rinden rothbraun/ un-
eben und zerschrunden/ der Geruch ist starck und Pe-
chicht/ bleibt auch im Winter grün/ ohne daß sie zur sel-
ben Zeit etwas dunckler und bleichgrüner sich zeigen/ an
den Spitzen der Aeste kommen im Früling kleine gelb-
lichte Blümlein/ die hernach ein kleines schuppichtes
Bötzlein von sich geben/ worinn Zweifels ohne ihr kleiner
Saame verborgen ligt/ und die Fortpflantzung und
Vermehrung kan durch diesen Saamen geschehen.
Diese junge Pfläntzlein gleichen die ersten zwey Jahr/ ehe
sie sich in die Aeste vertheilen/ den Kranaweth-Blättern/
die abgebrochenen Zweiglein aber/ wann sie in taugliche
Erden eingelegt/ und im Schatten gehalten werden/ fas-
sen leichtlich und bekeimen wol.

Castor Durantes schreibt/ er werde vornehmlich in
Franckreich gefunden/ sey einer hitzigen und trockenen
Natur/ am Geschmack etwas bitter/ und eines fast an-
muthigen Geruchs/ und stärcke deßwegen das Mensch-
liche Leben. Er hat solchen Geruch nicht allein/ wann er
[Spaltenumbruch] noch frisch und grün ist/ sondern auch hernach/ wann er
dürr worden/ und seinen Safft verlohren; hat von Na-
tur die Art/ daß er/ Vermög seines bittern Geschmacks/
und subtilen Stucken/ reinigt und verdauet.

Sevenbaum/ Sabina, ist Männliches und Weibli-
ches Geschlechtes/ auch von grösserer und kleinerer Gat-
tung/ er biegt sich von Natur gern untersich zur Erden/
daher wann man ihn übersich/ oder zu Portalen haben
und gebrauchen will/ muß er mit Pfälen und Banden
darzu gezwungen werden.

Etliche tragen Beerlein etwas grösser als die Kran-
wethbeer/ und fast von gleichem Geschmack/ etliche aber
sind gantz unfruchtbar/ wiewol sie gelbgrüne/ etliche auch
leibrothfarbe Blümlein tragen/ sind eines schärffern
Geruchs/ als die Beer-tragenden/ bleiben stets grün;
diß Gewächs ist warm und trocken/ im dritten Grad/ und
nach Galeni Zeugnus/ einer gar subtilen Substanz zu
eröffnen/ dünn zu machen/ zu treiben und zu zertheilen;
treibt den Harn/ die Menstrua, und die Geburt/ darum
sich schwangere Frauen dafür vorzusehen/ auch nicht je-
derman/ sonderlich verdächtigen ledigen Weibs-Per-
sonen darüber zu lassen/ oder davon mitzutheilen.

Das Kraut/ schreibt Tabernaemontanus, mit
Hönig vermischt und angestrichen/ sänfftiget die hitzige
Geschwulst/ vertreibet die schwartzen Makeln/ und säu-
bert die Unreinigkeit der Haut.

Jtem zu bösen und harten Gehör: Nimm die
Beer davon/ koche sie in Leindotter-Oel/ in einem küpf-
fernen Geschirr/ biß daß es schwartz werde/ solches
tropfe in die Ohren/ es hilfft bald.

Die Hüner mit diesem Kraut beräuchert/ vertreibet
ihnen den Schnupfen.

Wider den Grind der jungen Kinder: Nimm das
Pulver von diesem Kraut/ vermenge es mit Milchraum/
und salbe das grindige Haubt darmit.

Diß Gewächs bedarf keiner sondern Wartung/
die Vermehrung geschicht durch abgebrochene eingelegte
Zweiglein/ auch durch Einsencken; was man einlegt/
muß Schatten haben.

Cap. LXX.
Von Pimper-Nüßlein/ Tamarisken und Rheinweiden/
oder
Ligustro.
[Spaltenumbruch]

ALle diese Gewächse findet man an theils Orten
in Wäldern und Feldern/ weil sie aber an etli-
chen Orten seltzam/ und in die Spalier und Gar-
ten-Zierden können gebraucht werden/ sind sie auch von
[Spaltenumbruch] etlichen Gärtnern unter die Zahl der Garten-Gewächse
gekommen.

Pimper-Nüßlein/ Staphy lodendron, von etlichen
Nux vesicaria genennet/ sind nicht diejenigen Pimper-

Nüßlein

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] gen zu ihren Straͤuchern geſendet/ ſie ſelbſt da abzubre-
chen und zu genieſſen. Dieſes Gewaͤchs liebet feuchten
und naßlaͤndigen Stand.

2. Gedenckt er auch eines in Engelland wachſen-
den Chamærubi, mit einer dunckel-Purpurfaͤrbigen
Blumen/ die Frucht iſt wie die andern Himbeer/ oder
Brombeer/ ohne ein wenig kleiner/ wird im Auguſto
zeitig und roth.

[Spaltenumbruch]

Ob aber dieſes von einerley Art mit dieſer unſern ſey/
zweifle ich ſtarck/ und hielte es eher fuͤr eine ſpeciem
aliquam Chamærhododendri,
wegen ſeiner ſchoͤnen/
vielen langen nach und nach bluͤhenden/ auch zierlichen
Roſenblumen; oder fuͤr ein Geſchlecht des Balſami Al-
pini,
wegen Gleichheit der Blumen/ und des ſtarcken
Balſamiſchen Geruchs.

Cap. LXIX.
Vom Baum des Lebens und Sevenbaum.
[Spaltenumbruch]

ARbor Vitæ, in etlichen Herbariis (weiß aber
nicht wie recht) auch Cedrus Lycia und Baum des
Lebens genennt. Jſt ein Baum an den Blaͤttern
dem Sevenbaum nicht ungleich/ auſſer daß er gerade
in die Hoͤhe waͤchſt/ kan den Winter wol gedulden und
ausdauren; Jnmaſſen ich ſelbſt zu Rohrbach in Oeſter-
reich drey derſelben in meinem Garten neben der Plan-
cken in gleicher diſtanz voneinander abgeteilt ſtehen ge-
habt habe/ die/ weil ſie wie die Cypreſſen/ von unten auf
biß oben an viel Aeſte gehabt/ des uͤberlaͤſtigẽ Schattens
halben/ damit ſie andere Gewaͤchſe beſchweret/ von mir
untenher biß auf eine halbe Elen von der Hoͤhe/ wo der
Gipffel und Thyrſis geblieben/ ſind beſchnitten/ und die
Schnitte mit Peltzwachs verſtrichen wordẽ/ nichts deſto
weniger ſtattlich fortgewachſen/ und ſchon wol fuͤnfte-
halb Elen hoch geweſen/ welche Zweifels ohne noch da-
ſelbſt zu finden; wie ich dann in der Stadt Steyer in
Ober-Oeſterreich/ nahe bey der Burgk/ einen ſolchen
Baum geſehen/ der wenigſt 15 oder mehr Elen hoch/ und
vor etlichen Jahren ſchon ſo dick geweſen/ daß ihn ein
groſſer Mann nicht gar umgreiffen koͤnnen.

Der Stamm iſt gerad/ die Rinden rothbraun/ un-
eben und zerſchrunden/ der Geruch iſt ſtarck und Pe-
chicht/ bleibt auch im Winter gruͤn/ ohne daß ſie zur ſel-
ben Zeit etwas dunckler und bleichgruͤner ſich zeigen/ an
den Spitzen der Aeſte kommen im Fruͤling kleine gelb-
lichte Bluͤmlein/ die hernach ein kleines ſchuppichtes
Boͤtzlein von ſich geben/ worinn Zweifels ohne ihr kleiner
Saame verborgen ligt/ und die Fortpflantzung und
Vermehrung kan durch dieſen Saamen geſchehen.
Dieſe junge Pflaͤntzlein gleichen die erſten zwey Jahr/ ehe
ſie ſich in die Aeſte vertheilen/ den Kranaweth-Blaͤttern/
die abgebrochenen Zweiglein aber/ wann ſie in taugliche
Erden eingelegt/ und im Schatten gehalten werden/ faſ-
ſen leichtlich und bekeimen wol.

Caſtor Durantes ſchreibt/ er werde vornehmlich in
Franckreich gefunden/ ſey einer hitzigen und trockenen
Natur/ am Geſchmack etwas bitter/ und eines faſt an-
muthigen Geruchs/ und ſtaͤrcke deßwegen das Menſch-
liche Leben. Er hat ſolchen Geruch nicht allein/ wann er
[Spaltenumbruch] noch friſch und gruͤn iſt/ ſondern auch hernach/ wann er
duͤrr worden/ und ſeinen Safft verlohren; hat von Na-
tur die Art/ daß er/ Vermoͤg ſeines bittern Geſchmacks/
und ſubtilen Stucken/ reinigt und verdauet.

Sevenbaum/ Sabina, iſt Maͤnnliches und Weibli-
ches Geſchlechtes/ auch von groͤſſerer und kleinerer Gat-
tung/ er biegt ſich von Natur gern unterſich zur Erden/
daher wann man ihn uͤberſich/ oder zu Portalen haben
und gebrauchen will/ muß er mit Pfaͤlen und Banden
darzu gezwungen werden.

Etliche tragen Beerlein etwas groͤſſer als die Kran-
wethbeer/ und faſt von gleichem Geſchmack/ etliche aber
ſind gantz unfruchtbar/ wiewol ſie gelbgruͤne/ etliche auch
leibrothfarbe Bluͤmlein tragen/ ſind eines ſchaͤrffern
Geruchs/ als die Beer-tragenden/ bleiben ſtets gruͤn;
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nach Galeni Zeugnus/ einer gar ſubtilen Subſtanz zu
eroͤffnen/ duͤnn zu machen/ zu treiben und zu zertheilen;
treibt den Harn/ die Menſtrua, und die Geburt/ darum
ſich ſchwangere Frauen dafuͤr vorzuſehen/ auch nicht je-
derman/ ſonderlich verdaͤchtigen ledigen Weibs-Per-
ſonen daruͤber zu laſſen/ oder davon mitzutheilen.

Das Kraut/ ſchreibt Tabernæmontanus, mit
Hoͤnig vermiſcht und angeſtrichen/ ſaͤnfftiget die hitzige
Geſchwulſt/ vertreibet die ſchwartzen Makeln/ und ſaͤu-
bert die Unreinigkeit der Haut.

Jtem zu boͤſen und harten Gehoͤr: Nimm die
Beer davon/ koche ſie in Leindotter-Oel/ in einem kuͤpf-
fernen Geſchirr/ biß daß es ſchwartz werde/ ſolches
tropfe in die Ohren/ es hilfft bald.

Die Huͤner mit dieſem Kraut beraͤuchert/ vertreibet
ihnen den Schnupfen.

Wider den Grind der jungen Kinder: Nimm das
Pulver von dieſem Kraut/ vermenge es mit Milchraum/
und ſalbe das grindige Haubt darmit.

Diß Gewaͤchs bedarf keiner ſondern Wartung/
die Vermehrung geſchicht durch abgebrochene eingelegte
Zweiglein/ auch durch Einſencken; was man einlegt/
muß Schatten haben.

Cap. LXX.
Von Pimper-Nuͤßlein/ Tamarisken und Rheinweiden/
oder
Liguſtro.
[Spaltenumbruch]

ALle dieſe Gewaͤchſe findet man an theils Orten
in Waͤldern und Feldern/ weil ſie aber an etli-
chen Orten ſeltzam/ und in die Spalier und Gar-
ten-Zierden koͤnnen gebraucht werden/ ſind ſie auch von
[Spaltenumbruch] etlichen Gaͤrtnern unter die Zahl der Garten-Gewaͤchſe
gekommen.

Pimper-Nuͤßlein/ Staphy lodendron, von etlichen
Nux veſicaria genennet/ ſind nicht diejenigen Pimper-

Nuͤßlein
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[521[519]/0537] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. gen zu ihren Straͤuchern geſendet/ ſie ſelbſt da abzubre- chen und zu genieſſen. Dieſes Gewaͤchs liebet feuchten und naßlaͤndigen Stand. 2. Gedenckt er auch eines in Engelland wachſen- den Chamærubi, mit einer dunckel-Purpurfaͤrbigen Blumen/ die Frucht iſt wie die andern Himbeer/ oder Brombeer/ ohne ein wenig kleiner/ wird im Auguſto zeitig und roth. Ob aber dieſes von einerley Art mit dieſer unſern ſey/ zweifle ich ſtarck/ und hielte es eher fuͤr eine ſpeciem aliquam Chamærhododendri, wegen ſeiner ſchoͤnen/ vielen langen nach und nach bluͤhenden/ auch zierlichen Roſenblumen; oder fuͤr ein Geſchlecht des Balſami Al- pini, wegen Gleichheit der Blumen/ und des ſtarcken Balſamiſchen Geruchs. Cap. LXIX. Vom Baum des Lebens und Sevenbaum. ARbor Vitæ, in etlichen Herbariis (weiß aber nicht wie recht) auch Cedrus Lycia und Baum des Lebens genennt. Jſt ein Baum an den Blaͤttern dem Sevenbaum nicht ungleich/ auſſer daß er gerade in die Hoͤhe waͤchſt/ kan den Winter wol gedulden und ausdauren; Jnmaſſen ich ſelbſt zu Rohrbach in Oeſter- reich drey derſelben in meinem Garten neben der Plan- cken in gleicher diſtanz voneinander abgeteilt ſtehen ge- habt habe/ die/ weil ſie wie die Cypreſſen/ von unten auf biß oben an viel Aeſte gehabt/ des uͤberlaͤſtigẽ Schattens halben/ damit ſie andere Gewaͤchſe beſchweret/ von mir untenher biß auf eine halbe Elen von der Hoͤhe/ wo der Gipffel und Thyrſis geblieben/ ſind beſchnitten/ und die Schnitte mit Peltzwachs verſtrichen wordẽ/ nichts deſto weniger ſtattlich fortgewachſen/ und ſchon wol fuͤnfte- halb Elen hoch geweſen/ welche Zweifels ohne noch da- ſelbſt zu finden; wie ich dann in der Stadt Steyer in Ober-Oeſterreich/ nahe bey der Burgk/ einen ſolchen Baum geſehen/ der wenigſt 15 oder mehr Elen hoch/ und vor etlichen Jahren ſchon ſo dick geweſen/ daß ihn ein groſſer Mann nicht gar umgreiffen koͤnnen. Der Stamm iſt gerad/ die Rinden rothbraun/ un- eben und zerſchrunden/ der Geruch iſt ſtarck und Pe- chicht/ bleibt auch im Winter gruͤn/ ohne daß ſie zur ſel- ben Zeit etwas dunckler und bleichgruͤner ſich zeigen/ an den Spitzen der Aeſte kommen im Fruͤling kleine gelb- lichte Bluͤmlein/ die hernach ein kleines ſchuppichtes Boͤtzlein von ſich geben/ worinn Zweifels ohne ihr kleiner Saame verborgen ligt/ und die Fortpflantzung und Vermehrung kan durch dieſen Saamen geſchehen. Dieſe junge Pflaͤntzlein gleichen die erſten zwey Jahr/ ehe ſie ſich in die Aeſte vertheilen/ den Kranaweth-Blaͤttern/ die abgebrochenen Zweiglein aber/ wann ſie in taugliche Erden eingelegt/ und im Schatten gehalten werden/ faſ- ſen leichtlich und bekeimen wol. Caſtor Durantes ſchreibt/ er werde vornehmlich in Franckreich gefunden/ ſey einer hitzigen und trockenen Natur/ am Geſchmack etwas bitter/ und eines faſt an- muthigen Geruchs/ und ſtaͤrcke deßwegen das Menſch- liche Leben. Er hat ſolchen Geruch nicht allein/ wann er noch friſch und gruͤn iſt/ ſondern auch hernach/ wann er duͤrr worden/ und ſeinen Safft verlohren; hat von Na- tur die Art/ daß er/ Vermoͤg ſeines bittern Geſchmacks/ und ſubtilen Stucken/ reinigt und verdauet. Sevenbaum/ Sabina, iſt Maͤnnliches und Weibli- ches Geſchlechtes/ auch von groͤſſerer und kleinerer Gat- tung/ er biegt ſich von Natur gern unterſich zur Erden/ daher wann man ihn uͤberſich/ oder zu Portalen haben und gebrauchen will/ muß er mit Pfaͤlen und Banden darzu gezwungen werden. Etliche tragen Beerlein etwas groͤſſer als die Kran- wethbeer/ und faſt von gleichem Geſchmack/ etliche aber ſind gantz unfruchtbar/ wiewol ſie gelbgruͤne/ etliche auch leibrothfarbe Bluͤmlein tragen/ ſind eines ſchaͤrffern Geruchs/ als die Beer-tragenden/ bleiben ſtets gruͤn; diß Gewaͤchs iſt warm und trocken/ im dritten Grad/ und nach Galeni Zeugnus/ einer gar ſubtilen Subſtanz zu eroͤffnen/ duͤnn zu machen/ zu treiben und zu zertheilen; treibt den Harn/ die Menſtrua, und die Geburt/ darum ſich ſchwangere Frauen dafuͤr vorzuſehen/ auch nicht je- derman/ ſonderlich verdaͤchtigen ledigen Weibs-Per- ſonen daruͤber zu laſſen/ oder davon mitzutheilen. Das Kraut/ ſchreibt Tabernæmontanus, mit Hoͤnig vermiſcht und angeſtrichen/ ſaͤnfftiget die hitzige Geſchwulſt/ vertreibet die ſchwartzen Makeln/ und ſaͤu- bert die Unreinigkeit der Haut. Jtem zu boͤſen und harten Gehoͤr: Nimm die Beer davon/ koche ſie in Leindotter-Oel/ in einem kuͤpf- fernen Geſchirr/ biß daß es ſchwartz werde/ ſolches tropfe in die Ohren/ es hilfft bald. Die Huͤner mit dieſem Kraut beraͤuchert/ vertreibet ihnen den Schnupfen. Wider den Grind der jungen Kinder: Nimm das Pulver von dieſem Kraut/ vermenge es mit Milchraum/ und ſalbe das grindige Haubt darmit. Diß Gewaͤchs bedarf keiner ſondern Wartung/ die Vermehrung geſchicht durch abgebrochene eingelegte Zweiglein/ auch durch Einſencken; was man einlegt/ muß Schatten haben. Cap. LXX. Von Pimper-Nuͤßlein/ Tamarisken und Rheinweiden/ oder Liguſtro. ALle dieſe Gewaͤchſe findet man an theils Orten in Waͤldern und Feldern/ weil ſie aber an etli- chen Orten ſeltzam/ und in die Spalier und Gar- ten-Zierden koͤnnen gebraucht werden/ ſind ſie auch von etlichen Gaͤrtnern unter die Zahl der Garten-Gewaͤchſe gekommen. Pimper-Nuͤßlein/ Staphy lodendron, von etlichen Nux veſicaria genennet/ ſind nicht diejenigen Pimper- Nuͤßlein

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 521[519]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/537>, abgerufen am 29.03.2024.