Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

D. Jonston bezeuget/ daß auch in unsern Ländern
der Tamarindenbaum wachse/ und wann man einen
Kern in die Erden legt/ wachse innerhalb Jahres Frist
ein Bäumlein 5 Schuhe hoch; es soll auch D. Bauhinus
einen in seinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch
Camerarius schreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan-
gen/ bleiben aber schwerlich auf das andere Jahr/ und
verderben den Winter durch.

Terpentinbaum/ Terebinthus, ist ein Baum/
der vorhin allein in den Morgenländern gewachsen/ nun-
mehr aber in diesen Europaeischen Ländern auch bekannt
ist/ hat Blätter wie der Eschenbaum/ doch etwas kür-
tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden fast dem
Mastixbaum/ die Blume ist klein und Röselichtweiß/
Traubenweis beysammen/ auf welchen die Blätter
und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas grösser/
denn die Wacholdern/ einer röthlichten Farbe und
hartzig sind; bekommt neben solchen Beerlein auch etli-
che rothe Hörnlein/ in welchen eine weisse Feuchtigkeit
neben etlichen geflügelten Mucken ist/ wie in den Rüst-
bäumen. Die Vermehrung geschicht durch die Spalt-
Töpfe.

Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam-
men/ Durantes schreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/
und sonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge-
bäuen gefunden/ weil er an steinichten und warmen Or-
ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Ost-
Jndien kommende Saamen angebauet/ der ist blau-
licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er
herfür keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und
scheinet verdorrt/ muß eingesetzt werden; will einen mit
Sand und alter Roßdung vermischten Grund/ und gu-
ten Sonnenschein; wann man an seine Nebenschoß/ die
er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur-
tzen. Von des Terpentins Tugenden besehet die Artz-
ney-Bücher.

Pistacia oder Welsche Pimpernüßlein/ sind dem
Terebinthen-Baum fast ähnlich/ die Frucht hat fast ei-
nen Geschmack wie die Zirbelnüßlein/ hangen am äussern
Theil der Aeste wie Trauben schön anzusehen/ auswen-
dig haben sie eine wie nach Gewürtz riechende Schale/
unter diese ist ein weisser harter Nußstein/ darinn ligt ein
länglichter Kern mit einem rothen Häutlein bedeckt;
das Marck im Kern ist grün/ feist und ölicht; die Blu-
men sind röthlicher Farbe/ sie werden meistens von
Damasco und Alexandria nach Venedig gebracht/
weiß nicht/ ob sie in diesen Landen solten gedeyen/ müste
nur in Winter-Häusern/ wie man mit andern raren
Früchten thut/ geschehen.

Weil sie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/
und solche wie Maison Rustique lib. 2. c. 56. fol. 286.
bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und seinen
Herrn Brudern Renatum von Bellay, Bischoffen zu
Mans ins Franckreich gebracht/ samt der Art und War-
tung/ wie damit umzugehen/ warum könnte es auch nicht
an unserer gegen Osten und Mittag ligender Gegend/
ebenmässig versucht werden/ wie sie auch vorher/ nach
Plinii Bericht von Vitellio aus Syria in Welschland/
und vom Flacco Pompejo einem Römischen Ritter in
Hispanien ist gebracht und bekannt worden/ und wieviel
vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und seltzame
Gewächse sind nicht itzund Jnwohner und Burger un-
sers Teutschen Landes worden? und ob wol sie dieser
[Spaltenumbruch] Orten nicht möchten Frucht bringen/ sind doch die
Bäume/ Blühe und Blätter als eine Rarität hoch zu-
halten.

Man säet die Kern im April/ sind aber zweyerley
Geschlecht/ Männlein und Weiblein; man soll aber
beederley Geschlecht beysammen/ oder doch nicht weit
voneinander/ und das Männlein allzeit gegen Nider-
gang der Sonnen richten/ so tragen sie lieber und mehr
Frucht/ wollen guten Grund.

Jn gedachter Maison Rustique wird auch eine selt-
same Art erzehlt/ wie sie zu pflantzen/ dahin ich den
günstigen Leser will gewiesen haben/ weil dieses allein
Discursweise hier eingebracht worden/ und keine sonder-
bare Reflection darauf zu machen.

Jtziger Zeit werden sie in Holland schon in vorneh-
men Gärten gewiesen/ müssen aber in Geschirr gesetzt/
und im Winter eingesetzt werden/ blühet selten/ und ist
keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und
Fortpflantzung beschreibt der Holländische Königliche
Gärtner fol. 72. dahin ich den Leser will gewiesen ha-
ben.

D. Rauwolff in seiner Orientalischen Reise fol. 72.
schreibt/ daß die Moren zu Halepo im Früling die jun-
gen Schößling von diesem Baum ehe sie Blätter be-
kommen/ mit hauffen abbrechen/ und solche zu Sala-
ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten.

Sie stärcken den Magen und geben ziemliche Nah-
rung; bekräfftigen die Natur; sind den Phlegmati-
schen gesund/ indem sie zähen Schleim dünn machen
und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil-
len/ und erwecken Lust zum Essen; sind daher magern
abgezehrten Leuten gesund/ nach langwührig ausgestan-
denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen.

Dieser Eigenschafft sind auch die Zirbelnüssel/ La-
teinisch Nuces pineae, aber gantz einer andern Form/
haben ein Laub und Zapffen wie der Fören- und Küffern-
baum/ bringen aber in den Zapffen einen süssen/ weissen
und länglichten Kern/ sie wachsen in Jtalien und an-
dern Orten/ und werden häuffig in unsere Länder ge-
führt und verkaufft; sie sind temperirter warmer Na-
tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ sollen sie den
Hustenden und Schwindsüchtigen/ getruncken/ sehr wol
anschlagen/ sie reinigen die Brust/ befördern das Aus-
werffen/ geben gute Nahrung/ stärcken und erwärmen
die Natur; das Oel davon soll gut seyn für den halben
Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois
Rath) einsalbet.

Die Frucht ist dem Haubt gesund/ für Keuchen
und Blutspeyen/ führen die Artzney zur Brust/ zum har-
ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den
Gries/ werden beede Pistacien und Pignole in Zucker
eingemacht/ und auch roher und geschehlter zu allerhand
köstlichen Speisen anmuthig gebraucht.

Zuckerrohr/ hab ich/ meistentheils aus dem Herrn
de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem
edlen und curiosen Liebhaber der Gärtnerey nichts ab-
gienge/ was zu dieser Wissenschafft gehörig und dienlich
ist. Dieses Gewächs ist erstlich aus den Jnsulen Ca-
naria
und Madera in Franckreich/ sonderlich in die
Landschafft Provence kommen/ und weil selbige Gegen-
den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter
gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Häuser

zu an-
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

D. Jonſton bezeuget/ daß auch in unſern Laͤndern
der Tamarindenbaum wachſe/ und wann man einen
Kern in die Erden legt/ wachſe innerhalb Jahres Friſt
ein Baͤumlein 5 Schuhe hoch; es ſoll auch D. Bauhinus
einen in ſeinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch
Camerarius ſchreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan-
gen/ bleiben aber ſchwerlich auf das andere Jahr/ und
verderben den Winter durch.

Terpentinbaum/ Terebinthus, iſt ein Baum/
der vorhin allein in den Morgenlaͤndern gewachſen/ nun-
mehr aber in dieſen Europæiſchen Laͤndern auch bekannt
iſt/ hat Blaͤtter wie der Eſchenbaum/ doch etwas kuͤr-
tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden faſt dem
Maſtixbaum/ die Blume iſt klein und Roͤſelichtweiß/
Traubenweis beyſammen/ auf welchen die Blaͤtter
und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas groͤſſer/
denn die Wacholdern/ einer roͤthlichten Farbe und
hartzig ſind; bekommt neben ſolchen Beerlein auch etli-
che rothe Hoͤrnlein/ in welchen eine weiſſe Feuchtigkeit
neben etlichen gefluͤgelten Mucken iſt/ wie in den Ruͤſt-
baͤumen. Die Vermehrung geſchicht durch die Spalt-
Toͤpfe.

Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam-
men/ Durantes ſchreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/
und ſonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge-
baͤuen gefunden/ weil er an ſteinichten und warmen Or-
ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Oſt-
Jndien kommende Saamen angebauet/ der iſt blau-
licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er
herfuͤr keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und
ſcheinet verdorrt/ muß eingeſetzt werden; will einen mit
Sand und alter Roßdung vermiſchten Grund/ und gu-
ten Sonnenſchein; wann man an ſeine Nebenſchoß/ die
er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur-
tzen. Von des Terpentins Tugenden beſehet die Artz-
ney-Buͤcher.

Piſtacia oder Welſche Pimpernuͤßlein/ ſind dem
Terebinthen-Baum faſt aͤhnlich/ die Frucht hat faſt ei-
nen Geſchmack wie die Zirbelnuͤßlein/ hangen am aͤuſſern
Theil der Aeſte wie Trauben ſchoͤn anzuſehen/ auswen-
dig haben ſie eine wie nach Gewuͤrtz riechende Schale/
unter dieſe iſt ein weiſſer harter Nußſtein/ darinn ligt ein
laͤnglichter Kern mit einem rothen Haͤutlein bedeckt;
das Marck im Kern iſt gruͤn/ feiſt und oͤlicht; die Blu-
men ſind roͤthlicher Farbe/ ſie werden meiſtens von
Damaſco und Alexandria nach Venedig gebracht/
weiß nicht/ ob ſie in dieſen Landen ſolten gedeyen/ muͤſte
nur in Winter-Haͤuſern/ wie man mit andern raren
Fruͤchten thut/ geſchehen.

Weil ſie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/
und ſolche wie Maiſon Ruſtique lib. 2. c. 56. fol. 286.
bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und ſeinen
Herrn Brudern Renatum von Bellay, Biſchoffen zu
Mans ins Franckreich gebracht/ ſamt der Art und War-
tung/ wie damit umzugehen/ warum koͤnnte es auch nicht
an unſerer gegen Oſten und Mittag ligender Gegend/
ebenmaͤſſig verſucht werden/ wie ſie auch vorher/ nach
Plinii Bericht von Vitellio aus Syriâ in Welſchland/
und vom Flacco Pompejo einem Roͤmiſchen Ritter in
Hiſpanien iſt gebracht und bekannt worden/ und wieviel
vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und ſeltzame
Gewaͤchſe ſind nicht itzund Jnwohner und Burger un-
ſers Teutſchen Landes worden? und ob wol ſie dieſer
[Spaltenumbruch] Orten nicht moͤchten Frucht bringen/ ſind doch die
Baͤume/ Bluͤhe und Blaͤtter als eine Raritaͤt hoch zu-
halten.

Man ſaͤet die Kern im April/ ſind aber zweyerley
Geſchlecht/ Maͤnnlein und Weiblein; man ſoll aber
beederley Geſchlecht beyſammen/ oder doch nicht weit
voneinander/ und das Maͤnnlein allzeit gegen Nider-
gang der Sonnen richten/ ſo tragen ſie lieber und mehr
Frucht/ wollen guten Grund.

Jn gedachter Maiſon Ruſtique wird auch eine ſelt-
ſame Art erzehlt/ wie ſie zu pflantzen/ dahin ich den
guͤnſtigen Leſer will gewieſen haben/ weil dieſes allein
Diſcursweiſe hier eingebracht worden/ und keine ſonder-
bare Reflection darauf zu machen.

Jtziger Zeit werden ſie in Holland ſchon in vorneh-
men Gaͤrten gewieſen/ muͤſſen aber in Geſchirr geſetzt/
und im Winter eingeſetzt werden/ bluͤhet ſelten/ und iſt
keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und
Fortpflantzung beſchreibt der Hollaͤndiſche Koͤnigliche
Gaͤrtner fol. 72. dahin ich den Leſer will gewieſen ha-
ben.

D. Rauwolff in ſeiner Orientaliſchen Reiſe fol. 72.
ſchreibt/ daß die Moren zu Halepo im Fruͤling die jun-
gen Schoͤßling von dieſem Baum ehe ſie Blaͤtter be-
kommen/ mit hauffen abbrechen/ und ſolche zu Sala-
ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten.

Sie ſtaͤrcken den Magen und geben ziemliche Nah-
rung; bekraͤfftigen die Natur; ſind den Phlegmati-
ſchen geſund/ indem ſie zaͤhen Schleim duͤnn machen
und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil-
len/ und erwecken Luſt zum Eſſen; ſind daher magern
abgezehrten Leuten geſund/ nach langwuͤhrig ausgeſtan-
denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen.

Dieſer Eigenſchafft ſind auch die Zirbelnuͤſſel/ La-
teiniſch Nuces pineæ, aber gantz einer andern Form/
haben ein Laub und Zapffen wie der Foͤren- und Kuͤffern-
baum/ bringen aber in den Zapffen einen ſuͤſſen/ weiſſen
und laͤnglichten Kern/ ſie wachſen in Jtalien und an-
dern Orten/ und werden haͤuffig in unſere Laͤnder ge-
fuͤhrt und verkaufft; ſie ſind temperirter warmer Na-
tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ ſollen ſie den
Huſtenden und Schwindſuͤchtigen/ getruncken/ ſehr wol
anſchlagen/ ſie reinigen die Bruſt/ befoͤrdern das Aus-
werffen/ geben gute Nahrung/ ſtaͤrcken und erwaͤrmen
die Natur; das Oel davon ſoll gut ſeyn fuͤr den halben
Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois
Rath) einſalbet.

Die Frucht iſt dem Haubt geſund/ fuͤr Keuchen
und Blutſpeyen/ fuͤhren die Artzney zur Bruſt/ zum har-
ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den
Gries/ werden beede Piſtacien und Pignole in Zucker
eingemacht/ und auch roher und geſchehlter zu allerhand
koͤſtlichen Speiſen anmuthig gebraucht.

Zuckerrohr/ hab ich/ meiſtentheils aus dem Herrn
de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem
edlen und curioſen Liebhaber der Gaͤrtnerey nichts ab-
gienge/ was zu dieſer Wiſſenſchafft gehoͤrig und dienlich
iſt. Dieſes Gewaͤchs iſt erſtlich aus den Jnſulen Ca-
naria
und Madera in Franckreich/ ſonderlich in die
Landſchafft Provence kommen/ und weil ſelbige Gegen-
den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter
gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Haͤuſer

zu an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0661" n="625[623]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch/ Blumen-Garten.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#aq">D. Jon&#x017F;ton</hi> bezeuget/ daß auch in un&#x017F;ern La&#x0364;ndern<lb/>
der <hi rendition="#aq">Tamarin</hi>denbaum wach&#x017F;e/ und wann man einen<lb/>
Kern in die Erden legt/ wach&#x017F;e innerhalb Jahres Fri&#x017F;t<lb/>
ein Ba&#x0364;umlein 5 Schuhe hoch; es &#x017F;oll auch <hi rendition="#aq">D. Bauhinus</hi><lb/>
einen in &#x017F;einem Garten gehabt haben/ dergleichen auch<lb/><hi rendition="#aq">Camerarius</hi> &#x017F;chreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan-<lb/>
gen/ bleiben aber &#x017F;chwerlich auf das andere Jahr/ und<lb/>
verderben den Winter durch.</p><lb/>
            <p>Terpentinbaum/ <hi rendition="#aq">Terebinthus,</hi> i&#x017F;t ein Baum/<lb/>
der vorhin allein in den Morgenla&#x0364;ndern gewach&#x017F;en/ nun-<lb/>
mehr aber in die&#x017F;en Europæi&#x017F;chen La&#x0364;ndern auch bekannt<lb/>
i&#x017F;t/ hat Bla&#x0364;tter wie der E&#x017F;chenbaum/ doch etwas ku&#x0364;r-<lb/>
tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden fa&#x017F;t dem<lb/>
Ma&#x017F;tixbaum/ die Blume i&#x017F;t klein und Ro&#x0364;&#x017F;elichtweiß/<lb/>
Traubenweis bey&#x017F;ammen/ auf welchen die Bla&#x0364;tter<lb/>
und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
denn die Wacholdern/ einer ro&#x0364;thlichten Farbe und<lb/>
hartzig &#x017F;ind; bekommt neben &#x017F;olchen Beerlein auch etli-<lb/>
che rothe Ho&#x0364;rnlein/ in welchen eine wei&#x017F;&#x017F;e Feuchtigkeit<lb/>
neben etlichen geflu&#x0364;gelten Mucken i&#x017F;t/ wie in den Ru&#x0364;&#x017F;t-<lb/>
ba&#x0364;umen. Die Vermehrung ge&#x017F;chicht durch die Spalt-<lb/>
To&#x0364;pfe.</p><lb/>
            <p>Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam-<lb/>
men/ <hi rendition="#aq">Durantes</hi> &#x017F;chreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/<lb/>
und &#x017F;onderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge-<lb/>
ba&#x0364;uen gefunden/ weil er an &#x017F;teinichten und warmen Or-<lb/>
ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus O&#x017F;t-<lb/>
Jndien kommende Saamen angebauet/ der i&#x017F;t blau-<lb/>
licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er<lb/>
herfu&#x0364;r keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und<lb/>
&#x017F;cheinet verdorrt/ muß einge&#x017F;etzt werden; will einen mit<lb/>
Sand und alter Roßdung vermi&#x017F;chten Grund/ und gu-<lb/>
ten Sonnen&#x017F;chein; wann man an &#x017F;eine Neben&#x017F;choß/ die<lb/>
er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur-<lb/>
tzen. Von des Terpentins Tugenden be&#x017F;ehet die Artz-<lb/>
ney-Bu&#x0364;cher.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Pi&#x017F;tacia</hi> oder Wel&#x017F;che Pimpernu&#x0364;ßlein/ &#x017F;ind dem<lb/>
Terebinthen-Baum fa&#x017F;t a&#x0364;hnlich/ die Frucht hat fa&#x017F;t ei-<lb/>
nen Ge&#x017F;chmack wie die Zirbelnu&#x0364;ßlein/ hangen am a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Theil der Ae&#x017F;te wie Trauben &#x017F;cho&#x0364;n anzu&#x017F;ehen/ auswen-<lb/>
dig haben &#x017F;ie eine wie nach Gewu&#x0364;rtz riechende Schale/<lb/>
unter die&#x017F;e i&#x017F;t ein wei&#x017F;&#x017F;er harter Nuß&#x017F;tein/ darinn ligt ein<lb/>
la&#x0364;nglichter Kern mit einem rothen Ha&#x0364;utlein bedeckt;<lb/>
das Marck im Kern i&#x017F;t gru&#x0364;n/ fei&#x017F;t und o&#x0364;licht; die Blu-<lb/>
men &#x017F;ind ro&#x0364;thlicher Farbe/ &#x017F;ie werden mei&#x017F;tens von<lb/><hi rendition="#aq">Dama&#x017F;co</hi> und <hi rendition="#aq">Alexandria</hi> nach Venedig gebracht/<lb/>
weiß nicht/ ob &#x017F;ie in die&#x017F;en Landen &#x017F;olten gedeyen/ mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
nur in Winter-Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ wie man mit andern raren<lb/>
Fru&#x0364;chten thut/ ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
            <p>Weil &#x017F;ie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/<lb/>
und &#x017F;olche wie <hi rendition="#aq">Mai&#x017F;on Ru&#x017F;tique lib. 2. c. 56. fol. 286.</hi><lb/>
bezeuget/ durch Herrn Cardinal von <hi rendition="#aq">Bellay,</hi> und &#x017F;einen<lb/>
Herrn Brudern <hi rendition="#aq">Renatum</hi> von <hi rendition="#aq">Bellay,</hi> Bi&#x017F;choffen zu<lb/>
Mans ins Franckreich gebracht/ &#x017F;amt der Art und War-<lb/>
tung/ wie damit umzugehen/ warum ko&#x0364;nnte es auch nicht<lb/>
an un&#x017F;erer gegen O&#x017F;ten und Mittag ligender Gegend/<lb/>
ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig ver&#x017F;ucht werden/ wie &#x017F;ie auch vorher/ nach<lb/><hi rendition="#aq">Plinii</hi> Bericht von <hi rendition="#aq">Vitellio</hi> aus <hi rendition="#aq">Syriâ</hi> in Wel&#x017F;chland/<lb/>
und vom <hi rendition="#aq">Flacco Pompejo</hi> einem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ritter in<lb/>
Hi&#x017F;panien i&#x017F;t gebracht und bekannt worden/ und wieviel<lb/>
vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und &#x017F;eltzame<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e &#x017F;ind nicht itzund Jnwohner und Burger un-<lb/>
&#x017F;ers Teut&#x017F;chen Landes worden? und ob wol &#x017F;ie die&#x017F;er<lb/><cb/>
Orten nicht mo&#x0364;chten Frucht bringen/ &#x017F;ind doch die<lb/>
Ba&#x0364;ume/ Blu&#x0364;he und Bla&#x0364;tter als eine Rarita&#x0364;t hoch zu-<lb/>
halten.</p><lb/>
            <p>Man &#x017F;a&#x0364;et die Kern im April/ &#x017F;ind aber zweyerley<lb/>
Ge&#x017F;chlecht/ Ma&#x0364;nnlein und Weiblein; man &#x017F;oll aber<lb/>
beederley Ge&#x017F;chlecht bey&#x017F;ammen/ oder doch nicht weit<lb/>
voneinander/ und das Ma&#x0364;nnlein allzeit gegen Nider-<lb/>
gang der Sonnen richten/ &#x017F;o tragen &#x017F;ie lieber und mehr<lb/>
Frucht/ wollen guten Grund.</p><lb/>
            <p>Jn gedachter <hi rendition="#aq">Mai&#x017F;on Ru&#x017F;tique</hi> wird auch eine &#x017F;elt-<lb/>
&#x017F;ame Art erzehlt/ wie &#x017F;ie zu pflantzen/ dahin ich den<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigen Le&#x017F;er will gewie&#x017F;en haben/ weil die&#x017F;es allein<lb/>
Di&#x017F;curswei&#x017F;e hier eingebracht worden/ und keine &#x017F;onder-<lb/>
bare <hi rendition="#aq">Reflection</hi> darauf zu machen.</p><lb/>
            <p>Jtziger Zeit werden &#x017F;ie in Holland &#x017F;chon in vorneh-<lb/>
men Ga&#x0364;rten gewie&#x017F;en/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber in Ge&#x017F;chirr ge&#x017F;etzt/<lb/>
und im Winter einge&#x017F;etzt werden/ blu&#x0364;het &#x017F;elten/ und i&#x017F;t<lb/>
keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und<lb/>
Fortpflantzung be&#x017F;chreibt der Holla&#x0364;ndi&#x017F;che Ko&#x0364;nigliche<lb/>
Ga&#x0364;rtner <hi rendition="#aq">fol. 72.</hi> dahin ich den Le&#x017F;er will gewie&#x017F;en ha-<lb/>
ben.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">D.</hi> Rauwolff in &#x017F;einer Orientali&#x017F;chen Rei&#x017F;e <hi rendition="#aq">fol.</hi> 72.<lb/>
&#x017F;chreibt/ daß die Moren zu <hi rendition="#aq">Halepo</hi> im Fru&#x0364;ling die jun-<lb/>
gen Scho&#x0364;ßling von die&#x017F;em Baum ehe &#x017F;ie Bla&#x0364;tter be-<lb/>
kommen/ mit hauffen abbrechen/ und &#x017F;olche zu Sala-<lb/>
ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ta&#x0364;rcken den Magen und geben ziemliche Nah-<lb/>
rung; bekra&#x0364;fftigen die Natur; &#x017F;ind den Phlegmati-<lb/>
&#x017F;chen ge&#x017F;und/ indem &#x017F;ie za&#x0364;hen Schleim du&#x0364;nn machen<lb/>
und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil-<lb/>
len/ und erwecken Lu&#x017F;t zum E&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ind daher magern<lb/>
abgezehrten Leuten ge&#x017F;und/ nach langwu&#x0364;hrig ausge&#x017F;tan-<lb/>
denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Eigen&#x017F;chafft &#x017F;ind auch die Zirbelnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ La-<lb/>
teini&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Nuces pineæ,</hi> aber gantz einer andern Form/<lb/>
haben ein Laub und Zapffen wie der Fo&#x0364;ren- und Ku&#x0364;ffern-<lb/>
baum/ bringen aber in den Zapffen einen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und la&#x0364;nglichten Kern/ &#x017F;ie wach&#x017F;en in Jtalien und an-<lb/>
dern Orten/ und werden ha&#x0364;uffig in un&#x017F;ere La&#x0364;nder ge-<lb/>
fu&#x0364;hrt und verkaufft; &#x017F;ie &#x017F;ind temperirter warmer Na-<lb/>
tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ &#x017F;ollen &#x017F;ie den<lb/>
Hu&#x017F;tenden und Schwind&#x017F;u&#x0364;chtigen/ getruncken/ &#x017F;ehr wol<lb/>
an&#x017F;chlagen/ &#x017F;ie reinigen die Bru&#x017F;t/ befo&#x0364;rdern das Aus-<lb/>
werffen/ geben gute Nahrung/ &#x017F;ta&#x0364;rcken und erwa&#x0364;rmen<lb/>
die Natur; das Oel davon &#x017F;oll gut &#x017F;eyn fu&#x0364;r den halben<lb/>
Schlag/ wann man die Glieder damit (nach <hi rendition="#aq">Averrhois</hi><lb/>
Rath) ein&#x017F;albet.</p><lb/>
            <p>Die Frucht i&#x017F;t dem Haubt ge&#x017F;und/ fu&#x0364;r Keuchen<lb/>
und Blut&#x017F;peyen/ fu&#x0364;hren die Artzney zur Bru&#x017F;t/ zum har-<lb/>
ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den<lb/>
Gries/ werden beede <hi rendition="#aq">Pi&#x017F;taci</hi>en und <hi rendition="#aq">Pignole</hi> in Zucker<lb/>
eingemacht/ und auch roher und ge&#x017F;chehlter zu allerhand<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichen Spei&#x017F;en anmuthig gebraucht.</p><lb/>
            <p>Zuckerrohr/ hab ich/ mei&#x017F;tentheils aus dem Herrn<lb/><hi rendition="#aq">de Serres</hi> entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem<lb/>
edlen und <hi rendition="#aq">curio&#x017F;</hi>en Liebhaber der Ga&#x0364;rtnerey nichts ab-<lb/>
gienge/ was zu die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft geho&#x0364;rig und dienlich<lb/>
i&#x017F;t. Die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs i&#x017F;t er&#x017F;tlich aus den Jn&#x017F;ulen <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
naria</hi> und <hi rendition="#aq">Madera</hi> in Franckreich/ &#x017F;onderlich in die<lb/>
Land&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Provence</hi> kommen/ und weil &#x017F;elbige Gegen-<lb/>
den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter<lb/>
gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu an-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625[623]/0661] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. D. Jonſton bezeuget/ daß auch in unſern Laͤndern der Tamarindenbaum wachſe/ und wann man einen Kern in die Erden legt/ wachſe innerhalb Jahres Friſt ein Baͤumlein 5 Schuhe hoch; es ſoll auch D. Bauhinus einen in ſeinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch Camerarius ſchreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan- gen/ bleiben aber ſchwerlich auf das andere Jahr/ und verderben den Winter durch. Terpentinbaum/ Terebinthus, iſt ein Baum/ der vorhin allein in den Morgenlaͤndern gewachſen/ nun- mehr aber in dieſen Europæiſchen Laͤndern auch bekannt iſt/ hat Blaͤtter wie der Eſchenbaum/ doch etwas kuͤr- tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden faſt dem Maſtixbaum/ die Blume iſt klein und Roͤſelichtweiß/ Traubenweis beyſammen/ auf welchen die Blaͤtter und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas groͤſſer/ denn die Wacholdern/ einer roͤthlichten Farbe und hartzig ſind; bekommt neben ſolchen Beerlein auch etli- che rothe Hoͤrnlein/ in welchen eine weiſſe Feuchtigkeit neben etlichen gefluͤgelten Mucken iſt/ wie in den Ruͤſt- baͤumen. Die Vermehrung geſchicht durch die Spalt- Toͤpfe. Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam- men/ Durantes ſchreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/ und ſonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge- baͤuen gefunden/ weil er an ſteinichten und warmen Or- ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Oſt- Jndien kommende Saamen angebauet/ der iſt blau- licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er herfuͤr keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und ſcheinet verdorrt/ muß eingeſetzt werden; will einen mit Sand und alter Roßdung vermiſchten Grund/ und gu- ten Sonnenſchein; wann man an ſeine Nebenſchoß/ die er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur- tzen. Von des Terpentins Tugenden beſehet die Artz- ney-Buͤcher. Piſtacia oder Welſche Pimpernuͤßlein/ ſind dem Terebinthen-Baum faſt aͤhnlich/ die Frucht hat faſt ei- nen Geſchmack wie die Zirbelnuͤßlein/ hangen am aͤuſſern Theil der Aeſte wie Trauben ſchoͤn anzuſehen/ auswen- dig haben ſie eine wie nach Gewuͤrtz riechende Schale/ unter dieſe iſt ein weiſſer harter Nußſtein/ darinn ligt ein laͤnglichter Kern mit einem rothen Haͤutlein bedeckt; das Marck im Kern iſt gruͤn/ feiſt und oͤlicht; die Blu- men ſind roͤthlicher Farbe/ ſie werden meiſtens von Damaſco und Alexandria nach Venedig gebracht/ weiß nicht/ ob ſie in dieſen Landen ſolten gedeyen/ muͤſte nur in Winter-Haͤuſern/ wie man mit andern raren Fruͤchten thut/ geſchehen. Weil ſie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/ und ſolche wie Maiſon Ruſtique lib. 2. c. 56. fol. 286. bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und ſeinen Herrn Brudern Renatum von Bellay, Biſchoffen zu Mans ins Franckreich gebracht/ ſamt der Art und War- tung/ wie damit umzugehen/ warum koͤnnte es auch nicht an unſerer gegen Oſten und Mittag ligender Gegend/ ebenmaͤſſig verſucht werden/ wie ſie auch vorher/ nach Plinii Bericht von Vitellio aus Syriâ in Welſchland/ und vom Flacco Pompejo einem Roͤmiſchen Ritter in Hiſpanien iſt gebracht und bekannt worden/ und wieviel vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und ſeltzame Gewaͤchſe ſind nicht itzund Jnwohner und Burger un- ſers Teutſchen Landes worden? und ob wol ſie dieſer Orten nicht moͤchten Frucht bringen/ ſind doch die Baͤume/ Bluͤhe und Blaͤtter als eine Raritaͤt hoch zu- halten. Man ſaͤet die Kern im April/ ſind aber zweyerley Geſchlecht/ Maͤnnlein und Weiblein; man ſoll aber beederley Geſchlecht beyſammen/ oder doch nicht weit voneinander/ und das Maͤnnlein allzeit gegen Nider- gang der Sonnen richten/ ſo tragen ſie lieber und mehr Frucht/ wollen guten Grund. Jn gedachter Maiſon Ruſtique wird auch eine ſelt- ſame Art erzehlt/ wie ſie zu pflantzen/ dahin ich den guͤnſtigen Leſer will gewieſen haben/ weil dieſes allein Diſcursweiſe hier eingebracht worden/ und keine ſonder- bare Reflection darauf zu machen. Jtziger Zeit werden ſie in Holland ſchon in vorneh- men Gaͤrten gewieſen/ muͤſſen aber in Geſchirr geſetzt/ und im Winter eingeſetzt werden/ bluͤhet ſelten/ und iſt keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und Fortpflantzung beſchreibt der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner fol. 72. dahin ich den Leſer will gewieſen ha- ben. D. Rauwolff in ſeiner Orientaliſchen Reiſe fol. 72. ſchreibt/ daß die Moren zu Halepo im Fruͤling die jun- gen Schoͤßling von dieſem Baum ehe ſie Blaͤtter be- kommen/ mit hauffen abbrechen/ und ſolche zu Sala- ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten. Sie ſtaͤrcken den Magen und geben ziemliche Nah- rung; bekraͤfftigen die Natur; ſind den Phlegmati- ſchen geſund/ indem ſie zaͤhen Schleim duͤnn machen und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil- len/ und erwecken Luſt zum Eſſen; ſind daher magern abgezehrten Leuten geſund/ nach langwuͤhrig ausgeſtan- denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen. Dieſer Eigenſchafft ſind auch die Zirbelnuͤſſel/ La- teiniſch Nuces pineæ, aber gantz einer andern Form/ haben ein Laub und Zapffen wie der Foͤren- und Kuͤffern- baum/ bringen aber in den Zapffen einen ſuͤſſen/ weiſſen und laͤnglichten Kern/ ſie wachſen in Jtalien und an- dern Orten/ und werden haͤuffig in unſere Laͤnder ge- fuͤhrt und verkaufft; ſie ſind temperirter warmer Na- tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ ſollen ſie den Huſtenden und Schwindſuͤchtigen/ getruncken/ ſehr wol anſchlagen/ ſie reinigen die Bruſt/ befoͤrdern das Aus- werffen/ geben gute Nahrung/ ſtaͤrcken und erwaͤrmen die Natur; das Oel davon ſoll gut ſeyn fuͤr den halben Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois Rath) einſalbet. Die Frucht iſt dem Haubt geſund/ fuͤr Keuchen und Blutſpeyen/ fuͤhren die Artzney zur Bruſt/ zum har- ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den Gries/ werden beede Piſtacien und Pignole in Zucker eingemacht/ und auch roher und geſchehlter zu allerhand koͤſtlichen Speiſen anmuthig gebraucht. Zuckerrohr/ hab ich/ meiſtentheils aus dem Herrn de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem edlen und curioſen Liebhaber der Gaͤrtnerey nichts ab- gienge/ was zu dieſer Wiſſenſchafft gehoͤrig und dienlich iſt. Dieſes Gewaͤchs iſt erſtlich aus den Jnſulen Ca- naria und Madera in Franckreich/ ſonderlich in die Landſchafft Provence kommen/ und weil ſelbige Gegen- den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Haͤuſer zu an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/661
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 625[623]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/661>, abgerufen am 23.04.2024.