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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch] das Kraut zu den Kleidern gelegt/ vertreibt die Scha-
ben/ auf die Erden gestreuet/ oder einen Rauch davon
gemacht/ vertreibts alle Schlangen; mit Gerstenmehl
vermischt/ vertreibet es die harten Geschwulsten und
Beulen. Wird durch Zertheilung der Stöcke vermeh-
ret/ wann man sie um die Bettlein herum setzt/ und im
wachsenden Monden mit der Scheer gleich stutzt/ so
wachsen sie dick. Das Weiblein kan auch durch ab-
gebrochene eingelegte Zweiglein fortgepflantzet wer-
den.

Basilicum ist von vielerley Gattungen/ groß und
klein/ kraus und glatt. Der grosse hat Blätter wie der
Amaranthus, breit/ länglicht und zerkerbt/ aber grös-
ser/ die Blum ist ähricht und weiß/ und eines mittelmässi-
gen Geruchs/ hat einen kleinen schwärtzlichten läng-
lichten Saamen. Ocymum citratum ist noch ein ed-
lere Art/ riecht fast besser als die Melissen/ schier den
Citronen gleich/ ist mittelmässiger Grösse. Der edleste
aber wird genannt Caryophyllatum, hat kleine feiste
Blätlein/ einen viereckichten Stengel/ weil er/ wie die
Negele/ einen trefflichen Geruch hat; sie müssen Jähr-
lich von dem aus Jtalien gebrachten Saamen gebauet
werden/ theils wollen/ man soll den Saamen in Essig
weichen/ so wachse er besser und schöner; er will mürbes
gutes Erdreich/ wird in die Mistbett gesäet/ und her-
nach versetzt/ er will auch zu Mittage begossen seyn.

Wann man ihn aus dem Mistbette aushebt/ wird
er in ein Bett/ darinn gut ausgereinigt und gedungtes
Erdreich ist/ eingelegt; doch soll man nie zwey Stämm-
lein in ein Löchlein setzen/ weil eines das andere hindert/
so auch bey dem Majoran in Acht zu nehmen. Der Jn-
dische Basilicum hat fleckichte Blätter/ dessen Figur im
Eychstättischen Garten-Buch unter den Sommer-Ge-
wächsen zu sehen/ sonst wird er im Herbst und Früling
gesäet im Neumonden/ will gutes Erdreich und viel Be-
giessen/ leidet das Eisen ungerne/ und will mit den Nä-
geln abgezwickt seyn.

Andreas Matthiolus in Commentario ad lib. 11.
Dioscor. cap. 135.
und Nic. Agerius in seiner refor-
mir
ten Teutschen Apotheken part. 1. cap. 101. beweisen/
daß unsere Basilien der alten Ocymum nicht sey/ also
auch nicht schädlich.

D. Wolffg. Hoeferus erzehlet/ wann man im Heu-
und Augustmonat dieses Kraut zerstosse/ als wann man
den Safft daraus pressen wolte/ diese massam drey Fin-
ger dick auf einen heissen Ziegelstein schmiere/ lege einen
andern Ziegel darauf/ und vermache beede mit einem
Taig/ welcher aus Laim und Roßmist bereitet wird;
Diese zusammgefügte Ziegelstein lässet man in einem
Keller einen Monat durch ligen/ wann man sie als-
dann voneinander thut/ so springen die Scorpionen her-
für/ welche den Welschen Scorpionen sich vergleichen;
Dieses soll Herr Schwartz mann/ Apotheker zu Seiten-
stätten in Unter-Oesterreich/ offt probirt/ und diese Scor-
pionen zu seiner Nothdurfft aufbehalten haben.

Wird wie Majoran und Rosmarin gedörrt/ und von
etlichen im Winter an statt des Gewürtzes an das Essen
gebraucht; sind hitzig und feucht/ eröffnen/ treiben aus
und befördern/ geben dem darüber gierenden Most ei-
nen lieblichen Geschmack; der Saame einen Tag im
Wein eingeweicht/ macht einen weissen zähen Schleim
oder Gummi/ welches der Brust wol bekommt; der
Saame im Wein getruncken/ heilet die Biß der giffti-
[Spaltenumbruch] gen Thiere/ stärcket das Hertz/ widerstehet der Melan-
cholie; das distillirte Wasser davon ist gut zu den Ohn-
mächten/ der ausgepresste Safft in die Augen gethan/
erheitert derselbigen neblichte Feuchtigkeiten.

Camillen/ wird allhier von den dicken verstanden/
Chamaemelum flore pleno, werden auch Römische Ca-
millen genennet/ das Kraut kriecht offt von der Wur-
tzen weit aus/ muß nach dem ersten Viertel versetzt wer-
den/ achtet nicht/ wann es mit Füssen getretten wird/
daher zu Bordirung der Gänge und Bettlein desto be-
quemlicher; Jst warmer und trockener Natur im er-
sten Grad/ zertheilet/ verdäuet/ erweichet und stillet
die Schmertzen; im Wein gesotten und getruncken/
eröffnet es die Verstopffungen der Leber und des Mil-
tzes/ stillet die Schmertzen der Harnblasen/ Gebär-
mutter/ Nieren und Gedärme/ heilet die Geschwer der
Lungen/ dienet zu den Durchbrüchen des Bauchs/ und
erwärmet den Magen; Die Blumen mit Essig ge-
truncken/ dienen wider die schwere Kranckheit/ die Lauge/
darinnen diese Blumen gesotten/ stärcken das Hirn und
das gantze Haubt; das Camillen-Oel ist auch zu die-
sen und vielen andern dienlich.

Es ist auch noch eine Art rothe Camillen/ die schier
Blumen haben wie Anemonen/ das wird in Kräuter-
Büchern Eranthemum genannt. Das Eychstättische
Buch gibt zweyerley Abriß/ Eranthemum flore flam-
meo
und flore rubro.

Hyssopus, Hyssop/ ein bekanntes wolriechendes
Garten-Kraut/ allein in diesem unterschieden/ daß
theils dunckelblaue/ etlich wenige aber weisse Blumen
tragen.

Wird im Früling gesäet/ und hernach versetzt/ for-
dert einen leichten doch guten Grund/ man darff ihn
nicht giessen/ ausser bey gar trockenem Wetter/ weil er
die Feuchtigkeit hasset/ wann er zu Ende des Sommers
gestutzt wird/ blühet er häuffiger. Jn Engelland ist ei-
ne Art/ nach Lobelii Zeugnus/ die auf der einen Sei-
ten Schneeweiß/ auf der andern aber grün sind.

Er wird am besten durch Zertheilung der grossen
Stöcke/ die hernach gestutzt und umgesetzt werden/ als
auch durch den Saamen vermehret; ist warm und tro-
cken/ doch gemässigter Eigenschafft. Hyssop/ Feigen/
Hönig und Rauten im Wasser gesotten und getruncken/
dienet den Brust- und Lungensüchtigen/ schwer Athe-
menden und alt Hustenden/ auch wann die Flüß vom
Haubt in die Glieder fallen/ tödtet auch die Würm im
Leib; mit Feigen gekocht und gegurgelt/ heilet er die
Halsgeschwer/ mit Essig aber stillet er das Zahnwehe.
Das davon ausgebrannte Wasser getruncken/ macht
eine schöne und lebhaffte Farbe. Wann man das Kraut
abschneidet/ dörret und pülvert/ dienet es den Armen an
statt eines Gewürtzes.

Lavendel und Spicanard sind einerley Art/ und
werden von etlichen genennt Spicanardus foemina das
erste/ und Spicanardus mas das letzte/ welches an Ge-
stalt/ Blumen und Wirckung stärcker/ das erste aber
lieblicher/ und der Natur angenehmer scheinet; wäch-
set gern an steinichten Orten/ da es viel Sonne hat/ sind
warmer und trockener Eigenschafft im andern Grad; diß
Kraut dienet zu allen kalten Gebrechen des Hirns/ son-
derlich zu den gefährlichen Krampf/ paralysis, schwe-
ren hinfallenden Seuche/ Schlag/ Schlaffsucht und
dergleichen; zu welchem Ende die in Zucker condirte

Blühe
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Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch] das Kraut zu den Kleidern gelegt/ vertreibt die Scha-
ben/ auf die Erden geſtreuet/ oder einen Rauch davon
gemacht/ vertreibts alle Schlangen; mit Gerſtenmehl
vermiſcht/ vertreibet es die harten Geſchwulſten und
Beulen. Wird durch Zertheilung der Stoͤcke vermeh-
ret/ wann man ſie um die Bettlein herum ſetzt/ und im
wachſenden Monden mit der Scheer gleich ſtutzt/ ſo
wachſen ſie dick. Das Weiblein kan auch durch ab-
gebrochene eingelegte Zweiglein fortgepflantzet wer-
den.

Baſilicum iſt von vielerley Gattungen/ groß und
klein/ kraus und glatt. Der groſſe hat Blaͤtter wie der
Amaranthus, breit/ laͤnglicht und zerkerbt/ aber groͤſ-
ſer/ die Blum iſt aͤhricht und weiß/ und eines mittelmaͤſſi-
gen Geruchs/ hat einen kleinen ſchwaͤrtzlichten laͤng-
lichten Saamen. Ocymum citratum iſt noch ein ed-
lere Art/ riecht faſt beſſer als die Meliſſen/ ſchier den
Citronen gleich/ iſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe. Der edleſte
aber wird genannt Caryophyllatum, hat kleine feiſte
Blaͤtlein/ einen viereckichten Stengel/ weil er/ wie die
Negele/ einen trefflichen Geruch hat; ſie muͤſſen Jaͤhr-
lich von dem aus Jtalien gebrachten Saamen gebauet
werden/ theils wollen/ man ſoll den Saamen in Eſſig
weichen/ ſo wachſe er beſſer und ſchoͤner; er will muͤrbes
gutes Erdreich/ wird in die Miſtbett geſaͤet/ und her-
nach verſetzt/ er will auch zu Mittage begoſſen ſeyn.

Wann man ihn aus dem Miſtbette aushebt/ wird
er in ein Bett/ darinn gut ausgereinigt und gedungtes
Erdreich iſt/ eingelegt; doch ſoll man nie zwey Staͤmm-
lein in ein Loͤchlein ſetzen/ weil eines das andere hindert/
ſo auch bey dem Majoran in Acht zu nehmen. Der Jn-
diſche Baſilicum hat fleckichte Blaͤtter/ deſſen Figur im
Eychſtaͤttiſchen Garten-Buch unter den Sommer-Ge-
waͤchſen zu ſehen/ ſonſt wird er im Herbſt und Fruͤling
geſaͤet im Neumonden/ will gutes Erdreich und viel Be-
gieſſen/ leidet das Eiſen ungerne/ und will mit den Naͤ-
geln abgezwickt ſeyn.

Andreas Matthiolus in Commentario ad lib. 11.
Dioſcor. cap. 135.
und Nic. Agerius in ſeiner refor-
mir
ten Teutſchen Apotheken part. 1. cap. 101. beweiſen/
daß unſere Baſilien der alten Ocymum nicht ſey/ alſo
auch nicht ſchaͤdlich.

D. Wolffg. Hœferus erzehlet/ wann man im Heu-
und Auguſtmonat dieſes Kraut zerſtoſſe/ als wann man
den Safft daraus preſſen wolte/ dieſe maſſam drey Fin-
ger dick auf einen heiſſen Ziegelſtein ſchmiere/ lege einen
andern Ziegel darauf/ und vermache beede mit einem
Taig/ welcher aus Laim und Roßmiſt bereitet wird;
Dieſe zuſammgefuͤgte Ziegelſtein laͤſſet man in einem
Keller einen Monat durch ligen/ wann man ſie als-
dann voneinander thut/ ſo ſpringen die Scorpionen her-
fuͤr/ welche den Welſchen Scorpionen ſich vergleichen;
Dieſes ſoll Herr Schwartz mann/ Apotheker zu Seiten-
ſtaͤtten in Unter-Oeſterreich/ offt probirt/ und dieſe Scor-
pionen zu ſeiner Nothdurfft aufbehalten haben.

Wird wie Majoran und Roſmarin gedoͤrrt/ und von
etlichen im Winter an ſtatt des Gewuͤrtzes an das Eſſen
gebraucht; ſind hitzig und feucht/ eroͤffnen/ treiben aus
und befoͤrdern/ geben dem daruͤber gierenden Moſt ei-
nen lieblichen Geſchmack; der Saame einen Tag im
Wein eingeweicht/ macht einen weiſſen zaͤhen Schleim
oder Gummi/ welches der Bruſt wol bekommt; der
Saame im Wein getruncken/ heilet die Biß der giffti-
[Spaltenumbruch] gen Thiere/ ſtaͤrcket das Hertz/ widerſtehet der Melan-
cholie; das diſtillirte Waſſer davon iſt gut zu den Ohn-
maͤchten/ der ausgepreſſte Safft in die Augen gethan/
erheitert derſelbigen neblichte Feuchtigkeiten.

Camillen/ wird allhier von den dicken verſtanden/
Chamæmelum flore pleno, werden auch Roͤmiſche Ca-
millen genennet/ das Kraut kriecht offt von der Wur-
tzen weit aus/ muß nach dem erſten Viertel verſetzt wer-
den/ achtet nicht/ wann es mit Fuͤſſen getretten wird/
daher zu Bordirung der Gaͤnge und Bettlein deſto be-
quemlicher; Jſt warmer und trockener Natur im er-
ſten Grad/ zertheilet/ verdaͤuet/ erweichet und ſtillet
die Schmertzen; im Wein geſotten und getruncken/
eroͤffnet es die Verſtopffungen der Leber und des Mil-
tzes/ ſtillet die Schmertzen der Harnblaſen/ Gebaͤr-
mutter/ Nieren und Gedaͤrme/ heilet die Geſchwer der
Lungen/ dienet zu den Durchbruͤchen des Bauchs/ und
erwaͤrmet den Magen; Die Blumen mit Eſſig ge-
truncken/ dienen wider die ſchwere Kranckheit/ die Lauge/
darinnen dieſe Blumen geſotten/ ſtaͤrcken das Hirn und
das gantze Haubt; das Camillen-Oel iſt auch zu die-
ſen und vielen andern dienlich.

Es iſt auch noch eine Art rothe Camillen/ die ſchier
Blumen haben wie Anemonen/ das wird in Kraͤuter-
Buͤchern Eranthemum genannt. Das Eychſtaͤttiſche
Buch gibt zweyerley Abriß/ Eranthemum flore flam-
meo
und flore rubro.

Hyſſopus, Hyſſop/ ein bekanntes wolriechendes
Garten-Kraut/ allein in dieſem unterſchieden/ daß
theils dunckelblaue/ etlich wenige aber weiſſe Blumen
tragen.

Wird im Fruͤling geſaͤet/ und hernach verſetzt/ for-
dert einen leichten doch guten Grund/ man darff ihn
nicht gieſſen/ auſſer bey gar trockenem Wetter/ weil er
die Feuchtigkeit haſſet/ wann er zu Ende des Sommers
geſtutzt wird/ bluͤhet er haͤuffiger. Jn Engelland iſt ei-
ne Art/ nach Lobelii Zeugnus/ die auf der einen Sei-
ten Schneeweiß/ auf der andern aber gruͤn ſind.

Er wird am beſten durch Zertheilung der groſſen
Stoͤcke/ die hernach geſtutzt und umgeſetzt werden/ als
auch durch den Saamen vermehret; iſt warm und tro-
cken/ doch gemaͤſſigter Eigenſchafft. Hyſſop/ Feigen/
Hoͤnig und Rauten im Waſſer geſotten und getruncken/
dienet den Bruſt- und Lungenſuͤchtigen/ ſchwer Athe-
menden und alt Huſtenden/ auch wann die Fluͤß vom
Haubt in die Glieder fallen/ toͤdtet auch die Wuͤrm im
Leib; mit Feigen gekocht und gegurgelt/ heilet er die
Halsgeſchwer/ mit Eſſig aber ſtillet er das Zahnwehe.
Das davon ausgebrannte Waſſer getruncken/ macht
eine ſchoͤne und lebhaffte Farbe. Wann man das Kraut
abſchneidet/ doͤrret und puͤlvert/ dienet es den Armen an
ſtatt eines Gewuͤrtzes.

Lavendel und Spicanard ſind einerley Art/ und
werden von etlichen genennt Spicanardus fœmina das
erſte/ und Spicanardus mas das letzte/ welches an Ge-
ſtalt/ Blumen und Wirckung ſtaͤrcker/ das erſte aber
lieblicher/ und der Natur angenehmer ſcheinet; waͤch-
ſet gern an ſteinichten Orten/ da es viel Sonne hat/ ſind
warmer und trockener Eigenſchafft im andern Grad; diß
Kraut dienet zu allen kalten Gebrechen des Hirns/ ſon-
derlich zu den gefaͤhrlichen Krampf/ paralyſis, ſchwe-
ren hinfallenden Seuche/ Schlag/ Schlaffſucht und
dergleichen; zu welchem Ende die in Zucker condirte

Bluͤhe
K k k k iij
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[631[629]/0667] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. das Kraut zu den Kleidern gelegt/ vertreibt die Scha- ben/ auf die Erden geſtreuet/ oder einen Rauch davon gemacht/ vertreibts alle Schlangen; mit Gerſtenmehl vermiſcht/ vertreibet es die harten Geſchwulſten und Beulen. Wird durch Zertheilung der Stoͤcke vermeh- ret/ wann man ſie um die Bettlein herum ſetzt/ und im wachſenden Monden mit der Scheer gleich ſtutzt/ ſo wachſen ſie dick. Das Weiblein kan auch durch ab- gebrochene eingelegte Zweiglein fortgepflantzet wer- den. Baſilicum iſt von vielerley Gattungen/ groß und klein/ kraus und glatt. Der groſſe hat Blaͤtter wie der Amaranthus, breit/ laͤnglicht und zerkerbt/ aber groͤſ- ſer/ die Blum iſt aͤhricht und weiß/ und eines mittelmaͤſſi- gen Geruchs/ hat einen kleinen ſchwaͤrtzlichten laͤng- lichten Saamen. Ocymum citratum iſt noch ein ed- lere Art/ riecht faſt beſſer als die Meliſſen/ ſchier den Citronen gleich/ iſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe. Der edleſte aber wird genannt Caryophyllatum, hat kleine feiſte Blaͤtlein/ einen viereckichten Stengel/ weil er/ wie die Negele/ einen trefflichen Geruch hat; ſie muͤſſen Jaͤhr- lich von dem aus Jtalien gebrachten Saamen gebauet werden/ theils wollen/ man ſoll den Saamen in Eſſig weichen/ ſo wachſe er beſſer und ſchoͤner; er will muͤrbes gutes Erdreich/ wird in die Miſtbett geſaͤet/ und her- nach verſetzt/ er will auch zu Mittage begoſſen ſeyn. Wann man ihn aus dem Miſtbette aushebt/ wird er in ein Bett/ darinn gut ausgereinigt und gedungtes Erdreich iſt/ eingelegt; doch ſoll man nie zwey Staͤmm- lein in ein Loͤchlein ſetzen/ weil eines das andere hindert/ ſo auch bey dem Majoran in Acht zu nehmen. Der Jn- diſche Baſilicum hat fleckichte Blaͤtter/ deſſen Figur im Eychſtaͤttiſchen Garten-Buch unter den Sommer-Ge- waͤchſen zu ſehen/ ſonſt wird er im Herbſt und Fruͤling geſaͤet im Neumonden/ will gutes Erdreich und viel Be- gieſſen/ leidet das Eiſen ungerne/ und will mit den Naͤ- geln abgezwickt ſeyn. Andreas Matthiolus in Commentario ad lib. 11. Dioſcor. cap. 135. und Nic. Agerius in ſeiner refor- mirten Teutſchen Apotheken part. 1. cap. 101. beweiſen/ daß unſere Baſilien der alten Ocymum nicht ſey/ alſo auch nicht ſchaͤdlich. D. Wolffg. Hœferus erzehlet/ wann man im Heu- und Auguſtmonat dieſes Kraut zerſtoſſe/ als wann man den Safft daraus preſſen wolte/ dieſe maſſam drey Fin- ger dick auf einen heiſſen Ziegelſtein ſchmiere/ lege einen andern Ziegel darauf/ und vermache beede mit einem Taig/ welcher aus Laim und Roßmiſt bereitet wird; Dieſe zuſammgefuͤgte Ziegelſtein laͤſſet man in einem Keller einen Monat durch ligen/ wann man ſie als- dann voneinander thut/ ſo ſpringen die Scorpionen her- fuͤr/ welche den Welſchen Scorpionen ſich vergleichen; Dieſes ſoll Herr Schwartz mann/ Apotheker zu Seiten- ſtaͤtten in Unter-Oeſterreich/ offt probirt/ und dieſe Scor- pionen zu ſeiner Nothdurfft aufbehalten haben. Wird wie Majoran und Roſmarin gedoͤrrt/ und von etlichen im Winter an ſtatt des Gewuͤrtzes an das Eſſen gebraucht; ſind hitzig und feucht/ eroͤffnen/ treiben aus und befoͤrdern/ geben dem daruͤber gierenden Moſt ei- nen lieblichen Geſchmack; der Saame einen Tag im Wein eingeweicht/ macht einen weiſſen zaͤhen Schleim oder Gummi/ welches der Bruſt wol bekommt; der Saame im Wein getruncken/ heilet die Biß der giffti- gen Thiere/ ſtaͤrcket das Hertz/ widerſtehet der Melan- cholie; das diſtillirte Waſſer davon iſt gut zu den Ohn- maͤchten/ der ausgepreſſte Safft in die Augen gethan/ erheitert derſelbigen neblichte Feuchtigkeiten. Camillen/ wird allhier von den dicken verſtanden/ Chamæmelum flore pleno, werden auch Roͤmiſche Ca- millen genennet/ das Kraut kriecht offt von der Wur- tzen weit aus/ muß nach dem erſten Viertel verſetzt wer- den/ achtet nicht/ wann es mit Fuͤſſen getretten wird/ daher zu Bordirung der Gaͤnge und Bettlein deſto be- quemlicher; Jſt warmer und trockener Natur im er- ſten Grad/ zertheilet/ verdaͤuet/ erweichet und ſtillet die Schmertzen; im Wein geſotten und getruncken/ eroͤffnet es die Verſtopffungen der Leber und des Mil- tzes/ ſtillet die Schmertzen der Harnblaſen/ Gebaͤr- mutter/ Nieren und Gedaͤrme/ heilet die Geſchwer der Lungen/ dienet zu den Durchbruͤchen des Bauchs/ und erwaͤrmet den Magen; Die Blumen mit Eſſig ge- truncken/ dienen wider die ſchwere Kranckheit/ die Lauge/ darinnen dieſe Blumen geſotten/ ſtaͤrcken das Hirn und das gantze Haubt; das Camillen-Oel iſt auch zu die- ſen und vielen andern dienlich. Es iſt auch noch eine Art rothe Camillen/ die ſchier Blumen haben wie Anemonen/ das wird in Kraͤuter- Buͤchern Eranthemum genannt. Das Eychſtaͤttiſche Buch gibt zweyerley Abriß/ Eranthemum flore flam- meo und flore rubro. Hyſſopus, Hyſſop/ ein bekanntes wolriechendes Garten-Kraut/ allein in dieſem unterſchieden/ daß theils dunckelblaue/ etlich wenige aber weiſſe Blumen tragen. Wird im Fruͤling geſaͤet/ und hernach verſetzt/ for- dert einen leichten doch guten Grund/ man darff ihn nicht gieſſen/ auſſer bey gar trockenem Wetter/ weil er die Feuchtigkeit haſſet/ wann er zu Ende des Sommers geſtutzt wird/ bluͤhet er haͤuffiger. Jn Engelland iſt ei- ne Art/ nach Lobelii Zeugnus/ die auf der einen Sei- ten Schneeweiß/ auf der andern aber gruͤn ſind. Er wird am beſten durch Zertheilung der groſſen Stoͤcke/ die hernach geſtutzt und umgeſetzt werden/ als auch durch den Saamen vermehret; iſt warm und tro- cken/ doch gemaͤſſigter Eigenſchafft. Hyſſop/ Feigen/ Hoͤnig und Rauten im Waſſer geſotten und getruncken/ dienet den Bruſt- und Lungenſuͤchtigen/ ſchwer Athe- menden und alt Huſtenden/ auch wann die Fluͤß vom Haubt in die Glieder fallen/ toͤdtet auch die Wuͤrm im Leib; mit Feigen gekocht und gegurgelt/ heilet er die Halsgeſchwer/ mit Eſſig aber ſtillet er das Zahnwehe. Das davon ausgebrannte Waſſer getruncken/ macht eine ſchoͤne und lebhaffte Farbe. Wann man das Kraut abſchneidet/ doͤrret und puͤlvert/ dienet es den Armen an ſtatt eines Gewuͤrtzes. Lavendel und Spicanard ſind einerley Art/ und werden von etlichen genennt Spicanardus fœmina das erſte/ und Spicanardus mas das letzte/ welches an Ge- ſtalt/ Blumen und Wirckung ſtaͤrcker/ das erſte aber lieblicher/ und der Natur angenehmer ſcheinet; waͤch- ſet gern an ſteinichten Orten/ da es viel Sonne hat/ ſind warmer und trockener Eigenſchafft im andern Grad; diß Kraut dienet zu allen kalten Gebrechen des Hirns/ ſon- derlich zu den gefaͤhrlichen Krampf/ paralyſis, ſchwe- ren hinfallenden Seuche/ Schlag/ Schlaffſucht und dergleichen; zu welchem Ende die in Zucker condirte Bluͤhe K k k k iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 631[629]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/667>, abgerufen am 29.03.2024.