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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weisse Gerben nichts desto weniger im Sommer in ei-
nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingsteinen aus-
gesetzter und gepflasteter Gruben/ in einem viereckichten
Kübel 14 Tag/ und im Winter noch viel länger behal-
ten kan/ wann sie nur nicht gefrieren; auch ist die Ger-
[Spaltenumbruch] ben gut/ wann sie nur nicht ansäuerlet. Es gieret aber
das Bier/ sonderlich Sommerszeiten/ nicht über zwey
Tag/ alsdann ists lauter genug/ und am dritten Tage
zu führen und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ son-
derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt.

Cap. LXXI.
Wie die Fässer zum braunen Bier sollen zugerichtet werden.
[Spaltenumbruch]

DAs Pichen der Fässer ist allen Bindern bekannt/
man nimmt so offt ein neu Faß/ und so offt ein
Pfund Pech zu einem Eimer/ und über die An-
zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Fässer groß
sind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar-
über/ das Pech aber wird also angemacht: Man nimmt
Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/
oder so viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedörrt und
klein gestossen/ und untereinander vermischt in einem
neuen Hafen/ der so groß ist/ daß zwölf Pfund Pechs
hinein komm/ und soll dieses zerrennt und zerflossen/ aber
nicht gehitztes Pech daran giessen/ und wol durcheinan-
der abrühren und hernach gestehen lassen; mit diesem
Pech soll man hernach die Fässer pichen/ so bleibt das
Bier gut darinn/ und wird nicht leicht sauer/ und ob
gleich ein Bier an der Würtz etwas zu wenig und gering
ist/ so kan es doch nicht bald anzick oder sauer werden/ we-
gen solcher Pichung/ und ob ein Bier gleich sauer würde/
kriegt es nur von diesem Stupp/ welches den Hopfen-
Geschmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge-
schmack/ ist auch lustiger und lieblicher dann ein anders
Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be-
funden worden.

Wann man sich aber besorgt/ die Kräfften dieses
Pulvers würden an den Pichen durchs Feuer verbren-
[Spaltenumbruch] net/ so mag man die Fässer/ wie sonst/ nur mit blossen
Pech pichen lassen/ und als offt ein Faß gepicht ist/ des
obvermeldten Pulvers in die Fässer/ nach Grösse dersel-
ben/ dieweil das Pech noch warm und weich ist/ werffen/
und das Faß etlichmal umweltzen/ so theilt sich das Pul-
ver in den Fässern allenthalben aus/ und bleibt am Pech
klebend.

Also behält man das Bier in den rechten Bier-
Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch so lang/ daß es
letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleissig
füllen/ und die Fässer nicht wahn stehen lassen/ auch her-
nach verzeichnete Deckel oder Stürtze über die Spünt
machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel-
ches besser) Saltz/ Wermuthkörner oder Blühe/ jedes
ein halb Pfund/ Pfefferkörner zimlich gestossen ein Vier-
tel Pfund/ alles durcheinander vermischt/ wol abge-
bört und Stürtzel daraus gemacht/ dieselben wol erhar-
ten lassen/ und über die Spunt stürtzen. Etliche ma-
chen aus dieser Massa nur schlecht ebene Deckel/ so breit/
daß sie einen Finger über das Spuntloch reichen/ legen
erstlich einen gescheibten löchrichten Span über den
Spunt/ darnach solche gelöcherte Deckel drauf/ damit
das Bier einen Lufft haben mag. Die Fässer aber sollen
nicht höher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefüllt
werden/ damit das Bier an die Deckel nie rühre.

Cap. LXXII.
Wie man dem eingefassten Bier warten soll.
[Spaltenumbruch]

ERstlich ist zu wissen/ wer ein Getranck lang gut
und wolgeschmack/ sauber und ohne Kaim erhal-
ten will/ der soll die Fässer mit Füllen und Wi-
schen in und um die Spünte/ auch allenthalben fleissig
warten/ dieselbe nie wahn stehen lassen/ damit es nicht
kähmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man
die Faß nicht fleissig füllet/ da setzt sich solcher Unlust am
ersten um den Spunt an/ und wolte es das Getränck
gerne ausschaumen; wanns aber nicht voll genug ist/
legt es sich am Geträncke an/ und nimmt je länger je
mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um
den Spunt. Daher ist am rathsamsten/ weil das Oel
keinen Kaim ansetzen oder wachsen lässt/ wann man die
Fässer zum Anfüllen hat zugerichtet/ daß man diesel-
ben/ so weit man zu den Spuntlöchern hinein greiffen
kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel bestreiche/
damit sich des Biers Unsauberkeit/ so von derselben
Reinigung und Läuterung wegen übersich und heraus
geschoben wird/ desto weniger anlegen noch erschimmlen/
und also kein Kaim daraus wachsen möge.

[Spaltenumbruch]

Darnach muß man die Faß/ ehe man sie füllet/ fein
um den Spunt/ und allenthalben herum/ so weit man mit
dem Finger reichen kan/ absaubern/ allen Schaum/
Unlust und Gest/ der von Natur aufwerts getrieben
wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt sich das
Bier setzt/ mit gleichem frischen Getranck/ oder mit des
Biers Koffent/ wofern er nicht sauer/ oder im Sommer
auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit
frischen Bronnenwasser füllen.

Wann sich aber das Bier gar gesetzt/ und nicht mehr
übersich herscheubt/ soll man die Spuntlöcher fleissig ab-
trocknen und wischen/ und wieder mit Oel bestreichen/
und ohngefähr einer stehenden Hand hoch einen Spunt/
der oben ein Löchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl
ist/ fürstecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es
schadet nicht/ nachdem die Spünte/ wann dieselben das
Bier nicht erreicht/ auch anheben zu schimmlen/ wann
man sie gleich unten mit Oel bestreicht/ darnach die Faß
fein gleich zuspüntet.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weiſſe Gerben nichts deſto weniger im Sommer in ei-
nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingſteinen aus-
geſetzter und gepflaſteter Gruben/ in einem viereckichten
Kuͤbel 14 Tag/ und im Winter noch viel laͤnger behal-
ten kan/ wann ſie nur nicht gefrieren; auch iſt die Ger-
[Spaltenumbruch] ben gut/ wann ſie nur nicht anſaͤuerlet. Es gieret aber
das Bier/ ſonderlich Sommerszeiten/ nicht uͤber zwey
Tag/ alsdann iſts lauter genug/ und am dritten Tage
zu fuͤhren und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ ſon-
derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt.

Cap. LXXI.
Wie die Faͤſſer zum braunen Bier ſollen zugerichtet werden.
[Spaltenumbruch]

DAs Pichen der Faͤſſer iſt allen Bindern bekannt/
man nimmt ſo offt ein neu Faß/ und ſo offt ein
Pfund Pech zu einem Eimer/ und uͤber die An-
zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Faͤſſer groß
ſind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar-
uͤber/ das Pech aber wird alſo angemacht: Man nimmt
Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/
oder ſo viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedoͤrꝛt und
klein geſtoſſen/ und untereinander vermiſcht in einem
neuen Hafen/ der ſo groß iſt/ daß zwoͤlf Pfund Pechs
hinein komm/ und ſoll dieſes zerrennt und zerfloſſen/ aber
nicht gehitztes Pech daran gieſſen/ und wol durcheinan-
der abruͤhren und hernach geſtehen laſſen; mit dieſem
Pech ſoll man hernach die Faͤſſer pichen/ ſo bleibt das
Bier gut darinn/ und wird nicht leicht ſauer/ und ob
gleich ein Bier an der Wuͤrtz etwas zu wenig und gering
iſt/ ſo kan es doch nicht bald anzick oder ſauer werden/ we-
gen ſolcher Pichung/ und ob ein Bier gleich ſauer wuͤrde/
kriegt es nur von dieſem Stupp/ welches den Hopfen-
Geſchmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge-
ſchmack/ iſt auch luſtiger und lieblicher dann ein anders
Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be-
funden worden.

Wann man ſich aber beſorgt/ die Kraͤfften dieſes
Pulvers wuͤrden an den Pichen durchs Feuer verbren-
[Spaltenumbruch] net/ ſo mag man die Faͤſſer/ wie ſonſt/ nur mit bloſſen
Pech pichen laſſen/ und als offt ein Faß gepicht iſt/ des
obvermeldten Pulvers in die Faͤſſer/ nach Groͤſſe derſel-
ben/ dieweil das Pech noch warm und weich iſt/ werffen/
und das Faß etlichmal umweltzen/ ſo theilt ſich das Pul-
ver in den Faͤſſern allenthalben aus/ und bleibt am Pech
klebend.

Alſo behaͤlt man das Bier in den rechten Bier-
Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch ſo lang/ daß es
letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleiſſig
fuͤllen/ und die Faͤſſer nicht wahn ſtehen laſſen/ auch her-
nach verzeichnete Deckel oder Stuͤrtze uͤber die Spuͤnt
machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel-
ches beſſer) Saltz/ Wermuthkoͤrner oder Bluͤhe/ jedes
ein halb Pfund/ Pfefferkoͤrner zimlich geſtoſſen ein Vier-
tel Pfund/ alles durcheinander vermiſcht/ wol abge-
boͤrt und Stuͤrtzel daraus gemacht/ dieſelben wol erhar-
ten laſſen/ und uͤber die Spunt ſtuͤrtzen. Etliche ma-
chen aus dieſer Maſſa nur ſchlecht ebene Deckel/ ſo breit/
daß ſie einen Finger uͤber das Spuntloch reichen/ legen
erſtlich einen geſcheibten loͤchrichten Span uͤber den
Spunt/ darnach ſolche geloͤcherte Deckel drauf/ damit
das Bier einen Lufft haben mag. Die Faͤſſer aber ſollen
nicht hoͤher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefuͤllt
werden/ damit das Bier an die Deckel nie ruͤhre.

Cap. LXXII.
Wie man dem eingefaſſten Bier warten ſoll.
[Spaltenumbruch]

ERſtlich iſt zu wiſſen/ wer ein Getranck lang gut
und wolgeſchmack/ ſauber und ohne Kaim erhal-
ten will/ der ſoll die Faͤſſer mit Fuͤllen und Wi-
ſchen in und um die Spuͤnte/ auch allenthalben fleiſſig
warten/ dieſelbe nie wahn ſtehen laſſen/ damit es nicht
kaͤhmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man
die Faß nicht fleiſſig fuͤllet/ da ſetzt ſich ſolcher Unluſt am
erſten um den Spunt an/ und wolte es das Getraͤnck
gerne ausſchaumen; wanns aber nicht voll genug iſt/
legt es ſich am Getraͤncke an/ und nimmt je laͤnger je
mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um
den Spunt. Daher iſt am rathſamſten/ weil das Oel
keinen Kaim anſetzen oder wachſen laͤſſt/ wann man die
Faͤſſer zum Anfuͤllen hat zugerichtet/ daß man dieſel-
ben/ ſo weit man zu den Spuntloͤchern hinein greiffen
kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel beſtreiche/
damit ſich des Biers Unſauberkeit/ ſo von derſelben
Reinigung und Laͤuterung wegen uͤberſich und heraus
geſchoben wird/ deſto weniger anlegen noch erſchimmlen/
und alſo kein Kaim daraus wachſen moͤge.

[Spaltenumbruch]

Darnach muß man die Faß/ ehe man ſie fuͤllet/ fein
um den Spunt/ und allenthalben herum/ ſo weit man mit
dem Finger reichen kan/ abſaubern/ allen Schaum/
Unluſt und Geſt/ der von Natur aufwerts getrieben
wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt ſich das
Bier ſetzt/ mit gleichem friſchen Getranck/ oder mit des
Biers Koffent/ wofern er nicht ſauer/ oder im Sommer
auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit
friſchen Bronnenwaſſer fuͤllen.

Wann ſich aber das Bier gar geſetzt/ und nicht mehr
uͤberſich herſcheubt/ ſoll man die Spuntloͤcher fleiſſig ab-
trocknen und wiſchen/ und wieder mit Oel beſtreichen/
und ohngefaͤhr einer ſtehenden Hand hoch einen Spunt/
der oben ein Loͤchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl
iſt/ fuͤrſtecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es
ſchadet nicht/ nachdem die Spuͤnte/ wann dieſelben das
Bier nicht erreicht/ auch anheben zu ſchimmlen/ wann
man ſie gleich unten mit Oel beſtreicht/ darnach die Faß
fein gleich zuſpuͤntet.

Cap.
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[86/0104] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens weiſſe Gerben nichts deſto weniger im Sommer in ei- nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingſteinen aus- geſetzter und gepflaſteter Gruben/ in einem viereckichten Kuͤbel 14 Tag/ und im Winter noch viel laͤnger behal- ten kan/ wann ſie nur nicht gefrieren; auch iſt die Ger- ben gut/ wann ſie nur nicht anſaͤuerlet. Es gieret aber das Bier/ ſonderlich Sommerszeiten/ nicht uͤber zwey Tag/ alsdann iſts lauter genug/ und am dritten Tage zu fuͤhren und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ ſon- derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt. Cap. LXXI. Wie die Faͤſſer zum braunen Bier ſollen zugerichtet werden. DAs Pichen der Faͤſſer iſt allen Bindern bekannt/ man nimmt ſo offt ein neu Faß/ und ſo offt ein Pfund Pech zu einem Eimer/ und uͤber die An- zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Faͤſſer groß ſind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar- uͤber/ das Pech aber wird alſo angemacht: Man nimmt Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/ oder ſo viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedoͤrꝛt und klein geſtoſſen/ und untereinander vermiſcht in einem neuen Hafen/ der ſo groß iſt/ daß zwoͤlf Pfund Pechs hinein komm/ und ſoll dieſes zerrennt und zerfloſſen/ aber nicht gehitztes Pech daran gieſſen/ und wol durcheinan- der abruͤhren und hernach geſtehen laſſen; mit dieſem Pech ſoll man hernach die Faͤſſer pichen/ ſo bleibt das Bier gut darinn/ und wird nicht leicht ſauer/ und ob gleich ein Bier an der Wuͤrtz etwas zu wenig und gering iſt/ ſo kan es doch nicht bald anzick oder ſauer werden/ we- gen ſolcher Pichung/ und ob ein Bier gleich ſauer wuͤrde/ kriegt es nur von dieſem Stupp/ welches den Hopfen- Geſchmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge- ſchmack/ iſt auch luſtiger und lieblicher dann ein anders Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be- funden worden. Wann man ſich aber beſorgt/ die Kraͤfften dieſes Pulvers wuͤrden an den Pichen durchs Feuer verbren- net/ ſo mag man die Faͤſſer/ wie ſonſt/ nur mit bloſſen Pech pichen laſſen/ und als offt ein Faß gepicht iſt/ des obvermeldten Pulvers in die Faͤſſer/ nach Groͤſſe derſel- ben/ dieweil das Pech noch warm und weich iſt/ werffen/ und das Faß etlichmal umweltzen/ ſo theilt ſich das Pul- ver in den Faͤſſern allenthalben aus/ und bleibt am Pech klebend. Alſo behaͤlt man das Bier in den rechten Bier- Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch ſo lang/ daß es letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleiſſig fuͤllen/ und die Faͤſſer nicht wahn ſtehen laſſen/ auch her- nach verzeichnete Deckel oder Stuͤrtze uͤber die Spuͤnt machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel- ches beſſer) Saltz/ Wermuthkoͤrner oder Bluͤhe/ jedes ein halb Pfund/ Pfefferkoͤrner zimlich geſtoſſen ein Vier- tel Pfund/ alles durcheinander vermiſcht/ wol abge- boͤrt und Stuͤrtzel daraus gemacht/ dieſelben wol erhar- ten laſſen/ und uͤber die Spunt ſtuͤrtzen. Etliche ma- chen aus dieſer Maſſa nur ſchlecht ebene Deckel/ ſo breit/ daß ſie einen Finger uͤber das Spuntloch reichen/ legen erſtlich einen geſcheibten loͤchrichten Span uͤber den Spunt/ darnach ſolche geloͤcherte Deckel drauf/ damit das Bier einen Lufft haben mag. Die Faͤſſer aber ſollen nicht hoͤher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefuͤllt werden/ damit das Bier an die Deckel nie ruͤhre. Cap. LXXII. Wie man dem eingefaſſten Bier warten ſoll. ERſtlich iſt zu wiſſen/ wer ein Getranck lang gut und wolgeſchmack/ ſauber und ohne Kaim erhal- ten will/ der ſoll die Faͤſſer mit Fuͤllen und Wi- ſchen in und um die Spuͤnte/ auch allenthalben fleiſſig warten/ dieſelbe nie wahn ſtehen laſſen/ damit es nicht kaͤhmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man die Faß nicht fleiſſig fuͤllet/ da ſetzt ſich ſolcher Unluſt am erſten um den Spunt an/ und wolte es das Getraͤnck gerne ausſchaumen; wanns aber nicht voll genug iſt/ legt es ſich am Getraͤncke an/ und nimmt je laͤnger je mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um den Spunt. Daher iſt am rathſamſten/ weil das Oel keinen Kaim anſetzen oder wachſen laͤſſt/ wann man die Faͤſſer zum Anfuͤllen hat zugerichtet/ daß man dieſel- ben/ ſo weit man zu den Spuntloͤchern hinein greiffen kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel beſtreiche/ damit ſich des Biers Unſauberkeit/ ſo von derſelben Reinigung und Laͤuterung wegen uͤberſich und heraus geſchoben wird/ deſto weniger anlegen noch erſchimmlen/ und alſo kein Kaim daraus wachſen moͤge. Darnach muß man die Faß/ ehe man ſie fuͤllet/ fein um den Spunt/ und allenthalben herum/ ſo weit man mit dem Finger reichen kan/ abſaubern/ allen Schaum/ Unluſt und Geſt/ der von Natur aufwerts getrieben wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt ſich das Bier ſetzt/ mit gleichem friſchen Getranck/ oder mit des Biers Koffent/ wofern er nicht ſauer/ oder im Sommer auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit friſchen Bronnenwaſſer fuͤllen. Wann ſich aber das Bier gar geſetzt/ und nicht mehr uͤberſich herſcheubt/ ſoll man die Spuntloͤcher fleiſſig ab- trocknen und wiſchen/ und wieder mit Oel beſtreichen/ und ohngefaͤhr einer ſtehenden Hand hoch einen Spunt/ der oben ein Loͤchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl iſt/ fuͤrſtecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es ſchadet nicht/ nachdem die Spuͤnte/ wann dieſelben das Bier nicht erreicht/ auch anheben zu ſchimmlen/ wann man ſie gleich unten mit Oel beſtreicht/ darnach die Faß fein gleich zuſpuͤntet. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/104>, abgerufen am 24.04.2024.