Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehenden Buchs Erster Theil/ Bienenhütten.
[Spaltenumbruch] Mann dort den faulen Menschen zur Ameisen weiset/
die zwar arbeitsam/ geschäfftig und unverdrossen/ den-
noch nur ihr selbst/ und nicht den Menschen zu gut ar-
beitet/ ich wol billiger unser Bienlein zu einem Bey-
spiel der arbeitsamen Jugend auf das Theatrum füh-
ren könte/ das nicht allein ihm/ seinem König und Mit-
Burgern/ sondern auch dem Menschen zu guten/ seine
Mühewaltung so löblich und embsig anstellet/ daß man
wol billich ausruffen kan:

Sic vos, non vobis mellificatis Apes.

Der König Amasis in Egypten/ hat von den Bien-
lein erlernet/ das müssige faule Gesindlein jährlich aus
seinem Lande zu mustern; welchem auch der weise So-
lon
nachgefolget. Und die dapffern und streitbaren alten
Romaner haben von diesem Thierlein ihre Colonias
auszuschicken begriffen; welches auch die alten Gothen
und Cimbri, auch unsere Teutschen/ nicht ohne Nutzen
practicirt haben.

Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar-
auf sie stehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver-
gönnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/
mit so reichem Wucher und überflüssiger Verzinsung
abzustatten/ daß sie wol mehr als dreyfachen Zehnden
darfür reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die-
sen kleinen Arbeiter und Taglöhner selbst/ oder die
Weise zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar-
aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit selbst ansehen/
finden wir alles und jedes verwundersam Betrachtungs-
würdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor
und der Einmachungs-Kunst Erfahrner würde aus
[Spaltenumbruch] den frischen wolriechenden Blumen/ aus den edlen
Kräutern und Gewächsen/ einen so köstlichen edlen und
bleiblichen Safft formiren/ als das Hönig; ein so zar-
tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her-
aus ziehen können/ welcher Alchimist/ wann er schon mit
seinem Lapide, mit seinem Menstruis Philosophicis,
mit seinem coaguliren/ sublimiren/ praecipitiren/ und
destilliren/ den höchsten und besten Fleiß anlegte/ wür-
de aus Blumen/ aus Kräutern und dergleichen Vege-
tabilibus
eine so köstliche und edle Quinta essenza zuwe-
gen bringen. Zugeschweigen der überaus künstlich und
holdseligen Architectonica, da die Justitia distributiva
so eigentlich/ so zierlich und künstlich beobachtet wird/
daß allein ihrem König/ Weisel und Heerführer/ ein
mercklicher/ und seinem Stand und Amt gemässer Vor-
zug gegönnet wird/ die übrigen alle einerley von Gestalt/
Art und Grösse/ gleiche Häuser haben/ nicht allein
darinnen zu wohnen/ sondern auch wie die embsigen
Hausmütter/ ihre Speis-Gewölbe/ und Vorraths-
Kammer darneben haben und anfüllen können; und
welcher Vitruvius, und allergeschickteste erfahrneste
Baumeister würde mit Zirckeln so eine ordentliche Aus-
theilung unterscheiden/ die Gassen also beederseits mit
aneinander benachbarten und angräntzenden Häusern
versehen/ so artlich eintheilen/ und so sauber und reinlich
erhalten. Daraus wir ab sonderlich des grossen Welt-
schöpffers gütige Vorsorg erkennen und preisen sollen/
daß er aus so kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch
dem Menschen so grosse und danckwürdige Wolthaten
erweisen/ und so vortreffliche Vorspiel und Meisterstucke
vorstellen kan.

Cap. II.
Von der Bienen Art und Natur.
[Spaltenumbruch]

JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe-
griff sich befindende Policey und gemeines We-
sen unter den Menschen anzutreffen sey/ darin-
nen eine bessere und lobwürdigere Politica geführt/ ei-
nem jeden das seine so billichmässig zugetheilt/ die Obrig-
keit so hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un-
terthanen mit so unverdrossenem und stets wirckendem
Fleiß in ihrer Arbeit geübet/ die Aemter mit so tüchtigen
Subjecten versehen/ mit so artlicher Geradigkeit verrich-
tet/ mit so löblicher Ordnung anbefohlen und geschlich-
tet/ und das gemeine Wesen so treulich betrachtet/ al-
ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber
vermiden bleibe/ als eben bey den holdseligen und wei-
sen Bienlein; der König hat die Schönheit/ Majestät
und Weißheit/ an statt der Waffen/ die Unterthanen
nicht mit dem Stachel der Tyranney/ sondern mit Lieb
und Vorsorge zu regieren/ alle seine Mandata und Be-
fehl sind eitel Hönig/ die mit Affection befohlen/ und mit
Lust verrichtet werden. Hingegen sind alle Zeughäuser
und Arsenalia wolbestellt/ daraus die Bienlein mit ih-
ren scharffen und brennenden Stacheln gewaffnet sind/
für ihren König und den gemeinen Nutzen mit Eifer und
Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß sie
den Menschen/ ihren Wolthätern/ zu gut/ sich an ihre
Feinde gemacht/ und dieselbigen angefallen haben.
Denckwürdig ist/ was Herr Michael de Montaigne
aux Essais Lib. 2. cap.
12. erzehlet/ daß kurtz vor seiner
[Spaltenumbruch] Zeit/ als die Portuguesen die Stadt Tamly in der Land-
schafft Xiatine belägerten/ haben selbige Jnwohner viel
Bienenstöcke (deren sie eine grosse Anzahl in der Stadt
gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und
Rauch die Bienen so hefftig unter die Feinde getrieben/
daß sie durch ihr Stechen und Beissen von der Beläge-
rung ablassen müssen.

Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen
die wenigsten/ daß sie ex concubitu conjugali, wie an-
dere Thiere erzeugt/ sondern im Früling aus den Blumen
und Kräutern gesogen/ wie ein weisses Ameis-Ey for-
mirt in ihre Hütlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus-
gebrutet werden; wie man denn nie sehen solle/ daß die
Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Insecta einan-
der besteigen/ und also die Generation verrichten/ son-
dern man sihet im Auswärts/ daß sie erstgesagte weiß-
lichte Brut von dem Feld einführen/ werden auch allzeit
die Brut noch/ ehe sie anfangen ihr Hönig-Arbeit zu
beginnen/ vorher eintragen.

M. Höffler/ in seinem Bienen-Büchlein schreibt/
daß sie die Brut aus den Mistpfühlen und Lacken samm-
len; so doch der Author des neuen Bienen-Büchleins
widerspricht/ und sagt/ sie zeugen und setzen sie aus ihrem
Wesen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die-
ses (sagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha-
be schwache junge Stöcke um Weyhnachten in ein
Sommerlaulicht Stüblein (darein die Wärme von

der
Z z

Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten.
[Spaltenumbruch] Mann dort den faulen Menſchen zur Ameiſen weiſet/
die zwar arbeitſam/ geſchaͤfftig und unverdroſſen/ den-
noch nur ihr ſelbſt/ und nicht den Menſchen zu gut ar-
beitet/ ich wol billiger unſer Bienlein zu einem Bey-
ſpiel der arbeitſamen Jugend auf das Theatrum fuͤh-
ren koͤnte/ das nicht allein ihm/ ſeinem Koͤnig und Mit-
Burgern/ ſondern auch dem Menſchen zu guten/ ſeine
Muͤhewaltung ſo loͤblich und embſig anſtellet/ daß man
wol billich ausruffen kan:

Sic vos, non vobis mellificatis Apes.

Der Koͤnig Amaſis in Egypten/ hat von den Bien-
lein erlernet/ das muͤſſige faule Geſindlein jaͤhrlich aus
ſeinem Lande zu muſtern; welchem auch der weiſe So-
lon
nachgefolget. Und die dapffern und ſtreitbaren alten
Romaner haben von dieſem Thierlein ihre Colonias
auszuſchicken begriffen; welches auch die alten Gothen
und Cimbri, auch unſere Teutſchen/ nicht ohne Nutzen
practicirt haben.

Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar-
auf ſie ſtehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver-
goͤnnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/
mit ſo reichem Wucher und uͤberfluͤſſiger Verzinſung
abzuſtatten/ daß ſie wol mehr als dreyfachen Zehnden
darfuͤr reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die-
ſen kleinen Arbeiter und Tagloͤhner ſelbſt/ oder die
Weiſe zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar-
aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit ſelbſt anſehen/
finden wir alles und jedes verwunderſam Betrachtungs-
wuͤrdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor
und der Einmachungs-Kunſt Erfahrner wuͤrde aus
[Spaltenumbruch] den friſchen wolriechenden Blumen/ aus den edlen
Kraͤutern und Gewaͤchſen/ einen ſo koͤſtlichen edlen und
bleiblichen Safft formiren/ als das Hoͤnig; ein ſo zar-
tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her-
aus ziehen koͤnnen/ welcher Alchimiſt/ wann er ſchon mit
ſeinem Lapide, mit ſeinem Menſtruis Philoſophicis,
mit ſeinem coaguliren/ ſublimiren/ præcipitiren/ und
deſtilliren/ den hoͤchſten und beſten Fleiß anlegte/ wuͤr-
de aus Blumen/ aus Kraͤutern und dergleichen Vege-
tabilibus
eine ſo koͤſtliche und edle Quinta eſſenza zuwe-
gen bringen. Zugeſchweigen der uͤberaus kuͤnſtlich und
holdſeligen Architectonica, da die Juſtitia diſtributiva
ſo eigentlich/ ſo zierlich und kuͤnſtlich beobachtet wird/
daß allein ihrem Koͤnig/ Weiſel und Heerfuͤhrer/ ein
mercklicher/ und ſeinem Stand und Amt gemaͤſſer Vor-
zug gegoͤnnet wird/ die uͤbrigen alle einerley von Geſtalt/
Art und Groͤſſe/ gleiche Haͤuſer haben/ nicht allein
darinnen zu wohnen/ ſondern auch wie die embſigen
Hausmuͤtter/ ihre Speis-Gewoͤlbe/ und Vorraths-
Kammer darneben haben und anfuͤllen koͤnnen; und
welcher Vitruvius, und allergeſchickteſte erfahrneſte
Baumeiſter wuͤrde mit Zirckeln ſo eine ordentliche Aus-
theilung unterſcheiden/ die Gaſſen alſo beederſeits mit
aneinander benachbarten und angraͤntzenden Haͤuſern
verſehen/ ſo artlich eintheilen/ und ſo ſauber und reinlich
erhalten. Daraus wir ab ſonderlich des groſſen Welt-
ſchoͤpffers guͤtige Vorſorg erkennen und preiſen ſollen/
daß er aus ſo kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch
dem Menſchen ſo groſſe und danckwuͤrdige Wolthaten
erweiſen/ und ſo vortreffliche Vorſpiel und Meiſterſtucke
vorſtellen kan.

Cap. II.
Von der Bienen Art und Natur.
[Spaltenumbruch]

JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe-
griff ſich befindende Policey und gemeines We-
ſen unter den Menſchen anzutreffen ſey/ darin-
nen eine beſſere und lobwuͤrdigere Politica gefuͤhrt/ ei-
nem jeden das ſeine ſo billichmaͤſſig zugetheilt/ die Obrig-
keit ſo hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un-
terthanen mit ſo unverdroſſenem und ſtets wirckendem
Fleiß in ihrer Arbeit geuͤbet/ die Aemter mit ſo tuͤchtigen
Subjecten verſehen/ mit ſo artlicher Geradigkeit verrich-
tet/ mit ſo loͤblicher Ordnung anbefohlen und geſchlich-
tet/ und das gemeine Weſen ſo treulich betrachtet/ al-
ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber
vermiden bleibe/ als eben bey den holdſeligen und wei-
ſen Bienlein; der Koͤnig hat die Schoͤnheit/ Majeſtaͤt
und Weißheit/ an ſtatt der Waffen/ die Unterthanen
nicht mit dem Stachel der Tyranney/ ſondern mit Lieb
und Vorſorge zu regieren/ alle ſeine Mandata und Be-
fehl ſind eitel Hoͤnig/ die mit Affection befohlen/ und mit
Luſt verrichtet werden. Hingegen ſind alle Zeughaͤuſer
und Arſenalia wolbeſtellt/ daraus die Bienlein mit ih-
ren ſcharffen und brennenden Stacheln gewaffnet ſind/
fuͤr ihren Koͤnig und den gemeinen Nutzen mit Eifer und
Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß ſie
den Menſchen/ ihren Wolthaͤtern/ zu gut/ ſich an ihre
Feinde gemacht/ und dieſelbigen angefallen haben.
Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Michael de Montaigne
aux Eſſais Lib. 2. cap.
12. erzehlet/ daß kurtz vor ſeiner
[Spaltenumbruch] Zeit/ als die Portugueſen die Stadt Tamly in der Land-
ſchafft Xiatine belaͤgerten/ haben ſelbige Jnwohner viel
Bienenſtoͤcke (deren ſie eine groſſe Anzahl in der Stadt
gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und
Rauch die Bienen ſo hefftig unter die Feinde getrieben/
daß ſie durch ihr Stechen und Beiſſen von der Belaͤge-
rung ablaſſen muͤſſen.

Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen
die wenigſten/ daß ſie ex concubitu conjugali, wie an-
dere Thiere erzeugt/ ſondern im Fruͤling aus den Blumen
und Kraͤutern geſogen/ wie ein weiſſes Ameis-Ey for-
mirt in ihre Huͤtlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus-
gebrutet werden; wie man denn nie ſehen ſolle/ daß die
Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Inſecta einan-
der beſteigen/ und alſo die Generation verrichten/ ſon-
dern man ſihet im Auswaͤrts/ daß ſie erſtgeſagte weiß-
lichte Brut von dem Feld einfuͤhren/ werden auch allzeit
die Brut noch/ ehe ſie anfangen ihr Hoͤnig-Arbeit zu
beginnen/ vorher eintragen.

M. Hoͤffler/ in ſeinem Bienen-Buͤchlein ſchreibt/
daß ſie die Brut aus den Miſtpfuͤhlen und Lacken ſam̃-
len; ſo doch der Author des neuen Bienen-Buͤchleins
widerſpricht/ und ſagt/ ſie zeugen und ſetzen ſie aus ihrem
Weſen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die-
ſes (ſagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha-
be ſchwache junge Stoͤcke um Weyhnachten in ein
Sommerlaulicht Stuͤblein (darein die Waͤrme von

der
❁ Z z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0379" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehenden Buchs Er&#x017F;ter Theil/ Bienenhu&#x0364;tten.</hi></fw><lb/><cb/>
Mann dort den faulen Men&#x017F;chen zur Amei&#x017F;en wei&#x017F;et/<lb/>
die zwar arbeit&#x017F;am/ ge&#x017F;cha&#x0364;fftig und unverdro&#x017F;&#x017F;en/ den-<lb/>
noch nur ihr &#x017F;elb&#x017F;t/ und nicht den Men&#x017F;chen zu gut ar-<lb/>
beitet/ ich wol billiger un&#x017F;er Bienlein zu einem Bey-<lb/>
&#x017F;piel der arbeit&#x017F;amen Jugend auf das <hi rendition="#aq">Theatrum</hi> fu&#x0364;h-<lb/>
ren ko&#x0364;nte/ das nicht allein ihm/ &#x017F;einem Ko&#x0364;nig und Mit-<lb/>
Burgern/ &#x017F;ondern auch dem Men&#x017F;chen zu guten/ &#x017F;eine<lb/>
Mu&#x0364;hewaltung &#x017F;o lo&#x0364;blich und emb&#x017F;ig an&#x017F;tellet/ daß man<lb/>
wol billich ausruffen kan:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Sic vos, non vobis mellificatis Apes.</hi> </hi> </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Ama&#x017F;is</hi> in Egypten/ hat von den Bien-<lb/>
lein erlernet/ das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige faule Ge&#x017F;indlein ja&#x0364;hrlich aus<lb/>
&#x017F;einem Lande zu mu&#x017F;tern; welchem auch der wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">So-<lb/>
lon</hi> nachgefolget. Und die dapffern und &#x017F;treitbaren alten<lb/>
Romaner haben von die&#x017F;em Thierlein ihre <hi rendition="#aq">Colonias</hi><lb/>
auszu&#x017F;chicken begriffen; welches auch die alten Gothen<lb/>
und <hi rendition="#aq">Cimbri,</hi> auch un&#x017F;ere Teut&#x017F;chen/ nicht ohne Nutzen<lb/><hi rendition="#aq">practici</hi>rt haben.</p><lb/>
            <p>Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar-<lb/>
auf &#x017F;ie &#x017F;tehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver-<lb/>
go&#x0364;nnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/<lb/>
mit &#x017F;o reichem Wucher und u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger Verzin&#x017F;ung<lb/>
abzu&#x017F;tatten/ daß &#x017F;ie wol mehr als dreyfachen Zehnden<lb/>
darfu&#x0364;r reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die-<lb/>
&#x017F;en kleinen Arbeiter und Taglo&#x0364;hner &#x017F;elb&#x017F;t/ oder die<lb/>
Wei&#x017F;e zu arbeiten/ oder den Zeug und die <hi rendition="#aq">Materia,</hi> dar-<lb/>
aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit &#x017F;elb&#x017F;t an&#x017F;ehen/<lb/>
finden wir alles und jedes verwunder&#x017F;am Betrachtungs-<lb/>
wu&#x0364;rdig/ ja unnachthulich. Dann welcher <hi rendition="#aq">Conditor</hi><lb/>
und der Einmachungs-Kun&#x017F;t Erfahrner wu&#x0364;rde aus<lb/><cb/>
den fri&#x017F;chen wolriechenden Blumen/ aus den edlen<lb/>
Kra&#x0364;utern und Gewa&#x0364;ch&#x017F;en/ einen &#x017F;o ko&#x0364;&#x017F;tlichen edlen und<lb/>
bleiblichen Safft <hi rendition="#aq">formir</hi>en/ als das Ho&#x0364;nig; ein &#x017F;o zar-<lb/>
tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her-<lb/>
aus ziehen ko&#x0364;nnen/ welcher Alchimi&#x017F;t/ wann er &#x017F;chon mit<lb/>
&#x017F;einem <hi rendition="#aq">Lapide,</hi> mit &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Men&#x017F;truis Philo&#x017F;ophicis,</hi><lb/>
mit &#x017F;einem <hi rendition="#aq">coagulir</hi>en/ <hi rendition="#aq">&#x017F;ublimir</hi>en/ <hi rendition="#aq">præcipitir</hi>en/ und<lb/><hi rendition="#aq">de&#x017F;tillir</hi>en/ den ho&#x0364;ch&#x017F;ten und be&#x017F;ten Fleiß anlegte/ wu&#x0364;r-<lb/>
de aus Blumen/ aus Kra&#x0364;utern und dergleichen <hi rendition="#aq">Vege-<lb/>
tabilibus</hi> eine &#x017F;o ko&#x0364;&#x017F;tliche und edle <hi rendition="#aq">Quinta e&#x017F;&#x017F;enza</hi> zuwe-<lb/>
gen bringen. Zuge&#x017F;chweigen der u&#x0364;beraus ku&#x0364;n&#x017F;tlich und<lb/>
hold&#x017F;eligen <hi rendition="#aq">Architectonica,</hi> da die <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;titia di&#x017F;tributiva</hi><lb/>
&#x017F;o eigentlich/ &#x017F;o zierlich und ku&#x0364;n&#x017F;tlich beobachtet wird/<lb/>
daß allein ihrem Ko&#x0364;nig/ Wei&#x017F;el und Heerfu&#x0364;hrer/ ein<lb/>
mercklicher/ und &#x017F;einem Stand und Amt gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Vor-<lb/>
zug gego&#x0364;nnet wird/ die u&#x0364;brigen alle einerley von Ge&#x017F;talt/<lb/>
Art und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ gleiche Ha&#x0364;u&#x017F;er haben/ nicht allein<lb/>
darinnen zu wohnen/ &#x017F;ondern auch wie die emb&#x017F;igen<lb/>
Hausmu&#x0364;tter/ ihre Speis-Gewo&#x0364;lbe/ und Vorraths-<lb/>
Kammer darneben haben und anfu&#x0364;llen ko&#x0364;nnen; und<lb/>
welcher <hi rendition="#aq">Vitruvius,</hi> und allerge&#x017F;chickte&#x017F;te erfahrne&#x017F;te<lb/>
Baumei&#x017F;ter wu&#x0364;rde mit Zirckeln &#x017F;o eine ordentliche Aus-<lb/>
theilung unter&#x017F;cheiden/ die Ga&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o beeder&#x017F;eits mit<lb/>
aneinander benachbarten und angra&#x0364;ntzenden Ha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
ver&#x017F;ehen/ &#x017F;o artlich eintheilen/ und &#x017F;o &#x017F;auber und reinlich<lb/>
erhalten. Daraus wir ab &#x017F;onderlich des gro&#x017F;&#x017F;en Welt-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffers gu&#x0364;tige Vor&#x017F;org erkennen und prei&#x017F;en &#x017F;ollen/<lb/>
daß er aus &#x017F;o kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch<lb/>
dem Men&#x017F;chen &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e und danckwu&#x0364;rdige Wolthaten<lb/>
erwei&#x017F;en/ und &#x017F;o vortreffliche Vor&#x017F;piel und Mei&#x017F;ter&#x017F;tucke<lb/>
vor&#x017F;tellen kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> II.</hi></hi><lb/>
Von der Bienen Art und Natur.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe-<lb/>
griff &#x017F;ich befindende Policey und gemeines We-<lb/>
&#x017F;en unter den Men&#x017F;chen anzutreffen &#x017F;ey/ darin-<lb/>
nen eine be&#x017F;&#x017F;ere und lobwu&#x0364;rdigere <hi rendition="#aq">Politica</hi> gefu&#x0364;hrt/ ei-<lb/>
nem jeden das &#x017F;eine &#x017F;o billichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig zugetheilt/ die Obrig-<lb/>
keit &#x017F;o hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un-<lb/>
terthanen mit &#x017F;o unverdro&#x017F;&#x017F;enem und &#x017F;tets wirckendem<lb/>
Fleiß in ihrer Arbeit geu&#x0364;bet/ die Aemter mit &#x017F;o tu&#x0364;chtigen<lb/><hi rendition="#aq">Subject</hi>en ver&#x017F;ehen/ mit &#x017F;o artlicher Geradigkeit verrich-<lb/>
tet/ mit &#x017F;o lo&#x0364;blicher Ordnung anbefohlen und ge&#x017F;chlich-<lb/>
tet/ und das gemeine We&#x017F;en &#x017F;o treulich betrachtet/ al-<lb/>
ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber<lb/>
vermiden bleibe/ als eben bey den hold&#x017F;eligen und wei-<lb/>
&#x017F;en Bienlein; der Ko&#x0364;nig hat die Scho&#x0364;nheit/ Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
und Weißheit/ an &#x017F;tatt der Waffen/ die Unterthanen<lb/>
nicht mit dem Stachel der Tyranney/ &#x017F;ondern mit Lieb<lb/>
und Vor&#x017F;orge zu regieren/ alle &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Mandata</hi> und Be-<lb/>
fehl &#x017F;ind eitel Ho&#x0364;nig/ die mit <hi rendition="#aq">Affection</hi> befohlen/ und mit<lb/>
Lu&#x017F;t verrichtet werden. Hingegen &#x017F;ind alle Zeugha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
und <hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enalia</hi> wolbe&#x017F;tellt/ daraus die Bienlein mit ih-<lb/>
ren &#x017F;charffen und brennenden Stacheln gewaffnet &#x017F;ind/<lb/>
fu&#x0364;r ihren Ko&#x0364;nig und den gemeinen Nutzen mit Eifer und<lb/>
Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß &#x017F;ie<lb/>
den Men&#x017F;chen/ ihren Woltha&#x0364;tern/ zu gut/ &#x017F;ich an ihre<lb/>
Feinde gemacht/ und die&#x017F;elbigen angefallen haben.<lb/>
Denckwu&#x0364;rdig i&#x017F;t/ was Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Michael de Montaigne<lb/>
aux E&#x017F;&#x017F;ais Lib. 2. cap.</hi> 12. erzehlet/ daß kurtz vor &#x017F;einer<lb/><cb/>
Zeit/ als die <hi rendition="#aq">Portugue&#x017F;en</hi> die Stadt <hi rendition="#aq">Tamly</hi> in der Land-<lb/>
&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Xiatine</hi> bela&#x0364;gerten/ haben &#x017F;elbige Jnwohner viel<lb/>
Bienen&#x017F;to&#x0364;cke (deren &#x017F;ie eine gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl in der Stadt<lb/>
gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und<lb/>
Rauch die Bienen &#x017F;o hefftig unter die Feinde getrieben/<lb/>
daß &#x017F;ie durch ihr Stechen und Bei&#x017F;&#x017F;en von der Bela&#x0364;ge-<lb/>
rung abla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen<lb/>
die wenig&#x017F;ten/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">ex concubitu conjugali,</hi> wie an-<lb/>
dere Thiere erzeugt/ &#x017F;ondern im Fru&#x0364;ling aus den Blumen<lb/>
und Kra&#x0364;utern ge&#x017F;ogen/ wie ein wei&#x017F;&#x017F;es Ameis-Ey for-<lb/>
mirt in ihre Hu&#x0364;tlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus-<lb/>
gebrutet werden; wie man denn nie &#x017F;ehen &#x017F;olle/ daß die<lb/>
Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und <hi rendition="#aq">In&#x017F;ecta</hi> einan-<lb/>
der be&#x017F;teigen/ und al&#x017F;o die <hi rendition="#aq">Generation</hi> verrichten/ &#x017F;on-<lb/>
dern man &#x017F;ihet im Auswa&#x0364;rts/ daß &#x017F;ie er&#x017F;tge&#x017F;agte weiß-<lb/>
lichte Brut von dem Feld einfu&#x0364;hren/ werden auch allzeit<lb/>
die Brut noch/ ehe &#x017F;ie anfangen ihr Ho&#x0364;nig-Arbeit zu<lb/>
beginnen/ vorher eintragen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">M.</hi> Ho&#x0364;ffler/ in &#x017F;einem Bienen-Bu&#x0364;chlein &#x017F;chreibt/<lb/>
daß &#x017F;ie die Brut aus den Mi&#x017F;tpfu&#x0364;hlen und Lacken &#x017F;am&#x0303;-<lb/>
len; &#x017F;o doch der <hi rendition="#aq">Author</hi> des neuen Bienen-Bu&#x0364;chleins<lb/>
wider&#x017F;pricht/ und &#x017F;agt/ &#x017F;ie zeugen und &#x017F;etzen &#x017F;ie aus ihrem<lb/>
We&#x017F;en/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die-<lb/>
&#x017F;es (&#x017F;agt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha-<lb/>
be &#x017F;chwache junge Sto&#x0364;cke um Weyhnachten in ein<lb/>
Sommerlaulicht Stu&#x0364;blein (darein die Wa&#x0364;rme von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">&#x2741; Z z</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0379] Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten. Mann dort den faulen Menſchen zur Ameiſen weiſet/ die zwar arbeitſam/ geſchaͤfftig und unverdroſſen/ den- noch nur ihr ſelbſt/ und nicht den Menſchen zu gut ar- beitet/ ich wol billiger unſer Bienlein zu einem Bey- ſpiel der arbeitſamen Jugend auf das Theatrum fuͤh- ren koͤnte/ das nicht allein ihm/ ſeinem Koͤnig und Mit- Burgern/ ſondern auch dem Menſchen zu guten/ ſeine Muͤhewaltung ſo loͤblich und embſig anſtellet/ daß man wol billich ausruffen kan: Sic vos, non vobis mellificatis Apes. Der Koͤnig Amaſis in Egypten/ hat von den Bien- lein erlernet/ das muͤſſige faule Geſindlein jaͤhrlich aus ſeinem Lande zu muſtern; welchem auch der weiſe So- lon nachgefolget. Und die dapffern und ſtreitbaren alten Romaner haben von dieſem Thierlein ihre Colonias auszuſchicken begriffen; welches auch die alten Gothen und Cimbri, auch unſere Teutſchen/ nicht ohne Nutzen practicirt haben. Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar- auf ſie ſtehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver- goͤnnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/ mit ſo reichem Wucher und uͤberfluͤſſiger Verzinſung abzuſtatten/ daß ſie wol mehr als dreyfachen Zehnden darfuͤr reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die- ſen kleinen Arbeiter und Tagloͤhner ſelbſt/ oder die Weiſe zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar- aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit ſelbſt anſehen/ finden wir alles und jedes verwunderſam Betrachtungs- wuͤrdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor und der Einmachungs-Kunſt Erfahrner wuͤrde aus den friſchen wolriechenden Blumen/ aus den edlen Kraͤutern und Gewaͤchſen/ einen ſo koͤſtlichen edlen und bleiblichen Safft formiren/ als das Hoͤnig; ein ſo zar- tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her- aus ziehen koͤnnen/ welcher Alchimiſt/ wann er ſchon mit ſeinem Lapide, mit ſeinem Menſtruis Philoſophicis, mit ſeinem coaguliren/ ſublimiren/ præcipitiren/ und deſtilliren/ den hoͤchſten und beſten Fleiß anlegte/ wuͤr- de aus Blumen/ aus Kraͤutern und dergleichen Vege- tabilibus eine ſo koͤſtliche und edle Quinta eſſenza zuwe- gen bringen. Zugeſchweigen der uͤberaus kuͤnſtlich und holdſeligen Architectonica, da die Juſtitia diſtributiva ſo eigentlich/ ſo zierlich und kuͤnſtlich beobachtet wird/ daß allein ihrem Koͤnig/ Weiſel und Heerfuͤhrer/ ein mercklicher/ und ſeinem Stand und Amt gemaͤſſer Vor- zug gegoͤnnet wird/ die uͤbrigen alle einerley von Geſtalt/ Art und Groͤſſe/ gleiche Haͤuſer haben/ nicht allein darinnen zu wohnen/ ſondern auch wie die embſigen Hausmuͤtter/ ihre Speis-Gewoͤlbe/ und Vorraths- Kammer darneben haben und anfuͤllen koͤnnen; und welcher Vitruvius, und allergeſchickteſte erfahrneſte Baumeiſter wuͤrde mit Zirckeln ſo eine ordentliche Aus- theilung unterſcheiden/ die Gaſſen alſo beederſeits mit aneinander benachbarten und angraͤntzenden Haͤuſern verſehen/ ſo artlich eintheilen/ und ſo ſauber und reinlich erhalten. Daraus wir ab ſonderlich des groſſen Welt- ſchoͤpffers guͤtige Vorſorg erkennen und preiſen ſollen/ daß er aus ſo kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch dem Menſchen ſo groſſe und danckwuͤrdige Wolthaten erweiſen/ und ſo vortreffliche Vorſpiel und Meiſterſtucke vorſtellen kan. Cap. II. Von der Bienen Art und Natur. JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe- griff ſich befindende Policey und gemeines We- ſen unter den Menſchen anzutreffen ſey/ darin- nen eine beſſere und lobwuͤrdigere Politica gefuͤhrt/ ei- nem jeden das ſeine ſo billichmaͤſſig zugetheilt/ die Obrig- keit ſo hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un- terthanen mit ſo unverdroſſenem und ſtets wirckendem Fleiß in ihrer Arbeit geuͤbet/ die Aemter mit ſo tuͤchtigen Subjecten verſehen/ mit ſo artlicher Geradigkeit verrich- tet/ mit ſo loͤblicher Ordnung anbefohlen und geſchlich- tet/ und das gemeine Weſen ſo treulich betrachtet/ al- ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber vermiden bleibe/ als eben bey den holdſeligen und wei- ſen Bienlein; der Koͤnig hat die Schoͤnheit/ Majeſtaͤt und Weißheit/ an ſtatt der Waffen/ die Unterthanen nicht mit dem Stachel der Tyranney/ ſondern mit Lieb und Vorſorge zu regieren/ alle ſeine Mandata und Be- fehl ſind eitel Hoͤnig/ die mit Affection befohlen/ und mit Luſt verrichtet werden. Hingegen ſind alle Zeughaͤuſer und Arſenalia wolbeſtellt/ daraus die Bienlein mit ih- ren ſcharffen und brennenden Stacheln gewaffnet ſind/ fuͤr ihren Koͤnig und den gemeinen Nutzen mit Eifer und Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß ſie den Menſchen/ ihren Wolthaͤtern/ zu gut/ ſich an ihre Feinde gemacht/ und dieſelbigen angefallen haben. Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Michael de Montaigne aux Eſſais Lib. 2. cap. 12. erzehlet/ daß kurtz vor ſeiner Zeit/ als die Portugueſen die Stadt Tamly in der Land- ſchafft Xiatine belaͤgerten/ haben ſelbige Jnwohner viel Bienenſtoͤcke (deren ſie eine groſſe Anzahl in der Stadt gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und Rauch die Bienen ſo hefftig unter die Feinde getrieben/ daß ſie durch ihr Stechen und Beiſſen von der Belaͤge- rung ablaſſen muͤſſen. Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen die wenigſten/ daß ſie ex concubitu conjugali, wie an- dere Thiere erzeugt/ ſondern im Fruͤling aus den Blumen und Kraͤutern geſogen/ wie ein weiſſes Ameis-Ey for- mirt in ihre Huͤtlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus- gebrutet werden; wie man denn nie ſehen ſolle/ daß die Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Inſecta einan- der beſteigen/ und alſo die Generation verrichten/ ſon- dern man ſihet im Auswaͤrts/ daß ſie erſtgeſagte weiß- lichte Brut von dem Feld einfuͤhren/ werden auch allzeit die Brut noch/ ehe ſie anfangen ihr Hoͤnig-Arbeit zu beginnen/ vorher eintragen. M. Hoͤffler/ in ſeinem Bienen-Buͤchlein ſchreibt/ daß ſie die Brut aus den Miſtpfuͤhlen und Lacken ſam̃- len; ſo doch der Author des neuen Bienen-Buͤchleins widerſpricht/ und ſagt/ ſie zeugen und ſetzen ſie aus ihrem Weſen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die- ſes (ſagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha- be ſchwache junge Stoͤcke um Weyhnachten in ein Sommerlaulicht Stuͤblein (darein die Waͤrme von der ❁ Z z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/379
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/379>, abgerufen am 28.03.2024.