Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwürme.
[Spaltenumbruch] gleichsam eine Instruction der vor wenig Jahren und
bald auf die Orientalische Compagnie folgenden aufge-
richteten Seiden-Compagnia, welcher Vorhaben ist/
die Arbeit der Seiden-Wahren/ wie in Italia und
Franckreich gebräuchig/ auch schon vorher an etlichen
Orten in Teutschland geschehen/ in Oesterreich aufzu-
richten/ ja auch die meiste darzu bedörfftige Seiden/
selbst in unserm Vatterland zu zeugen; wie dann nun-
[Spaltenumbruch] mehr der Anfang mit zimlichen progreß gemacht ist/
auch zu hoffen/ es möchte mit der Zeit nicht mit wenigern
Nutzen und Einkommen/ das sonsten edle und fruchtbare
Land noch mehr bereichern.

Als habe ich nicht unterlassen können/ auch in die-
sem meinem vorhabenden Werck eines und das andere
beyzufügen/ damit ein vernünfftiger Hausvatter wissen
möchte/ wie er sich hierinnen zu verhalten hätte.

Cap. II.
Wie die Seidenwürm in unsere Europaeische Länder kommen sind.
[Spaltenumbruch]

DEr berühmte Griechische Historicus Joh. Zona-
ras,
der von Constantino Magno an/ biß auf die
Regierung Alexii Comneni geschrieben/ er-
zehlet Tom. 3. Histor. in Justiniani vita, daß die Grie-
chen von den Mönchen die Seidenwürme erstlich be-
kommen/ und die Kunst/ die Seiden zu wircken/ erlanget
hätten; diese Mönche wären aus India nach Constan-
tinopel
kommen/ von dem Ursprung dieses Wurms er-
zehlet/ und dabey versprochen hätten/ daß sie Seiden-
würm-Eyer oder Saamen mit sich bringen/ und wei-
sen wolten/ wie man sie brüten und aushecken/ und dar-
durch zum Besitz der schönen und theuren seidenen Zeuge
gelangen könte. Die habe Kayser Justinianus mit vie-
len Geschencken und noch mehrern Verheissungen dahin
vermögt/ daß sie diese Wurm-Eyer mit sich heraus ge-
bracht/ und in einem Mist ausgebrütet/ zu Würmen
gemacht/ ernährt/ auferzogen/ und die Seiden-Arbeit
also die Griechen und Römer gelehret haben.

Zwar wird wol des Serici auch bey den Alten ge-
dacht; Plinius aber hat vermeynt/ es sey eine Wolle/ die
von den Bäumen genommen wird/ wie es auch Virgi-
lius
bezeuget:

Quid Nemora AEthiopum molli canentia Lana
Velleraque ut foliis depectant tenuia Seres!

Deren auch Ovidius in seinem 15 Buch von den Ver-
wandlungen nicht undeutlich gedencket/ wann er also
sagt:

Quaeque solent canis frondes intexere filis
Agreftes tineae, res observata Colonis,
Fatali mutant cum papilione figuram.

Sie haben zwar etwas/ aber nicht alles gewust/ dessen
Ursach zweifelsohne/ weil sowol dieser Wurm/ als auch
der Maulbeerbaum zur selbigen Zeit sehr rar gewesen/
daher auch die aus India überbrachte seidene Zeuge so
theuer gewesen/ daß man Gold in gleichem Gewicht da-
für hat bezahlen müssen.

Petronius nennt sie Ventum textilem, weil es sei-
ner subtilen Leichtigkeit von den Winden leichtlich be-
wogen/ und Nebulam lineam, einen leinenen Nebel/
weil es mehr einem Nebel/ als einem Tuch/ zu verglei-
chen/ indem die Weibsbilder schier entblösset/ als durch
einen Nebel/ gesehen werden.

Jn Italia ist es zu Pancirolli Zeiten/ ohngefähr fünff-
zig Jahr vorhero/ also gemein worden/ daß allein der Ve-
nediger Gebiet Jährlich 500000/ und sein Vatterland
Reggio in Lombardia Jährlich auf 100000 Ducaten
durch dieses Gewerb erhalten; und noch viel mehr Ge-
winn haben die Sicilianer von diesem Seiden-Handel/
wie dann auch von der Stadt Palermo die erste Seiden
[Spaltenumbruch] durch etliche Leute/ so Rogerius im Krieg gefangen be-
kommen/ gewircket/ und also weiter bekannt gemacht
worden.

Jn Franckreich ist die Wissenschafft/ nach Herrn
de Serres Zeugnis/ zu Zeiten Caroli Octavi ankom-
men/ als er seinen Kriegs-Zug Anno 1494 in das Nea-
politanische Königreich verrichtet/ und theils von seinem
Adel den Reichthum dieses Seidenhandels vermerckt/
und den Lust darzu/ in ihr Vatterland mitgebracht hat-
ten/ ist von ihnen/ nach geendetem Jtaliänischen Kriegs-
wesen auf Napoli geschickt/ etliche weisse junge Maul-
beerbäum daselbst abgehohlt/ und erstlich in Provence,
wo es mit Dauphine gräntzet/ gepflantzet/ und von einer
Gegend in die andere gebracht worden. Von dannen
ist es in Holland kommen/ und sagt/ daß die Herzogin
von Arscott zu Leiden aus der Seidenwürmer Gespünft/
die sie selbst gehabt/ Kleider für sich und ihr Frauenzim-
mer/ mit Jedermanns Verwunderung/ machen lassen.
Der Unterscheid ist allein/ daß man an einem Ort früher/
an dem andern später/ die Seiden-Arbeit anfangen
kan; was aber hat das zu bedeuten/ wann gleich die Zeit
nach des Gewitters wärmerer oder kühlerer Constitu-
tion
unterschieden/ wann nur der Gewinn einerley und
gleich einträglich sich einstellet.

Henricus IV. der dapffere Kriegsheld/ hat diese
Wissenschafft in Franckreich wieder erneuret/ und un-
serm Herrn Olivier de Serres (des fürtrefflichen Histo-
rici Jean de Serres
Brudern) die Commission gegeben/
die Maulbeerbäume weiter in Franckreich zu pflantzen/
so er auch mit solchem Fleiß gethan/ daß An. 1601 in die 15
biß 20000 solche Bäume nach Paris in die Gärten des
Tuilleries
gesetzt/ und mit guten Glück aufgebracht
worden/ darauf hat der König Anno 1602/ durch gewisse
Commissarien/ mit den Kauffleuten tractiren und einen
Seidenhandel also aufrichten lassen/ damit sein gantzes
Königreich dessen geniessen konnte/ zu dem Ende er zu
Paris/ Orleans/ Tours und Lion Befehl ertheilet/ al-
lenthalben Maulbeerbäume zu zügeln. Und sagt Herr
de Serres/ diß sey so glücklich von statten gangen/ daß er
hoffe/ Franckreich würde in kurtzer Zeit/ über vier Mil-
lionen Gold ersparen können/ die sie jährlich um Er-
kauffung der seidenen Wahren an fremde ausländische
Ort spendiren müssen. Und habe Mons. Santot 1603 zu
Paris die ersten Werckstätte/ Seiden zu verfertigen und
zu wircken allda angestellet/ wie es der berühmte Histo-
ricus Thuanus lib.
129 bezeuget.

Und wie die AEmulation sonderlich in so nutzbaren und
Geld-eintragenden Wirthschafften sich bald einfindet;
also ist/ meines Erachtens/ aus unsern Teutschen Fürsten
der erste gewesen Fridericus Herzog zu Würtenberg/ ein

Lob-

Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwuͤrme.
[Spaltenumbruch] gleichſam eine Inſtruction der vor wenig Jahren und
bald auf die Orientaliſche Compagnie folgenden aufge-
richteten Seiden-Compagnia, welcher Vorhaben iſt/
die Arbeit der Seiden-Wahren/ wie in Italiâ und
Franckreich gebraͤuchig/ auch ſchon vorher an etlichen
Orten in Teutſchland geſchehen/ in Oeſterreich aufzu-
richten/ ja auch die meiſte darzu bedoͤrfftige Seiden/
ſelbſt in unſerm Vatterland zu zeugen; wie dann nun-
[Spaltenumbruch] mehr der Anfang mit zimlichen progreß gemacht iſt/
auch zu hoffen/ es moͤchte mit der Zeit nicht mit wenigern
Nutzen und Einkommen/ das ſonſten edle und fruchtbare
Land noch mehr bereichern.

Als habe ich nicht unterlaſſen koͤnnen/ auch in die-
ſem meinem vorhabenden Werck eines und das andere
beyzufuͤgen/ damit ein vernuͤnfftiger Hausvatter wiſſen
moͤchte/ wie er ſich hierinnen zu verhalten haͤtte.

Cap. II.
Wie die Seidenwuͤrm in unſere Europæiſche Laͤnder kommen ſind.
[Spaltenumbruch]

DEr beruͤhmte Griechiſche Hiſtoricus Joh. Zona-
ras,
der von Conſtantino Magno an/ biß auf die
Regierung Alexii Comneni geſchrieben/ er-
zehlet Tom. 3. Hiſtor. in Juſtiniani vitâ, daß die Grie-
chen von den Moͤnchen die Seidenwuͤrme erſtlich be-
kommen/ und die Kunſt/ die Seiden zu wircken/ erlanget
haͤtten; dieſe Moͤnche waͤren aus India nach Conſtan-
tinopel
kommen/ von dem Urſprung dieſes Wurms er-
zehlet/ und dabey verſprochen haͤtten/ daß ſie Seiden-
wuͤrm-Eyer oder Saamen mit ſich bringen/ und wei-
ſen wolten/ wie man ſie bruͤten und aushecken/ und dar-
durch zum Beſitz der ſchoͤnen und theuren ſeidenen Zeuge
gelangen koͤnte. Die habe Kayſer Juſtinianus mit vie-
len Geſchencken und noch mehrern Verheiſſungen dahin
vermoͤgt/ daß ſie dieſe Wurm-Eyer mit ſich heraus ge-
bracht/ und in einem Miſt ausgebruͤtet/ zu Wuͤrmen
gemacht/ ernaͤhrt/ auferzogen/ und die Seiden-Arbeit
alſo die Griechen und Roͤmer gelehret haben.

Zwar wird wol des Serici auch bey den Alten ge-
dacht; Plinius aber hat vermeynt/ es ſey eine Wolle/ die
von den Baͤumen genommen wird/ wie es auch Virgi-
lius
bezeuget:

Quid Nemora Æthiopum molli canentia Lanâ
Velleraquè ut foliis depectant tenuia Seres!

Deren auch Ovidius in ſeinem 15 Buch von den Ver-
wandlungen nicht undeutlich gedencket/ wann er alſo
ſagt:

Quæquè ſolent canis frondes intexere filis
Agreftes tineæ, res obſervata Colonis,
Fatali mutant cum papilione figuram.

Sie haben zwar etwas/ aber nicht alles gewuſt/ deſſen
Urſach zweifelsohne/ weil ſowol dieſer Wurm/ als auch
der Maulbeerbaum zur ſelbigen Zeit ſehr rar geweſen/
daher auch die aus India uͤberbrachte ſeidene Zeuge ſo
theuer geweſen/ daß man Gold in gleichem Gewicht da-
fuͤr hat bezahlen muͤſſen.

Petronius nennt ſie Ventum textilem, weil es ſei-
ner ſubtilen Leichtigkeit von den Winden leichtlich be-
wogen/ und Nebulam lineam, einen leinenen Nebel/
weil es mehr einem Nebel/ als einem Tuch/ zu verglei-
chen/ indem die Weibsbilder ſchier entbloͤſſet/ als durch
einen Nebel/ geſehen werden.

Jn Italiâ iſt es zu Pancirolli Zeiten/ ohngefaͤhr fuͤnff-
zig Jahr vorhero/ alſo gemein worden/ daß allein der Ve-
nediger Gebiet Jaͤhrlich 500000/ und ſein Vatterland
Reggio in Lombardia Jaͤhrlich auf 100000 Ducaten
durch dieſes Gewerb erhalten; und noch viel mehr Ge-
winn haben die Sicilianer von dieſem Seiden-Handel/
wie dann auch von der Stadt Palermo die erſte Seiden
[Spaltenumbruch] durch etliche Leute/ ſo Rogerius im Krieg gefangen be-
kommen/ gewircket/ und alſo weiter bekannt gemacht
worden.

Jn Franckreich iſt die Wiſſenſchafft/ nach Herrn
de Serres Zeugnis/ zu Zeiten Caroli Octavi ankom-
men/ als er ſeinen Kriegs-Zug Anno 1494 in das Nea-
politaniſche Koͤnigreich verrichtet/ und theils von ſeinem
Adel den Reichthum dieſes Seidenhandels vermerckt/
und den Luſt darzu/ in ihr Vatterland mitgebracht hat-
ten/ iſt von ihnen/ nach geendetem Jtaliaͤniſchen Kriegs-
weſen auf Napoli geſchickt/ etliche weiſſe junge Maul-
beerbaͤum daſelbſt abgehohlt/ und erſtlich in Provence,
wo es mit Dauphiné graͤntzet/ gepflantzet/ und von einer
Gegend in die andere gebracht worden. Von dannen
iſt es in Holland kommen/ und ſagt/ daß die Herzogin
von Arſcott zu Leiden aus der Seidenwuͤrmer Geſpuͤnft/
die ſie ſelbſt gehabt/ Kleider fuͤr ſich und ihr Frauenzim-
mer/ mit Jedermanns Verwunderung/ machen laſſen.
Der Unterſcheid iſt allein/ daß man an einem Ort fruͤher/
an dem andern ſpaͤter/ die Seiden-Arbeit anfangen
kan; was aber hat das zu bedeuten/ wann gleich die Zeit
nach des Gewitters waͤrmerer oder kuͤhlerer Conſtitu-
tion
unterſchieden/ wann nur der Gewinn einerley und
gleich eintraͤglich ſich einſtellet.

Henricus IV. der dapffere Kriegsheld/ hat dieſe
Wiſſenſchafft in Franckreich wieder erneuret/ und un-
ſerm Herꝛn Olivier de Serres (des fuͤrtrefflichen Hiſto-
rici Jean de Serres
Brudern) die Commiſſion gegeben/
die Maulbeerbaͤume weiter in Franckreich zu pflantzen/
ſo er auch mit ſolchem Fleiß gethan/ daß An. 1601 in die 15
biß 20000 ſolche Baͤume nach Paris in die Gaͤrten des
Tuilleries
geſetzt/ und mit guten Gluͤck aufgebracht
worden/ darauf hat der Koͤnig Anno 1602/ durch gewiſſe
Commiſſarien/ mit den Kauffleuten tractiren und einen
Seidenhandel alſo aufrichten laſſen/ damit ſein gantzes
Koͤnigreich deſſen genieſſen konnte/ zu dem Ende er zu
Paris/ Orleans/ Tours und Lion Befehl ertheilet/ al-
lenthalben Maulbeerbaͤume zu zuͤgeln. Und ſagt Herꝛ
de Serres/ diß ſey ſo gluͤcklich von ſtatten gangen/ daß er
hoffe/ Franckreich wuͤrde in kurtzer Zeit/ uͤber vier Mil-
lionen Gold erſparen koͤnnen/ die ſie jaͤhrlich um Er-
kauffung der ſeidenen Wahren an fremde auslaͤndiſche
Ort ſpendiren muͤſſen. Und habe Monſ. Santot 1603 zu
Paris die erſten Werckſtaͤtte/ Seiden zu verfertigen und
zu wircken allda angeſtellet/ wie es der beruͤhmte Hiſto-
ricus Thuanus lib.
129 bezeuget.

Und wie die Æmulation ſonderlich in ſo nutzbaren und
Geld-eintragenden Wirthſchafften ſich bald einfindet;
alſo iſt/ meines Erachtens/ aus unſern Teutſchen Fuͤrſten
der erſte geweſen Fridericus Herzog zu Wuͤrtenberg/ ein

Lob-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0425" n="407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwu&#x0364;rme.</hi></fw><lb/><cb/>
gleich&#x017F;am eine <hi rendition="#aq">In&#x017F;truction</hi> der vor wenig Jahren und<lb/>
bald auf die <hi rendition="#aq">Orientali</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> folgenden aufge-<lb/>
richteten Seiden-<hi rendition="#aq">Compagnia,</hi> welcher Vorhaben i&#x017F;t/<lb/>
die Arbeit der Seiden-Wahren/ wie in <hi rendition="#aq">Italiâ</hi> und<lb/>
Franckreich gebra&#x0364;uchig/ auch &#x017F;chon vorher an etlichen<lb/>
Orten in Teut&#x017F;chland ge&#x017F;chehen/ in Oe&#x017F;terreich aufzu-<lb/>
richten/ ja auch die mei&#x017F;te darzu bedo&#x0364;rfftige Seiden/<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in un&#x017F;erm Vatterland zu zeugen; wie dann nun-<lb/><cb/>
mehr der Anfang mit zimlichen <hi rendition="#aq">progreß</hi> gemacht i&#x017F;t/<lb/>
auch zu hoffen/ es mo&#x0364;chte mit der Zeit nicht mit wenigern<lb/>
Nutzen und Einkommen/ das &#x017F;on&#x017F;ten edle und fruchtbare<lb/>
Land noch mehr bereichern.</p><lb/>
            <p>Als habe ich nicht unterla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ auch in die-<lb/>
&#x017F;em meinem vorhabenden Werck eines und das andere<lb/>
beyzufu&#x0364;gen/ damit ein vernu&#x0364;nfftiger Hausvatter wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mo&#x0364;chte/ wie er &#x017F;ich hierinnen zu verhalten ha&#x0364;tte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> II.</hi></hi><lb/>
Wie die Seidenwu&#x0364;rm in un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Europæi</hi>&#x017F;che La&#x0364;nder kommen &#x017F;ind.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er beru&#x0364;hmte Griechi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toricus Joh. Zona-<lb/>
ras,</hi> der von <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantino Magno</hi> an/ biß auf die<lb/>
Regierung <hi rendition="#aq">Alexii Comneni</hi> ge&#x017F;chrieben/ er-<lb/>
zehlet <hi rendition="#aq">Tom. 3. Hi&#x017F;tor. in Ju&#x017F;tiniani vitâ,</hi> daß die Grie-<lb/>
chen von den Mo&#x0364;nchen die Seidenwu&#x0364;rme er&#x017F;tlich be-<lb/>
kommen/ und die Kun&#x017F;t/ die Seiden zu wircken/ erlanget<lb/>
ha&#x0364;tten; die&#x017F;e Mo&#x0364;nche wa&#x0364;ren aus <hi rendition="#aq">India</hi> nach <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tan-<lb/>
tinopel</hi> kommen/ von dem Ur&#x017F;prung die&#x017F;es Wurms er-<lb/>
zehlet/ und dabey ver&#x017F;prochen ha&#x0364;tten/ daß &#x017F;ie Seiden-<lb/>
wu&#x0364;rm-Eyer oder Saamen mit &#x017F;ich bringen/ und wei-<lb/>
&#x017F;en wolten/ wie man &#x017F;ie bru&#x0364;ten und aushecken/ und dar-<lb/>
durch zum Be&#x017F;itz der &#x017F;cho&#x0364;nen und theuren &#x017F;eidenen Zeuge<lb/>
gelangen ko&#x0364;nte. Die habe Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tinianus</hi> mit vie-<lb/>
len Ge&#x017F;chencken und noch mehrern Verhei&#x017F;&#x017F;ungen dahin<lb/>
vermo&#x0364;gt/ daß &#x017F;ie die&#x017F;e Wurm-Eyer mit &#x017F;ich heraus ge-<lb/>
bracht/ und in einem Mi&#x017F;t ausgebru&#x0364;tet/ zu Wu&#x0364;rmen<lb/>
gemacht/ erna&#x0364;hrt/ auferzogen/ und die Seiden-Arbeit<lb/>
al&#x017F;o die Griechen und Ro&#x0364;mer gelehret haben.</p><lb/>
            <p>Zwar wird wol des <hi rendition="#aq">Serici</hi> auch bey den Alten ge-<lb/>
dacht; <hi rendition="#aq">Plinius</hi> aber hat vermeynt/ es &#x017F;ey eine Wolle/ die<lb/>
von den Ba&#x0364;umen genommen wird/ wie es auch <hi rendition="#aq">Virgi-<lb/>
lius</hi> bezeuget:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#aq">Quid Nemora Æthiopum molli canentia Lanâ</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Velleraquè ut foliis depectant tenuia Seres!</hi> </l>
                </lg>
              </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Deren auch <hi rendition="#aq">Ovidius</hi> in &#x017F;einem 15 Buch von den Ver-<lb/>
wandlungen nicht undeutlich gedencket/ wann er al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#aq">Quæquè &#x017F;olent canis frondes intexere filis</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Agreftes tineæ, res ob&#x017F;ervata Colonis,</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Fatali mutant cum papilione figuram.</hi> </l>
                </lg>
              </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Sie haben zwar etwas/ aber nicht alles gewu&#x017F;t/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ur&#x017F;ach zweifelsohne/ weil &#x017F;owol die&#x017F;er Wurm/ als auch<lb/>
der Maulbeerbaum zur &#x017F;elbigen Zeit &#x017F;ehr rar gewe&#x017F;en/<lb/>
daher auch die aus <hi rendition="#aq">India</hi> u&#x0364;berbrachte &#x017F;eidene Zeuge &#x017F;o<lb/>
theuer gewe&#x017F;en/ daß man Gold in gleichem Gewicht da-<lb/>
fu&#x0364;r hat bezahlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Petronius</hi> nennt &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Ventum textilem,</hi> weil es &#x017F;ei-<lb/>
ner &#x017F;ubtilen Leichtigkeit von den Winden leichtlich be-<lb/>
wogen/ und <hi rendition="#aq">Nebulam lineam,</hi> einen leinenen Nebel/<lb/>
weil es mehr einem Nebel/ als einem Tuch/ zu verglei-<lb/>
chen/ indem die Weibsbilder &#x017F;chier entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ als durch<lb/>
einen Nebel/ ge&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
            <p>Jn <hi rendition="#aq">Italiâ</hi> i&#x017F;t es zu <hi rendition="#aq">Pancirolli</hi> Zeiten/ ohngefa&#x0364;hr fu&#x0364;nff-<lb/>
zig Jahr vorhero/ al&#x017F;o gemein worden/ daß allein der Ve-<lb/>
nediger Gebiet Ja&#x0364;hrlich 500000/ und &#x017F;ein Vatterland<lb/><hi rendition="#aq">Reggio</hi> in <hi rendition="#aq">Lombardia</hi> Ja&#x0364;hrlich auf 100000 Ducaten<lb/>
durch die&#x017F;es Gewerb erhalten; und noch viel mehr Ge-<lb/>
winn haben die Sicilianer von die&#x017F;em Seiden-Handel/<lb/>
wie dann auch von der Stadt <hi rendition="#aq">Palermo</hi> die er&#x017F;te Seiden<lb/><cb/>
durch etliche Leute/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Rogerius</hi> im Krieg gefangen be-<lb/>
kommen/ gewircket/ und al&#x017F;o weiter bekannt gemacht<lb/>
worden.</p><lb/>
            <p>Jn Franckreich i&#x017F;t die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ nach Herrn<lb/><hi rendition="#aq">de Serres</hi> Zeugnis/ zu Zeiten <hi rendition="#aq">Caroli Octavi</hi> ankom-<lb/>
men/ als er &#x017F;einen Kriegs-Zug <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1494 in das Nea-<lb/>
politani&#x017F;che Ko&#x0364;nigreich verrichtet/ und theils von &#x017F;einem<lb/>
Adel den Reichthum die&#x017F;es Seidenhandels vermerckt/<lb/>
und den Lu&#x017F;t darzu/ in ihr Vatterland mitgebracht hat-<lb/>
ten/ i&#x017F;t von ihnen/ nach geendetem Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen Kriegs-<lb/>
we&#x017F;en auf <hi rendition="#aq">Napoli</hi> ge&#x017F;chickt/ etliche wei&#x017F;&#x017F;e junge Maul-<lb/>
beerba&#x0364;um da&#x017F;elb&#x017F;t abgehohlt/ und er&#x017F;tlich in <hi rendition="#aq">Provence,</hi><lb/>
wo es mit <hi rendition="#aq">Dauphiné</hi> gra&#x0364;ntzet/ gepflantzet/ und von einer<lb/>
Gegend in die andere gebracht worden. Von dannen<lb/>
i&#x017F;t es in Holland kommen/ und &#x017F;agt/ daß die Herzogin<lb/>
von Ar&#x017F;cott zu Leiden aus der Seidenwu&#x0364;rmer Ge&#x017F;pu&#x0364;nft/<lb/>
die &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gehabt/ Kleider fu&#x0364;r &#x017F;ich und ihr Frauenzim-<lb/>
mer/ mit Jedermanns Verwunderung/ machen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Der Unter&#x017F;cheid i&#x017F;t allein/ daß man an einem Ort fru&#x0364;her/<lb/>
an dem andern &#x017F;pa&#x0364;ter/ die Seiden-Arbeit anfangen<lb/>
kan; was aber hat das zu bedeuten/ wann gleich die Zeit<lb/>
nach des Gewitters wa&#x0364;rmerer oder ku&#x0364;hlerer <hi rendition="#aq">Con&#x017F;titu-<lb/>
tion</hi> unter&#x017F;chieden/ wann nur der Gewinn einerley und<lb/>
gleich eintra&#x0364;glich &#x017F;ich ein&#x017F;tellet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Henricus <hi rendition="#g">IV.</hi></hi> der dapffere Kriegsheld/ hat die&#x017F;e<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft in Franckreich wieder erneuret/ und un-<lb/>
&#x017F;erm Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Olivier de Serres</hi> (des fu&#x0364;rtrefflichen <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;to-<lb/>
rici Jean de Serres</hi> Brudern) die <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi> gegeben/<lb/>
die Maulbeerba&#x0364;ume weiter in Franckreich zu pflantzen/<lb/>
&#x017F;o er auch mit &#x017F;olchem Fleiß gethan/ daß <hi rendition="#aq">An.</hi> 1601 in die 15<lb/>
biß 20000 &#x017F;olche Ba&#x0364;ume nach Paris in die Ga&#x0364;rten <hi rendition="#aq">des<lb/>
Tuilleries</hi> ge&#x017F;etzt/ und mit guten Glu&#x0364;ck aufgebracht<lb/>
worden/ darauf hat der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1602/ durch gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ari</hi>en/ mit den Kauffleuten <hi rendition="#aq">tractir</hi>en und einen<lb/>
Seidenhandel al&#x017F;o aufrichten la&#x017F;&#x017F;en/ damit &#x017F;ein gantzes<lb/>
Ko&#x0364;nigreich de&#x017F;&#x017F;en genie&#x017F;&#x017F;en konnte/ zu dem Ende er zu<lb/>
Paris/ Orleans/ <hi rendition="#aq">Tours</hi> und Lion Befehl ertheilet/ al-<lb/>
lenthalben Maulbeerba&#x0364;ume zu zu&#x0364;geln. Und &#x017F;agt Her&#xA75B;<lb/><hi rendition="#aq">de Serres</hi>/ diß &#x017F;ey &#x017F;o glu&#x0364;cklich von &#x017F;tatten gangen/ daß er<lb/>
hoffe/ Franckreich wu&#x0364;rde in kurtzer Zeit/ u&#x0364;ber vier Mil-<lb/>
lionen Gold er&#x017F;paren ko&#x0364;nnen/ die &#x017F;ie ja&#x0364;hrlich um Er-<lb/>
kauffung der &#x017F;eidenen Wahren an fremde ausla&#x0364;ndi&#x017F;che<lb/>
Ort <hi rendition="#aq">&#x017F;pendi</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Und habe <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Santot</hi> 1603 zu<lb/>
Paris die er&#x017F;ten Werck&#x017F;ta&#x0364;tte/ Seiden zu verfertigen und<lb/>
zu wircken allda ange&#x017F;tellet/ wie es der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;to-<lb/>
ricus Thuanus lib.</hi> 129 bezeuget.</p><lb/>
            <p>Und wie die <hi rendition="#aq">Æmulation</hi> &#x017F;onderlich in &#x017F;o nutzbaren und<lb/>
Geld-eintragenden Wirth&#x017F;chafften &#x017F;ich bald einfindet;<lb/>
al&#x017F;o i&#x017F;t/ meines Erachtens/ aus un&#x017F;ern Teut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
der er&#x017F;te gewe&#x017F;en <hi rendition="#aq">Fridericus</hi> Herzog zu Wu&#x0364;rtenberg/ ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Lob-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0425] Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwuͤrme. gleichſam eine Inſtruction der vor wenig Jahren und bald auf die Orientaliſche Compagnie folgenden aufge- richteten Seiden-Compagnia, welcher Vorhaben iſt/ die Arbeit der Seiden-Wahren/ wie in Italiâ und Franckreich gebraͤuchig/ auch ſchon vorher an etlichen Orten in Teutſchland geſchehen/ in Oeſterreich aufzu- richten/ ja auch die meiſte darzu bedoͤrfftige Seiden/ ſelbſt in unſerm Vatterland zu zeugen; wie dann nun- mehr der Anfang mit zimlichen progreß gemacht iſt/ auch zu hoffen/ es moͤchte mit der Zeit nicht mit wenigern Nutzen und Einkommen/ das ſonſten edle und fruchtbare Land noch mehr bereichern. Als habe ich nicht unterlaſſen koͤnnen/ auch in die- ſem meinem vorhabenden Werck eines und das andere beyzufuͤgen/ damit ein vernuͤnfftiger Hausvatter wiſſen moͤchte/ wie er ſich hierinnen zu verhalten haͤtte. Cap. II. Wie die Seidenwuͤrm in unſere Europæiſche Laͤnder kommen ſind. DEr beruͤhmte Griechiſche Hiſtoricus Joh. Zona- ras, der von Conſtantino Magno an/ biß auf die Regierung Alexii Comneni geſchrieben/ er- zehlet Tom. 3. Hiſtor. in Juſtiniani vitâ, daß die Grie- chen von den Moͤnchen die Seidenwuͤrme erſtlich be- kommen/ und die Kunſt/ die Seiden zu wircken/ erlanget haͤtten; dieſe Moͤnche waͤren aus India nach Conſtan- tinopel kommen/ von dem Urſprung dieſes Wurms er- zehlet/ und dabey verſprochen haͤtten/ daß ſie Seiden- wuͤrm-Eyer oder Saamen mit ſich bringen/ und wei- ſen wolten/ wie man ſie bruͤten und aushecken/ und dar- durch zum Beſitz der ſchoͤnen und theuren ſeidenen Zeuge gelangen koͤnte. Die habe Kayſer Juſtinianus mit vie- len Geſchencken und noch mehrern Verheiſſungen dahin vermoͤgt/ daß ſie dieſe Wurm-Eyer mit ſich heraus ge- bracht/ und in einem Miſt ausgebruͤtet/ zu Wuͤrmen gemacht/ ernaͤhrt/ auferzogen/ und die Seiden-Arbeit alſo die Griechen und Roͤmer gelehret haben. Zwar wird wol des Serici auch bey den Alten ge- dacht; Plinius aber hat vermeynt/ es ſey eine Wolle/ die von den Baͤumen genommen wird/ wie es auch Virgi- lius bezeuget: Quid Nemora Æthiopum molli canentia Lanâ Velleraquè ut foliis depectant tenuia Seres! Deren auch Ovidius in ſeinem 15 Buch von den Ver- wandlungen nicht undeutlich gedencket/ wann er alſo ſagt: Quæquè ſolent canis frondes intexere filis Agreftes tineæ, res obſervata Colonis, Fatali mutant cum papilione figuram. Sie haben zwar etwas/ aber nicht alles gewuſt/ deſſen Urſach zweifelsohne/ weil ſowol dieſer Wurm/ als auch der Maulbeerbaum zur ſelbigen Zeit ſehr rar geweſen/ daher auch die aus India uͤberbrachte ſeidene Zeuge ſo theuer geweſen/ daß man Gold in gleichem Gewicht da- fuͤr hat bezahlen muͤſſen. Petronius nennt ſie Ventum textilem, weil es ſei- ner ſubtilen Leichtigkeit von den Winden leichtlich be- wogen/ und Nebulam lineam, einen leinenen Nebel/ weil es mehr einem Nebel/ als einem Tuch/ zu verglei- chen/ indem die Weibsbilder ſchier entbloͤſſet/ als durch einen Nebel/ geſehen werden. Jn Italiâ iſt es zu Pancirolli Zeiten/ ohngefaͤhr fuͤnff- zig Jahr vorhero/ alſo gemein worden/ daß allein der Ve- nediger Gebiet Jaͤhrlich 500000/ und ſein Vatterland Reggio in Lombardia Jaͤhrlich auf 100000 Ducaten durch dieſes Gewerb erhalten; und noch viel mehr Ge- winn haben die Sicilianer von dieſem Seiden-Handel/ wie dann auch von der Stadt Palermo die erſte Seiden durch etliche Leute/ ſo Rogerius im Krieg gefangen be- kommen/ gewircket/ und alſo weiter bekannt gemacht worden. Jn Franckreich iſt die Wiſſenſchafft/ nach Herrn de Serres Zeugnis/ zu Zeiten Caroli Octavi ankom- men/ als er ſeinen Kriegs-Zug Anno 1494 in das Nea- politaniſche Koͤnigreich verrichtet/ und theils von ſeinem Adel den Reichthum dieſes Seidenhandels vermerckt/ und den Luſt darzu/ in ihr Vatterland mitgebracht hat- ten/ iſt von ihnen/ nach geendetem Jtaliaͤniſchen Kriegs- weſen auf Napoli geſchickt/ etliche weiſſe junge Maul- beerbaͤum daſelbſt abgehohlt/ und erſtlich in Provence, wo es mit Dauphiné graͤntzet/ gepflantzet/ und von einer Gegend in die andere gebracht worden. Von dannen iſt es in Holland kommen/ und ſagt/ daß die Herzogin von Arſcott zu Leiden aus der Seidenwuͤrmer Geſpuͤnft/ die ſie ſelbſt gehabt/ Kleider fuͤr ſich und ihr Frauenzim- mer/ mit Jedermanns Verwunderung/ machen laſſen. Der Unterſcheid iſt allein/ daß man an einem Ort fruͤher/ an dem andern ſpaͤter/ die Seiden-Arbeit anfangen kan; was aber hat das zu bedeuten/ wann gleich die Zeit nach des Gewitters waͤrmerer oder kuͤhlerer Conſtitu- tion unterſchieden/ wann nur der Gewinn einerley und gleich eintraͤglich ſich einſtellet. Henricus IV. der dapffere Kriegsheld/ hat dieſe Wiſſenſchafft in Franckreich wieder erneuret/ und un- ſerm Herꝛn Olivier de Serres (des fuͤrtrefflichen Hiſto- rici Jean de Serres Brudern) die Commiſſion gegeben/ die Maulbeerbaͤume weiter in Franckreich zu pflantzen/ ſo er auch mit ſolchem Fleiß gethan/ daß An. 1601 in die 15 biß 20000 ſolche Baͤume nach Paris in die Gaͤrten des Tuilleries geſetzt/ und mit guten Gluͤck aufgebracht worden/ darauf hat der Koͤnig Anno 1602/ durch gewiſſe Commiſſarien/ mit den Kauffleuten tractiren und einen Seidenhandel alſo aufrichten laſſen/ damit ſein gantzes Koͤnigreich deſſen genieſſen konnte/ zu dem Ende er zu Paris/ Orleans/ Tours und Lion Befehl ertheilet/ al- lenthalben Maulbeerbaͤume zu zuͤgeln. Und ſagt Herꝛ de Serres/ diß ſey ſo gluͤcklich von ſtatten gangen/ daß er hoffe/ Franckreich wuͤrde in kurtzer Zeit/ uͤber vier Mil- lionen Gold erſparen koͤnnen/ die ſie jaͤhrlich um Er- kauffung der ſeidenen Wahren an fremde auslaͤndiſche Ort ſpendiren muͤſſen. Und habe Monſ. Santot 1603 zu Paris die erſten Werckſtaͤtte/ Seiden zu verfertigen und zu wircken allda angeſtellet/ wie es der beruͤhmte Hiſto- ricus Thuanus lib. 129 bezeuget. Und wie die Æmulation ſonderlich in ſo nutzbaren und Geld-eintragenden Wirthſchafften ſich bald einfindet; alſo iſt/ meines Erachtens/ aus unſern Teutſchen Fuͤrſten der erſte geweſen Fridericus Herzog zu Wuͤrtenberg/ ein Lob-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/425
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/425>, abgerufen am 24.04.2024.