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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
Cap. XIX.
Von der Wintergersten.
[Spaltenumbruch]

DEr Wintergersten wird weniger als der Som-
mergersten gebauet/ weil sie zum Bierbräuen
nicht so wol tauglich/ nur meistes in die Kuchen
dienet/ wird schier mit dem Waitzen gebauet/ und zim-
lich dick gesäet/ weil im Winter viel ausstehet und ver-
dirbt/ muß in einen guten wol zugerichteten Acker/ dem
Waitzen gleich/ gesäet seyn/ so bald die Gersten/ so wol
als Waitz und Korn gebauet ist/ muß man alsobald mit
einem Pflug und einem Pferd/ das nur in den Furchen
gehet/ die Bette seicht ausstreichen/ und/ wo es vonnöh-
ten/ Wasserfurchen machen/ damit das Schnee- und
Regenwasser im Acker nicht stille stehen/ und die Saat
austrencken/ sondern wol ablauffen möge. Die Gersten
zeitiget eher/ als das andere Korn/ sie trocknet aber die
Erden mercklich aus/ welches man an dem/ was man
hernach in denselben Acker säet/ leichtlich spühren wird/
daß es selten recht gewächsig kommet.

Mit ihrer grossen Auströckerung/ dardurch sie eine
widerwärtige Lufft von sich dünstet/ ist sie den Bäumen/
sonderlich den jungen Peltzern und Gewächsen/ beschwer-
lich/ wie der Herr de Serres glaubet/ drum haben die
Alten vermeynt/ man soll die Gersten entweder in ein so
fett Erdreich/ daß sie ihr nicht so viel entziehen könne/
oder in ein so magers Erdreich bauen/ daß sie nicht viel
daran verderben könne.

[Spaltenumbruch]

Doch ist die Gersten für Menschen und Vieh ein
nutzbares Gewächs/ sonderlich den Pferden mit Ge-
häcke oder geschnittenem Stroh gefüttert/ soll es wol be-
kommen/ daher diß Jtaliänische Sprichwort lautet:
Orzo e paglia, fanno il Cavallo da battaglia.

Anno 1637 ist in der Grafschafft Glotz/ bey dem
Dorff Mittelwaldau/ eine Gerstenäher gefunden wor-
den/ der aus 15 grossen auf einem Halm stehenden und
9 kleinen Aehren bestanden/ und Jhr Mayestät dem
Käyser/ unserm Allergnädigsten Herrn/ Wunders hal-
ber nach Wien ist überschickt worden; dessen Abriß fin-
det man in Miscellaneis Curiosorum Anno secundo,
Observ.
112.

Unter das dörtige Korn gemischt/ ist es Mehlreich/
und macht/ daß der Dort den Kopf (wie er sonst thut)
nicht schaden kan/ sättigt auch wol/ wann es also ge-
mengt für das Hausgesind gebacken wird/ so ist sie
auch gut und gesund zur Speise/ wann sie gerollt und
sauber geputzt wird/ nicht weniger auch in der Medicin
zu vielen Sachen dienlich.

Wird meistentheils um AEgidii gesäet/ 8 Tag vor/
oder 8 Tag hernach/ damit es sich vor der Kälten An-
kunfft ansahern/ und die Wurtzen sich stärcken kan; von
den meisten aber wird sie gleich mit dem Waitzen ge-
bauet/ vor den Wippeln ist sie wol zu verwahren/ sie
kommen gemeiniglich am ersten hinein.

Cap. XX.
Vom Sommerbau.
[Spaltenumbruch]

DJe Sommer-Saat wird allezeit auf die Felder/
die den vorigen Sommer Waitz/ Korn und
Wintergersten getragen haben/ gebauet/ das
dritte Jahr feyren sie/ und ligen in der Brach. Wann
in dieselben Felder gleich nach der Korn-Ernde die Häl-
me gut umgestürtzt worden.

Der Haber wird gemeiniglich auf die Kornfelder/
die Gersten/ Linsen und Erbsen aber auf die Waitzen-
Aecker gebauet; die Halm-Brach muß seichte seyn/
nur daß die Stoppeln umgelegt unter die Erden kom-
men und faulen mögen. Zum andernmal werden diese
Felder/ sonderlich wann sie zähe sind (so es nothwendig)
in der Fasten/ wanns nicht mehr gefrieret/ kurtz vor der
Saatzeit/ gerühret/ damit sie sich den Winter erligen/ vom
Frost ermildert werden/ kan man auch sodann im Früling
desto zeitlicher säen. Wo aber gute und mürbe Felder
sind/ ist das Rühren nicht nöhtig/ sonderlich wann man
[Spaltenumbruch] nicht schön oder trocken Wetter darzu hat; dann alle
nasse Rühren/ so im Sommer geschehen/ sind schädlich/
im Winter aber ists gar verlohren/ darum mag man
sie desto besser mit der Egen überfahren/ Unkraut und
Wurtzen ausreissen/ und die Felder gleich ebenen.
Zum drittenmal wird nach Beschaffenheit des Gewit-
ters und Erdbodens geackert/ Habern zuerst/ darnach
Sommerkorn und Waitzen/ alsdann Gersten und an-
dere Zugemüse.

Den Sommer-Trayden ist nicht böse/ wann das
Feld bald nach dem Säen mit Waltzen geebnet/ und
das Ungleiche hinein gedruckt wird/ so ist es hernach desto
besser zu mähen; diese Arbeit geschicht am besten gleich
nach dem Einegen/ aller Saame des Sommerbaues
muß weniger als des Winter-Trayds gegeben werden/
weil es nicht so viel auszustehen/ und desto besser zu-
setzet.

Cap. XXI.
Vom Habern und Canari-Saamen.
[Spaltenumbruch]

ES giebt zweyerley/ schwartzen und weissen/ spi-
tzigen und glatten Habern/ der erste wächset gern
in den Gebürgen/ und der weisse lieber in der E-
bene/ verändert sich/ nach Beschaffenheit des Feldes und
[Spaltenumbruch] des Gewitters/ daß er grösser oder kleiner/ schöner oder
schlechter wird; Man säet ihn gleich in die frisch-aufge-
rührte Erden/ und egt ihn wol unter/ hernach wann er
anfängt aufzugehen/ wird er mit einer Waltzen verglei-

chet/
E iij
Siebendes Buch/ Ackerbau.
Cap. XIX.
Von der Wintergerſten.
[Spaltenumbruch]

DEr Wintergerſten wird weniger als der Som-
mergerſten gebauet/ weil ſie zum Bierbraͤuen
nicht ſo wol tauglich/ nur meiſtes in die Kuchen
dienet/ wird ſchier mit dem Waitzen gebauet/ und zim-
lich dick geſaͤet/ weil im Winter viel ausſtehet und ver-
dirbt/ muß in einen guten wol zugerichteten Acker/ dem
Waitzen gleich/ geſaͤet ſeyn/ ſo bald die Gerſten/ ſo wol
als Waitz und Korn gebauet iſt/ muß man alſobald mit
einem Pflug und einem Pferd/ das nur in den Furchen
gehet/ die Bette ſeicht ausſtreichen/ und/ wo es vonnoͤh-
ten/ Waſſerfurchen machen/ damit das Schnee- und
Regenwaſſer im Acker nicht ſtille ſtehen/ und die Saat
austrencken/ ſondern wol ablauffen moͤge. Die Gerſten
zeitiget eher/ als das andere Korn/ ſie trocknet aber die
Erden mercklich aus/ welches man an dem/ was man
hernach in denſelben Acker ſaͤet/ leichtlich ſpuͤhren wird/
daß es ſelten recht gewaͤchſig kommet.

Mit ihrer groſſen Austroͤckerung/ dardurch ſie eine
widerwaͤrtige Lufft von ſich duͤnſtet/ iſt ſie den Baͤumen/
ſonderlich den jungen Peltzern und Gewaͤchſen/ beſchwer-
lich/ wie der Herr de Serres glaubet/ drum haben die
Alten vermeynt/ man ſoll die Gerſten entweder in ein ſo
fett Erdreich/ daß ſie ihr nicht ſo viel entziehen koͤnne/
oder in ein ſo magers Erdreich bauen/ daß ſie nicht viel
daran verderben koͤnne.

[Spaltenumbruch]

Doch iſt die Gerſten fuͤr Menſchen und Vieh ein
nutzbares Gewaͤchs/ ſonderlich den Pferden mit Ge-
haͤcke oder geſchnittenem Stroh gefuͤttert/ ſoll es wol be-
kommen/ daher diß Jtaliaͤniſche Sprichwort lautet:
Orzo e paglia, fanno il Cavallo da battaglia.

Anno 1637 iſt in der Grafſchafft Glotz/ bey dem
Dorff Mittelwaldau/ eine Gerſtenaͤher gefunden wor-
den/ der aus 15 groſſen auf einem Halm ſtehenden und
9 kleinen Aehren beſtanden/ und Jhr Mayeſtaͤt dem
Kaͤyſer/ unſerm Allergnaͤdigſten Herrn/ Wunders hal-
ber nach Wien iſt uͤberſchickt worden; deſſen Abriß fin-
det man in Miſcellaneis Curioſorum Anno ſecundo,
Obſerv.
112.

Unter das doͤrtige Korn gemiſcht/ iſt es Mehlreich/
und macht/ daß der Dort den Kopf (wie er ſonſt thut)
nicht ſchaden kan/ ſaͤttigt auch wol/ wann es alſo ge-
mengt fuͤr das Hausgeſind gebacken wird/ ſo iſt ſie
auch gut und geſund zur Speiſe/ wann ſie gerollt und
ſauber geputzt wird/ nicht weniger auch in der Medicin
zu vielen Sachen dienlich.

Wird meiſtentheils um Ægidii geſaͤet/ 8 Tag vor/
oder 8 Tag hernach/ damit es ſich vor der Kaͤlten An-
kunfft anſahern/ und die Wurtzen ſich ſtaͤrcken kan; von
den meiſten aber wird ſie gleich mit dem Waitzen ge-
bauet/ vor den Wippeln iſt ſie wol zu verwahren/ ſie
kommen gemeiniglich am erſten hinein.

Cap. XX.
Vom Sommerbau.
[Spaltenumbruch]

DJe Sommer-Saat wird allezeit auf die Felder/
die den vorigen Sommer Waitz/ Korn und
Wintergerſten getragen haben/ gebauet/ das
dritte Jahr feyren ſie/ und ligen in der Brach. Wann
in dieſelben Felder gleich nach der Korn-Ernde die Haͤl-
me gut umgeſtuͤrtzt worden.

Der Haber wird gemeiniglich auf die Kornfelder/
die Gerſten/ Linſen und Erbſen aber auf die Waitzen-
Aecker gebauet; die Halm-Brach muß ſeichte ſeyn/
nur daß die Stoppeln umgelegt unter die Erden kom-
men und faulen moͤgen. Zum andernmal werden dieſe
Felder/ ſonderlich wann ſie zaͤhe ſind (ſo es nothwendig)
in der Faſten/ wanns nicht mehr gefrieret/ kurtz vor der
Saatzeit/ geruͤhret/ damit ſie ſich den Winter erligẽ/ vom
Froſt ermildert werden/ kan man auch ſodann im Fruͤling
deſto zeitlicher ſaͤen. Wo aber gute und muͤrbe Felder
ſind/ iſt das Ruͤhren nicht noͤhtig/ ſonderlich wann man
[Spaltenumbruch] nicht ſchoͤn oder trocken Wetter darzu hat; dann alle
naſſe Ruͤhren/ ſo im Sommer geſchehen/ ſind ſchaͤdlich/
im Winter aber iſts gar verlohren/ darum mag man
ſie deſto beſſer mit der Egen uͤberfahren/ Unkraut und
Wurtzen ausreiſſen/ und die Felder gleich ebenen.
Zum drittenmal wird nach Beſchaffenheit des Gewit-
ters und Erdbodens geackert/ Habern zuerſt/ darnach
Sommerkorn und Waitzen/ alsdann Gerſten und an-
dere Zugemuͤſe.

Den Sommer-Trayden iſt nicht boͤſe/ wann das
Feld bald nach dem Saͤen mit Waltzen geebnet/ und
das Ungleiche hinein gedruckt wird/ ſo iſt es hernach deſto
beſſer zu maͤhen; dieſe Arbeit geſchicht am beſten gleich
nach dem Einegen/ aller Saame des Sommerbaues
muß weniger als des Winter-Trayds gegeben werden/
weil es nicht ſo viel auszuſtehen/ und deſto beſſer zu-
ſetzet.

Cap. XXI.
Vom Habern und Canari-Saamen.
[Spaltenumbruch]

ES giebt zweyerley/ ſchwartzen und weiſſen/ ſpi-
tzigen und glatten Habern/ der erſte waͤchſet gern
in den Gebuͤrgen/ und der weiſſe lieber in der E-
bene/ veraͤndert ſich/ nach Beſchaffenheit des Feldes und
[Spaltenumbruch] des Gewitters/ daß er groͤſſer oder kleiner/ ſchoͤner oder
ſchlechter wird; Man ſaͤet ihn gleich in die friſch-aufge-
ruͤhrte Erden/ und egt ihn wol unter/ hernach wann er
anfaͤngt aufzugehen/ wird er mit einer Waltzen verglei-

chet/
E iij
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[37/0055] Siebendes Buch/ Ackerbau. Cap. XIX. Von der Wintergerſten. DEr Wintergerſten wird weniger als der Som- mergerſten gebauet/ weil ſie zum Bierbraͤuen nicht ſo wol tauglich/ nur meiſtes in die Kuchen dienet/ wird ſchier mit dem Waitzen gebauet/ und zim- lich dick geſaͤet/ weil im Winter viel ausſtehet und ver- dirbt/ muß in einen guten wol zugerichteten Acker/ dem Waitzen gleich/ geſaͤet ſeyn/ ſo bald die Gerſten/ ſo wol als Waitz und Korn gebauet iſt/ muß man alſobald mit einem Pflug und einem Pferd/ das nur in den Furchen gehet/ die Bette ſeicht ausſtreichen/ und/ wo es vonnoͤh- ten/ Waſſerfurchen machen/ damit das Schnee- und Regenwaſſer im Acker nicht ſtille ſtehen/ und die Saat austrencken/ ſondern wol ablauffen moͤge. Die Gerſten zeitiget eher/ als das andere Korn/ ſie trocknet aber die Erden mercklich aus/ welches man an dem/ was man hernach in denſelben Acker ſaͤet/ leichtlich ſpuͤhren wird/ daß es ſelten recht gewaͤchſig kommet. Mit ihrer groſſen Austroͤckerung/ dardurch ſie eine widerwaͤrtige Lufft von ſich duͤnſtet/ iſt ſie den Baͤumen/ ſonderlich den jungen Peltzern und Gewaͤchſen/ beſchwer- lich/ wie der Herr de Serres glaubet/ drum haben die Alten vermeynt/ man ſoll die Gerſten entweder in ein ſo fett Erdreich/ daß ſie ihr nicht ſo viel entziehen koͤnne/ oder in ein ſo magers Erdreich bauen/ daß ſie nicht viel daran verderben koͤnne. Doch iſt die Gerſten fuͤr Menſchen und Vieh ein nutzbares Gewaͤchs/ ſonderlich den Pferden mit Ge- haͤcke oder geſchnittenem Stroh gefuͤttert/ ſoll es wol be- kommen/ daher diß Jtaliaͤniſche Sprichwort lautet: Orzo e paglia, fanno il Cavallo da battaglia. Anno 1637 iſt in der Grafſchafft Glotz/ bey dem Dorff Mittelwaldau/ eine Gerſtenaͤher gefunden wor- den/ der aus 15 groſſen auf einem Halm ſtehenden und 9 kleinen Aehren beſtanden/ und Jhr Mayeſtaͤt dem Kaͤyſer/ unſerm Allergnaͤdigſten Herrn/ Wunders hal- ber nach Wien iſt uͤberſchickt worden; deſſen Abriß fin- det man in Miſcellaneis Curioſorum Anno ſecundo, Obſerv. 112. Unter das doͤrtige Korn gemiſcht/ iſt es Mehlreich/ und macht/ daß der Dort den Kopf (wie er ſonſt thut) nicht ſchaden kan/ ſaͤttigt auch wol/ wann es alſo ge- mengt fuͤr das Hausgeſind gebacken wird/ ſo iſt ſie auch gut und geſund zur Speiſe/ wann ſie gerollt und ſauber geputzt wird/ nicht weniger auch in der Medicin zu vielen Sachen dienlich. Wird meiſtentheils um Ægidii geſaͤet/ 8 Tag vor/ oder 8 Tag hernach/ damit es ſich vor der Kaͤlten An- kunfft anſahern/ und die Wurtzen ſich ſtaͤrcken kan; von den meiſten aber wird ſie gleich mit dem Waitzen ge- bauet/ vor den Wippeln iſt ſie wol zu verwahren/ ſie kommen gemeiniglich am erſten hinein. Cap. XX. Vom Sommerbau. DJe Sommer-Saat wird allezeit auf die Felder/ die den vorigen Sommer Waitz/ Korn und Wintergerſten getragen haben/ gebauet/ das dritte Jahr feyren ſie/ und ligen in der Brach. Wann in dieſelben Felder gleich nach der Korn-Ernde die Haͤl- me gut umgeſtuͤrtzt worden. Der Haber wird gemeiniglich auf die Kornfelder/ die Gerſten/ Linſen und Erbſen aber auf die Waitzen- Aecker gebauet; die Halm-Brach muß ſeichte ſeyn/ nur daß die Stoppeln umgelegt unter die Erden kom- men und faulen moͤgen. Zum andernmal werden dieſe Felder/ ſonderlich wann ſie zaͤhe ſind (ſo es nothwendig) in der Faſten/ wanns nicht mehr gefrieret/ kurtz vor der Saatzeit/ geruͤhret/ damit ſie ſich den Winter erligẽ/ vom Froſt ermildert werden/ kan man auch ſodann im Fruͤling deſto zeitlicher ſaͤen. Wo aber gute und muͤrbe Felder ſind/ iſt das Ruͤhren nicht noͤhtig/ ſonderlich wann man nicht ſchoͤn oder trocken Wetter darzu hat; dann alle naſſe Ruͤhren/ ſo im Sommer geſchehen/ ſind ſchaͤdlich/ im Winter aber iſts gar verlohren/ darum mag man ſie deſto beſſer mit der Egen uͤberfahren/ Unkraut und Wurtzen ausreiſſen/ und die Felder gleich ebenen. Zum drittenmal wird nach Beſchaffenheit des Gewit- ters und Erdbodens geackert/ Habern zuerſt/ darnach Sommerkorn und Waitzen/ alsdann Gerſten und an- dere Zugemuͤſe. Den Sommer-Trayden iſt nicht boͤſe/ wann das Feld bald nach dem Saͤen mit Waltzen geebnet/ und das Ungleiche hinein gedruckt wird/ ſo iſt es hernach deſto beſſer zu maͤhen; dieſe Arbeit geſchicht am beſten gleich nach dem Einegen/ aller Saame des Sommerbaues muß weniger als des Winter-Trayds gegeben werden/ weil es nicht ſo viel auszuſtehen/ und deſto beſſer zu- ſetzet. Cap. XXI. Vom Habern und Canari-Saamen. ES giebt zweyerley/ ſchwartzen und weiſſen/ ſpi- tzigen und glatten Habern/ der erſte waͤchſet gern in den Gebuͤrgen/ und der weiſſe lieber in der E- bene/ veraͤndert ſich/ nach Beſchaffenheit des Feldes und des Gewitters/ daß er groͤſſer oder kleiner/ ſchoͤner oder ſchlechter wird; Man ſaͤet ihn gleich in die friſch-aufge- ruͤhrte Erden/ und egt ihn wol unter/ hernach wann er anfaͤngt aufzugehen/ wird er mit einer Waltzen verglei- chet/ E iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/55>, abgerufen am 24.04.2024.