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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch]

-- -- -- Notasque Paludes
Deserit atq; altam supra volat Ardea Nubem
.

Sie nisten in den Wäldern unferne von den Was-
sern/ auf grossen hohen Föhren- und Tannenbäumen/
und wird meistentheils der Baum/ darauf sie nisten/
wegen des hitzigen brennenden Koths/ damit sie ihn be-
schmitzen/ das Jahr hernach verderben/ ist ein gefrässi-
ger Vogel/ habe selber gesehen einen zahmen/ der/ wann
man den Hünern hat Habern vorgestreuet/ und sich die
Spatzen darzu eingeladen/ hat er allzeit herzu geschli-
chen/ und mit seinem Schnabel artlich eine um die an-
dere erwischt/ und sie mit Federn und allem hinein ge-
schluckt; so muß man auch die jungen Hünlein und
Endtlein nicht nahend um ihn lassen/ weil er ihrer gleich
so wenig schonet. Die Federn/ die sie auf dem Kopf tra-
gen/ werden von den Hungarn in grossen Ehren gehal-
ten/ die sie mit Kleinodien und Edelgestein besetzt/ auf
ihren Ungarischen Käpplein zu tragen pflegen/ und
theuer erkaufft/ auch allein denen vornehmen grossen
Herren zu theil werden. Georgius Agricola zehlet den
Raiger unter das Geflügel/ die den Winter von uns
weichen und warme Länder suchen. Jch habe einsmals
zu Pardubitz/ in Böhmen/ einen halbgewachsenen jungen
Raiger geschossen/ der ein köstlich und gutes zartes
Fleisch gehabt hat. Daher wol glaublich/ wann die
Französischen Authores, das Raiger-Fleisch für ein
Herren-Essen halten. Sie melden auch viel von den
Raigerhaltern/ weil sie aber in diesen Ländern nicht
bräuchig/ mag der Leser des D. Charles Estienne mai-
son rustique lib. 7. chap. 20. dell' Haironniere
besehen
und aufsuchen/ hier hab ich das Papier zu erspahren
nichts anziehen wollen.

Rochas in seiner Natur-Kunst bey den renovirten
und verbesserten Anno 1680 in Nürnberg gedruckten
Joh. Baptista Porta schreibet: Wann ein Raiger mit
[Spaltenumbruch] Hechten gespeiset worden/ hernach aus seinem faulenden
Cörper eine grosse Menge Hechten/ hat er aber Karpfen
gefressen/ eine grosse Anzahl Karpfen wachsen.

Jean Bapt. Tavernier, in Beschreibung des Tür-
ckischen Hofes/ meldet/ daß allein der Türckische Key-
ser drey schwartze Raigerbusch trage/ und wann seine
Armee zu Felde geht/ und er ihnen dem Groß-Vezier/
wie gewöhnlich/ vorstellet; so wird keiner von den Of-
ficirern oder Soldaten einiges Zeichen weder mit Wor-
ten noch Geberden von sich geben/ sondern halten alle
still ohn einige Glückwünschung/ biß der Keyser einen
Raigerbuschen von seinen Turban abnimmt/ und den
Gran-Vezir anmachen lässet; so bald dieses geschehen/
wird er von der gantzen Armee mit Glückwünschen be-
grüsst/ vor ihren General erkennet/ und empfangen sie
auch gleich von ihm den Sold. Diese Raiger-Federn
werden allein in Candia gefunden/ wie erstgedachter
Herr Tavernier fol. 138. gedencket.

Die grossen Raiger sollen im Sommer sonderlich
nach Fischen riechen. Die Fischer zu Hirschberg/ wie
in seiner Schlesischen Beschreibung Schwenckseld er-
zehlet/ machen ihre Querder/ die sie in die Reuschen und
Tauppeln legen also: Gersten-Mehl/ Krebsen-Fleisch
aus den Scheeren und Schweiffen/ Leinzelten/ daraus
das Oel gepresst worden/ drey Eyerdotter/ Raiger-
schmaltz/ Lohr-Oel jedes 3 Unzen/ mit Petrolei und
Gaffer jedes 2 Quintlein/ mischen es zusammen/ bin-
dens in ein Tüchlein/ und legen es in die Reuschen.

Die Raiger werden in den Keyserlichen Gejaldern
um Wien/ Ebersdorff/ und sonderlich Laxenburg/ män-
niglich zu schiessen verbotten/ weil Jhr Majestät jährlich
daselbst ihre Freude haben/ im Früling der anmuthigen
Raigerbaiß obzuligen. Sonst wird man sie schwerlich/
als mit der Pürsche/ bekommen können. Von der Baiß
soll im 12 Buch absonderlich gehandelt werden.

Cap. CIX.
Von Täuchern/ Rohrhünern/ Eyßvögeln und Wasser-Amseln.
[Spaltenumbruch]

DEr Täucher sind vielerley Gattungen/ werden
für bastardirte Endten gehalten/ sind aber so wol
am Schnabel und an den Füssen/ die ihnen
gantz gerad am Leibe/ wie einem Menschen stehen/ und
keinen solchen Steuß haben/ wie die andern Endten/ von
ihnen unterschieden/ deßhalben mögen sie auch schwer-
lich gehen/ kommen also nie aufs Land/ und bleiben Tag
und Nacht in den Wassern/ sie haben ihren Namen von
dem Unterdauchen/ weil sie lang unter dem Wasser
bleiben können/ auch so bald sie einen Menschen mer-
cken/ der ihnen zu nahe kommen will/ werden sie mehr
unter als ob des Wassers bleiben/ daher sie hart zu schies-
sen/ und hat der Weidmann diß vor allen zu beobachten/
daß er sie ungesehen abschleichen möge; sobald sie das
Feuer sehen können/ sind sie so schnell unter dem Wasser/
daß der Schuß unfehlbar verlohren ist; und trägt sich
wol zu (wie Joh. Conrad Aitinger in seinem Bericht
vom Vogelstellen berichtet) ob der Täucher schon von
einem guten Schützen gotroffen wird/ wann er nicht
gleich auf der Stelle bleibt/ daß er sich dennoch unter das
Wasser begiebt/ mit seinem Schnabel den Schilff er-
greifft/ im Wasser stirbt/ und also sein Wildpret eher
den Fischen als den Menschen gönnet/ welches offter-
[Spaltenumbruch] mals von vielen guten Fischern (sagt er) ist probirt und
wahr erfunden worden. Sie brüten zu zwey oder drey
Eyren aus/ in den Marassen und geröhrichten Brüchen/
hart am Wasser/ zum Essen sind sie nichts nutz/ haben
ein blau gröblecht hartes Fleisch. Doch soll ihr Hertz/
wann es ohne Eysen ausgenommen/ gedörrt/ gepulvert
und getruncken wird/ das viertägliche Fieber vertrei-
ben. Werden meistentheils deßwegen also verfolgt/
weil sie grossen Schaden an den Fischen/ sonderlich an
der Brut zu thun pflegen.

Die Rohrhünlein sind auch von mehr als einer
Sorten/ doch sind die schwartzen Pläßling/ die am Kopf
und Schnabel eine weisse Haut wie eine Plassen haben/
bey uns die gemeinesten/ haben linde Haar/ mehr als
Federn zu nennen. Man kan die Männlein und Weib-
lein hart unterscheiden/ nullum, sagt Jonstonus, sexus
discrimen, ut in coeteris avibus agnoscitur,
sie fressen
Gras und allerley Saamwerck/ auch Wasserwürm
und Fische; sie brüten auf der Erden/ und haben Eyer
nicht viel kleiner als die gemeinen Hüner. Wo er auf
einem Wasser gewohnet ist/ ziehet er sich leichtlich nicht
weg/ weil er hart und nicht hoch über das Wasser auf-
fliegen kan/ fladdert mehr ob dem Wasser hin/ als daß

er sich
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Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch]

— — — Notasq́ue Paludes
Deſerit atq́; altam ſuprà volat Ardea Nubem
.

Sie niſten in den Waͤldern unferne von den Waſ-
ſern/ auf groſſen hohen Foͤhren- und Tannenbaͤumen/
und wird meiſtentheils der Baum/ darauf ſie niſten/
wegen des hitzigen brennenden Koths/ damit ſie ihn be-
ſchmitzen/ das Jahr hernach verderben/ iſt ein gefraͤſſi-
ger Vogel/ habe ſelber geſehen einen zahmen/ der/ wann
man den Huͤnern hat Habern vorgeſtreuet/ und ſich die
Spatzen darzu eingeladen/ hat er allzeit herzu geſchli-
chen/ und mit ſeinem Schnabel artlich eine um die an-
dere erwiſcht/ und ſie mit Federn und allem hinein ge-
ſchluckt; ſo muß man auch die jungen Huͤnlein und
Endtlein nicht nahend um ihn laſſen/ weil er ihrer gleich
ſo wenig ſchonet. Die Federn/ die ſie auf dem Kopf tra-
gen/ werden von den Hungarn in groſſen Ehren gehal-
ten/ die ſie mit Kleinodien und Edelgeſtein beſetzt/ auf
ihren Ungariſchen Kaͤpplein zu tragen pflegen/ und
theuer erkaufft/ auch allein denen vornehmen groſſen
Herren zu theil werden. Georgius Agricola zehlet den
Raiger unter das Gefluͤgel/ die den Winter von uns
weichen und warme Laͤnder ſuchen. Jch habe einsmals
zu Pardubitz/ in Boͤhmen/ einen halbgewachſenen jungen
Raiger geſchoſſen/ der ein koͤſtlich und gutes zartes
Fleiſch gehabt hat. Daher wol glaublich/ wann die
Franzoͤſiſchen Authores, das Raiger-Fleiſch fuͤr ein
Herren-Eſſen halten. Sie melden auch viel von den
Raigerhaltern/ weil ſie aber in dieſen Laͤndern nicht
braͤuchig/ mag der Leſer des D. Charles Eſtienne mai-
ſon ruſtique lib. 7. chap. 20. dell’ Haironniere
beſehen
und aufſuchen/ hier hab ich das Papier zu erſpahren
nichts anziehen wollen.

Rochas in ſeiner Natur-Kunſt bey den renovirten
und verbeſſerten Anno 1680 in Nuͤrnberg gedruckten
Joh. Baptiſta Porta ſchreibet: Wann ein Raiger mit
[Spaltenumbruch] Hechten geſpeiſet worden/ hernach aus ſeinem faulenden
Coͤrper eine groſſe Menge Hechten/ hat er aber Karpfen
gefreſſen/ eine groſſe Anzahl Karpfen wachſen.

Jean Bapt. Tavernier, in Beſchreibung des Tuͤr-
ckiſchen Hofes/ meldet/ daß allein der Tuͤrckiſche Key-
ſer drey ſchwartze Raigerbuſch trage/ und wann ſeine
Armee zu Felde geht/ und er ihnen dem Groß-Vezier/
wie gewoͤhnlich/ vorſtellet; ſo wird keiner von den Of-
ficirern oder Soldaten einiges Zeichen weder mit Wor-
ten noch Geberden von ſich geben/ ſondern halten alle
ſtill ohn einige Gluͤckwuͤnſchung/ biß der Keyſer einen
Raigerbuſchen von ſeinen Turban abnimmt/ und den
Gran-Vezir anmachen laͤſſet; ſo bald dieſes geſchehen/
wird er von der gantzen Armee mit Gluͤckwuͤnſchen be-
gruͤſſt/ vor ihren General erkennet/ und empfangen ſie
auch gleich von ihm den Sold. Dieſe Raiger-Federn
werden allein in Candia gefunden/ wie erſtgedachter
Herꝛ Tavernier fol. 138. gedencket.

Die groſſen Raiger ſollen im Sommer ſonderlich
nach Fiſchen riechen. Die Fiſcher zu Hirſchberg/ wie
in ſeiner Schleſiſchen Beſchreibung Schwenckſeld er-
zehlet/ machen ihre Querder/ die ſie in die Reuſchen und
Tauppeln legen alſo: Gerſten-Mehl/ Krebſen-Fleiſch
aus den Scheeren und Schweiffen/ Leinzelten/ daraus
das Oel gepreſſt worden/ drey Eyerdotter/ Raiger-
ſchmaltz/ Lohr-Oel jedes 3 Unzen/ mit Petrolei und
Gaffer jedes 2 Quintlein/ miſchen es zuſammen/ bin-
dens in ein Tuͤchlein/ und legen es in die Reuſchen.

Die Raiger werden in den Keyſerlichen Gejaldern
um Wien/ Ebersdorff/ und ſonderlich Laxenburg/ maͤn-
niglich zu ſchieſſen verbotten/ weil Jhr Majeſtaͤt jaͤhrlich
daſelbſt ihre Freude haben/ im Fruͤling der anmuthigen
Raigerbaiß obzuligen. Sonſt wird man ſie ſchwerlich/
als mit der Puͤrſche/ bekommen koͤnnen. Von der Baiß
ſoll im 12 Buch abſonderlich gehandelt werden.

Cap. CIX.
Von Taͤuchern/ Rohrhuͤnern/ Eyßvoͤgeln und Waſſer-Amſeln.
[Spaltenumbruch]

DEr Taͤucher ſind vielerley Gattungen/ werden
fuͤr baſtardirte Endten gehalten/ ſind aber ſo wol
am Schnabel und an den Fuͤſſen/ die ihnen
gantz gerad am Leibe/ wie einem Menſchen ſtehen/ und
keinen ſolchen Steuß haben/ wie die andern Endten/ von
ihnen unterſchieden/ deßhalben moͤgen ſie auch ſchwer-
lich gehen/ kommen alſo nie aufs Land/ und bleiben Tag
und Nacht in den Waſſern/ ſie haben ihren Namen von
dem Unterdauchen/ weil ſie lang unter dem Waſſer
bleiben koͤnnen/ auch ſo bald ſie einen Menſchen mer-
cken/ der ihnen zu nahe kommen will/ werden ſie mehr
unter als ob des Waſſers bleiben/ daher ſie hart zu ſchieſ-
ſen/ und hat der Weidmann diß vor allen zu beobachten/
daß er ſie ungeſehen abſchleichen moͤge; ſobald ſie das
Feuer ſehen koͤnnen/ ſind ſie ſo ſchnell unter dem Waſſer/
daß der Schuß unfehlbar verlohren iſt; und traͤgt ſich
wol zu (wie Joh. Conrad Aitinger in ſeinem Bericht
vom Vogelſtellen berichtet) ob der Taͤucher ſchon von
einem guten Schuͤtzen gotroffen wird/ wann er nicht
gleich auf der Stelle bleibt/ daß er ſich dennoch unter das
Waſſer begiebt/ mit ſeinem Schnabel den Schilff er-
greifft/ im Waſſer ſtirbt/ und alſo ſein Wildpret eher
den Fiſchen als den Menſchen goͤnnet/ welches offter-
[Spaltenumbruch] mals von vielen guten Fiſchern (ſagt er) iſt probirt und
wahr erfunden worden. Sie bruͤten zu zwey oder drey
Eyren aus/ in den Maraſſen und geroͤhrichten Bruͤchen/
hart am Waſſer/ zum Eſſen ſind ſie nichts nutz/ haben
ein blau groͤblecht hartes Fleiſch. Doch ſoll ihr Hertz/
wann es ohne Eyſen ausgenommen/ gedoͤrꝛt/ gepulvert
und getruncken wird/ das viertaͤgliche Fieber vertrei-
ben. Werden meiſtentheils deßwegen alſo verfolgt/
weil ſie groſſen Schaden an den Fiſchen/ ſonderlich an
der Brut zu thun pflegen.

Die Rohrhuͤnlein ſind auch von mehr als einer
Sorten/ doch ſind die ſchwartzen Plaͤßling/ die am Kopf
und Schnabel eine weiſſe Haut wie eine Plaſſen haben/
bey uns die gemeineſten/ haben linde Haar/ mehr als
Federn zu nennen. Man kan die Maͤnnlein und Weib-
lein hart unterſcheiden/ nullum, ſagt Jonſtonus, ſexus
diſcrimen, ut in cœteris avibus agnoſcitur,
ſie freſſen
Gras und allerley Saamwerck/ auch Waſſerwuͤrm
und Fiſche; ſie bruͤten auf der Erden/ und haben Eyer
nicht viel kleiner als die gemeinen Huͤner. Wo er auf
einem Waſſer gewohnet iſt/ ziehet er ſich leichtlich nicht
weg/ weil er hart und nicht hoch uͤber das Waſſer auf-
fliegen kan/ fladdert mehr ob dem Waſſer hin/ als daß

er ſich
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[547/0565] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. — — — Notasq́ue Paludes Deſerit atq́; altam ſuprà volat Ardea Nubem. Sie niſten in den Waͤldern unferne von den Waſ- ſern/ auf groſſen hohen Foͤhren- und Tannenbaͤumen/ und wird meiſtentheils der Baum/ darauf ſie niſten/ wegen des hitzigen brennenden Koths/ damit ſie ihn be- ſchmitzen/ das Jahr hernach verderben/ iſt ein gefraͤſſi- ger Vogel/ habe ſelber geſehen einen zahmen/ der/ wann man den Huͤnern hat Habern vorgeſtreuet/ und ſich die Spatzen darzu eingeladen/ hat er allzeit herzu geſchli- chen/ und mit ſeinem Schnabel artlich eine um die an- dere erwiſcht/ und ſie mit Federn und allem hinein ge- ſchluckt; ſo muß man auch die jungen Huͤnlein und Endtlein nicht nahend um ihn laſſen/ weil er ihrer gleich ſo wenig ſchonet. Die Federn/ die ſie auf dem Kopf tra- gen/ werden von den Hungarn in groſſen Ehren gehal- ten/ die ſie mit Kleinodien und Edelgeſtein beſetzt/ auf ihren Ungariſchen Kaͤpplein zu tragen pflegen/ und theuer erkaufft/ auch allein denen vornehmen groſſen Herren zu theil werden. Georgius Agricola zehlet den Raiger unter das Gefluͤgel/ die den Winter von uns weichen und warme Laͤnder ſuchen. Jch habe einsmals zu Pardubitz/ in Boͤhmen/ einen halbgewachſenen jungen Raiger geſchoſſen/ der ein koͤſtlich und gutes zartes Fleiſch gehabt hat. Daher wol glaublich/ wann die Franzoͤſiſchen Authores, das Raiger-Fleiſch fuͤr ein Herren-Eſſen halten. Sie melden auch viel von den Raigerhaltern/ weil ſie aber in dieſen Laͤndern nicht braͤuchig/ mag der Leſer des D. Charles Eſtienne mai- ſon ruſtique lib. 7. chap. 20. dell’ Haironniere beſehen und aufſuchen/ hier hab ich das Papier zu erſpahren nichts anziehen wollen. Rochas in ſeiner Natur-Kunſt bey den renovirten und verbeſſerten Anno 1680 in Nuͤrnberg gedruckten Joh. Baptiſta Porta ſchreibet: Wann ein Raiger mit Hechten geſpeiſet worden/ hernach aus ſeinem faulenden Coͤrper eine groſſe Menge Hechten/ hat er aber Karpfen gefreſſen/ eine groſſe Anzahl Karpfen wachſen. Jean Bapt. Tavernier, in Beſchreibung des Tuͤr- ckiſchen Hofes/ meldet/ daß allein der Tuͤrckiſche Key- ſer drey ſchwartze Raigerbuſch trage/ und wann ſeine Armee zu Felde geht/ und er ihnen dem Groß-Vezier/ wie gewoͤhnlich/ vorſtellet; ſo wird keiner von den Of- ficirern oder Soldaten einiges Zeichen weder mit Wor- ten noch Geberden von ſich geben/ ſondern halten alle ſtill ohn einige Gluͤckwuͤnſchung/ biß der Keyſer einen Raigerbuſchen von ſeinen Turban abnimmt/ und den Gran-Vezir anmachen laͤſſet; ſo bald dieſes geſchehen/ wird er von der gantzen Armee mit Gluͤckwuͤnſchen be- gruͤſſt/ vor ihren General erkennet/ und empfangen ſie auch gleich von ihm den Sold. Dieſe Raiger-Federn werden allein in Candia gefunden/ wie erſtgedachter Herꝛ Tavernier fol. 138. gedencket. Die groſſen Raiger ſollen im Sommer ſonderlich nach Fiſchen riechen. Die Fiſcher zu Hirſchberg/ wie in ſeiner Schleſiſchen Beſchreibung Schwenckſeld er- zehlet/ machen ihre Querder/ die ſie in die Reuſchen und Tauppeln legen alſo: Gerſten-Mehl/ Krebſen-Fleiſch aus den Scheeren und Schweiffen/ Leinzelten/ daraus das Oel gepreſſt worden/ drey Eyerdotter/ Raiger- ſchmaltz/ Lohr-Oel jedes 3 Unzen/ mit Petrolei und Gaffer jedes 2 Quintlein/ miſchen es zuſammen/ bin- dens in ein Tuͤchlein/ und legen es in die Reuſchen. Die Raiger werden in den Keyſerlichen Gejaldern um Wien/ Ebersdorff/ und ſonderlich Laxenburg/ maͤn- niglich zu ſchieſſen verbotten/ weil Jhr Majeſtaͤt jaͤhrlich daſelbſt ihre Freude haben/ im Fruͤling der anmuthigen Raigerbaiß obzuligen. Sonſt wird man ſie ſchwerlich/ als mit der Puͤrſche/ bekommen koͤnnen. Von der Baiß ſoll im 12 Buch abſonderlich gehandelt werden. Cap. CIX. Von Taͤuchern/ Rohrhuͤnern/ Eyßvoͤgeln und Waſſer-Amſeln. DEr Taͤucher ſind vielerley Gattungen/ werden fuͤr baſtardirte Endten gehalten/ ſind aber ſo wol am Schnabel und an den Fuͤſſen/ die ihnen gantz gerad am Leibe/ wie einem Menſchen ſtehen/ und keinen ſolchen Steuß haben/ wie die andern Endten/ von ihnen unterſchieden/ deßhalben moͤgen ſie auch ſchwer- lich gehen/ kommen alſo nie aufs Land/ und bleiben Tag und Nacht in den Waſſern/ ſie haben ihren Namen von dem Unterdauchen/ weil ſie lang unter dem Waſſer bleiben koͤnnen/ auch ſo bald ſie einen Menſchen mer- cken/ der ihnen zu nahe kommen will/ werden ſie mehr unter als ob des Waſſers bleiben/ daher ſie hart zu ſchieſ- ſen/ und hat der Weidmann diß vor allen zu beobachten/ daß er ſie ungeſehen abſchleichen moͤge; ſobald ſie das Feuer ſehen koͤnnen/ ſind ſie ſo ſchnell unter dem Waſſer/ daß der Schuß unfehlbar verlohren iſt; und traͤgt ſich wol zu (wie Joh. Conrad Aitinger in ſeinem Bericht vom Vogelſtellen berichtet) ob der Taͤucher ſchon von einem guten Schuͤtzen gotroffen wird/ wann er nicht gleich auf der Stelle bleibt/ daß er ſich dennoch unter das Waſſer begiebt/ mit ſeinem Schnabel den Schilff er- greifft/ im Waſſer ſtirbt/ und alſo ſein Wildpret eher den Fiſchen als den Menſchen goͤnnet/ welches offter- mals von vielen guten Fiſchern (ſagt er) iſt probirt und wahr erfunden worden. Sie bruͤten zu zwey oder drey Eyren aus/ in den Maraſſen und geroͤhrichten Bruͤchen/ hart am Waſſer/ zum Eſſen ſind ſie nichts nutz/ haben ein blau groͤblecht hartes Fleiſch. Doch ſoll ihr Hertz/ wann es ohne Eyſen ausgenommen/ gedoͤrꝛt/ gepulvert und getruncken wird/ das viertaͤgliche Fieber vertrei- ben. Werden meiſtentheils deßwegen alſo verfolgt/ weil ſie groſſen Schaden an den Fiſchen/ ſonderlich an der Brut zu thun pflegen. Die Rohrhuͤnlein ſind auch von mehr als einer Sorten/ doch ſind die ſchwartzen Plaͤßling/ die am Kopf und Schnabel eine weiſſe Haut wie eine Plaſſen haben/ bey uns die gemeineſten/ haben linde Haar/ mehr als Federn zu nennen. Man kan die Maͤnnlein und Weib- lein hart unterſcheiden/ nullum, ſagt Jonſtonus, ſexus diſcrimen, ut in cœteris avibus agnoſcitur, ſie freſſen Gras und allerley Saamwerck/ auch Waſſerwuͤrm und Fiſche; ſie bruͤten auf der Erden/ und haben Eyer nicht viel kleiner als die gemeinen Huͤner. Wo er auf einem Waſſer gewohnet iſt/ ziehet er ſich leichtlich nicht weg/ weil er hart und nicht hoch uͤber das Waſſer auf- fliegen kan/ fladdert mehr ob dem Waſſer hin/ als daß er ſich ❁ Z z z ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/565>, abgerufen am 24.04.2024.