Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] reiche/ und von vielen Bronnquellen erfüllte Gebürge
voller Pferde da sind/ die/ gleich den Wilden/ Tag und
Nacht/ Sommer und Winter in dem Gebürge blei-
ben/ von dannen man die Füllen/ wann sie drey oder vier-
jährig werden (die sie Wildfänge nennen) nach und
nach mit Behändigkeit und List ausfänget und ver-
kaufft/ die aber anfänglich so widerspenstig und wild
sind/ daß sie allein mit Hunger und Durst müssen ge-
dultiger gemacht; oder es müssen Ungerische Leute/ die
damit umzugehen wissen/ auf eine Zeitlang mitgenom-
men werden/ die sie helffen leutseliger und frömmer
machen.

Jst also Ungerland (wie Herr Joh. Wilhelm Herr
von Stubenberg in seiner Vorrede an die Ungerischen
Herren Landstände solches nennet) vera equorum
Mater, quos tam stupenda alit copia, ut totius Eu-
ropae Equitatum per integrum ferme flagrantissimi
undique belli saeculum, iisdem instruxerit, & hodie
adhuc quotidie instruat:
Nicht weniger befleissen sich
auch die Polacken überäus guter und starcker Pferde/
unter denen die aus Podolien den Vorzug haben/ son-
derlich weil es daselbst viel/ und fast sonst nirgends Pfer-
de giebt mit Tigerflecken. Daher auch in Böhmen
(ausser dem Käiserlichen sehr schönen Gestütt zu Pardu-
bitz) Graf von Hersan, Graf von Nostitz/ die Grafen
von Waldstein/ Jhr Fürstl. Gnaden von Eckenberg zu
Krumau/ und Graf Coloredo zu Opotschna; in
Mähren Jhre Fürstl. Gnaden von Liechtenstein/ Graf
von Werdenberg/ und andere; in Oesterreich Graf
Julius von Hardeck/ Graf von Abensperg und Traun/
und andere; in Steyermarck Jhr Fürstliche Gnaden
von Schwartzenberg/ Graf Breuner und Graf Kisel;
Jhr Majestät unser allergnädigster Herr/ im Karst
selbst ein auserlesen Gestütt hält/ da die Füllen
zwar anfänglich etwas klein und subtil wegen weniger
Weide gefallen/ seither aber Böhmische/ Holsteinische
[Spaltenumbruch] und Frießländische Stutten dahin gebracht worden/
kommen die Füllen in gebührender rechter Grösse und
Stärcke.

Daselbst müssen die Pferde unter den hohen und
grossen Felsen das Gras hin und wieder zusammen klau-
ben/ und täglich über die harte und felsichte Wege ge-
hen und lauffen/ daß sie auch die Bronnquellen/ woraus
sie trincken/ auf eine Meil Wegs und weiter suchen müs-
sen; daher ihre Glieder durch die von Jugend auf ge-
wohnte Arbeit befestiget/ und ihr Horn sehr hart/ gut
und dauerhafft ist/ also vor vielen andern das Lob ha-
ben/ allermassen wolgedachter Herr von Stubenberg/
in sua norma seu Regula armentorum equinorum
recte ac perfecte instituendorum
(so zu Wien An-
no
1662 gedruckt worden) cap. 3. fol. 94. bezeuget.

Und ob zwar ein nahmhaffter Unkosten auf die Ge-
stüttereyen gehet/ so bringt es (wofern es gut und wol be-
stellet ist) den Schaden und Ausgab sehr wol wieder
herein/ sonderlich wann eine Gestütterey/ wegen trefflicher
frischer und wolgearteter Bescheller/ auch schöner und
wol-proportionirter Stutten halber einmal in Beruff
kommt/ wie Herr Marx Fugger in seinem Roßbuch al-
les genau ausrechnet/ und es der Viehzucht und Schä-
ferey entgegen hält/ glaubt auch/ der Gewinn sey von
der Pferdzucht noch drüber fol. 21. b. Jch habe (spricht
er) oben im Algeu gesehen/ daß ein Füllen/ so im April
gefallen/ und im September hernach erst 5 Monat alt
gewest/ um 25 Gulden baares Gelds verkaufft wor-
den; nun ist klar/ daß dasselbige Füllen seinem Herrn
weder Heller noch Pfenning je gekostet/ denn es hat sich
den gantzen Sommer an der Milch bey seiner Mutter
auf der Weid erhalten/ und obschon seine Mutter
den Winter zuvor etwas gekostet hat/ zu unterhalten/ das
ohne Zweifel wenig genug gewest/ so hat sie doch densel-
ben Unkosten mit ihrer Arbeit wieder erstattet/ und das
Heu nicht vergebens gessen.

Nun
P iij

Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] reiche/ und von vielen Bronnquellen erfuͤllte Gebuͤrge
voller Pferde da ſind/ die/ gleich den Wilden/ Tag und
Nacht/ Sommer und Winter in dem Gebuͤrge blei-
ben/ von dannen man die Fuͤllen/ wann ſie drey oder vier-
jaͤhrig werden (die ſie Wildfaͤnge nennen) nach und
nach mit Behaͤndigkeit und Liſt ausfaͤnget und ver-
kaufft/ die aber anfaͤnglich ſo widerſpenſtig und wild
ſind/ daß ſie allein mit Hunger und Durſt muͤſſen ge-
dultiger gemacht; oder es muͤſſen Ungeriſche Leute/ die
damit umzugehen wiſſen/ auf eine Zeitlang mitgenom-
men werden/ die ſie helffen leutſeliger und froͤmmer
machen.

Jſt alſo Ungerland (wie Herꝛ Joh. Wilhelm Herꝛ
von Stubenberg in ſeiner Vorrede an die Ungeriſchen
Herren Landſtaͤnde ſolches nennet) vera equorum
Mater, quos tam ſtupendâ alit copiâ, ut totius Eu-
ropæ Equitatum per integrum fermè flagrantiſſimi
undiquè belli ſæculum, iisdem inſtruxerit, & hodiè
adhuc quotidiè inſtruat:
Nicht weniger befleiſſen ſich
auch die Polacken uͤberaͤus guter und ſtarcker Pferde/
unter denen die aus Podolien den Vorzug haben/ ſon-
derlich weil es daſelbſt viel/ und faſt ſonſt nirgends Pfer-
de giebt mit Tigerflecken. Daher auch in Boͤhmen
(auſſer dem Kaͤiſerlichen ſehr ſchoͤnen Geſtuͤtt zu Pardu-
bitz) Graf von Herſan, Graf von Noſtitz/ die Grafen
von Waldſtein/ Jhr Fuͤrſtl. Gnaden von Eckenberg zu
Krumau/ und Graf Coloredo zu Opotſchna; in
Maͤhren Jhre Fuͤrſtl. Gnaden von Liechtenſtein/ Graf
von Werdenberg/ und andere; in Oeſterreich Graf
Julius von Hardeck/ Graf von Abenſperg und Traun/
und andere; in Steyermarck Jhr Fuͤrſtliche Gnaden
von Schwartzenberg/ Graf Breuner und Graf Kiſel;
Jhr Majeſtaͤt unſer allergnaͤdigſter Herꝛ/ im Karſt
ſelbſt ein auserleſen Geſtuͤtt haͤlt/ da die Fuͤllen
zwar anfaͤnglich etwas klein und ſubtil wegen weniger
Weide gefallen/ ſeither aber Boͤhmiſche/ Holſteiniſche
[Spaltenumbruch] und Frießlaͤndiſche Stutten dahin gebracht worden/
kommen die Fuͤllen in gebuͤhrender rechter Groͤſſe und
Staͤrcke.

Daſelbſt muͤſſen die Pferde unter den hohen und
groſſen Felſen das Gras hin und wieder zuſammen klau-
ben/ und taͤglich uͤber die harte und felſichte Wege ge-
hen und lauffen/ daß ſie auch die Bronnquellen/ woraus
ſie trincken/ auf eine Meil Wegs und weiter ſuchen muͤſ-
ſen; daher ihre Glieder durch die von Jugend auf ge-
wohnte Arbeit befeſtiget/ und ihr Horn ſehr hart/ gut
und dauerhafft iſt/ alſo vor vielen andern das Lob ha-
ben/ allermaſſen wolgedachter Herr von Stubenberg/
in ſuâ normâ ſeu Regulâ armentorum equinorum
rectè ac perfectè inſtituendorum
(ſo zu Wien An-
no
1662 gedruckt worden) cap. 3. fol. 94. bezeuget.

Und ob zwar ein nahmhaffter Unkoſten auf die Ge-
ſtuͤttereyen gehet/ ſo bringt es (wofern es gut und wol be-
ſtellet iſt) den Schaden und Ausgab ſehr wol wieder
herein/ ſonderlich wann eine Geſtuͤtterey/ wegen trefflicher
friſcher und wolgearteter Beſcheller/ auch ſchoͤner und
wol-proportionirter Stutten halber einmal in Beruff
kommt/ wie Herꝛ Marx Fugger in ſeinem Roßbuch al-
les genau ausrechnet/ und es der Viehzucht und Schaͤ-
ferey entgegen haͤlt/ glaubt auch/ der Gewinn ſey von
der Pferdzucht noch druͤber fol. 21. b. Jch habe (ſpricht
er) oben im Algeu geſehen/ daß ein Fuͤllen/ ſo im April
gefallen/ und im September hernach erſt 5 Monat alt
geweſt/ um 25 Gulden baares Gelds verkaufft wor-
den; nun iſt klar/ daß daſſelbige Fuͤllen ſeinem Herrn
weder Heller noch Pfenning je gekoſtet/ denn es hat ſich
den gantzen Sommer an der Milch bey ſeiner Mutter
auf der Weid erhalten/ und obſchon ſeine Mutter
den Winter zuvor etwas gekoſtet hat/ zu unterhalten/ das
ohne Zweifel wenig genug geweſt/ ſo hat ſie doch denſel-
ben Unkoſten mit ihrer Arbeit wieder erſtattet/ und das
Heu nicht vergebens geſſen.

Nun
P iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0135" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch/ Pferdzucht.</hi></fw><lb/><figure/><lb/><cb/>
reiche/ und von vielen Bronnquellen erfu&#x0364;llte Gebu&#x0364;rge<lb/>
voller Pferde da &#x017F;ind/ die/ gleich den Wilden/ Tag und<lb/>
Nacht/ Sommer und Winter in dem Gebu&#x0364;rge blei-<lb/>
ben/ von dannen man die Fu&#x0364;llen/ wann &#x017F;ie drey oder vier-<lb/>
ja&#x0364;hrig werden (die &#x017F;ie Wildfa&#x0364;nge nennen) nach und<lb/>
nach mit Beha&#x0364;ndigkeit und Li&#x017F;t ausfa&#x0364;nget und ver-<lb/>
kaufft/ die aber anfa&#x0364;nglich &#x017F;o wider&#x017F;pen&#x017F;tig und wild<lb/>
&#x017F;ind/ daß &#x017F;ie allein mit Hunger und Dur&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
dultiger gemacht; oder es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Ungeri&#x017F;che Leute/ die<lb/>
damit umzugehen wi&#x017F;&#x017F;en/ auf eine Zeitlang mitgenom-<lb/>
men werden/ die &#x017F;ie helffen leut&#x017F;eliger und fro&#x0364;mmer<lb/>
machen.</p><lb/>
            <p>J&#x017F;t al&#x017F;o Ungerland (wie Her&#xA75B; Joh. Wilhelm Her&#xA75B;<lb/>
von Stubenberg in &#x017F;einer Vorrede an die Ungeri&#x017F;chen<lb/>
Herren Land&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;olches nennet) <hi rendition="#aq">vera equorum<lb/>
Mater, quos tam &#x017F;tupendâ alit copiâ, ut totius Eu-<lb/>
ropæ Equitatum per integrum fermè flagranti&#x017F;&#x017F;imi<lb/>
undiquè belli &#x017F;æculum, iisdem in&#x017F;truxerit, &amp; hodiè<lb/>
adhuc quotidiè in&#x017F;truat:</hi> Nicht weniger beflei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
auch die Polacken u&#x0364;bera&#x0364;us guter und &#x017F;tarcker Pferde/<lb/>
unter denen die aus Podolien den Vorzug haben/ &#x017F;on-<lb/>
derlich weil es da&#x017F;elb&#x017F;t viel/ und fa&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t nirgends Pfer-<lb/>
de giebt mit Tigerflecken. Daher auch in Bo&#x0364;hmen<lb/>
(au&#x017F;&#x017F;er dem Ka&#x0364;i&#x017F;erlichen &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nen Ge&#x017F;tu&#x0364;tt zu Pardu-<lb/>
bitz) Graf von <hi rendition="#aq">Her&#x017F;an,</hi> Graf von No&#x017F;titz/ die Grafen<lb/>
von Wald&#x017F;tein/ Jhr Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gnaden von Eckenberg zu<lb/>
Krumau/ und Graf <hi rendition="#aq">Coloredo</hi> zu Opot&#x017F;chna; in<lb/>
Ma&#x0364;hren Jhre Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gnaden von Liechten&#x017F;tein/ Graf<lb/>
von Werdenberg/ und andere; in Oe&#x017F;terreich Graf<lb/>
Julius von Hardeck/ Graf von Aben&#x017F;perg und Traun/<lb/>
und andere; in Steyermarck Jhr Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Gnaden<lb/>
von Schwartzenberg/ Graf Breuner und Graf Ki&#x017F;el;<lb/>
Jhr Maje&#x017F;ta&#x0364;t un&#x017F;er allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Her&#xA75B;/ im Kar&#x017F;t<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ein auserle&#x017F;en Ge&#x017F;tu&#x0364;tt ha&#x0364;lt/ da die Fu&#x0364;llen<lb/>
zwar anfa&#x0364;nglich etwas klein und &#x017F;ubtil wegen weniger<lb/>
Weide gefallen/ &#x017F;either aber Bo&#x0364;hmi&#x017F;che/ Hol&#x017F;teini&#x017F;che<lb/><cb/>
und Frießla&#x0364;ndi&#x017F;che Stutten dahin gebracht worden/<lb/>
kommen die Fu&#x0364;llen in gebu&#x0364;hrender rechter Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
Sta&#x0364;rcke.</p><lb/>
            <p>Da&#x017F;elb&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Pferde unter den hohen und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Fel&#x017F;en das Gras hin und wieder zu&#x017F;ammen klau-<lb/>
ben/ und ta&#x0364;glich u&#x0364;ber die harte und fel&#x017F;ichte Wege ge-<lb/>
hen und lauffen/ daß &#x017F;ie auch die Bronnquellen/ woraus<lb/>
&#x017F;ie trincken/ auf eine Meil Wegs und weiter &#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; daher ihre Glieder durch die von Jugend auf ge-<lb/>
wohnte Arbeit befe&#x017F;tiget/ und ihr Horn &#x017F;ehr hart/ gut<lb/>
und dauerhafft i&#x017F;t/ al&#x017F;o vor vielen andern das Lob ha-<lb/>
ben/ allerma&#x017F;&#x017F;en wolgedachter Herr von Stubenberg/<lb/><hi rendition="#aq">in &#x017F;uâ normâ &#x017F;eu Regulâ armentorum equinorum<lb/>
rectè ac perfectè in&#x017F;tituendorum</hi> (&#x017F;o zu Wien <hi rendition="#aq">An-<lb/>
no</hi> 1662 gedruckt worden) <hi rendition="#aq">cap. 3. fol.</hi> 94. bezeuget.</p><lb/>
            <p>Und ob zwar ein nahmhaffter Unko&#x017F;ten auf die Ge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ttereyen gehet/ &#x017F;o bringt es (wofern es gut und wol be-<lb/>
&#x017F;tellet i&#x017F;t) den Schaden und Ausgab &#x017F;ehr wol wieder<lb/>
herein/ &#x017F;onderlich wann eine Ge&#x017F;tu&#x0364;tterey/ wegen trefflicher<lb/>
fri&#x017F;cher und wolgearteter Be&#x017F;cheller/ auch &#x017F;cho&#x0364;ner und<lb/>
wol-<hi rendition="#aq">proportionir</hi>ter Stutten halber einmal in Beruff<lb/>
kommt/ wie Her&#xA75B; Marx Fugger in &#x017F;einem Roßbuch al-<lb/>
les genau ausrechnet/ und es der Viehzucht und Scha&#x0364;-<lb/>
ferey entgegen ha&#x0364;lt/ glaubt auch/ der Gewinn &#x017F;ey von<lb/>
der Pferdzucht noch dru&#x0364;ber <hi rendition="#aq">fol. 21. b.</hi> Jch habe (&#x017F;pricht<lb/>
er) oben im Algeu ge&#x017F;ehen/ daß ein Fu&#x0364;llen/ &#x017F;o im April<lb/>
gefallen/ und im September hernach er&#x017F;t 5 Monat alt<lb/>
gewe&#x017F;t/ um 25 Gulden baares Gelds verkaufft wor-<lb/>
den; nun i&#x017F;t klar/ daß da&#x017F;&#x017F;elbige Fu&#x0364;llen &#x017F;einem Herrn<lb/>
weder Heller noch Pfenning je geko&#x017F;tet/ denn es hat &#x017F;ich<lb/>
den gantzen Sommer an der Milch bey &#x017F;einer Mutter<lb/>
auf der Weid erhalten/ und ob&#x017F;chon &#x017F;eine Mutter<lb/>
den Winter zuvor etwas geko&#x017F;tet hat/ zu unterhalten/ das<lb/>
ohne Zweifel wenig genug gewe&#x017F;t/ &#x017F;o hat &#x017F;ie doch den&#x017F;el-<lb/>
ben Unko&#x017F;ten mit ihrer Arbeit wieder er&#x017F;tattet/ und das<lb/>
Heu nicht vergebens ge&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P iij</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0135] Achtes Buch/ Pferdzucht. [Abbildung] reiche/ und von vielen Bronnquellen erfuͤllte Gebuͤrge voller Pferde da ſind/ die/ gleich den Wilden/ Tag und Nacht/ Sommer und Winter in dem Gebuͤrge blei- ben/ von dannen man die Fuͤllen/ wann ſie drey oder vier- jaͤhrig werden (die ſie Wildfaͤnge nennen) nach und nach mit Behaͤndigkeit und Liſt ausfaͤnget und ver- kaufft/ die aber anfaͤnglich ſo widerſpenſtig und wild ſind/ daß ſie allein mit Hunger und Durſt muͤſſen ge- dultiger gemacht; oder es muͤſſen Ungeriſche Leute/ die damit umzugehen wiſſen/ auf eine Zeitlang mitgenom- men werden/ die ſie helffen leutſeliger und froͤmmer machen. Jſt alſo Ungerland (wie Herꝛ Joh. Wilhelm Herꝛ von Stubenberg in ſeiner Vorrede an die Ungeriſchen Herren Landſtaͤnde ſolches nennet) vera equorum Mater, quos tam ſtupendâ alit copiâ, ut totius Eu- ropæ Equitatum per integrum fermè flagrantiſſimi undiquè belli ſæculum, iisdem inſtruxerit, & hodiè adhuc quotidiè inſtruat: Nicht weniger befleiſſen ſich auch die Polacken uͤberaͤus guter und ſtarcker Pferde/ unter denen die aus Podolien den Vorzug haben/ ſon- derlich weil es daſelbſt viel/ und faſt ſonſt nirgends Pfer- de giebt mit Tigerflecken. Daher auch in Boͤhmen (auſſer dem Kaͤiſerlichen ſehr ſchoͤnen Geſtuͤtt zu Pardu- bitz) Graf von Herſan, Graf von Noſtitz/ die Grafen von Waldſtein/ Jhr Fuͤrſtl. Gnaden von Eckenberg zu Krumau/ und Graf Coloredo zu Opotſchna; in Maͤhren Jhre Fuͤrſtl. Gnaden von Liechtenſtein/ Graf von Werdenberg/ und andere; in Oeſterreich Graf Julius von Hardeck/ Graf von Abenſperg und Traun/ und andere; in Steyermarck Jhr Fuͤrſtliche Gnaden von Schwartzenberg/ Graf Breuner und Graf Kiſel; Jhr Majeſtaͤt unſer allergnaͤdigſter Herꝛ/ im Karſt ſelbſt ein auserleſen Geſtuͤtt haͤlt/ da die Fuͤllen zwar anfaͤnglich etwas klein und ſubtil wegen weniger Weide gefallen/ ſeither aber Boͤhmiſche/ Holſteiniſche und Frießlaͤndiſche Stutten dahin gebracht worden/ kommen die Fuͤllen in gebuͤhrender rechter Groͤſſe und Staͤrcke. Daſelbſt muͤſſen die Pferde unter den hohen und groſſen Felſen das Gras hin und wieder zuſammen klau- ben/ und taͤglich uͤber die harte und felſichte Wege ge- hen und lauffen/ daß ſie auch die Bronnquellen/ woraus ſie trincken/ auf eine Meil Wegs und weiter ſuchen muͤſ- ſen; daher ihre Glieder durch die von Jugend auf ge- wohnte Arbeit befeſtiget/ und ihr Horn ſehr hart/ gut und dauerhafft iſt/ alſo vor vielen andern das Lob ha- ben/ allermaſſen wolgedachter Herr von Stubenberg/ in ſuâ normâ ſeu Regulâ armentorum equinorum rectè ac perfectè inſtituendorum (ſo zu Wien An- no 1662 gedruckt worden) cap. 3. fol. 94. bezeuget. Und ob zwar ein nahmhaffter Unkoſten auf die Ge- ſtuͤttereyen gehet/ ſo bringt es (wofern es gut und wol be- ſtellet iſt) den Schaden und Ausgab ſehr wol wieder herein/ ſonderlich wann eine Geſtuͤtterey/ wegen trefflicher friſcher und wolgearteter Beſcheller/ auch ſchoͤner und wol-proportionirter Stutten halber einmal in Beruff kommt/ wie Herꝛ Marx Fugger in ſeinem Roßbuch al- les genau ausrechnet/ und es der Viehzucht und Schaͤ- ferey entgegen haͤlt/ glaubt auch/ der Gewinn ſey von der Pferdzucht noch druͤber fol. 21. b. Jch habe (ſpricht er) oben im Algeu geſehen/ daß ein Fuͤllen/ ſo im April gefallen/ und im September hernach erſt 5 Monat alt geweſt/ um 25 Gulden baares Gelds verkaufft wor- den; nun iſt klar/ daß daſſelbige Fuͤllen ſeinem Herrn weder Heller noch Pfenning je gekoſtet/ denn es hat ſich den gantzen Sommer an der Milch bey ſeiner Mutter auf der Weid erhalten/ und obſchon ſeine Mutter den Winter zuvor etwas gekoſtet hat/ zu unterhalten/ das ohne Zweifel wenig genug geweſt/ ſo hat ſie doch denſel- ben Unkoſten mit ihrer Arbeit wieder erſtattet/ und das Heu nicht vergebens geſſen. Nun P iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/135
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/135>, abgerufen am 19.04.2024.