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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] je besser man sie melcket/ je mehr (wann nur die War-
tung gut ist) die Milch zulauffet.

Theils sind der Meynung/ die Milch entspringe
aus dem Geblüt; Andere aber halten es für glaublicher/
daß sie gleich aus dem Chylo generirt werde.

Jn der Schweitz schreibt Johann Jacob Wagner
M. D. es sey auf den Gebürgen ein bekanntes Ding/
daß eine Kuhe im Sommerlangen Tage/ über 40 Sei-
del (heminas lactis) von sich giebet.

An den meisten Orten werden die Kühe im Sommer
dreymal gemolcken/ des Morgens/ ehe man sie aus-
treibt/ des Mittages/ nachdem sie wieder nach Hause
kommen/ und des Abends; im Winter aber nur zwey-
mal; das nöthigste ist/ daß die Mayerin allzeit dabey
gegenwärtig sey/ die Milch durch ein saubers Tüchlein
und Reutern reinlich durchseyhe/ damit kein Haar/ oder
sonst was unsaubers mit in die Milch komme. Und
weil der gröste Nutz wegen der Milch im Sommer zu
hoffen/ müssen auch die Milch-Brönne/ die man bißwei-
len/ wo es die Beschaffenheit des Orts mit sich bringt/
in den Gewölbern und Kellern hat/ alsobald die Hä-
fen und Weidlinge mit der Milch übernehmen. Hin-
gegen im Winter muß die Milch an laulichten/ und im
Früling und Herbst/ an temperirten Orten stehen.

Die Milch von einer Kuhe/ die erst gekälbert hat/
soll man/ wie D. Charles Estienne will/ nicht aufbehal-
ten/ Käs oder Butter daraus zu machen/ denn sie sey
nichts nutz/ auch zu essen ungesund. Jngleichen sagt
er/ die gute Milch möge man an folgenden Merckzeichen
erkennen/ wann sie schön weiß/ wolriechend/ süß und
wolgeschmack/ darzu zimlich dick ist/ und eine gute
Weile runde Tropffen giebt/ und nicht so bald vonein-
ander fliesset/ sonderlich wann mans auf einen Nagel
fallen lässet.

Die Milch/ sagt der alte Varro, ist von allen an-
dern Dingen/ die wir zur Speise brauchen/ am nahr-
[Spaltenumbruch] hafftigsten/ wiewol der Weiden und des Futters Unter-
scheid der Milch Krafft vermehren und mindern. Die
Milch von dürrem trockenem Futter nähret/ von grü-
nen öffnet und erweichet.

Wann die Milch mit Wasser gefälscht ist/ kan man
eine Bimsen hinein thun/ und einen Tropffen auf einen
Nagel thun/ stehet sie rundlicht darauf/ so ist sie lauter
und gut/ fleusst sie gleich ab/ so ist sie gewässert.

Die Milch/ die man etliche Täge gut und süß zur
Speise behalten will/ soll man vorhin einen Sud oder
Wallung thun lassen.

Die saure Milch/ die gestockt ist/ wird von den Tür-
cken/ auch grossen Herren unter ihnen/ für ein trefflichs
Essen gehalten/ sie führens in leinenen Säcklein auf der
Reise mit sich/ hencken solche an ihre Saumsättel/ und
wiewol sie feucht ist/ schlägt sie doch nicht durch.

Die Griechen und Türcken haben bey sich in höltzer-
nen Geschirren zerstossenen Knoblauch/ den vermischen
sie damit.

Magnatum est edulium (sagt Bellonius in seinen
Reis-Observationen im ersten Buch am 66 Capitel)
adeo Palato gratum est, eo non modo viatores, sed
etiam Satrapae in Turcica aula vesci solent. Quod
si quis adeo exquisitum non credat, faciat modo
periculum, facilis etenim est experientia. Vulgari
admodum in usu apud Turcas, existimantque eo se
per aestatem refrigerari, atque per hyemem calefieri.

Denckwürdig ist/ was Herr Graf Dygbi in seinem
Discours de Sympathia gedencket: Daß/ wann man
eine neugemolckene Milch siedet/ daß solche übergeht
und ins Feuer lauffet/ die Kuhe/ davon sie gemolcken
worden/ alsbald Schmertzen am Euter bekommet/
hart und schwürig wird/ auch Blut gibt/ und endlich gar
umkommet/ daher in Engelland der Gebrauch/ so bald
man solches verspühret/ Frau oder Magd alles/ was sie
unter den Händen hat/ verlässet/ behende zum Hafen

laufft/
M m ij

Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] je beſſer man ſie melcket/ je mehr (wann nur die War-
tung gut iſt) die Milch zulauffet.

Theils ſind der Meynung/ die Milch entſpringe
aus dem Gebluͤt; Andere aber halten es fuͤr glaublicher/
daß ſie gleich aus dem Chylo generirt werde.

Jn der Schweitz ſchreibt Johann Jacob Wagner
M. D. es ſey auf den Gebuͤrgen ein bekanntes Ding/
daß eine Kuhe im Sommerlangen Tage/ uͤber 40 Sei-
del (heminas lactis) von ſich giebet.

An den meiſten Orten werden die Kuͤhe im Sommer
dreymal gemolcken/ des Morgens/ ehe man ſie aus-
treibt/ des Mittages/ nachdem ſie wieder nach Hauſe
kommen/ und des Abends; im Winter aber nur zwey-
mal; das noͤthigſte iſt/ daß die Mayerin allzeit dabey
gegenwaͤrtig ſey/ die Milch durch ein ſaubers Tuͤchlein
und Reutern reinlich durchſeyhe/ damit kein Haar/ oder
ſonſt was unſaubers mit in die Milch komme. Und
weil der groͤſte Nutz wegen der Milch im Sommer zu
hoffen/ muͤſſen auch die Milch-Broͤnne/ die man bißwei-
len/ wo es die Beſchaffenheit des Orts mit ſich bringt/
in den Gewoͤlbern und Kellern hat/ alſobald die Haͤ-
fen und Weidlinge mit der Milch uͤbernehmen. Hin-
gegen im Winter muß die Milch an laulichten/ und im
Fruͤling und Herbſt/ an temperirten Orten ſtehen.

Die Milch von einer Kuhe/ die erſt gekaͤlbert hat/
ſoll man/ wie D. Charles Eſtienne will/ nicht aufbehal-
ten/ Kaͤs oder Butter daraus zu machen/ denn ſie ſey
nichts nutz/ auch zu eſſen ungeſund. Jngleichen ſagt
er/ die gute Milch moͤge man an folgenden Merckzeichen
erkennen/ wann ſie ſchoͤn weiß/ wolriechend/ ſuͤß und
wolgeſchmack/ darzu zimlich dick iſt/ und eine gute
Weile runde Tropffen giebt/ und nicht ſo bald vonein-
ander flieſſet/ ſonderlich wann mans auf einen Nagel
fallen laͤſſet.

Die Milch/ ſagt der alte Varro, iſt von allen an-
dern Dingen/ die wir zur Speiſe brauchen/ am nahr-
[Spaltenumbruch] hafftigſten/ wiewol der Weiden und des Futters Unter-
ſcheid der Milch Krafft vermehren und mindern. Die
Milch von duͤrrem trockenem Futter naͤhret/ von gruͤ-
nen oͤffnet und erweichet.

Wann die Milch mit Waſſer gefaͤlſcht iſt/ kan man
eine Bimſen hinein thun/ und einen Tropffen auf einen
Nagel thun/ ſtehet ſie rundlicht darauf/ ſo iſt ſie lauter
und gut/ fleuſſt ſie gleich ab/ ſo iſt ſie gewaͤſſert.

Die Milch/ die man etliche Taͤge gut und ſuͤß zur
Speiſe behalten will/ ſoll man vorhin einen Sud oder
Wallung thun laſſen.

Die ſaure Milch/ die geſtockt iſt/ wird von den Tuͤr-
cken/ auch groſſen Herren unter ihnen/ fuͤr ein trefflichs
Eſſen gehalten/ ſie fuͤhrens in leinenen Saͤcklein auf der
Reiſe mit ſich/ hencken ſolche an ihre Saumſaͤttel/ und
wiewol ſie feucht iſt/ ſchlaͤgt ſie doch nicht durch.

Die Griechen und Tuͤrcken haben bey ſich in hoͤltzer-
nen Geſchirren zerſtoſſenen Knoblauch/ den vermiſchen
ſie damit.

Magnatum eſt edulium (ſagt Bellonius in ſeinen
Reis-Obſervationen im erſten Buch am 66 Capitel)
adeò Palato gratum eſt, eo non modo viatores, ſed
etiam Satrapæ in Turcicâ aulâ veſci ſolent. Quod
ſi quis adeò exquiſitum non credat, faciat modò
periculum, facilis etenim eſt experientia. Vulgari
admodum in uſu apud Turcas, exiſtimantquè eo ſe
per æſtatem refrigerari, atquè per hyemem calefieri.

Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Graf Dygbi in ſeinem
Diſcours de Sympathia gedencket: Daß/ wann man
eine neugemolckene Milch ſiedet/ daß ſolche uͤbergeht
und ins Feuer lauffet/ die Kuhe/ davon ſie gemolcken
worden/ alsbald Schmertzen am Euter bekommet/
hart und ſchwuͤrig wird/ auch Blut gibt/ und endlich gar
umkommet/ daher in Engelland der Gebrauch/ ſo bald
man ſolches verſpuͤhret/ Frau oder Magd alles/ was ſie
unter den Haͤnden hat/ verlaͤſſet/ behende zum Hafen

laufft/
❁ M m ij
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[275/0293] Neuntes Buch/ Mayerhof. [Abbildung] je beſſer man ſie melcket/ je mehr (wann nur die War- tung gut iſt) die Milch zulauffet. Theils ſind der Meynung/ die Milch entſpringe aus dem Gebluͤt; Andere aber halten es fuͤr glaublicher/ daß ſie gleich aus dem Chylo generirt werde. Jn der Schweitz ſchreibt Johann Jacob Wagner M. D. es ſey auf den Gebuͤrgen ein bekanntes Ding/ daß eine Kuhe im Sommerlangen Tage/ uͤber 40 Sei- del (heminas lactis) von ſich giebet. An den meiſten Orten werden die Kuͤhe im Sommer dreymal gemolcken/ des Morgens/ ehe man ſie aus- treibt/ des Mittages/ nachdem ſie wieder nach Hauſe kommen/ und des Abends; im Winter aber nur zwey- mal; das noͤthigſte iſt/ daß die Mayerin allzeit dabey gegenwaͤrtig ſey/ die Milch durch ein ſaubers Tuͤchlein und Reutern reinlich durchſeyhe/ damit kein Haar/ oder ſonſt was unſaubers mit in die Milch komme. Und weil der groͤſte Nutz wegen der Milch im Sommer zu hoffen/ muͤſſen auch die Milch-Broͤnne/ die man bißwei- len/ wo es die Beſchaffenheit des Orts mit ſich bringt/ in den Gewoͤlbern und Kellern hat/ alſobald die Haͤ- fen und Weidlinge mit der Milch uͤbernehmen. Hin- gegen im Winter muß die Milch an laulichten/ und im Fruͤling und Herbſt/ an temperirten Orten ſtehen. Die Milch von einer Kuhe/ die erſt gekaͤlbert hat/ ſoll man/ wie D. Charles Eſtienne will/ nicht aufbehal- ten/ Kaͤs oder Butter daraus zu machen/ denn ſie ſey nichts nutz/ auch zu eſſen ungeſund. Jngleichen ſagt er/ die gute Milch moͤge man an folgenden Merckzeichen erkennen/ wann ſie ſchoͤn weiß/ wolriechend/ ſuͤß und wolgeſchmack/ darzu zimlich dick iſt/ und eine gute Weile runde Tropffen giebt/ und nicht ſo bald vonein- ander flieſſet/ ſonderlich wann mans auf einen Nagel fallen laͤſſet. Die Milch/ ſagt der alte Varro, iſt von allen an- dern Dingen/ die wir zur Speiſe brauchen/ am nahr- hafftigſten/ wiewol der Weiden und des Futters Unter- ſcheid der Milch Krafft vermehren und mindern. Die Milch von duͤrrem trockenem Futter naͤhret/ von gruͤ- nen oͤffnet und erweichet. Wann die Milch mit Waſſer gefaͤlſcht iſt/ kan man eine Bimſen hinein thun/ und einen Tropffen auf einen Nagel thun/ ſtehet ſie rundlicht darauf/ ſo iſt ſie lauter und gut/ fleuſſt ſie gleich ab/ ſo iſt ſie gewaͤſſert. Die Milch/ die man etliche Taͤge gut und ſuͤß zur Speiſe behalten will/ ſoll man vorhin einen Sud oder Wallung thun laſſen. Die ſaure Milch/ die geſtockt iſt/ wird von den Tuͤr- cken/ auch groſſen Herren unter ihnen/ fuͤr ein trefflichs Eſſen gehalten/ ſie fuͤhrens in leinenen Saͤcklein auf der Reiſe mit ſich/ hencken ſolche an ihre Saumſaͤttel/ und wiewol ſie feucht iſt/ ſchlaͤgt ſie doch nicht durch. Die Griechen und Tuͤrcken haben bey ſich in hoͤltzer- nen Geſchirren zerſtoſſenen Knoblauch/ den vermiſchen ſie damit. Magnatum eſt edulium (ſagt Bellonius in ſeinen Reis-Obſervationen im erſten Buch am 66 Capitel) adeò Palato gratum eſt, eo non modo viatores, ſed etiam Satrapæ in Turcicâ aulâ veſci ſolent. Quod ſi quis adeò exquiſitum non credat, faciat modò periculum, facilis etenim eſt experientia. Vulgari admodum in uſu apud Turcas, exiſtimantquè eo ſe per æſtatem refrigerari, atquè per hyemem calefieri. Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Graf Dygbi in ſeinem Diſcours de Sympathia gedencket: Daß/ wann man eine neugemolckene Milch ſiedet/ daß ſolche uͤbergeht und ins Feuer lauffet/ die Kuhe/ davon ſie gemolcken worden/ alsbald Schmertzen am Euter bekommet/ hart und ſchwuͤrig wird/ auch Blut gibt/ und endlich gar umkommet/ daher in Engelland der Gebrauch/ ſo bald man ſolches verſpuͤhret/ Frau oder Magd alles/ was ſie unter den Haͤnden hat/ verlaͤſſet/ behende zum Hafen laufft/ ❁ M m ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/293>, abgerufen am 19.04.2024.