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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch]

Schwein-Milch von den Niederkommenden ge-
truncken/ befördert ihre Geburt/ vermehret den Säu-
genden die Milch/ lindert den Zwang/ und hilfft in der
Dörre.

Schwein-Mist mit Essig gekocht/ wie Aetius
will/ ist gut für die gifftigen Thier-Biß.

Für den Blutfluß/ er sey auch welchem Ort des Lei-
bes er immer wolle/ wann man Schweinskoth in subti-
[Spaltenumbruch] le Baumwoll einwickelt/ und an das Ort thut/ wo es
blutet/ soll es eine bekannte Hülffe seyn.

Der Koth von einem Schwein/ das Eycheln fris-
set/ auf den Magen gelegt/ soll das übrige Brechen und
Magens-Undauungen alsobald stillen.

Schwein-Milch/ wie etliche wollen/ soll denen mit
grossen Nutzen gegeben werden/ die zauberische Kranck-
heiten an ihrem Leibe leiden und fühlen.

Cap. LXXVII.
Vom Vieh-Kauff.
[Spaltenumbruch]

ES ist freylich wol einem Hausvatter nicht nütz-
lich/ viel weniger löblich/ wann er selbst von an-
dern Viehe erkauffen solle. Es kommen aber
bißweilen solche/ durch unsere Sünden verdiente Land-
straffen/ daß/ wann die Weiden von vergifften Nebeln/
Mehlthau/ Reiffen/ Ungeziefer also verderbet und infi-
ci
rt werden/ daß gantze Heerden Viehe ohne Hülffe um-
fallen; oder wann durch Raub und Kriegsgefahr die
Güter und Mayerhöfe geplündert/ und alles Vieh weg-
getrieben/ geschlachtet und aufgefressen; oder/ daß die
Wiesen und Felder durch das Fourragiren der Solda-
ten gäntzlich abgeödet werden/ daß man seinem Viehe
nichts mehr zu geben/ es nothwendig vergeben und weg-
bringen muß. Also/ daß hernach/ wann GOtt bessere
Zeiten kommen lässet/ ein Hausvatter freylich gezwungen
wird/ von neuem Vieh einzukauffen; als muß er entwe-
der selbst gute Wissenschafft und Erkanntnus haben/
das gute von dem bösen/ das junge von dem alten/ und
das tüchtige von dem nichtswehrten zu unterscheiden/ o-
der er muß solche Leute darzu brauchen/ auf deren Treu
und Erfahrenheit er sich verlassen darff.

Da hat er nun vornemlich und zum Ersten zu be-
dencken/ daß er ihm zur Zucht/ gutes/ gerechtes/ gesun-
des/ junges und taugliches Vieh einhandle/ damit er sei-
ne Güter besetzen/ seine Arbeit bestellen/ und seine Vieh-
zucht künfftig wol und glücklich vermehren und wieder
anrichten möge.

Herr Agostino Gallo in seiner giornata undecima
[Spaltenumbruch] dell' agricoltura fol.
221. sagt/ daß die Bauren da-
selbst auf den Viehmärckten leicht erkennen/ ob eine
Kuhe an einem guten oder schlechten Ort gefallen/ und
nehmen lieber dieselben/ die in Sonnechten dürren Ge-
bürgen gefallen/ die kleine Köpffe/ kurtze scharffe Hör-
ner/ kurtze dicke und weiche Haar haben/ als was in den
Thälern und mitternächtigen Orten erzogen wird/ die
haben grosse Köpffe/ grosse Hörner/ lange/ dünne und
harte Haar/ die taugen besser in die Fleischbanck als zur
Zucht.

Fürs andere/ muß ein Hauswirth seines Gutes und
der Gründe Gelegenheit beobachten/ sind sie eben/
Gras- und Wasserreich/ oder sind sie gebürgig/ trocken
und dürr/ daß er ihm auch Vieh einkauffe/ welches an
solchen Orten erzogen und geweidet worden/ die seinen
Gründen/ wo nicht gantz gleich/ aufs wenigste nicht
gantz ungleich sind. Dann nimmermehr wird das
Viehe aus den Gebürgen und trockenen Ort/ in ebenen
feuchten Feldern/ oder dieses an jenen dauren und ge-
deyen mögen/ weil die Unterschiedlichkeit der Weiden
und des Futters keinen Nutzen bringen kan.

Drittens/ ist diß in acht zu nehmen/ daß man das
Viehe lieber an Orten kauffe/ wo schlechtere/ als wo
bessere Viehtrifft sich findet/ denn wie zu hoffen/ daß ein
von geringer auf fette Weide gebrachtes Viehe unfehl-
bar wol gerathe; als ist das Gegentheil zu beförchten/
wann es vom bessern Futter in ein schlechters gebracht
und getrieben wird.

Cap. LXXVIII.
Vom Haus-Hund.
[Spaltenumbruch]

EJn Hund/ der von guter Art/ und seine gebührli-
che Wartung hat/ ist ein munter/ wachsam und
treues Thier/ dessen man in den Mayerhöfen und
Wohnungen höchlich vonnöthen hat. Will man/ daß
die Jungen von einer trächtigen Hündin sollen zotticht
werden (welches doch mehr Schäfer-Hunden als
Haus-Hunden zustehet) so soll man der trächtigen
Hündin ein rauhes Widerfell zum Lager unterbreiten;
will man/ daß sie nackicht gebohren werden/ so soll man
die Alten unguento deglabrante bestreichen/ so werden
die Jungen auf etliche generationes also nacharten/
wie P. Tylkowskj de re agraria p. 359. schreibet: Ca-
nis erit parvus, si bellidis radices catellus in aqua eli-
xatas ederit, vel lacte nutriatur, cui nitrum inditum
est, ut Idem p. 360. testatur.

Und ob man auch gleich an etlichen Orten Nacht-
wächter hält/ welche die Stunden ausruffen/ und auf
[Spaltenumbruch] Feuer und untreue Leute ihr Obsicht haben sollen/ so ge-
schihet es dennoch offt/ daß Nachlässigkeit/ Unachtsam-
keit/ ja wol auch Untreu und Diebstall von den jenigen
selbst geübt wird/ die es verhüten und abstellen solten/
wie man wol Exempel weiß/ daß die Wächter den Die-
ben selbst Anleitung und Unterschleiff/ ihren gleichen Part
davon zu nehmen/ gegeben haben. Ein Hund aber lässt
sich/ wann er wol gefüttert wird/ durch Fremde nicht
leichtlich sonderlich des Nachts/ zu ihrem Freunde/ und
seines Herrn Verräther machen.

Er soll aber/ wie die alten Rei rusticae Scriptores
wollen/ starck/ groß und grimmig seyn/ der sich von kei-
nem Fremden anrühren oder beschmeicheln lasse/ von ei-
ner groben/ grausamen/ hellschallenden Stimme/ der nicht
allein mit seiner schrecklichen Gestalt/ sondern auch mit
seinem Forchtbringenden Gebell und Anfall die bösen
Leute und Nacht-Diebe erschrecke. Er soll grausam

und
R r ij
Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch]

Schwein-Milch von den Niederkommenden ge-
truncken/ befoͤrdert ihre Geburt/ vermehret den Saͤu-
genden die Milch/ lindert den Zwang/ und hilfft in der
Doͤrre.

Schwein-Miſt mit Eſſig gekocht/ wie Aëtius
will/ iſt gut fuͤr die gifftigen Thier-Biß.

Fuͤr den Blutfluß/ er ſey auch welchem Ort des Lei-
bes er immer wolle/ wann man Schweinskoth in ſubti-
[Spaltenumbruch] le Baumwoll einwickelt/ und an das Ort thut/ wo es
blutet/ ſoll es eine bekannte Huͤlffe ſeyn.

Der Koth von einem Schwein/ das Eycheln friſ-
ſet/ auf den Magen gelegt/ ſoll das uͤbrige Brechen und
Magens-Undauungen alſobald ſtillen.

Schwein-Milch/ wie etliche wollen/ ſoll denen mit
groſſen Nutzen gegeben werden/ die zauberiſche Kranck-
heiten an ihrem Leibe leiden und fuͤhlen.

Cap. LXXVII.
Vom Vieh-Kauff.
[Spaltenumbruch]

ES iſt freylich wol einem Hausvatter nicht nuͤtz-
lich/ viel weniger loͤblich/ wann er ſelbſt von an-
dern Viehe erkauffen ſolle. Es kommen aber
bißweilen ſolche/ durch unſere Suͤnden verdiente Land-
ſtraffen/ daß/ wann die Weiden von vergifften Nebeln/
Mehlthau/ Reiffen/ Ungeziefer alſo verderbet und infi-
ci
rt werden/ daß gantze Heerden Viehe ohne Huͤlffe um-
fallen; oder wann durch Raub und Kriegsgefahr die
Guͤter und Mayerhoͤfe gepluͤndert/ und alles Vieh weg-
getrieben/ geſchlachtet und aufgefreſſen; oder/ daß die
Wieſen und Felder durch das Fourragiren der Solda-
ten gaͤntzlich abgeoͤdet werden/ daß man ſeinem Viehe
nichts mehr zu geben/ es nothwendig vergeben und weg-
bringen muß. Alſo/ daß hernach/ wann GOtt beſſere
Zeiten kommen laͤſſet/ ein Hausvatter freylich gezwungen
wird/ von neuem Vieh einzukauffen; als muß er entwe-
der ſelbſt gute Wiſſenſchafft und Erkanntnus haben/
das gute von dem boͤſen/ das junge von dem alten/ und
das tuͤchtige von dem nichtswehrten zu unterſcheiden/ o-
der er muß ſolche Leute darzu brauchen/ auf deren Treu
und Erfahrenheit er ſich verlaſſen darff.

Da hat er nun vornemlich und zum Erſten zu be-
dencken/ daß er ihm zur Zucht/ gutes/ gerechtes/ geſun-
des/ junges und taugliches Vieh einhandle/ damit er ſei-
ne Guͤter beſetzen/ ſeine Arbeit beſtellen/ und ſeine Vieh-
zucht kuͤnfftig wol und gluͤcklich vermehren und wieder
anrichten moͤge.

Herꝛ Agoſtino Gallo in ſeiner giornata undecima
[Spaltenumbruch] dell’ agricoltura fol.
221. ſagt/ daß die Bauren da-
ſelbſt auf den Viehmaͤrckten leicht erkennen/ ob eine
Kuhe an einem guten oder ſchlechten Ort gefallen/ und
nehmen lieber dieſelben/ die in Sonnechten duͤrren Ge-
buͤrgen gefallen/ die kleine Koͤpffe/ kurtze ſcharffe Hoͤr-
ner/ kurtze dicke und weiche Haar haben/ als was in den
Thaͤlern und mitternaͤchtigen Orten erzogen wird/ die
haben groſſe Koͤpffe/ groſſe Hoͤrner/ lange/ duͤnne und
harte Haar/ die taugen beſſer in die Fleiſchbanck als zur
Zucht.

Fuͤrs andere/ muß ein Hauswirth ſeines Gutes und
der Gruͤnde Gelegenheit beobachten/ ſind ſie eben/
Gras- und Waſſerreich/ oder ſind ſie gebuͤrgig/ trocken
und duͤrꝛ/ daß er ihm auch Vieh einkauffe/ welches an
ſolchen Orten erzogen und geweidet worden/ die ſeinen
Gruͤnden/ wo nicht gantz gleich/ aufs wenigſte nicht
gantz ungleich ſind. Dann nimmermehr wird das
Viehe aus den Gebuͤrgen und trockenen Ort/ in ebenen
feuchten Feldern/ oder dieſes an jenen dauren und ge-
deyen moͤgen/ weil die Unterſchiedlichkeit der Weiden
und des Futters keinen Nutzen bringen kan.

Drittens/ iſt diß in acht zu nehmen/ daß man das
Viehe lieber an Orten kauffe/ wo ſchlechtere/ als wo
beſſere Viehtrifft ſich findet/ denn wie zu hoffen/ daß ein
von geringer auf fette Weide gebrachtes Viehe unfehl-
bar wol gerathe; als iſt das Gegentheil zu befoͤrchten/
wann es vom beſſern Futter in ein ſchlechters gebracht
und getrieben wird.

Cap. LXXVIII.
Vom Haus-Hund.
[Spaltenumbruch]

EJn Hund/ der von guter Art/ und ſeine gebuͤhrli-
che Wartung hat/ iſt ein munter/ wachſam und
treues Thier/ deſſen man in den Mayerhoͤfen und
Wohnungen hoͤchlich vonnoͤthen hat. Will man/ daß
die Jungen von einer traͤchtigen Huͤndin ſollen zotticht
werden (welches doch mehr Schaͤfer-Hunden als
Haus-Hunden zuſtehet) ſo ſoll man der traͤchtigen
Huͤndin ein rauhes Widerfell zum Lager unterbreiten;
will man/ daß ſie nackicht gebohren werden/ ſo ſoll man
die Alten unguento deglabrante beſtreichen/ ſo werden
die Jungen auf etliche generationes alſo nacharten/
wie P. Tylkowskj de re agrariâ p. 359. ſchreibet: Ca-
nis erit parvus, ſi bellidis radices catellus in aquâ eli-
xatas ederit, vel lacte nutriatur, cui nitrum inditum
eſt, ut Idem p. 360. teſtatur.

Und ob man auch gleich an etlichen Orten Nacht-
waͤchter haͤlt/ welche die Stunden ausruffen/ und auf
[Spaltenumbruch] Feuer und untreue Leute ihr Obſicht haben ſollen/ ſo ge-
ſchihet es dennoch offt/ daß Nachlaͤſſigkeit/ Unachtſam-
keit/ ja wol auch Untreu und Diebſtall von den jenigen
ſelbſt geuͤbt wird/ die es verhuͤten und abſtellen ſolten/
wie man wol Exempel weiß/ daß die Waͤchter den Die-
ben ſelbſt Anleitung und Unterſchleiff/ ihren gleichen Part
davon zu nehmen/ gegeben haben. Ein Hund aber laͤſſt
ſich/ wann er wol gefuͤttert wird/ durch Fremde nicht
leichtlich ſonderlich des Nachts/ zu ihrem Freunde/ und
ſeines Herꝛn Verraͤther machen.

Er ſoll aber/ wie die alten Rei ruſticæ Scriptores
wollen/ ſtarck/ groß und grimmig ſeyn/ der ſich von kei-
nem Fremden anruͤhren oder beſchmeicheln laſſe/ von ei-
ner groben/ grauſamen/ hellſchallenden Stimme/ der nicht
allein mit ſeiner ſchrecklichen Geſtalt/ ſondern auch mit
ſeinem Forchtbringenden Gebell und Anfall die boͤſen
Leute und Nacht-Diebe erſchrecke. Er ſoll grauſam

und
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[315/0333] Neuntes Buch/ Mayerhof. Schwein-Milch von den Niederkommenden ge- truncken/ befoͤrdert ihre Geburt/ vermehret den Saͤu- genden die Milch/ lindert den Zwang/ und hilfft in der Doͤrre. Schwein-Miſt mit Eſſig gekocht/ wie Aëtius will/ iſt gut fuͤr die gifftigen Thier-Biß. Fuͤr den Blutfluß/ er ſey auch welchem Ort des Lei- bes er immer wolle/ wann man Schweinskoth in ſubti- le Baumwoll einwickelt/ und an das Ort thut/ wo es blutet/ ſoll es eine bekannte Huͤlffe ſeyn. Der Koth von einem Schwein/ das Eycheln friſ- ſet/ auf den Magen gelegt/ ſoll das uͤbrige Brechen und Magens-Undauungen alſobald ſtillen. Schwein-Milch/ wie etliche wollen/ ſoll denen mit groſſen Nutzen gegeben werden/ die zauberiſche Kranck- heiten an ihrem Leibe leiden und fuͤhlen. Cap. LXXVII. Vom Vieh-Kauff. ES iſt freylich wol einem Hausvatter nicht nuͤtz- lich/ viel weniger loͤblich/ wann er ſelbſt von an- dern Viehe erkauffen ſolle. Es kommen aber bißweilen ſolche/ durch unſere Suͤnden verdiente Land- ſtraffen/ daß/ wann die Weiden von vergifften Nebeln/ Mehlthau/ Reiffen/ Ungeziefer alſo verderbet und infi- cirt werden/ daß gantze Heerden Viehe ohne Huͤlffe um- fallen; oder wann durch Raub und Kriegsgefahr die Guͤter und Mayerhoͤfe gepluͤndert/ und alles Vieh weg- getrieben/ geſchlachtet und aufgefreſſen; oder/ daß die Wieſen und Felder durch das Fourragiren der Solda- ten gaͤntzlich abgeoͤdet werden/ daß man ſeinem Viehe nichts mehr zu geben/ es nothwendig vergeben und weg- bringen muß. Alſo/ daß hernach/ wann GOtt beſſere Zeiten kommen laͤſſet/ ein Hausvatter freylich gezwungen wird/ von neuem Vieh einzukauffen; als muß er entwe- der ſelbſt gute Wiſſenſchafft und Erkanntnus haben/ das gute von dem boͤſen/ das junge von dem alten/ und das tuͤchtige von dem nichtswehrten zu unterſcheiden/ o- der er muß ſolche Leute darzu brauchen/ auf deren Treu und Erfahrenheit er ſich verlaſſen darff. Da hat er nun vornemlich und zum Erſten zu be- dencken/ daß er ihm zur Zucht/ gutes/ gerechtes/ geſun- des/ junges und taugliches Vieh einhandle/ damit er ſei- ne Guͤter beſetzen/ ſeine Arbeit beſtellen/ und ſeine Vieh- zucht kuͤnfftig wol und gluͤcklich vermehren und wieder anrichten moͤge. Herꝛ Agoſtino Gallo in ſeiner giornata undecima dell’ agricoltura fol. 221. ſagt/ daß die Bauren da- ſelbſt auf den Viehmaͤrckten leicht erkennen/ ob eine Kuhe an einem guten oder ſchlechten Ort gefallen/ und nehmen lieber dieſelben/ die in Sonnechten duͤrren Ge- buͤrgen gefallen/ die kleine Koͤpffe/ kurtze ſcharffe Hoͤr- ner/ kurtze dicke und weiche Haar haben/ als was in den Thaͤlern und mitternaͤchtigen Orten erzogen wird/ die haben groſſe Koͤpffe/ groſſe Hoͤrner/ lange/ duͤnne und harte Haar/ die taugen beſſer in die Fleiſchbanck als zur Zucht. Fuͤrs andere/ muß ein Hauswirth ſeines Gutes und der Gruͤnde Gelegenheit beobachten/ ſind ſie eben/ Gras- und Waſſerreich/ oder ſind ſie gebuͤrgig/ trocken und duͤrꝛ/ daß er ihm auch Vieh einkauffe/ welches an ſolchen Orten erzogen und geweidet worden/ die ſeinen Gruͤnden/ wo nicht gantz gleich/ aufs wenigſte nicht gantz ungleich ſind. Dann nimmermehr wird das Viehe aus den Gebuͤrgen und trockenen Ort/ in ebenen feuchten Feldern/ oder dieſes an jenen dauren und ge- deyen moͤgen/ weil die Unterſchiedlichkeit der Weiden und des Futters keinen Nutzen bringen kan. Drittens/ iſt diß in acht zu nehmen/ daß man das Viehe lieber an Orten kauffe/ wo ſchlechtere/ als wo beſſere Viehtrifft ſich findet/ denn wie zu hoffen/ daß ein von geringer auf fette Weide gebrachtes Viehe unfehl- bar wol gerathe; als iſt das Gegentheil zu befoͤrchten/ wann es vom beſſern Futter in ein ſchlechters gebracht und getrieben wird. Cap. LXXVIII. Vom Haus-Hund. EJn Hund/ der von guter Art/ und ſeine gebuͤhrli- che Wartung hat/ iſt ein munter/ wachſam und treues Thier/ deſſen man in den Mayerhoͤfen und Wohnungen hoͤchlich vonnoͤthen hat. Will man/ daß die Jungen von einer traͤchtigen Huͤndin ſollen zotticht werden (welches doch mehr Schaͤfer-Hunden als Haus-Hunden zuſtehet) ſo ſoll man der traͤchtigen Huͤndin ein rauhes Widerfell zum Lager unterbreiten; will man/ daß ſie nackicht gebohren werden/ ſo ſoll man die Alten unguento deglabrante beſtreichen/ ſo werden die Jungen auf etliche generationes alſo nacharten/ wie P. Tylkowskj de re agrariâ p. 359. ſchreibet: Ca- nis erit parvus, ſi bellidis radices catellus in aquâ eli- xatas ederit, vel lacte nutriatur, cui nitrum inditum eſt, ut Idem p. 360. teſtatur. Und ob man auch gleich an etlichen Orten Nacht- waͤchter haͤlt/ welche die Stunden ausruffen/ und auf Feuer und untreue Leute ihr Obſicht haben ſollen/ ſo ge- ſchihet es dennoch offt/ daß Nachlaͤſſigkeit/ Unachtſam- keit/ ja wol auch Untreu und Diebſtall von den jenigen ſelbſt geuͤbt wird/ die es verhuͤten und abſtellen ſolten/ wie man wol Exempel weiß/ daß die Waͤchter den Die- ben ſelbſt Anleitung und Unterſchleiff/ ihren gleichen Part davon zu nehmen/ gegeben haben. Ein Hund aber laͤſſt ſich/ wann er wol gefuͤttert wird/ durch Fremde nicht leichtlich ſonderlich des Nachts/ zu ihrem Freunde/ und ſeines Herꝛn Verraͤther machen. Er ſoll aber/ wie die alten Rei ruſticæ Scriptores wollen/ ſtarck/ groß und grimmig ſeyn/ der ſich von kei- nem Fremden anruͤhren oder beſchmeicheln laſſe/ von ei- ner groben/ grauſamen/ hellſchallenden Stimme/ der nicht allein mit ſeiner ſchrecklichen Geſtalt/ ſondern auch mit ſeinem Forchtbringenden Gebell und Anfall die boͤſen Leute und Nacht-Diebe erſchrecke. Er ſoll grauſam und ❁ R r ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/333>, abgerufen am 19.04.2024.