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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] warmen Bäder/ aus zwey oder mehr Metallischen Was-
sern entspringen/ die/ ob sie schon im Angreiffen kalt sind/
dennoch an dem Zusammenlauff/ durch die Widersetz-
lichkeit der Geister/ sich entzünden/ dessen Exempel der
Spiritus Vitrioli, und Weinstein-Oel/ oder Saltz/ o-
der Scheidwasser und Weinstein/ also auch das Buty-
rum Antimonii
und der Spiritus nitri, welche ob sie
wol im Anrühren kalt sind/ doch wann sie zusammen ge-
mischt werden/ hefftig erhitzen/ also/ daß wann man gäh-
ling in Scheidwasser/ darinnen Eisen solvirt worden/
Weinstein-Oel werde eingiessen/ solches nicht allein er-
hitzen/ sondern auch angeflammt werde; also daß es
nicht (sagt er) ungereimt scheinet/ wann zwey Wasser-
quellen/ von unterschiedenen Widerspenstigen Geistern/
im Zusammenlauff sich also erhitzen.

Er giebt auch dieses Experiment: Man mische
ein gesaltzen Wasser mit Laim oder Tohn/ mache eine
Kugel daraus/ die hohl sey/ und deren Oeffnung/ wor-
durch sie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle-
bet sey/ und stecke hernach ein enges Röhrlein hinein/
setze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Röhrlein vom
Feuer abseits/ so bald die Kugel vom Feuer erwarmen
wird/ wird aus dem Röhrlein ein warmes gesaltzenes
Wasser lauffen. Die beste Meynung aber ist/ die Ur-
sach der warmen Bäder sey das unter der Erden sich
befindende Feuer/ durch welche das Wasser am Durch-
lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Wasser im Kessel/
der über das Feuer gesetzt wird/ heiß zu werden pfleget;
daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/
Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe-
der allein/ oder gemischt/ seine Nahrung habe/ bezeugt
der warmen Bäder meistentheils in sich haltende Ge-
ruch und Geschmack; davon das Feuer (so meistens in
den Gebürgen sich begiebt) fort und fort seine Nahrung/
und das Wasser unabgänglich seine Wärme und Hitze
behält/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/
auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am
dritten aber gar siedheiß sich erzeiget/ wie P. Athanasius
Kircherus in Itinere Exstatico, Dialogo 3. cap.
4. be-
zeuget/ wann er unter andern also seine Meynung an-
zeigt: Accedit & hisce ingens horum meatuum
Pyragogorum emolumentum, quod intra montium
viscera terrae superficiei vicinos lebetes hydrophy-
lacticos a Natura dispositos, ingenti suo aestu calefa-
ciant, qui calefacti deinde per appropriatos sibi ca-
nales foras in Thermas, tantopere humanis Infirmi-
tatibus curandis necessarias prorumpunt. Si itaque
canales hujusmodi sulphure abundent, thermae na-
scentur sulphureae, si per salinos & vitriolatos mea-
tus, aut aliud quodpiam incile alio salium genere
refertum transierit aqua, Thermae salem, vitriolum
aut simile quid sapient. Si per loca bitumine, pe-
troleo, similibusque oleagineis materlis referta
[Spaltenumbruch] transierit, tum ecce nascentur thermae ejus materiae,
cujusmodi sunt meatus, per quos transeunt aquae.

Es sind (wie ichs kurtz Teutsch geben will) in der inn-
wendigen Schooß der Gebürge/ unferne von dem äus-
sern Theil des Erbodens nahende Wasser-Kessel oder
Höhlen/ die von den Feuer-führenden Gängen/ und de-
ren grossen Hitze gewärmet/ und also heiß durch ihre
zugeeignete Canales oder Röhren als warme/ und zu
vielen menschlichen Gebrechen wolgedeyliche Bäder
aus der Erden entspringen. Wann nun diese Rinnen
von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder
andern ölichten Materien gefüllt sind/ nehmen die
Wasser eben die Eigenschafft dieses Mineralis an sich/
das in dem Canal sich befindet/ dardurch sie lauffen.
Hactenus P. Kircherus.

Daß aber bedencklich scheinet/ woher diese unter-
irrdische Feuer genugsame Nahrung haben/ ist zu wis-
sen/ daß die meisten Mineralia, so wol auch Schwefel/
Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron-
nen haben/ die in der Erden ihre gewisse Radices und
Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach
der Zufluß erstlich durch der Erden Kälte sich etwas zu-
sammen packt und condensiret/ hernach aber in den
Feuer-Gängen wieder schmeltzet und zergehet/ also dem
nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz
macht/ daß also diese warme Bäder/ unaufhörlich/ ohn
unterlaß also fortquellen.

Die Eigenschafft aber unsers Oesterreichischen
Bads beschreibt D. Etschenreutter also: Baden in
Oesterreich/ ist mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/
und noch weniger Alaun vermischt; so man dieses Was-
ser trinckt/ reiniget es die Brust vom Schleim/ hilfft
der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedär-
me/ dienet der Wassersucht/ reiniget und erweicht die
verschleimte Mutter/ fördert die Zeit/ und nimmt hin-
weg den weissen Fluß/ stärcket die Gedächtniß/ und
hilfft dem Hauptwehe/ so vom Schleim verursacht
wird/ auch vom Schwindel/ so man das Haupt damit
netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefässe
fliessen lässet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert
sey/ sonst möcht es einem den Schlag und flüssige Au-
gen verursachen; ist den feuchten und erlähmten Ner-
ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge-
hörs und das Ohrensausen; badet man aber in diesem
Wasser/ so ist es gut für das neulich angekommene Po-
dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch
den feuchten durch das Podagra geschwächten Glei-
chen/ auch den bösen um sich fressenden Geschweren/
Rothlauff/ Krebsen und dergleichen Schäden. Es
sollen aber die Cholerischen/ Magern/ Kinder/ Jüng-
ling/ und schwangere Frauen davon sich enthalten/ es
sey dann/ daß sie nahe bey der Geburt sind/ denn es be-
fördert solche.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] warmen Baͤder/ aus zwey oder mehr Metalliſchen Waſ-
ſern entſpringen/ die/ ob ſie ſchon im Angreiffen kalt ſind/
dennoch an dem Zuſammenlauff/ durch die Widerſetz-
lichkeit der Geiſter/ ſich entzuͤnden/ deſſen Exempel der
Spiritus Vitrioli, und Weinſtein-Oel/ oder Saltz/ o-
der Scheidwaſſer und Weinſtein/ alſo auch das Buty-
rum Antimonii
und der Spiritus nitri, welche ob ſie
wol im Anruͤhren kalt ſind/ doch wann ſie zuſammen ge-
miſcht werden/ hefftig erhitzen/ alſo/ daß wann man gaͤh-
ling in Scheidwaſſer/ darinnen Eiſen ſolvirt worden/
Weinſtein-Oel werde eingieſſen/ ſolches nicht allein er-
hitzen/ ſondern auch angeflammt werde; alſo daß es
nicht (ſagt er) ungereimt ſcheinet/ wann zwey Waſſer-
quellen/ von unterſchiedenen Widerſpenſtigen Geiſtern/
im Zuſammenlauff ſich alſo erhitzen.

Er giebt auch dieſes Experiment: Man miſche
ein geſaltzen Waſſer mit Laim oder Tohn/ mache eine
Kugel daraus/ die hohl ſey/ und deren Oeffnung/ wor-
durch ſie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle-
bet ſey/ und ſtecke hernach ein enges Roͤhrlein hinein/
ſetze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Roͤhrlein vom
Feuer abſeits/ ſo bald die Kugel vom Feuer erwarmen
wird/ wird aus dem Roͤhrlein ein warmes geſaltzenes
Waſſer lauffen. Die beſte Meynung aber iſt/ die Ur-
ſach der warmen Baͤder ſey das unter der Erden ſich
befindende Feuer/ durch welche das Waſſer am Durch-
lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Waſſer im Keſſel/
der uͤber das Feuer geſetzt wird/ heiß zu werden pfleget;
daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/
Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe-
der allein/ oder gemiſcht/ ſeine Nahrung habe/ bezeugt
der warmen Baͤder meiſtentheils in ſich haltende Ge-
ruch und Geſchmack; davon das Feuer (ſo meiſtens in
den Gebuͤrgen ſich begiebt) fort und fort ſeine Nahrung/
und das Waſſer unabgaͤnglich ſeine Waͤrme und Hitze
behaͤlt/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/
auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am
dritten aber gar ſiedheiß ſich erzeiget/ wie P. Athanaſius
Kircherus in Itinere Exſtatico, Dialogo 3. cap.
4. be-
zeuget/ wann er unter andern alſo ſeine Meynung an-
zeigt: Accedit & hiſce ingens horum meatuum
Pyragogorum emolumentum, quod intra montium
viſcera terræ ſuperficiei vicinos lebetes hydrophy-
lacticos à Naturâ diſpoſitos, ingenti ſuo æſtu calefa-
ciant, qui calefacti deinde per appropriatos ſibi ca-
nales foràs in Thermas, tantoperè humanis Infirmi-
tatibus curandis neceſſarias prorumpunt. Si itaq́ue
canales hujusmodi ſulphure abundent, thermæ na-
ſcentur ſulphureæ, ſi per ſalinos & vitriolatos mea-
tus, aut aliud quodpiam incile alio ſalium genere
refertum tranſierit aqua, Thermæ ſalem, vitriolum
aut ſimile quid ſapient. Si per loca bitumine, pe-
troleo, ſimilibusq́ue oleagineis materlis referta
[Spaltenumbruch] tranſierit, tum ecce naſcentur thermæ ejus materiæ,
cujusmodi ſunt meatus, per quos tranſeunt aquæ.

Es ſind (wie ichs kurtz Teutſch geben will) in der inn-
wendigen Schooß der Gebuͤrge/ unferne von dem aͤuſ-
ſern Theil des Erbodens nahende Waſſer-Keſſel oder
Hoͤhlen/ die von den Feuer-fuͤhrenden Gaͤngen/ und de-
ren groſſen Hitze gewaͤrmet/ und alſo heiß durch ihre
zugeeignete Canales oder Roͤhren als warme/ und zu
vielen menſchlichen Gebrechen wolgedeyliche Baͤder
aus der Erden entſpringen. Wann nun dieſe Rinnen
von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder
andern oͤlichten Materien gefuͤllt ſind/ nehmen die
Waſſer eben die Eigenſchafft dieſes Mineralis an ſich/
das in dem Canal ſich befindet/ dardurch ſie lauffen.
Hactenus P. Kircherus.

Daß aber bedencklich ſcheinet/ woher dieſe unter-
irꝛdiſche Feuer genugſame Nahrung haben/ iſt zu wiſ-
ſen/ daß die meiſten Mineralia, ſo wol auch Schwefel/
Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron-
nen haben/ die in der Erden ihre gewiſſe Radices und
Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach
der Zufluß erſtlich durch der Erden Kaͤlte ſich etwas zu-
ſammen packt und condenſiret/ hernach aber in den
Feuer-Gaͤngen wieder ſchmeltzet und zergehet/ alſo dem
nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz
macht/ daß alſo dieſe warme Baͤder/ unaufhoͤrlich/ ohn
unterlaß alſo fortquellen.

Die Eigenſchafft aber unſers Oeſterreichiſchen
Bads beſchreibt D. Etſchenreutter alſo: Baden in
Oeſterreich/ iſt mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/
und noch weniger Alaun vermiſcht; ſo man dieſes Waſ-
ſer trinckt/ reiniget es die Bruſt vom Schleim/ hilfft
der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedaͤr-
me/ dienet der Waſſerſucht/ reiniget und erweicht die
verſchleimte Mutter/ foͤrdert die Zeit/ und nimmt hin-
weg den weiſſen Fluß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ und
hilfft dem Hauptwehe/ ſo vom Schleim verurſacht
wird/ auch vom Schwindel/ ſo man das Haupt damit
netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefaͤſſe
flieſſen laͤſſet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert
ſey/ ſonſt moͤcht es einem den Schlag und fluͤſſige Au-
gen verurſachen; iſt den feuchten und erlaͤhmten Ner-
ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge-
hoͤrs und das Ohrenſauſen; badet man aber in dieſem
Waſſer/ ſo iſt es gut fuͤr das neulich angekommene Po-
dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch
den feuchten durch das Podagra geſchwaͤchten Glei-
chen/ auch den boͤſen um ſich freſſenden Geſchweren/
Rothlauff/ Krebſen und dergleichen Schaͤden. Es
ſollen aber die Choleriſchen/ Magern/ Kinder/ Juͤng-
ling/ und ſchwangere Frauen davon ſich enthalten/ es
ſey dann/ daß ſie nahe bey der Geburt ſind/ denn es be-
foͤrdert ſolche.

Cap.
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[458/0476] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens warmen Baͤder/ aus zwey oder mehr Metalliſchen Waſ- ſern entſpringen/ die/ ob ſie ſchon im Angreiffen kalt ſind/ dennoch an dem Zuſammenlauff/ durch die Widerſetz- lichkeit der Geiſter/ ſich entzuͤnden/ deſſen Exempel der Spiritus Vitrioli, und Weinſtein-Oel/ oder Saltz/ o- der Scheidwaſſer und Weinſtein/ alſo auch das Buty- rum Antimonii und der Spiritus nitri, welche ob ſie wol im Anruͤhren kalt ſind/ doch wann ſie zuſammen ge- miſcht werden/ hefftig erhitzen/ alſo/ daß wann man gaͤh- ling in Scheidwaſſer/ darinnen Eiſen ſolvirt worden/ Weinſtein-Oel werde eingieſſen/ ſolches nicht allein er- hitzen/ ſondern auch angeflammt werde; alſo daß es nicht (ſagt er) ungereimt ſcheinet/ wann zwey Waſſer- quellen/ von unterſchiedenen Widerſpenſtigen Geiſtern/ im Zuſammenlauff ſich alſo erhitzen. Er giebt auch dieſes Experiment: Man miſche ein geſaltzen Waſſer mit Laim oder Tohn/ mache eine Kugel daraus/ die hohl ſey/ und deren Oeffnung/ wor- durch ſie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle- bet ſey/ und ſtecke hernach ein enges Roͤhrlein hinein/ ſetze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Roͤhrlein vom Feuer abſeits/ ſo bald die Kugel vom Feuer erwarmen wird/ wird aus dem Roͤhrlein ein warmes geſaltzenes Waſſer lauffen. Die beſte Meynung aber iſt/ die Ur- ſach der warmen Baͤder ſey das unter der Erden ſich befindende Feuer/ durch welche das Waſſer am Durch- lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Waſſer im Keſſel/ der uͤber das Feuer geſetzt wird/ heiß zu werden pfleget; daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/ Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe- der allein/ oder gemiſcht/ ſeine Nahrung habe/ bezeugt der warmen Baͤder meiſtentheils in ſich haltende Ge- ruch und Geſchmack; davon das Feuer (ſo meiſtens in den Gebuͤrgen ſich begiebt) fort und fort ſeine Nahrung/ und das Waſſer unabgaͤnglich ſeine Waͤrme und Hitze behaͤlt/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/ auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am dritten aber gar ſiedheiß ſich erzeiget/ wie P. Athanaſius Kircherus in Itinere Exſtatico, Dialogo 3. cap. 4. be- zeuget/ wann er unter andern alſo ſeine Meynung an- zeigt: Accedit & hiſce ingens horum meatuum Pyragogorum emolumentum, quod intra montium viſcera terræ ſuperficiei vicinos lebetes hydrophy- lacticos à Naturâ diſpoſitos, ingenti ſuo æſtu calefa- ciant, qui calefacti deinde per appropriatos ſibi ca- nales foràs in Thermas, tantoperè humanis Infirmi- tatibus curandis neceſſarias prorumpunt. Si itaq́ue canales hujusmodi ſulphure abundent, thermæ na- ſcentur ſulphureæ, ſi per ſalinos & vitriolatos mea- tus, aut aliud quodpiam incile alio ſalium genere refertum tranſierit aqua, Thermæ ſalem, vitriolum aut ſimile quid ſapient. Si per loca bitumine, pe- troleo, ſimilibusq́ue oleagineis materlis referta tranſierit, tum ecce naſcentur thermæ ejus materiæ, cujusmodi ſunt meatus, per quos tranſeunt aquæ. Es ſind (wie ichs kurtz Teutſch geben will) in der inn- wendigen Schooß der Gebuͤrge/ unferne von dem aͤuſ- ſern Theil des Erbodens nahende Waſſer-Keſſel oder Hoͤhlen/ die von den Feuer-fuͤhrenden Gaͤngen/ und de- ren groſſen Hitze gewaͤrmet/ und alſo heiß durch ihre zugeeignete Canales oder Roͤhren als warme/ und zu vielen menſchlichen Gebrechen wolgedeyliche Baͤder aus der Erden entſpringen. Wann nun dieſe Rinnen von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder andern oͤlichten Materien gefuͤllt ſind/ nehmen die Waſſer eben die Eigenſchafft dieſes Mineralis an ſich/ das in dem Canal ſich befindet/ dardurch ſie lauffen. Hactenus P. Kircherus. Daß aber bedencklich ſcheinet/ woher dieſe unter- irꝛdiſche Feuer genugſame Nahrung haben/ iſt zu wiſ- ſen/ daß die meiſten Mineralia, ſo wol auch Schwefel/ Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron- nen haben/ die in der Erden ihre gewiſſe Radices und Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach der Zufluß erſtlich durch der Erden Kaͤlte ſich etwas zu- ſammen packt und condenſiret/ hernach aber in den Feuer-Gaͤngen wieder ſchmeltzet und zergehet/ alſo dem nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz macht/ daß alſo dieſe warme Baͤder/ unaufhoͤrlich/ ohn unterlaß alſo fortquellen. Die Eigenſchafft aber unſers Oeſterreichiſchen Bads beſchreibt D. Etſchenreutter alſo: Baden in Oeſterreich/ iſt mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/ und noch weniger Alaun vermiſcht; ſo man dieſes Waſ- ſer trinckt/ reiniget es die Bruſt vom Schleim/ hilfft der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedaͤr- me/ dienet der Waſſerſucht/ reiniget und erweicht die verſchleimte Mutter/ foͤrdert die Zeit/ und nimmt hin- weg den weiſſen Fluß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ und hilfft dem Hauptwehe/ ſo vom Schleim verurſacht wird/ auch vom Schwindel/ ſo man das Haupt damit netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefaͤſſe flieſſen laͤſſet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert ſey/ ſonſt moͤcht es einem den Schlag und fluͤſſige Au- gen verurſachen; iſt den feuchten und erlaͤhmten Ner- ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge- hoͤrs und das Ohrenſauſen; badet man aber in dieſem Waſſer/ ſo iſt es gut fuͤr das neulich angekommene Po- dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch den feuchten durch das Podagra geſchwaͤchten Glei- chen/ auch den boͤſen um ſich freſſenden Geſchweren/ Rothlauff/ Krebſen und dergleichen Schaͤden. Es ſollen aber die Choleriſchen/ Magern/ Kinder/ Juͤng- ling/ und ſchwangere Frauen davon ſich enthalten/ es ſey dann/ daß ſie nahe bey der Geburt ſind/ denn es be- foͤrdert ſolche. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/476>, abgerufen am 24.04.2024.