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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch] Jahr daure/ sey auch besser/ wann er ungeschählt also ein-
gelegt werde.

Der andere Theil der Röhren gehet auswärts in
den Flut- oder Ablaß-Graben/ welches heraussen auf etli-
che Schritt mit breiten Steinen kan gepflastert werden/
damit/ wann man das Wasser will ablassen/ selbiges
vor der Rinnen keine Löcher und Gruben kan ausstos-
sen.

Die Ablaß-Rinnen muß tieff eingestossen und mit
Laim starck und wol/ unten/ oben/ auch auf beeden Sei-
ten streng verwahret werden/ damit das Teichwasser
nicht ausserhalb neben der Rinnen möge durchfressen;
wie dann das Wasser leichtlich einen Ausgang suchet
und findet. Das Zapffenloch oben auf der Rinnen
muß dem andern Teich-Grund gleich/ und etwa um ein
oder zwey Zoll tieffer liegen/ damit das Wasser desto
besser möge ausfliessen. Es soll etwan eine Klaffter lang
oder mehr von dem Damm in den Teich reichen/ daß wann
der Zapffen fürgeschlagen wird/ niemand so leichtlich zu
den Zapffen kommen/ und also durch Fürwitz und Muth-
willen/ mit Bewegung oder gar Aufziehung des Zapf-
fens keinen Schaden thun möge.

Dieser Zapffen muß auch von aussen herum mit ei-
nem Gerüst oder Chor von Holtz/ der allenthalben mit
eng beysamm eingemachten Sprüsseln/ wie ein Gätter
verschlagen ist/ verwahret seyn; wo grosse Teiche sind/
wird gar auf diesen Chor ein kleines höltzernes mit La-
den verschlagenes Cabinet oder Häuslein aufgesetzt/ das
[Spaltenumbruch] man von aussen verschliessen und den Boden mit Bret-
tern also belegen kan/ daß man sie/ wann man will/ auf-
heben/ und zu dem Zapffen (der mitten drinnen stehet) se-
hen und kommen kan; also wird bösen und unnützen Leu-
ten der Zutritt zu den Zapffen desto leichter verwehret/
auch soll man niemal/ man lasse den Teich ab/ aus
was Ursachen man wolle/ den Zapffen ziehen/ man habe
denn vorher die herumstehende Sprüssel besehen/ ob
keiner verruckt oder gar ausgestossen seye; weil sonst
viel Fisch dardurch mit der Flut austretten/ und also
verlohren seyn würden. Wo grosse Wasserreiche Tei-
che sind/ werden auch wol 2 oder mehr solche Ablässe ver-
fertigt/ damit das Wasser desto eher sich verlauffe/ und
man am Fischen nicht gar zu lang verhindert und aufge-
halten werde. Und wie nicht gut ist/ wann das Wasser
zu langsam verfliesset/ also ist auch nicht gut/ wann es
gar zu schnell und hastig ablauffet/ weil viel Fische also in
dem Schlamm stecken bleiben/ und wo man sie nicht fleis-
sig zusammen sucht/ im Maraß verzappeln und verderben
müssen; wann aber das Teichwasser fein sacht und ge-
mählich ihnen entgehet/ so haben die Fische Zeit/ der Flut
und dem Wasser nachzufolgen/ und da schon einer sich
etwas verspätete/ kan er sich doch dem noch annahenden
Wasser bald nachschnellen/ daß also nichts/ oder doch gar
wenig zurücke bleibet; etwan 10 oder 12 Schritt ausser-
halb des Ablasses in dem Graben mag man einen klei-
nen Zaun von Reisicht flechten/ damit wann etwas durch
den Ablaß von Fischen heraus dringe/ daselbst möge auf-
gehalten und gefunden werden.

Cap. XXIX.
Vom Theras oder Tarras.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der mit blossen Waasen inwendig besetz-
te Damm nicht genugsam ist/ dem Wasser in
die Länge zu widerstehen/ und die durch den stren-
gen Windes-Trieb angeschlagene Wellen und Fluten
die Erden nach und nach unterwaschen und eindringen;
also wird der Damm/ wo das Wasser am stärckesten
angetrieben wird/ mit starcken eichenen zimlich dicken
zwey oder drey Spannen-griffigen runden und unge-
schählten Pfälen/ die nach der Länge ohngefähr drey oder
vier Schritt voneinander entlegen sind/ versehen/ die
werden von unten an/ biß oben/ mit starcken felbernen o-
der weidenen Ruthen dicht und wol eingeflochten/ und
also der Waasen damit/ gleichsam als wie mit einer
Vormauer/ versichert/ und weil das eichene Holtz im
Wasser nicht leichtlich faulet/ die Weiden aber/ wann
sie in stäter Nässe verharren/ anfangen zu grünen und
auszuschlagen/ also wird der Tarras desto fester zusamm
verbunden/ und der Damm desto beständiger verwah-
ret.

Solches geschiehet beederseits um den Ablaß/ wo
der Teich am tieffesten/ und der Wasser-Fall am
stärckesten hingehet; Man kan auch zu dem Theras
[Spaltenumbruch] Erlen/ Buchen und Nußbaum brauchen/ AEsculus au-
tem, Salix & Betula nec in aere, nec in aquis dura-
biles,
das ist/ die großblätterichen Hag Eichen/ Felbern
und Bircken sind weder in der Lufft/ noch im Wasser
dauerhafftig. Wo grosse tieffe Teiche sind/ thut man am
besten/ wann man/ an statt des höltzernen Tarras, den
Damm inwendig mit grossen Steinen ausmauret/ die/
je besser und dichter sie mit Zeug/ oder gar mit Wasser-
Kütte zusammen verbunden sind/ je mehr sie sich gleich-
sam verewigen/ und auf unausdenckliche Jahre dau-
ren/ und also fortan den Kinds-Kindern und Uhr-En-
kelein dienen können/ sonderlich wo man Gelegenheit
und Steinbrüche von harten Steinen haben kan; denn
wiewol es etwas mehr kostet/ so ist es doch besser/ als
wann man so offt nachflicken/ und immerdar etwas
bessern muß/ so doch manchesmal wenig hilfft. Jst also
das Welsche Sprichwort wahr: Chi troppo spende,
manco spende,
Offt der theuer einkaufft/ kaufft wolfei-
ler/ als der wolfeil kaufft; weil besser/ etwas mehr an
etwas langwühriges und beständiges/ als weniger an
ein Ding/ das wenig nützlich und nicht wehrhafft ist/ wen-
den und anlegen.

Cap.
O o o

Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch] Jahr daure/ ſey auch beſſer/ wann er ungeſchaͤhlt alſo ein-
gelegt werde.

Der andere Theil der Roͤhren gehet auswaͤrts in
den Flut- oder Ablaß-Graben/ welches herauſſen auf etli-
che Schritt mit breiten Steinen kan gepflaſtert werden/
damit/ wann man das Waſſer will ablaſſen/ ſelbiges
vor der Rinnen keine Loͤcher und Gruben kan ausſtoſ-
ſen.

Die Ablaß-Rinnen muß tieff eingeſtoſſen und mit
Laim ſtarck und wol/ unten/ oben/ auch auf beeden Sei-
ten ſtreng verwahret werden/ damit das Teichwaſſer
nicht auſſerhalb neben der Rinnen moͤge durchfreſſen;
wie dann das Waſſer leichtlich einen Ausgang ſuchet
und findet. Das Zapffenloch oben auf der Rinnen
muß dem andern Teich-Grund gleich/ und etwa um ein
oder zwey Zoll tieffer liegen/ damit das Waſſer deſto
beſſer moͤge ausflieſſen. Es ſoll etwan eine Klaffter lang
oder mehr von dem Dam̃ in den Teich reichen/ daß wañ
der Zapffen fuͤrgeſchlagen wird/ niemand ſo leichtlich zu
den Zapffen kom̃en/ und alſo durch Fuͤrwitz und Muth-
willen/ mit Bewegung oder gar Aufziehung des Zapf-
fens keinen Schaden thun moͤge.

Dieſer Zapffen muß auch von auſſen herum mit ei-
nem Geruͤſt oder Chor von Holtz/ der allenthalben mit
eng beyſam̃ eingemachten Spruͤſſeln/ wie ein Gaͤtter
verſchlagen iſt/ verwahret ſeyn; wo groſſe Teiche ſind/
wird gar auf dieſen Chor ein kleines hoͤltzernes mit La-
den verſchlagenes Cabinet oder Haͤuslein aufgeſetzt/ das
[Spaltenumbruch] man von auſſen verſchlieſſen und den Boden mit Bret-
tern alſo belegen kan/ daß man ſie/ wann man will/ auf-
heben/ und zu dem Zapffen (der mitten driñen ſtehet) ſe-
hen und kommen kan; alſo wird boͤſen und unnuͤtzen Leu-
ten der Zutritt zu den Zapffen deſto leichter verwehret/
auch ſoll man niemal/ man laſſe den Teich ab/ aus
was Urſachen man wolle/ den Zapffen ziehen/ man habe
denn vorher die herumſtehende Spruͤſſel beſehen/ ob
keiner verruckt oder gar ausgeſtoſſen ſeye; weil ſonſt
viel Fiſch dardurch mit der Flut austretten/ und alſo
verlohren ſeyn wuͤrden. Wo groſſe Waſſerreiche Tei-
che ſind/ werden auch wol 2 oder mehr ſolche Ablaͤſſe ver-
fertigt/ damit das Waſſer deſto eher ſich verlauffe/ und
man am Fiſchen nicht gar zu lang verhindert und aufge-
halten werde. Und wie nicht gut iſt/ wann das Waſſer
zu langſam verflieſſet/ alſo iſt auch nicht gut/ wann es
gar zu ſchnell und haſtig ablauffet/ weil viel Fiſche alſo in
dem Schlamm ſtecken bleiben/ und wo man ſie nicht fleiſ-
ſig zuſammen ſucht/ im Maraß verzappeln und verderben
muͤſſen; wann aber das Teichwaſſer fein ſacht und ge-
maͤhlich ihnen entgehet/ ſo haben die Fiſche Zeit/ der Flut
und dem Waſſer nachzufolgen/ und da ſchon einer ſich
etwas verſpaͤtete/ kan er ſich doch dem noch annahenden
Waſſer bald nachſchnellen/ daß alſo nichts/ oder doch gar
wenig zuruͤcke bleibet; etwan 10 oder 12 Schritt auſſer-
halb des Ablaſſes in dem Graben mag man einen klei-
nen Zaun von Reiſicht flechten/ damit wann etwas durch
den Ablaß von Fiſchen heraus dringe/ daſelbſt moͤge auf-
gehalten und gefunden werden.

Cap. XXIX.
Vom Theras oder Tarras.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der mit bloſſen Waaſen inwendig beſetz-
te Damm nicht genugſam iſt/ dem Waſſer in
die Laͤnge zu widerſtehen/ und die durch den ſtren-
gen Windes-Trieb angeſchlagene Wellen und Fluten
die Erden nach und nach unterwaſchen und eindringen;
alſo wird der Damm/ wo das Waſſer am ſtaͤrckeſten
angetrieben wird/ mit ſtarcken eichenen zimlich dicken
zwey oder drey Spannen-griffigen runden und unge-
ſchaͤhlten Pfaͤlen/ die nach der Laͤnge ohngefaͤhr drey oder
vier Schritt voneinander entlegen ſind/ verſehen/ die
werden von unten an/ biß oben/ mit ſtarcken felbernen o-
der weidenen Ruthen dicht und wol eingeflochten/ und
alſo der Waaſen damit/ gleichſam als wie mit einer
Vormauer/ verſichert/ und weil das eichene Holtz im
Waſſer nicht leichtlich faulet/ die Weiden aber/ wann
ſie in ſtaͤter Naͤſſe verharren/ anfangen zu gruͤnen und
auszuſchlagen/ alſo wird der Tarras deſto feſter zuſamm
verbunden/ und der Damm deſto beſtaͤndiger verwah-
ret.

Solches geſchiehet beederſeits um den Ablaß/ wo
der Teich am tieffeſten/ und der Waſſer-Fall am
ſtaͤrckeſten hingehet; Man kan auch zu dem Theras
[Spaltenumbruch] Erlen/ Buchen und Nußbaum brauchen/ Æſculus au-
tem, Salix & Betula nec in aëre, nec in aquis dura-
biles,
das iſt/ die großblaͤtterichen Hag Eichen/ Felbern
und Bircken ſind weder in der Lufft/ noch im Waſſer
dauerhafftig. Wo groſſe tieffe Teiche ſind/ thut man am
beſten/ wann man/ an ſtatt des hoͤltzernen Tarras, den
Damm inwendig mit groſſen Steinen ausmauret/ die/
je beſſer und dichter ſie mit Zeug/ oder gar mit Waſſer-
Kuͤtte zuſammen verbunden ſind/ je mehr ſie ſich gleich-
ſam verewigen/ und auf unausdenckliche Jahre dau-
ren/ und alſo fortan den Kinds-Kindern und Uhr-En-
kelein dienen koͤnnen/ ſonderlich wo man Gelegenheit
und Steinbruͤche von harten Steinen haben kan; denn
wiewol es etwas mehr koſtet/ ſo iſt es doch beſſer/ als
wann man ſo offt nachflicken/ und immerdar etwas
beſſern muß/ ſo doch manchesmal wenig hilfft. Jſt alſo
das Welſche Sprichwort wahr: Chi troppo ſpende,
manco ſpende,
Offt der theuer einkaufft/ kaufft wolfei-
ler/ als der wolfeil kaufft; weil beſſer/ etwas mehr an
etwas langwuͤhriges und beſtaͤndiges/ als weniger an
ein Ding/ das wenig nuͤtzlich und nicht wehrhafft iſt/ wen-
den und anlegen.

Cap.
O o o
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[473/0491] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Jahr daure/ ſey auch beſſer/ wann er ungeſchaͤhlt alſo ein- gelegt werde. Der andere Theil der Roͤhren gehet auswaͤrts in den Flut- oder Ablaß-Graben/ welches herauſſen auf etli- che Schritt mit breiten Steinen kan gepflaſtert werden/ damit/ wann man das Waſſer will ablaſſen/ ſelbiges vor der Rinnen keine Loͤcher und Gruben kan ausſtoſ- ſen. Die Ablaß-Rinnen muß tieff eingeſtoſſen und mit Laim ſtarck und wol/ unten/ oben/ auch auf beeden Sei- ten ſtreng verwahret werden/ damit das Teichwaſſer nicht auſſerhalb neben der Rinnen moͤge durchfreſſen; wie dann das Waſſer leichtlich einen Ausgang ſuchet und findet. Das Zapffenloch oben auf der Rinnen muß dem andern Teich-Grund gleich/ und etwa um ein oder zwey Zoll tieffer liegen/ damit das Waſſer deſto beſſer moͤge ausflieſſen. Es ſoll etwan eine Klaffter lang oder mehr von dem Dam̃ in den Teich reichen/ daß wañ der Zapffen fuͤrgeſchlagen wird/ niemand ſo leichtlich zu den Zapffen kom̃en/ und alſo durch Fuͤrwitz und Muth- willen/ mit Bewegung oder gar Aufziehung des Zapf- fens keinen Schaden thun moͤge. Dieſer Zapffen muß auch von auſſen herum mit ei- nem Geruͤſt oder Chor von Holtz/ der allenthalben mit eng beyſam̃ eingemachten Spruͤſſeln/ wie ein Gaͤtter verſchlagen iſt/ verwahret ſeyn; wo groſſe Teiche ſind/ wird gar auf dieſen Chor ein kleines hoͤltzernes mit La- den verſchlagenes Cabinet oder Haͤuslein aufgeſetzt/ das man von auſſen verſchlieſſen und den Boden mit Bret- tern alſo belegen kan/ daß man ſie/ wann man will/ auf- heben/ und zu dem Zapffen (der mitten driñen ſtehet) ſe- hen und kommen kan; alſo wird boͤſen und unnuͤtzen Leu- ten der Zutritt zu den Zapffen deſto leichter verwehret/ auch ſoll man niemal/ man laſſe den Teich ab/ aus was Urſachen man wolle/ den Zapffen ziehen/ man habe denn vorher die herumſtehende Spruͤſſel beſehen/ ob keiner verruckt oder gar ausgeſtoſſen ſeye; weil ſonſt viel Fiſch dardurch mit der Flut austretten/ und alſo verlohren ſeyn wuͤrden. Wo groſſe Waſſerreiche Tei- che ſind/ werden auch wol 2 oder mehr ſolche Ablaͤſſe ver- fertigt/ damit das Waſſer deſto eher ſich verlauffe/ und man am Fiſchen nicht gar zu lang verhindert und aufge- halten werde. Und wie nicht gut iſt/ wann das Waſſer zu langſam verflieſſet/ alſo iſt auch nicht gut/ wann es gar zu ſchnell und haſtig ablauffet/ weil viel Fiſche alſo in dem Schlamm ſtecken bleiben/ und wo man ſie nicht fleiſ- ſig zuſammen ſucht/ im Maraß verzappeln und verderben muͤſſen; wann aber das Teichwaſſer fein ſacht und ge- maͤhlich ihnen entgehet/ ſo haben die Fiſche Zeit/ der Flut und dem Waſſer nachzufolgen/ und da ſchon einer ſich etwas verſpaͤtete/ kan er ſich doch dem noch annahenden Waſſer bald nachſchnellen/ daß alſo nichts/ oder doch gar wenig zuruͤcke bleibet; etwan 10 oder 12 Schritt auſſer- halb des Ablaſſes in dem Graben mag man einen klei- nen Zaun von Reiſicht flechten/ damit wann etwas durch den Ablaß von Fiſchen heraus dringe/ daſelbſt moͤge auf- gehalten und gefunden werden. Cap. XXIX. Vom Theras oder Tarras. DJeweil der mit bloſſen Waaſen inwendig beſetz- te Damm nicht genugſam iſt/ dem Waſſer in die Laͤnge zu widerſtehen/ und die durch den ſtren- gen Windes-Trieb angeſchlagene Wellen und Fluten die Erden nach und nach unterwaſchen und eindringen; alſo wird der Damm/ wo das Waſſer am ſtaͤrckeſten angetrieben wird/ mit ſtarcken eichenen zimlich dicken zwey oder drey Spannen-griffigen runden und unge- ſchaͤhlten Pfaͤlen/ die nach der Laͤnge ohngefaͤhr drey oder vier Schritt voneinander entlegen ſind/ verſehen/ die werden von unten an/ biß oben/ mit ſtarcken felbernen o- der weidenen Ruthen dicht und wol eingeflochten/ und alſo der Waaſen damit/ gleichſam als wie mit einer Vormauer/ verſichert/ und weil das eichene Holtz im Waſſer nicht leichtlich faulet/ die Weiden aber/ wann ſie in ſtaͤter Naͤſſe verharren/ anfangen zu gruͤnen und auszuſchlagen/ alſo wird der Tarras deſto feſter zuſamm verbunden/ und der Damm deſto beſtaͤndiger verwah- ret. Solches geſchiehet beederſeits um den Ablaß/ wo der Teich am tieffeſten/ und der Waſſer-Fall am ſtaͤrckeſten hingehet; Man kan auch zu dem Theras Erlen/ Buchen und Nußbaum brauchen/ Æſculus au- tem, Salix & Betula nec in aëre, nec in aquis dura- biles, das iſt/ die großblaͤtterichen Hag Eichen/ Felbern und Bircken ſind weder in der Lufft/ noch im Waſſer dauerhafftig. Wo groſſe tieffe Teiche ſind/ thut man am beſten/ wann man/ an ſtatt des hoͤltzernen Tarras, den Damm inwendig mit groſſen Steinen ausmauret/ die/ je beſſer und dichter ſie mit Zeug/ oder gar mit Waſſer- Kuͤtte zuſammen verbunden ſind/ je mehr ſie ſich gleich- ſam verewigen/ und auf unausdenckliche Jahre dau- ren/ und alſo fortan den Kinds-Kindern und Uhr-En- kelein dienen koͤnnen/ ſonderlich wo man Gelegenheit und Steinbruͤche von harten Steinen haben kan; denn wiewol es etwas mehr koſtet/ ſo iſt es doch beſſer/ als wann man ſo offt nachflicken/ und immerdar etwas beſſern muß/ ſo doch manchesmal wenig hilfft. Jſt alſo das Welſche Sprichwort wahr: Chi troppo ſpende, manco ſpende, Offt der theuer einkaufft/ kaufft wolfei- ler/ als der wolfeil kaufft; weil beſſer/ etwas mehr an etwas langwuͤhriges und beſtaͤndiges/ als weniger an ein Ding/ das wenig nuͤtzlich und nicht wehrhafft iſt/ wen- den und anlegen. Cap. ❁ O o o

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/491>, abgerufen am 28.03.2024.